5-6 jährigen zum Schlagzeug spielen kriegen?

  • Ich finde es wahnsinnig schwierig, konkrete Tipps zu geben.


    Einen Anfänger, wie es ein 5-6-jähriger ist, würde ich allerdings nicht unbedingt zu einem "reinen" Trommellehrer schicken, da ich Musik eher ganzheitlich sehe.


    Als ich 1969 anfing zu trommeln, war ich schon 19 Jahre alt, hatte aber das Glück, davor (ca. 5 Jahre lang) in einer Umgebung zu leben, wo in einem Musik-Schuppen viel Live-Musik gespielt wurde. Da konnte ich unzählige Bands sehen und hören, sowohl örtliche als auch internationale. Auch was die musikalische Bandbreite anging, also von der gerade beginnenden Beat-Ära bis hin zu modern Jazz wurde alles geboten, was im Nachhinein mein Glück war.


    Ich "lernte" den Unterschied zwischen einfachen Rhythmen, die ich schnell kapierte und den ausgefeilten Grooves eines u.a. Pete York, die ich förmlich aufsaugte. Da es in Bremen in den 60er-Jahren eine lebendige Jazz-Szene gab, konnte ich unfassbar viel lernen, wenn auch "nur" theoretisch.


    Das wichtigste, was ich damals gelernt habe ist, dass trommeln das Eine ist, musikalisches trommeln etwas Anderes...., eben Musik als Ganzes zu empfinden.


    Darum, und jetzt komme ich zu dem Eigentlichen, würde ich einen Anfänger (egal, welches Instrument) heute zu einer Musikschule/Musikverein/Blaskapelle etc. raten. Dort kommt man sowohl mit verschiedenster Musik (und anderen Mitschülern) in Kontakt und bekommt ein Gespür für das große Ganze und lernt "nebenbei" auf einer ganz anderen Ebene soziales Miteinander.


    Was mich übrigens zu diesen Zeilen animiert hat, ist dieser Thread: Drummer at the right gig.
    So zu trommeln, lernt man nicht im stillen Kämmerlein, sondern nur mit guten Leuten an Deiner Seite, die einen fordern und annehmen können.


    .

    Schöne Grüße - Rainer K. aus B. an der W.

  • @ Rumba: ich kann doch selber nix Gescheites…


    @ HOHK: besser kann man es eigentlich nicht mehr beschreiben!!


    Ich nehmen Meinen auch wenn möglich zu allen Veranstaltungen egal ob ich selbst spiele, die VA organisiere oder in meiner Eigenschaft als Foto-/Videograf mit. Allerdings macht Ihn dieser extrem breitgefächerte Musikgeschmack in seinem Freundeskreis bzw. seiner Klasse so ein bisschen zum Sonderling. Da ihm das aber nix auszumachen scheint (im Gegenteil ich glaube er geniest diese "Sonderstellung" inzwischen sehr) werde ich das beibehalten.


    Mit'm Pete konnte ich auch schon ein Treffen arrangieren, die zwei hatten viel Spaß (super Typ der Pete York) und ich musste mir 3 Wochen lang "baba baba bam bumm" (Gimme Some Lovin') im Büro anhören (Leos Drumset steht direkt 'nen Stock tiefer) :wacko:

  • Hi HOHK,

    Das wichtigste, was ich damals gelernt habe ist, dass trommeln das Eine ist, musikalisches trommeln etwas Anderes...., eben Musik als Ganzes zu empfinden.

    ganz wichtiger Punkt! Ich durfte mit 6 in die Musikschule (allg. Musikunterricht, ein bisschen Orff) und später hab ich Klavier gespielt. Bin erst sehr, sehr spät zum Schlagzeug gekommen. Heute profitiere ich enorm von meiner Vorbildung: Ich weiß, welche Sorgen die Harmonie- und Melodiemenschen haben und kann mich (ganz wichtig) ihnen in den passenden Worten und Begriffen verständlich machen. Klingt ja eigentlich banal (sprechen wir nicht alle Deutsch?), aber hin und wieder gibt's dann eben doch die aberwitzigsten Missverständnisse. Das ist das eine.


