Macht ein Gehörtschutz in diesem Szenario überhaupt Sinn?

  • Hallo zusammen,


    ich überlege mir derzeit, ob ich mir für meine Band (Tanzmusik) angepassten Gehörschutz mit 15dB Filter zulegen soll. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob das in meinem Fall sinnvoll ist. Ich bin nicht nur Schlagzeuger, sondern auch noch der Mischer der Band und singe auch noch regelmäßig hinter dem Schlagzeug. Ich möchte eigentlich weiterhin nicht auf einen inEar Monitor umsteigen, sondern bei meinem Lautsprecher neben dem Schlagzeug bleiben, da ich so etwas besser mit der Band kommunizieren kann und auch einfach mehr mitbekomme.
    Ist es denn dann überhaupt sinnvoll, in einen Gehörschutz zu investieren? Ich habe etwas die Befürchtung, dass ich letztendlich den Monitor lauter drehe oder mir einfach bestimmte Feinheiten des Drumsets fehlen.
    Hat jemand Erfahrung mit der Zusammensetzung: Schlagzeug spielen, Singen, mischen und das mit einem 15dB Filter und aktiver Monitorbox? Ich habe Angst, dass ich mir einen teuren Gehörschutz kaufe und diesen später nicht nutze, da ich weder vernünftig mischen noch singen kann und auch das Schlagzeug seine Nuancen verliert.


    Warum möchte ich überhaupt Gehörschutz? Ich spüre, dass es jedes Jahr etwas schlechter wird mit meinen Ohren. ;) Mit 23 Jahren (ca. 14 Jahre Schlagzeug) kein gutes Zeichen.... nach den Auftritten mindestens 24 Stunden leichtes Piepen auf den Ohren. Außerdem ist ein Ohr mittlerweile etwas lärmempfindlich geworden. In Discos tut es zum Beispiel manchmal etwas "stechend" weh.


    Ich würde mich über eure Erfahrungen freuen!

    3 Mal editiert, zuletzt von Itze ()

  • Beim Mischen kann ich nicht mitreden, beim Singen hat mich mein Elacin, nach einer kurzen Gewöhnungsphase, nie gestört.
    Im Gegenteil: Ich kann mich, mit Dämpfer im Ohr, in lauten Umgebungen selbst besser hören.
    Ich hatte nie In-Ears, sondern habe auch nur immer mit einem Drumfill (meist links neben dem Set) gearbeitet.



    Nebenbei:
    Ohne Gehörschutz spiele ich eigentlich gar nicht mehr.

  • Lauscher zu schützen macht immer mal Sinn, den wenn sie einmal Kaputt sind, dann ist es zu spät.


    In Sachen Monitoring muss man ja gar nicht lauter werden, weil der Monitor ja lediglich so laut sein, dass das Verhältnis zu den Drums passt.
    Zum mixen besser raus nehmen, weil du sonst den Sound unter Umständen zu unangenehm für das Publikum mischt.

    "Man muss das Grundgesetz vor seinen Vätern schützen und die Verfassung vor ihren Schützern."
    "Der Faschismus ist eine Spielart der freien Marktwirtschaft."
    Wolfgang Neuss

  • Ich spüre, dass es jedes Jahr etwas schlechter wird mit meinen Ohren. ;) Mit 23 Jahren (ca. 14 Jahre Schlagzeug) kein gutes Zeichen.... nach den Auftritten mindestens 24 Stunden leichtes Piepen auf den Ohren.


    Egal, wie du damit klar kommst, Gehörschutz rein. Wenn du nix mehr hörst, kannst du auch nix mehr mischen. Ganz abgesehen davon, dass dann auch alle Nuancen alle anderen Instrumente verschwunden sind...


    Ich spiele seit 15+ Jahren. Immer mit Gehörschutz. Ich hab keine Probleme mit Piepsen und Co. Zum mischen findest du sicher alternative Lösungen, falls das mit dem Gehörschutz nicht klappen sollte. Das würde mich aber wundern: Der Frequenzgang der (z.B.) Elacin-Kapseln ist recht linear. Ich finde die 15db Filter sowohl vom Klangbild, wie insgesamt vom Tragekomfort her angenehm.

