Metamorphose einer Phonic-Snare

  • Das Furnieren einer Snare hat mir keine Ruhe gelassen, seit ich gesehen habe, was der Kollege brazzo vor einiger Zeit gezaubert hat. Vor mehreren Wochen hatte ich dann einen alten Sonor-Eimer erstanden (Stempel 301, also Januar 1983), eine Phonic D518 (14" x 8"), mir zu tief, mit ziemlich abgewichster Folie, aber ideales Objekt für eine anständige Erneuerung. Nach intensivem Austausch mit brazzo und einem befreundeten Schreiner habe ich mich dann daran versucht. Ich wollte hier noch ein paar Schritte weiter, also Birkenfurnier effektvoll einfärben und auf seidenmatten Glanz bringen, sodass die Snare einen fast schwarzen Charakter hat, jedoch die Maserungen sichtbar sind. Jetzt ist eine Sonor Phonic D516 (14" x 6,5") daraus geworden - et voilà, hier ist das Ergebnis.


    Ich zeige euch die jeweiligen Arbeitsschritte und das Ergebnis mit Anmerkungen. Viel Spaß ...


    1. Ausgangslage



    Zustand der erworbenen Snare Phonic D518 mit Folie, ursprünglich in Celluloid Weiß. Beschlagteile und Folie entfernt und mir einen Wolf geschliffen, weil der Kleber schön fein auf dem Kessel verteilt war.


    2. Gekürzter Kessel



    Ganze Arbeit von ST-drums. Gekürzter Kessel auf 6,5", perfekte 45°-Gratung und ausgefrästes Snarebed. Das Versetzen und Ausfüllen der Bohrungen für Strainer und Butt End habe ich selbst vorgenommen, die musste ich etwas nach oben anheben.


    3. Materialien



    Ganz wichtig: Wasserfester Leim (D3) wg. der Beize, sonst kann sich das Furnier wieder lösen. Dazu schwarze Holzbeize und Osmo Dekorwachs, das würde ich nicht mehr nehmen und bin während der Arbeiten auf Hartwachsöl umgeschwenkt, ohne Kollateralschäden übrigens.


    4. Aufbringen des Furniers






    Passende Stücke auswählen zuschneiden, Furnier und Kessel einleimen, Kaffee trinken. Maserung selbstredend in Längsrichtung (hier spricht Sonor!). Aufbügeln mit Tuch (Furnierschutz) was das Zeugs hält, trocknen, spannen - und fertig. Nächstes Stück anbringen. Vergleichsweise eine leichte Sache, wenn man mit der nötigen Vorsicht arbeitet. Den Überstand habe ich brav nach brazzos Vorgabe abgeschliffen, erst mit 100er-, dann 240er-, zum Schluss mit 320er-Korn. Für die Tiefe habe ich jedoch gleich das exakte Folienmaß übernommen, damit es im Nachgang keine Probleme mit der Fellauflage gibt.


    5. Beiz- und Ölarbeiten



    Erster Beizvorgang



    Zweiter Beizvorgang ist notwendig, damit das Furnier in der Tiefe gut getränkt wird. Ich habe insgesamt dreimal gebeizt.



    Wichtig ist, auf einem Probestück zuvor die Wirkungen von Beizen und Ölen zu testen, damit es keine unliebsamen Überraschungen gibt.



    Hier das Ergebnis des Osmo Dekorwachses: Eingepinselt und getrocknet. Wirkung katastrophal.



    Den ganzen Scheiß wieder abgeschliffen. Hatte aber ein geniales Ergebnis zur Folge. Die Maserung wurde erstmals sichtbar, wie ich mir das gewünscht hatte. Der Porenverschluss des Furniers war deutlich, die Oberfläche aber immer noch nicht glatt. Ich habe mit 240er- und dann nur noch mit 320er-Korn von Hand solange geschliffen, bis ich ein für mich akzeptables Bild der Maserung hatte. Das geht nicht mit Maschine, sondern nur mit Schleifblock und Augenmaß. Der Aufwand war gewaltig. Man muss echt vorsichtig sein: schleife ich hier zu viel ab, dort zu wenig? Da die Maserung bei Birke mal lebhaft, mal ruhig ist, ergeben sich immer wieder unterschiedliche Schleifergebnisse.