    Das andere hast Du ja bereits angesprochen: Auch im eigenen musikalischen Ausdruck passiert ungeheuer viel, wenn der Horizont über die bloße Rhythmik hinausgeht. (Genau so, wie bei den Musikerkollegen, wenn die sich mal richtig intensiv in Rhythmik hineinknien.)


    Also ein ganz dickes +1 für Deine Anregung,
    Hajo K

  • Oh mann, ich stolpere immer wieder über den Threadtitel und bin versucht zu sagen: Wenn er nicht will, dann lass ihn doch. :D


    Gemeint ist aber ja das Gegenteil, deshalb nochmal Daumen hoch, dass du deinen Neffen dabei unterstützen willst.


    Eigentlich habe ich gerade eine sehr ähnliche Situation: Mein Neffe (5 Jahre) spielt unheimlich gerne auf meinem Schlagzeug. In einer Musikschule ist er schon seit Längerem. das macht ihm aber keinen Spaß mehr, weil das alterstechnisch eine sehr gemischte Gruppe ist und sie, sobald neue Kleinkinder dazu kommen, quasi wieder von vorne anfangen. Deshalb war die Frage, ob er nicht zu reinem Schlagzeugunterricht wechseln sollte. Die, wie ich finde, beste Lösung war es, dass er jetzt an einer Art musikalischer Früherziehung teilnimmt (Singen, Blockflöte, "Musiktheorie") und danach in 1 oder 2 Jahren immer noch Schlagzeug lernen kann.
    Ich denke, dass ihn das etwas "breiter aufstellt" und dass ihm das zu Gute kommt. Aber das Wichtigeste ist, dass er total begeistert von dem Kurs ist und uns stolz Lieder auf der Blockflöte vorspielt.


    Schlagzeugspielen kann er jederzeit bei mir, ich habe ihm gerade ein Set mit kleinen Größen zusammengebastelt, so dass er an alles drankommt. Wenn er dann mal nicht nur Dengeln sondern auch was lernen möchte, kann er mich fragen oder Unterricht nehmen. Obwohl er wirklich begeistert Schlagzeug spielt, fehlt ihm das jetzt überhaupt nicht.



    Zusammenfassung für deine Situation: Eine musikalische Ausbildung, in jeder Form, ist super. Das sollte man unbedingt unterstützen.
    Vielleicht ist für den Kleinen eine Musikschule das Richtige. Da wird, je nach Kurs, in Gruppen Musik gemacht, gesungen, geklopft, Glockenspiel oder Flöte gelernt.

    "Just beat the devil out of it." - Bob Ross

  • Rentabilität ist natürlich das A und O in der Kindererziehung...


    +1


    Jedes Kind ist anders.
    Ich beginne gerade meine Tochter selbst zu unterrichten.
    Sie wird vier. Von Schlagzeug ist noch gar nicht die Rede.


    Mein Ansatz ist "Lass uns gemeinsam Spass mit Musik haben."
    Was ich mir zunutze mache ist, dass sie sehr neugierig ist, und versucht viele Dinge nachzumachen.


    Wir haben im Moment eine intensive Phase des gemeinsamen Singens. Das ist hochinteressant, geht es doch darum ein Gefühl für das gemeinsame Musizieren zu bekommen. Tempo, Einsätze, Dynamik.
    Gerade versuche ich auch zu Zweistimmigkeit zu kommen. Das Ganze als mehr als die Summe seiner Einzelteile. Spannend für mich - meine Tochter ist begeistert. Wir klatschen dazu und nehmen das auf (zu Weihnachten gibts dann die "Best of" CD für Oma und Opa. Oma muss immer fast weinen, wegen der Niedlichkeit, sagt Opa.)
    Seit wir singen, ist ihre Art zu Musik zu tanzen viel ausdrucksstärker und differenzierter geworden.
    Überhaupt löst die Körperbewegung beim Singen viele Blockaden. Musik ist etwas körperliches - am Schlagzeug dann ja sowieso.


