Plagiate? - oder Anlehnung an erfolgreiche Songs?


  • Darauf, dass es auf "Absicht" für die Feststellung eines Verstoßes nicht ankommt, wurde ja bei Gary Moore eingegangen.
    Ihm wurde auch keine "Absicht" bei Veröffentlichung unterstellt, sondern mindestens Fahrlässigkeit ab Kenntnis der streitauslösenden Zusammenhänge, also ab der Geltendmachung im Jahr 2000.


    In dem Urteil kann man auch zu den Voraussetzungen einer anerkannten sog. "Doppelschöpfung" nachlesen, die keine Urheberrechtsverletzung darstellt. Dies würde voraussetzen, dass der des Plagiats Bezichtigte das Originalwerk nicht kannte, was bei einem weniger wahrgenommenen Werk natürlich einfacher glaubhaft dargestellt werden kann, als bei einem Welthit.


    Übrigens haben die Streithähne sich im Endeffekt geeinigt, dass Gary Moore gegen Zahlung eines nicht veröffentlichten Betrags an den Kläger alle Rechte an "Still Got The Blues" behielt.


    Generell stört mich dieses Plagiatsgehabe. Wenn es wirklich eindeutig das selbe ist - bitte - aber das erste Beispiel im Eingangsposting ist doch noch viel zu unterschiedlich. Und auch schon Bach hat sich reichlich bei Themen anderer Komponisten bedient. Das gehört nunmal auch dazu.


    "Gehabe" finde ich etwas unglücklich ausgedrückt. Bei den Juristen wird ja deutlich, wie schwierig es ist, den grenzwertigen Grad der "Ununterschiedlichkeit" in Worte zu fassen. Wenn man sich in einen Künstler hineinversetzt, der seine Komposition im Werk eines Kollegen wiederfindet, kann man sich vorstellen, dass es ihm im Einzelfall um mehr als die Geldentmachung von Eitelkeiten geht.


    Manchmal kommt mir beim Radiohören spontan in den Sinn, zu aktuellem Kommerzgedudel unvermittelt den Text älterer Kompositionen mitzuträllern, das passt für meinen Geschmack zu oft wie die "Faust aufs Auge" und geht im Einzelfall weit über ...


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    ... bekannte 4-Chord-Muster hinaus.


    Sollte bereits Bach sich grenzwertig bedient haben, würde das ja nicht andere Plagiate legitimieren.


    Allerdings scheint es in beiden Richtungen (Verletzer <-> Verletzter) heute in industriellem Ausmaß mehr um "Mitverdienen" zu gehen, als um die Künstlerwürde.

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    Einmal editiert, zuletzt von pbu ()

  • Manchmal kommt mir beim Radiohören spontan in den Sinn, zu aktuellem Kommerzgedudel unvermittelt den Text älterer Kompositionen mitzuträllern, das passt für meinen Geschmack zu oft wie die "Faust aufs Auge" und geht im Einzelfall weit über ...




    ... bekannte 4-Chord-Muster hinaus.


    8|
    ?(
    :thumbup:


    Genial


    Ferdl

    "Bei Facebook eine große Anzahl Freunde oder Likes zu haben, ist wie bei Monopoli reich zu sein." (AAXplosion) :thumbup:

  • Axis Of Awesome: Hammer! Tränen gelacht.
    Und vielen Dank an pbu.
    Abgesehen davon, ich schreibe in kleinstem Maßstab CD-Kritiken und betreue auch eine Radiosendung (keine Panik, nur Campusradio) - daher bekomme ich von ein paar Labels auch Promoexemplare. Speziell in diesem Winter/Frühjahr war im härteren Bereich kaum etwas Eigenständiges dabei. Viele der durchaus neuen, jungen Bands bedienten sich exzessiv bei Black Sabbath. Nun ja, es gibt sicher schlechtere Vorbilder, aber das gesamte Songwriting, das Sounddesign, Riffing, Gesangsstil, Drumming, alles kopierte die großen Idole. Da war es dann (für mich) egal, dass Melodie, Harmonik und Akkordfolge und auch Lyrics so noch nicht da waren. Ich weiß, dass diese Diskussion müßig ist, und sowas schon lange als "Inspiration" zählt (was hatten wir im Plattenladen damals schon für Diskussionen über Marillon/Genesis, Hawkwind/Monster Magnet usw ad libitum - wobei ich jetzt absolut keiner der genannten Bands irgendetwas unterstellen will). Den heutigen "Soundalikes" aber schon. Vor diesem Hintergrund habe ich die größere "Ehrlichkeit" so mancher der derzeit gehäuft in Erscheinung tretenden Coverbands (von der "Australian Pink Floyd Show" über "Still Collins" bis "Just Pink" uva) zu schätzen gelernt. Aber das führt jetzt vom Thema weg. Für mich war der Track von H.E.a.T. jedenfalls ein Plagiat.
    Viele Grüße
    Willi

    "Ein Mann ist noch nicht richtig betrunken, wenn er auf dem Boden liegen kann, ohne sich festzuhalten." (frei nach Dean Martin)

  • Sehr interessanter Thread hier mal wieder.
    Ich hab mir grad das Video von HEAT angehört und ehrlich gesagt, ist die erwähnte Ähnlichkeit zu der Frau Spears so eklatant, daß spätestens in der Plattenfirma jemand aufschreien musste, daß, wenn auch nicht zwingend, da doch eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit besteht, daß da eine Urheberrechtsklage anrollen könnte.
    Oder war es Kalkül?
    Ich kann mir nicht vorstellen, daß das niemanden aufgefallen ist.


    LG Trommelmann

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