    Und dann Hartwachsöl mit selbst gebasteltem Ballen ganz fein aufgebracht. Hätte ich doch gleich auf brazzo gehört! Trocknen, abschleifen. Nach dem Abschleifen habe ich die Oberfläche mit einer Messingdrahtbürste ziemlich bearbeitet, dadurch wurde sie immer glatter. Diesen Vorgang habe ich insgesamt dreimal durchgeführt. Mit jedem Mal wurde die Anfeuerung (also das Hervortreten der Maserung) etwas besser, das Furnier hat sich durch das Öl gesättigt. Dann habe ich das Hartwachsöl mit feiner Stahlwolle vorsichtig in Maserungsrichtung gebürstet oder poliert. Ich weiß, daran scheiden sich die Geister. Aber ich wollte es so, die Oberfläche war zum Schluss glatt wie ein Affenarsch. Das fühlt man mit den Fingerspitzen. :). Danach noch leichte Entgratungs- und Schleifarbeiten, um überschüssigen Leim und Beize wegzubekommen. Anschließend das Badge anbringen, dann die Bohrlöcher öffnen und die aufbereiteten Böckchen wieder mit Schaumstoff versehen und anschrauben. Strainer und Butt End an ihre neue Position bringen. Felle drauf, stimmen, Teppich anbringen - und fertig.



    Fertiger Kessel mit leichtem Glanz



    Nahaufnahme des angefeuerten Birkenfurniers in seidenmatt


    6. Ergebnis







    Snare im Novemberlicht


    Die Spannreifen waren dabei, neu hinzu kamen die Felle, ein Stahlteppich (18 Spiralen) und zwanzig neue Schlitzschrauben, weil die alten Schrauben zu lang waren, der Verkäufer hat mit die auch vom Kaufpreis abgezogen. Mit viel Stahlwolle bearbeitet glänzt die Hardware wieder wie neu.


    So, das Ding ist also fertig, ich auch. 9-lagige Buche klingt schön tief und passt an jedes Set.

    5 Mal editiert, zuletzt von Katschi ()

  • Hi,
    das ist ja nur geil, bin total begeistert.
    Ich wollte mich demnächst auch mal an einer schwarzen Beize versuchen.
    Also erst schwarz zum Hervorheben der Maserung, dann fast alles runterschleifen und dann nochmal mit grüner Beize.
    Ich würde dich dann eventuell nochmal um deinen Rat fragen.
    Nochmals allergrößten Respekt und deine Bilder sind auch richtig toll, klasse dokumentiert.
    Gruß
    Bruzzi

    Der höchste Lohn für unsere Bemühungen ist nicht das, was wir dafür bekommen, sondern das, was wir dadurch werden.

  • Die Snare sieht wirklich super aus. Nach den einzelnen Zwischenschritten hätte ich das nicht gedacht. Sehr schön.


    Aber hat das den Affen nicht gestört? ;)

    die Oberfläche war zum Schluss glatt wie ein Affenarsch. Das fühlt man mit den Fingerspitzen.

    "Just beat the devil out of it." - Bob Ross

  • Super!
    Für mich besonders interessant, da ich mit genau der selben Snare Ähnliches vorhabe. Habe die nikotingelbe Folie schon runter.
    Zur Zeit schleife ich den Kessel, da dieser lackiert werden soll. Welches Airvent hast du denn genommen?
    Welche Gratung hast du, hinsichtlich Winkel/Original-Gratung machen lassen?


    Gruss
    Micha

  • Vielen Dank und nur zu, wenn ihr Ähnliches vorhabt. Das Airvent habe ich bei STdrums besorgt, die Artikelnummer dort ist: EYELETSN12, Kopf ist 13 mm außen, die Stärke ist 10 x 0,5 x 12 mm. Passt exakt. Phonics haben immer einen 45°-Schliff, das habe ich natürlich so beibehalten, damit es im Kessel der Sonor D516 entspricht. Die Seite http://www.woodworker.de ist auch sehr hilfreich, weil dort u. a. richtige Cracks dabei sind, die sehr gut Bescheid wissen und Themen wie Furnier sehr gut diskutieren - also so wie hier im DF :D . Da kriegst du schnell ein Gespür dafür, was verarbeitungstechnisch zu beachten ist.