    Naja, und dann gehe ich beim Klatschen mal auf den Offbeat. Der schönste Moment ist immer wenn der Groschen fällt und der vermeintliche "Fehler" vom Papa als etwas Zusätzliches/ Erweiterndes begrifffen wird (analog der zweiten Stimme). Das vermittelt die Erfahrung "Ich muss einfach mein eigenes Ding weitermachen, darf mich nicht irritieren lassen - damit gemeinsam etwas neues entsteht." Diese Erfahrung geht weit übers "nur musikmachen" hinaus.
    Ganz oft am Ende ein strahlendes "Nochmal!!"


    Ja und dann zeig ich ihr, dass diese Strukturen auch verlassen werden können.
    Wir improvisieren mit der Sprache, dem Text, der Melodie, der Rhythmik. Dabei lernt man wo die Grenzen sind (und was passiert, wenn man sie überschreitet - und wie man zurückkommt.)
    Von aussen sieht das aus, wie ein grosser Ulk, aber sie saugt diese Sache auf wie ein Schwamm und ihre Entwicklung und ihr wachsendes Verständnis sind fast ein bisschen unheimlich.
    Man darf keinen Stress machen und man muss immer schauen, was als nächstes "Spass macht".
    Wir kommen gerade in den Bereich beim tanzen die Einzelgliedmassen gezielt zu bewegen. Also mit den Beinen, dem Po, den Ellebogen "klatschen" sozusagen.
    Auch hier wieder - der schnellste Fortschritt stellt sich ein, wenn man einfach ohne Erklärungen vormacht - die Wänster finden dann mit schlafwandlerischer Sicherheit allein weiter und zu eigenen Varianten. Und dann wird es richtig lustig. Tanz als Kommunikationsform.


    Und - ganz neu - weil der Papa, beim Essen immer mal auf den Tisch "trommelt" versucht sie das nachzumachen. Ein kleines Echo sozusagen. Und dann beginne ich leicht zu variieren. Dynamik, Rhythmik, mitsprechen, rappen, verschiedene Sounds ... .


    Im Moment denke ich, dass wir das erweitern werden - Alltagsgegenstände "betrommeln" - auf die Sounds hören, auszuprobieren was man aus aus den Sachen herausholen kann.
    Kleine, kurze Duette improvisieren. Den Takt mit dem Fuss halten. Klatschen, schnipsen, muhen, ... .
    Wenn wir dabei bleiben, werde ich Ihr irgendwann, wenn sie grösser ist, an eine Erfindung setzen auf der man enorm Spass haben kann, weil sie genau darauf ausgelegt ist zu klopfen, zu kratzen, zu klingeln, zu wummern, zu kloppen, zu scheppern, zu rascheln ...


    Und dann geht es vielleicht auch los in Richtung "Billy Jean" (mit Papa am Bass). Mal sehen. Vielleicht aber auch richtiger Gesangsunterricht. Oder Tanzunterricht.



    Ich finde zwei Sachen wichtig.
    1. Man muss mit Kindern arbeiten wo sie sind. Sie an Dinge heranführen. Ich brauche ein Kind nicht an ein Schlagzeug zu setzen, wenn es keinen Dunst hat, was es damit soll. Wenn es keinerlei Vorbildung und Vorgefühl hat. Dann wird ein bisschen rumgekloppt, aber das wird dann schnell langweilig. Kein Groove, kein Flow - kein Spass. Hat es aber eine Vorstellung und vor allem eigene Erfahrungen, was passieren kann, wenn man Gegenstände betrommelt, wird es superschnell merken, wie cool es ist an "darauf spezialisierten" Gegenständen (bass, hihat, snare) zu experimentieren. Gibt man dann einen "Anfangslink" dazu - kann die Reise losgehen.
    Also für mich ist es kein Wunder, dass das so selten funktioniert, wenn man (kleinere) Kinder ohne Vorkenntnisse an die Schiessbude setzt und dann anfängt mit 8teln, 16teln, Triolen.
    Es bleibt oft im mechanischen stecken. Und das macht einfach Kindern keinen Spass. Weil es auch niemals "klingt". Kinder sind Experten im Spielen. Und es heisst auch SPIELEN, Schlagzeug spielen! (Das wird mir dabei gerade auch selbst für mich mal wieder klar.)
    Es ist klar, dass ich vom Ansatz "erstmal Grundlagen auf der Snare" für Kinder gar nichts halte - das hat nur was von "fleissig sein" und wenig von "Spass haben".
    Mir hat es damals den Einstieg vermasselt, heute mach ich es freiwillig und weiss den meditativen Aspekt zu schätzen. Also alles zu seiner Zeit.


