Techniken um Songstrukturen schnell zu lernen

  • Hallo zusammen,
    ich bin gerade sehr kurzfristig in einer Hardcore-Band eingesprungen, deren Drummer die Band verlassen hat.
    Nun stehen aber für nächste Woche schon einige große Shows an und ich muss mir innerhalb weniger Tage das komplette Set der Band drauf schaffen.
    Es gibt natürlich keine Noten für die Stücke, also muss ich mir alles selber raushören. Spielerisch sind die Stücke nicht sehr kompliziert, sie bestehen hauptsächlich aus 2-Step-Parts, Breakdowns etc.
    Viel schwieriger ist es allerdings sich die Songstrukturen sicher zu merken.


    Da ich die Stücke bisher nur gelernt habe, in dem ich dazu spiele und mir versuche alles zu merken, habe ich nun überlegt ob es vielleicht sinnvoll ist, sich die Strukturen auch visuell darzustellen um sie besser im Gedächtnis behalten zu können.
    Wenn ich bei ein paar Stellen versucht habe den Aufbau mitzuschreiben kommt in der Regel erstmal irgendwie sowas bei raus:


    2x breakdown auf Crash
    1x halftime Crash
    1x breakdown China
    2x 2-step
    1x Crash-Snare 4tel
    1x 2-step
    2x China einzähler
    2x Tomsteigerung + Fill
    -- Ausklingen


    Jetzt überlege ich aber, ob ich das noch sinnvoller notieren kann oder mir einen Farb-Code für zB. "Crash", "China", "halftime", "doubletime" etc. überlege, die mir helfen das ganze visuell gut zu speichern.


    Ich würde gerne von euch wissen, wie ihr da ran geht, wenn ihr auf die schnelle Songs lernen müsst oder ob ihr mir Tipps geben könnt, wie ich mir zB. Eselsbrücken schaffen kann, damit ich nächste Woche auf der Bühne nicht plötzlich denke: "Scheiße, was kommt denn jetzt nochmal?" :)


    Grüße
    Nervrem

  • Am besten lerne ich schnell, wenn ich die Songs einfach immer wieder anhöre und sie ständig spiele.
    Anhören nicht nur bewusst "raushören", sondern auch nebenbei. CD ins Auto, beim Kochen etc.


    Dito. Immer wieder bewusst anhören, auch mal die Augen schließen und sich vorstellen, was da gerade am Set getrommelt wird. Ist eine Trainingssache.
    Wenn du bestimmte Parts partout nicht so eingespielt bekommen solltest, wie es dein Vorgänger gespielt hat, dann schmeiß es über Bord und trau dich, einfach dein eigenes Ding draus machen. Sagt ja niemand, dass du eine 1:1 Kopie sein kannst/musst, oder?

    "You don't have to show off" - Peter Erskine

  • Ich hatte kürzlich die selbe Situation. Bei 40 neuen Stücken in kurzer Zeit wird es -für mich- schwierig, alle sicher im Kopf zu haben (wieviele STR kamen jetzt, wieviele Takte hat das Solo, wo genau kam der Break etc.).


    Ich habe mir die Stücke daher in Grobform notiert mittels Tabellen (immer 2 Zeilen: oben STR, REF, Solo etc. und unten Taktlänge oder Besonderheiten). Für die schnelle optische Orientierung habe ich dann noch die Spalten STR, REF und Solo unterschiedlich eingefärbt (natürlich immer gleich!), so sehe ich mit einem kurzen Blick schneller, wo man gerade ist und was kommt. Hat sehr gut geklappt.

  • Wann immer es geht, anhören (egal wo) und für die Bühne eine Setliste basteln, wo Du Dir den Ablauf in kurzer Schreibweise skizzierst.
    Ich mache mir so in dieser Art Notizen: Song, BPM, wer beginnt wie, Ablauf (Intro, Strophe, Chrorus, Bridge, Strophe...), Ending.
    Wenn Du den Ablauf einigermaßen drauf hast, spiele ohne Playalong mal drauf los und stelle Dir das Lied inkl. dessen Ablauf im Kopf vor.
    Mir hilft das. Ob es innerhalb einer Woche mit meiner Methode was wird, weiß ich aber leider nicht.
    Viel Erfolg!
    redsnare

  • Sehr gut, die verschiedenen Leadsheet-Methoden sind sehr hilfreich!
    In der Musik gibt es allerdings kaum so fest definierbare Songelemente wie "Strophe" oder "Refrain", deshalb werde ich versuchen mir aus den verschiedenen Leadsheet-Vorschlägen eine eigene Variante zu machen, die nicht ganz so stark auf "Strophe", "Refrain", "Bridge" Elemente aufbaut.


    bei den Stichworten "komplettes Set" und "innerhalb weniger Tage" könnte das aber schwierig sein

    Entschuldige, "komplettes Set" ist vielleicht etwas zu ungenau ausgedrückt. Das "komplette Set" ist hier gerade mal 30 Minuten lang. Es sollte also wirklich machbar sein das Set auch ohne Spickzettel live zu können. Ich stelle nur fest, dass ich die Songstrukturen schneller lerne, wenn ich mir die Strukturen visuell darstelle und ein paar mal zu den "Spickzetteln" spiele :)


    Wenn du bestimmte Parts partout nicht so eingespielt bekommen solltest, wie es dein Vorgänger gespielt hat, dann schmeiß es über Bord und trau dich, einfach dein eigenes Ding draus machen. Sagt ja niemand, dass du eine 1:1 Kopie sein kannst/musst, oder?