  • Hi Katschi,


    eine supergeile Sache, die du da gezaubert hast! An Beize habe ich mich noch nie getraut. Das macht richtig Bock, wieder was zu basteln. Ich freue mich, dass letztendlich alles so super geklappt hat und ich vielleicht ein wenig zum Ergebnis beitragen durfte.


    Die Snare würde auch als SQ2 einen schlanken Fuß machen - mich begeistert vor allem die fast schon bunte Maserung. Aber das mit der Messingdrahtbürste musst du mir nochmal erklären, damit mache ich immer meinen Grillrost sauber, aber an Furnier?


    Chapeau!


    Gruß,
    Stefan

  • Schönes Ergebnis :thumbup: ,zu Osmo Dekorwachs,es lassen sich äußerst schöne Oberflächen erzielen.Wichtig ist nach dem Auftragen,nach einigen Minuten mit einem Lappen abreiben und Überstände wegnehmen.Beim zweiten Auftrag kann es seiden matt poliert werden oder auch mit feiner Stahlwolle mattiert werden.

    Gruß Stefan

  • Ja, vielleicht hätte ich mit einem Lappen abreiben sollen. Aber der Auftrag war gar nicht so stark, gab noch nicht mal 'ne Rotznase. Ich habe jetzt ja noch genügend übrig, um damit noch ein paar Versuche zu starten.


    brazzo: Das mit der Messingbürste konnte ich erst auch nicht glauben, habe es aber beim Recherchieren des woodworker-Forums als wohl gängige Praxis lesen können, Furniere richtig glatt zu kriegen. Man darf nur keine Eisendrahtbürste nehmen, das muss Messing sein. Und da ich ja noch genügend Birkenfurnier über hatte, hab' ich's halt gleich ausprobiert. Volle Kante im rechten Winkel drüber, da reißt nichts, das Furnier wird spürbar glatt.

  • FETT!


    Bei den ganzen DIY-Projekten krieg ich langsam richtig Bock, auch mal was zu versuchen...
    Hab mir dafür ne alte Bassdrum besorgt. Mal shen, ob ich daraus ne gong-bass gebaut kriege...

  • Das passt ja, ich komme gerade aus dem Proberaum und konnte sie ausgiebig testen. Ich habe sie unterschiedlich gestimmt, um rauszubekommen, wo sie klanglich ihr Optimum entfaltet. Du fühlst dich beim Anspielen sofort in die 80er versetzt. Am Rand mit einem Dämmring versehen, kommt ein richtig satter Klang ohne Obertöne, deutlicher Attack, den man ohne viel Kraft erreicht. Macht richtig Spaß, die Schläge fellmittig zu setzen. Ohne Dämpfung hat man eine ganz andere Dynamik, einen vibrierenden, offenen Sound mit leicht dunklen Obertönen. Ich hatte bis vor Kurzem eine SQ2 in 14 x 6 Buche heavy, die kam nicht annähernd an dieses Klangvolumen ran, obwohl ja 0,5 Zoll Differenz sich hörbar unterscheiden. Diesen typischen Sonor-Sound, den man eben aus dieser Ära kennt, den scheint man mit den heutigen Kesseln irgendwie nicht mehr hinzugekommen. Ich frage mich oft, woran das liegen könnte. Vielleicht kann mir das jemand mal erklären. Klingen die Kessel einfach besser, je älter die werden? Diese gekürzte Snare klingt nicht so extrem fett wie die 8"-Eimer, das war der Grund, warum ich sie habe kürzen lassen und ich bin sehr zufrieden damit. Selbst Besenarbeit geht sehr gut damit, okay, ist auch ein Fiberskyn drauf. Ich habe die Snare zusammen mit meinem Sonor Champion getestet, klangmäßig eine absolut runde Sache. Hebt sich wohltuend vom Maple-Einheitssound ab.

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