    2. Ich finde es, wie soll ich es sagen - bedenklich - dass so wenig Bereitschaft, Wille, Vermögen besteht, seinen eigenen Kindern SELBST etwas beizubringen.
    Es wird immer ausserhalb ein Lehrer oder Vermittler gesucht, der dann "gegen Geld dem Kind etwas beibringt". Und wenn das nicht klappt ist er schlecht, oder das Kind zu doof und dann muss man was anderes suchen. Ich mein, man kann ja auch zusammen lernen irgendwie. Es liegt doch auf der Hand, dass da was von den Eltern kommen muss. Singen und tanzen kann jeder. Entscheidend ist doch nicht, dass man ein Meister darin ist (das ist man sowieso nirgends nie), sondern dass man es tut. Dass man es mit seinen Kindern gemeinsam einfach tut. Kinder sind nicht kritisch - denen geht es nur darum gemeinsam Spass zu haben und auszuprobieren - lässt man sich darauf ein, kann man selbst irsinnig viel lernen und lachen. Ich habe den Eindruck, das fällt heute oft unter den Tisch, wegen "kann ich nicht", "keine Zeit", "keine Lust". Dabei macht das mehr Spass als Fernsehen, Computer und iPhone zusammen. Interessierte Eltern = interessierte Kinder - so einfach ist das. Glaube ich.

    Einmal editiert, zuletzt von aka ()

  • Sehr guter Beitrag!
    Besonders das mit dem spielerischen lernen ist im Kindesalter sehr wichtig und wirksam. Da kann man auch ohne Snaredrum ein Gefühl für Rhythmus und Musik allgemein entwickeln. (Das schließt natürlich nicht aus, dass das Kind trotzdem auch auf ein Schlagzeug hauen darf.)
    Auch Punkt zwei finde ich super: Auch wenn das überall Verlangte Höchstmaß an Leistung (oder tolle Youtube-Videos vom 3 jährigen Japaner, der Mozart schon besser spielt als sein 5jähriger Bruder) "verantwortungsvolle" Eltern geradezu dazu zwingt, ihre Sprösslinge bei einer Mischung aus Dave Weckl und einem Erziehungswissenschaftler in den Unterricht zu schicken, damit sie einmal die Besten sind (und nur das zählt!), so ist das Wertvollste für das Kind unterm Strich doch wohl eher die verbracht Zeit mit fürsorglichen Eltern, die einem Kleinkind z.B. im bereich Musik mehr als genug beibringen können (musikalische Eltern natürlich vorausgesetzt), damit das Kind ein gutes Fundament hat, um ein guter Musiker zu werden, wenn es das will.