    Mein Vorgänger hat ohnehin live auch viele Sachen improvisiert oder anders gemacht als auf CD. Ich werde auf jedenfall nicht jedes Fill auswendig lernen ;)


    Wenn Du den Ablauf einigermaßen drauf hast, spiele ohne Playalong mal drauf los und stelle Dir das Lied inkl. dessen Ablauf im Kopf vor.
    Mir hilft das. Ob es innerhalb einer Woche mit meiner Methode was wird, weiß ich aber leider nicht.

    Ohja das hilft wirklich! Man merkt schnell wo die Unsicherheiten liegen wenn man beim Duschen, beim Kochen, oder beim auf den Bus warten immer mal wieder die Songs im Kopf "durchspielt".

  • Wenn du dir Leadsheets gebastelt hast könntest du am Set versuchen, mit Spickzettel die Songs durchzuballern. Ohne sonstige Orientierungshilfen. Geht natürlich erst dann, wenn du die Abläufe grob drauf hast, aber ab dem Punkt ist das wirklich ne hilfreiche Sache um unabhängig vom Rest der Band zu werden.
    Ansonsten habe ich in Songs verschiedene Partfolgen die wiederholt auftreten (also z.B. Strophe/Pre-Ch./Ch.) in Blöcke eingeteilt, das würde so ein Sheet auch nochmal verkürzen.
    Wenn du grad nicht am Set bist, ist, wie schon gesagt wurde, ständiges Hören der Songs sehr hilfreich.


    Im Übrigen meine Glückwünsche! Da hast du nen ordentlichen Fang gemacht ;)
    Ich komm dann übrigens mit nach Salzburg und schau mir das mal an. Ich glaub, das wird dezent geil! :D

  • Mir hat es auch oft geholfen einfach in die luft zu "schlagen" und sich sein Set dabei vorstellt wenn man mal keine Möglichkeit hat am Schlagzeug zu sitzen.
    Das geht wirklich gut. Und sich am besten die einzelnen passagen im Kopf vorzustellen und was man dazu spielen könnte.

  • Schöner Thread! Ich bin grad auch in der Situation, daher danke dafür! 8)


    Ich benutze die iPad-App "Setlistmaker". Da kann man zusätzlich zu den ganzen Feldern in einem handschriftlichen Leadsheet auch noch das Tempo "tappen", und dann natürlich auch abspielen. Ist also gleichzeitig ein Metronom.
    In die "Notizen"-Rubrik in der App, schreibe ich mir die o.g. Infos, wie Einzähler, Intro, Ablauf, Ending.
    Da ich von Hause aus "echte Noten" gewohnt bin, fühle ich mich generell wohl, wenn ich mir den Anfang des Songs ausnotiere (z.B. das Intro bis der Groove losgeht, oder bis ich "das Lied erkenne" ;) )

  • Ansonsten habe ich in Songs verschiedene Partfolgen die wiederholt auftreten (also z.B. Strophe/Pre-Ch./Ch.) in Blöcke eingeteilt, das würde so ein Sheet auch nochmal verkürzen.

    Ach stimmt, du warst ja vor nicht all zu langer Zeit in einer ähnlichen Situation :)


    Im Übrigen meine Glückwünsche! Da hast du nen ordentlichen Fang gemacht ;)
    Ich komm dann übrigens mit nach Salzburg und schau mir das mal an. Ich glaub, das wird dezent geil! :D

    Wie hat sich das denn jetzt schon wieder so schnell rumgesprochen? :D
    Salzburg ist zum Glück erst die vierte Show, bis dahin sollte es auf jedenfall laufen ; )


    Mir hat es auch oft geholfen einfach in die luft zu "schlagen" und sich sein Set dabei vorstellt wenn man mal keine Möglichkeit hat am Schlagzeug zu sitzen.

    Ertappen wir uns nicht alle sowieso täglich dabei das zu tun? =D


    beim Schlagzeug lerne ich die songs nicht. Da muss man der Typ fuer sein. Ich hoere, wer in der band den Ablauf der songs kennt, und gut ist. Ich, fuer meinen Teil, konzentriere mich auf den groove.


    Im Moment spiele ich 'nur' bei jam sessions, die ihren eigenen groove haben. Fuer andere Veranstaltungen/grooves, bin ich aber auch fit.