  • Ich finde es, wie soll ich es sagen - bedenklich - dass so wenig Bereitschaft, Wille, Vermögen besteht, seinen eigenen Kindern SELBST etwas beizubringen.
    Es wird immer ausserhalb ein Lehrer oder Vermittler gesucht, der dann "gegen Geld dem Kind etwas beibringt". Und wenn das nicht klappt ist er schlecht, oder das Kind zu doof und dann muss man was anderes suchen. Ich mein, man kann ja auch zusammen lernen irgendwie. Es liegt doch auf der Hand, dass da was von den Eltern kommen muss. Singen und tanzen kann jeder. Entscheidend ist doch nicht, dass man ein Meister darin ist (das ist man sowieso nirgends nie), sondern dass man es tut. Dass man es mit seinen Kindern gemeinsam einfach tut. Kinder sind nicht kritisch - denen geht es nur darum gemeinsam Spass zu haben und auszuprobieren - lässt man sich darauf ein, kann man selbst irsinnig viel lernen und lachen. Ich habe den Eindruck, das fällt heute oft unter den Tisch, wegen "kann ich nicht", "keine Zeit", "keine Lust". Dabei macht das mehr Spass als Fernsehen, Computer und iPhone zusammen. Interessierte Eltern = interessierte Kinder - so einfach ist das. Glaube ich.


    Danke für den Post - ich würde sagen: Punktlandung :thumbup: !!!

  • Naja, ich kann da zwar nur aus meiner eigenen Erfahrung bzw. von anderen Musikern aus meinem Bekanntenkreis sprechen die mir meine Erfahrungen immer wieder bestätigen aber, den 2. Absatz von aka finde ich zwar nicht ganz verkehrt aber schon ein bisschen verpauschaliert. Das ging bei mir alles gut solange es um ein bisschen Trommeln und Spaß haben ging. Ich bringe mal ein paar Punkte in loser Reihenfolge an…


    - irgendwann wollte er von mir nix mehr lernen bzw.mir nicht mehr zuhören (ich glaub da kann mir so mancher Vater beipflichten :) ), sondern fand es viel cooler von jemanden anderem zu lernen und mir ganz stolz das erlernte zu zeigen


    - ausserdem ist die Gefahr dass ich ihn da durch meinen eigenen "Lehranspruch" überfordere wesentlich größer, als dass er mit einem Lehrer lernt, der das im Griff hat… der Daddy ist sowieso Vorbild ausserdem passiert es ganz leicht, das das Kind denkt er könnte, was der Vater verlangt nicht erfüllen.


    - das musizieren mit anderen Kids kann ich ebenfalls nicht ersetzen


    - egal ob Fußball, Musik oder Chinesisch lernen, alles sollte eine Regelmäßigkeit haben. Die kann ich z.b. als Selbständiger ihm nicht (immer) geben


    - auch das Argument, dass der Kurze unbedingt ein Genius werden muss, ist so nicht richtig und für mich eigentlich völlig nebensächlich. Mir geht's eher drum, dass er irgendwann merkt, dass wenn er irgendwas haben will das nur mit ner gewissen Anstrengung und Konsequenz zu erreichen ist


    - ich spiel lieber mit ihm Lego oder Fischer Technik und erkläre ihm wie z.B. ne Spindel funktioniert, geh mit ihm raus oder noch viel besser, seit er Notenschrift kann schreibt er immer irgendwelche wilden Sachen auf, die ich dann spielen muss und natürlich dabei verkacke :) dass macht richtig Spaß und hat Nutzen, zum einen weil er was gemacht hat, was Paps nicht spielen kann (so lernt er auch, dass scheitern dazugehört) zum anderen weil ich ihm bei diesem Spaß dann halt auch z.B. sagen kann in dem Takt fehlt ne Achtel oder dass ich mit der linken nicht das hihat und gleichzeitig das Tom bedienen kann :)


    - Wir machen oft gemeinsam seine Hausaufgaben. Da er nicht unbedingt dass ist, was wir früher als Streber bezeichnet haben, gibt's da naturgemäß ab und zu Knatsch. Die Schlagzeugtunde bei mir danach oder den Rest vom Abend kannste abhaken weil wir beide auf 180 drehen. Geht er nach so einer Hausaufgabensession in seinen Unterricht, zur Bläserklasse oder zum Tischtennis haben wir danach immer noch nen Spitzenabend obwohl 2 Stunden vorher auf Konfrontation waren…


    Da gäb's noch viele Argumente oder Beispiele, ich für meinen Teil finde die Konstellation mit nem externen Lehrer auf jeden Fall spitze, was nicht heissen soll, dass alles andere falsch wäre.

  • Jedes Kind ist anders.

    Allein das ist allgemeingültig. Und auch die Eltern sind verschieden.


    Ich finde es, wie soll ich es sagen - bedenklich - dass so wenig Bereitschaft, Wille, Vermögen besteht, seinen eigenen Kindern SELBST etwas beizubringen.

    Das beschreibt eine Situation, auf die nicht daraus zu schließen ist, dass jemand sein Kind eine Musikschule besuchen lässt.
    Toll, wie es bei euch läuft. Daraus zu schließen, andere müssten es genau so tun, fände ich genau so problematisch, wie die von dir aufgestellte Gesellschaftskritik (die ich zu passenderen Anlässen teile).

    -
    Gesendet von meinen Babyphone mit Papatalk

  • Hi Aka,


    danke für den ausführlichen und spannenden Beitrag! Deine Tochter ist zu beneiden - in jeder Hinsicht eine feine Lernsituation! Bei Dir im Text finden sich jede Menge spannend Stellen: Ich hab noch als Jugendlicher gerne auf die unmöglichsten Dinge geklopft und war erstaunt über die Klänge. Die Neugierde ist natürlich eine großartige Quelle, um zum Musizieren zu kommen.


    An einer Stelle hast Du - meiner Meinung nach - entweder einen "blinden Fleck" oder bist sehr bescheiden:

    Interessierte Eltern = interessierte Kinder - so einfach ist das. Glaube ich.

    Ich nicht. Ich glaube, dass neben dem Interesse auch ein paar Fähigkeiten da sein müssen. Zumindest Basiswissen in Gesang/Tanz/Instrument. Meine Eltern waren ausgesprochen interessiert an meiner musikalischen Entwicklung, aber beide hatten von Musik wirklich keinerlei Ahnung. (Nein, nicht jeder Mensch kann singen. ;-)) Wie soll da Unterricht funktionieren?

    Und jetzt der entscheidende Punkt (und den unterschlägst Du): Die Fähigkeit, zu vermitteln. Du geht erkennbar mit klaren Vorüberlegungen und Methode an die Vermittlung - das ist doch einfach nicht jedem gegeben! Glück für Dich und Dein Kind! :)


    Viele Grüße
    Hajo K

  • Ich nicht. Ich glaube, dass neben dem Interesse auch ein paar Fähigkeiten da sein müssen. Zumindest Basiswissen in Gesang/Tanz/Instrument. Meine Eltern waren ausgesprochen interessiert an meiner musikalischen Entwicklung, aber beide hatten von Musik wirklich keinerlei Ahnung. (Nein, nicht jeder Mensch kann singen. ;-)) Wie soll da Unterricht funktionieren?


    Noch vor vier Jahren hätte ich das Ansinnen auf Gesang meinerseits laut lachend zurückgewiesen. Undenkbar. Trommeln - ja, singen - nein.
    Dann wurde meine Tochter geboren. Und die wollte nachts lieber rumschreien, statt zu schlafen. Ich habe sie rumgetragen, ihr Geschichten erzählt, vorgesungen. Schlaflieder, weil das am besten funktioniert hat. Reine Selbstverteidigung. ;)
    Am Anfang war das eher ein "liedähnliches" brummen - durch die vielen Wiederholungen aber wurden meine "verrosteten" Stimmbänder frei. Kinderlieder sind oft rhythmisch und harmonisch sehr einfach und irrsinig retundant. Das ist perfekt für den Einstieg. Nicht nur für Kleine. Ja, und da habe ich gemerkt - sogar ich kann singen, ich muss es einfach nur machen. Und so hat sich das dann weiterentwickelt. Inzwischen singen wir zusammen. Wir brauchen keine BeruhigungsCDs im Auto - das funktioniert überall - wir brauchen noch nicht mal Strom dazu. Nur uns.
    Und, weil sich immer irgendwas bewegt, wenn man etwas oft wiederholt - kommen wir jetzt in den Bereich der Zweistimmigkeit. Eine Coloratur hier, eine da - es geht nicht immer gut, besonders wenn beide gleichzeitig beginnen zu variieren klappt es schnell zusammen. Aber manchmal eben auch nicht. Und Spass macht es immer!
    Es gibt kein Ziel, ausser Spass - und trotzdem entwickelt sich was.
    (Und das gilt auch fürs tanzen. Kann jeder - er muss es nur tun.)