    - Original davon ausgelagert nach Abläufe muss man nicht lernen -


    Ist ja schön und gut, ich konzentriere mich auch gerne auf den Groove. Bringt aber alles nichts, wenn man in einer festen Kapelle spielen will in der vorhandene Stücke musiziert werden. Als Trommler sehe ich meine Aufgabe als derjenige, der "den Ablauf der songs kennt" und die Truppe zusammenhält.

  • Zitat

    Ich hoere, wer in der band den Ablauf der songs kennt, und gut ist


    Aber das bringt Dir doch nix... Und was, wenn Du den, der die Songs kennt, mal nicht gut hörst?


    Zum Themenstarter:


    Puh, das muss letztlich jeder für sich selbst rausfinden. Ich habe mir anfänglich auch Songs rausgeschrieben, also die Struktur (und somit mit den Augen fixiert), den Song entsprechend oft gehört (und somit mit dem Gehör fixiert)... Zwei Sinne sind wohl besser, wie einer. In meiner Band isses aber so, dass wir da keinen Streß aufkommen lassen und neue Songs eh ne ganze Weile proben und mittlerweile prägen sich Songs dann mit immer wiederkehrenden Proben ein und dann läuft bei mir so nen Song wie nen Abspann von nen Film runter... Wenns schneller gehen müsste, dann würd ich auch wieder zum Stift greifen. Muss am Ende jeder rausfinden, denk ich...

    Wer beim Üben gut klingt, wird nicht besser. - Sinngemäß nach Jojo Mayer



    Meine Spielsachen

  • Ich pack meine Frage mal hier rein, damit ich keinen neuen Thread aufmachen muss.


    Gibt es eine beim Üben eine Art Logik, eine Art innerer Stufen-Struktur, die beim Üben beachtet werden sollte? Hintergrund ist der, dass ich zu Hause an meinem E-Drumset viel Zeit zum Üben habe, was ich viel nutze. Da ich a) Späteinsteiger (bzw. Wiedereinsteiger nach knapp 20 Jahren) und b) daher noch weitestgehend Anfänger bin, denke ich, dass ich hier Fehler mache.


    Beispiel: Ich spiele immer wieder zu Songs mit, um das Üben etwas aufzulockern. Seit einigen Tagen probiere ich mich z.B. an "Nothing else matters" (6/8-Takt, Song kenn ich seit Jugendtagen). Nun kommen z.B. in der ersten Strophe zwei Stellen, an der Lars drei Bassdrum-Schläge spielt, bei dem der zweite und dritte zwischen zwei HiHats kommt (siehe Bild). Hierüber stolpere ich noch oft, da rechte Hand und rechter Fuß noch immer nicht 100%ig entkoppelt sind. Aber es klappt immer besser, da ich diese Passage Schritt für Schritt laaaangsam übe.


    Nun die Frage: Sollte ich nicht vorher erst Übungen zur Hand-Fuß-Unabhängigkeit bzw. zur Schnelligkeit der Bassdrum-Schläge machen, bevor ich mich an solchen Sachen versuche? Habe in einem anderen Thread gelesen, dass es kontraproduktiv sein kann, Songs "auswendig" zu lernen. Man könne dann zwar diesen Song, aber die Techniken, die verwendet werden, nur im Kontext dieses Songs - sobald eine ähnliche Stelle in einem anderen Song kommt, kann man es wieder nicht.

  • Habe in einem anderen Thread gelesen, dass es kontraproduktiv sein kann, Songs "auswendig" zu lernen. Man könne dann zwar diesen Song, aber die Techniken, die verwendet werden, nur im Kontext dieses Songs - sobald eine ähnliche Stelle in einem anderen Song kommt, kann man es wieder nicht.


    Meine Meinung: Ich halte das für so nicht haltbar. Klar, bestimmte Sachen lernt man besser, weil intensiver, wenn man sich nur damit und langsam auseinandersetzt, ohne ein Lied dabei zu spielen, das einen unter Druck setzt. Aber: Sehr oft lernt man anhand von Liedpassagen, bestimmte Fills, Techniken etc. einzusetzen, die man im Kopf hat oder in den Grundzügen sich angeeignet hat. Was nützt mir das schnöde anlernen nach Notenblatt, wenn ich es im musikalischen Kontext nicht sicher anwenden kann? Die Sache muss, wie man so schön sagt, in Fleisch un Blut übergehen. Das heißt, ich muss mitten im Lied z.B. Fill A abrufen und ins Lied einbauen können, ohne den Liedfluß zu töten. Und das kann ich nur üben und den Lernerfolg überprüfen, indem ich ZU einem Lied spiele. Wenn ich aber merke: Da bleibe ich immer wieder hängen, dann Musik aus und es langsam nochmal für sich üben, bis der Bewegungsablauf recht gut passt. Dann wieder mit Musik.


    Was natürlich auch Unsinn ist, ist gar keine Trockenübungen zu machen. Dann kommt man auch nicht weit, weil Dynamik, Präzision, Timing,... oft nicht passen. Also: Auf die gesunde Mischung kommt es an.

    "You don't have to show off" - Peter Erskine

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