    Das Beispiel deiner Eltern ... . Wenn man sich für Musik wirklich interessiert, führt kein Weg an einem Instrument vorbei (und wenn es nur für den Hausgebrauch ist - völlig egal.) Die sind vielleicht eine andere Generation, aber heute - denke ich - ist das so. Und das kann man anbieten. Wenn es nicht mehr reicht/ oder ab einer gewissen "Abnabelungs-/ eigene (Künstler)persönlichkeitsentwicklungsstufe" - dann Lehrer - und später - gleichrangiger Austausch zweier Künstler.


    Zitat


    Und jetzt der entscheidende Punkt (und den unterschlägst Du): Die Fähigkeit, zu vermitteln. Du geht erkennbar mit klaren Vorüberlegungen und Methode an die Vermittlung - das ist doch einfach nicht jedem gegeben!

    Da ist nicht viel mit Vorüberlegung. Das ist genau die "unüberwindbare Blockade" - der ich entgegensetze - es ist viel einfacher, als Du denkst - "kann jeder!"
    Es gibt nur zwei Vorbedingungen. Die Liebe zur Musik und die Liebe zu meiner Tochter.
    Beide Lieben führen zur Beschäftigung mit den Einzelbereichen (Proberaum und Kinderzimmer ^^ ), kombiniert man das - passiert einfach was.
    Das macht (mir und ihr) tierischen Spass.


    Zitat

    Daraus zu schließen, andere müssten es genau so tun, fände ich genau so problematisch, wie die von dir aufgestellte Gesellschaftskritik (die ich zu passenderen Anlässen teile).


    Das ist keine Gesellschaftskritik. Jeder macht was er will - oder meist wird mit dem was man kann, improvisiert und vorgegeben, das Ergebnis wäre dann gewollt. :rolleyes:
    Ich lerne das selbst gerade und teile es hier, weil mein Lernbereich das hier diskutierte Thema genau trifft. So bekomme ich eine unter 6jährige (eventuell) ans Schlagzeug und (bestimmt) zur Musik.
    Egal, wie man es nennt, ich denke nicht, dass man es nur "zu passenden Anlässen" aktivieren kann.
    Entweder ist es allgemeingültig (was dann auch leider auch viele liebe Gewohnheiten in Frage stellen würde - wobei eventuell die Möglichkeit besteht diese mit Gewinn auszutauschen) oder oder es ist einfach Quatsch.
    Im Moment fühlt es sich aber sowas von richtig und lebendig an, dass zumindest ich mich auf den Gedanken, welche Konsequenzen eine Allgemeingültigheit haben könnte mehr mit Vorfreude als mit Ablehnung einlassen kann. Und es zeigt in eine Richtung wo vielleicht die Tür zur besseren Lebensqualität sein könnte, die verzweifelte Eltern, Pädagogen, Politiker (die natürlich nur aus Populismus) - eigentlich alle - händeringend suchen.

    3 Mal editiert, zuletzt von aka ()

  • Hi Aka,

    Da ist nicht viel mit Vorüberlegung. Das ist genau die "unüberwindbare Blockade" - der ich entgegensetze - es ist viel einfacher, als Du denkst - "kann jeder!"

    dann hast Du einen klaren und wachen Geist und ein natürliches Vermögen, gut zu vermitteln. Ich persönlich empfinde das Vermitteln von Wissen und Fertigkeiten als sehr einfach. Ich hab nur irgendwann mal begriffen, dass es ein nicht so häufiges anzutreffendes Talent ist. Und seitdem wertschätze ich es an mir selbst und an anderen. Daher kriegt auch mein Lehrer ganz häufig ein super Feedback.


    Aber ich gebe Dir dennoch recht: Wichtig ist, einfach mal zu machen, loszulegen, sich nicht zu blockieren. Kinder lieben und genießen Engagement, Interesse und Aufmerksamkeit - Super-Dads und -Moms sind gar nicht nötig.


    Weiter viel Spaß auf Eurem musikalischen Weg und viele Grüße
    Hajo K

  • Ich finde es, wie soll ich es sagen - bedenklich - dass so wenig Bereitschaft, Wille, Vermögen besteht, seinen eigenen Kindern SELBST etwas beizubringen.

    Das ist keine Gesellschaftskritik.

    Sicher?
    Ich nehme aber mal an, dass Dinge, die du nicht selbst beibringen kannst, von Dritten beigebracht werden. Andere begleiten halt spielerisch in anderen Bereichen.

    -
    Gesendet von meinen Babyphone mit Papatalk


  • Aber ich gebe Dir dennoch recht: Wichtig ist, einfach mal zu machen, loszulegen, sich nicht zu blockieren. Kinder lieben und genießen Engagement, Interesse und Aufmerksamkeit - Super-Dads und -Moms sind gar nicht nötig.


    Ja, genau - das meine ich.
    Nicht verbissen an sich und an den Kindern arbeiten und rumoptimieren. Und wenn es nicht klappt, dann war man "einfach noch nicht verbissen genug!" X(
    Nö, mal locker machen und zulassen was jetzt ist - und damit dann gestalten und leben.
    Dieser ganze Super-Dad, Super-Mom, Super-Kollege, Super-Freund, Super-Lover, Super-Erfolgreich, Super-Einflussreich, Super-Kind, Super-Musiker, Super-Gesund, Super-GlücklichWahn ist einfach nur Super-Anstrengend.
    Warum ist man nicht einfach Dad, Mom, Freund, Kollege, Kind, ... und glücklich.
    Nicht mehr, mehr, mehr, besser, besser, besser - nö, w e n i g e r .


    Zitat

    Sicher?
    Ich nehme aber mal an, dass Dinge, die du nicht selbst beibringen kannst, von Dritten beigebracht werden. Andere begleiten halt spielerisch in anderen Bereichen.


    Ja, das wäre das perfekte Umfeld für Kinder. Viele begabte, offene, authentische Leute mit Interesse, Engagement und Aufgeschlossenheit für das Kind. Gute, motivierte Kindergärtner und Freunde.
    Jeder bietet an, was er hat. Zeigt seine "Schätze" sozusagen.
    Aber die Auseinandersetzung mit Ignoranten ist schon auch wichtig. Nur so kann der Kontrast und ein Gefühl für Wertigkeit erlebt werden. Und auch der Umgang mit Destruktivität und Frustration erlernt werden.


    Ich habe nicht das Gefühl mit solchen Statements die Gesellschaft zu kritisieren.
    Es kommt mir eher so vor, als wenn man in einem Raum, wo Menschen panisch, in der der Tür gegenüberliegenden Ecke, den Ausgang suchen, gefragt werden würde, wo es denn, um Gottes Willen, hier raus ginge - auf die gegenüberliegende offenstehende Tür deuten und einfach sagen würde - "Na, da!"

  • Jeder bietet an, was er hat. Zeigt seine "Schätze" sozusagen.

    Perfekt formuliert! DAS wär's! (Könnte mir vorstellen, dass das auch den Profis da draußen den Druck nimmt: Erziehern, Lehrern, Eltern, Nachbarn usw.)


    Thanks,
    Hajo K

  • Perfekt formuliert! DAS wär's! (Könnte mir vorstellen, dass das auch den Profis da draußen den Druck nimmt: Erziehern, Lehrern, Eltern, Nachbarn usw.)


    Das setzt "nur" voraus, dass die Leute erkennen, was für "Schätze" sie bereits haben (und aufhören danach zu suchen).

    Zitat

    Thanks,
    Hajo K


    Auch danke, aka :)

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