  • Ist es denn dann überhaupt sinnvoll, in einen Gehörschutz zu investieren?


    Ganz klar: ja.


    Die 15db-Version nutze ich seit mitlerweile 14 Jahren und will nicht mehr ohne.


    Viele Grüße


    Jens

    Galerie


    Amateure üben solange, bis sie es richtig machen. Profis trainieren solange, bis sie es nicht mehr falsch machen können.

  • danke zunächst für die zahlreichen Antworten. Mein lokaler Akustiker empfiehlt Bachmaier mit 15dB für meinen Zweck. 175e Komplettpreis sollte fair sein, oder?

  • Ich spiele seit über 10 Jahren damit - nur empfehlenswert. Ich würde auch die große Concha-Version nehmen - sitzen besser und sind eine gute Voraussetzung für InEar-Monitoring, falls Du es doch mal versuchen willst.

    Rogers, Gretsch und Toontrack beherrschen mein Leben!

  • Hi,

    nach den Auftritten mindestens 24 Stunden leichtes Piepen auf den Ohren. Außerdem ist ein Ohr mittlerweile etwas lärmempfindlich geworden. In Discos tut es zum Beispiel manchmal etwas "stechend" weh.

    wenn das kein Grund für den Kauf von Gehörschutz ist, was dann? Autsch! (Was sagt denn Dein Ohrenarzt zum Thema Schmerzen?)

    Nebenbei:
    Ohne Gehörschutz spiele ich eigentlich gar nicht mehr.

    +1 Ich hab auch lange Jahre ohne Schutz gespielt, bis unser damaliger Gitarrist (und Gehörgeräteakustikermeister) mit den Stöpseln ankam und uns öfter mal sein Messprotokoll seiner Ohren mitbrachte. ("Das da ist übrigens die sogenannte Lärmsenke, da sind meine Ohren schon etwas kaputt.") Das hat mich doch arg nachdenklich werden lassen.


    Ich habe die 15dB und 9dB Filter und spiele durchweg mit den 9ern. Nachteil: Der Frequenzgang ist nicht ganz so sauber wie bei den 15ern, dafür kann ich sie häufig drin lassen, wenn kurz etwas bequatscht wird und bei uns ist der Lärmpegel nicht so extrem.


    Nie mehr ohne. Viele Grüße
    Hajo K

  • Hallo,


    für mich gibt es überhaupt keinen Grund, Gehörschutz in Frage zu stellen.
    Wer Feinheiten im Lärm hören will, der muss eben akzeptieren, dass er
    bald sowieso keine Feinheiten mehr hören wird.
    Ich höre Feinheiten lieber daheim auf dem Kopfhörer als bei bestialischer
    Lautstärke in Gesellschaft von Tinnitus, Schmerzen, Herzrasen und gesteigertem
    Blutdruck.


    Wer da weniger empfindlich ist, kann ja mal einen Hörtest machen.
    Der eine oder andere hat es ja vielleicht schon hinter sich.
    Hä?


    Mein Lärmschutz:
    Gelbe Stöpsel - traditionell und effektiv, wenn es ganz schlimm ist
    DT-100 - wenn noch Musik nebenbei laufen soll, die Befürchtung des Händlers, dass ich mein Schlagzeug nicht mehr hören würde, ist bei mir nicht eingetreten
    Otoplastik plus Billig-In-Ear - für Metronom und dezente Optik
    Otoplastik plus ER-25 - für aktive Musik, dezent, effektiv und schön


    Lärm tötet.


    Grüße
    Jürgen


    PS
    Heute ist übrigens "Tag des Lärms"

  • Ich schließe mich an: Das Gehör gehört geschützt! Ich habe lange mit diesen Silikonteilen gekämpft, die eine kleine Metallbuchse enthalten und aussehen wie kleine Fliegerbomben. Der Effekt war gut, aber leider taten mir die nach einiger Zeit im Ohr weh.
    Jetzt nutze ich einen ohrumschließenden Monitor-Kopfhörer im Proberaum. Übermorgen steht mein allererster Gig nach sehr langer Zeit an. Deshalb spiele ich mit dem Gedanken, mir In-Ear-Kopfhörer zuzulegen, weil ich das klobige Teil nicht auf der Bühne tragen mag. Der Kopfhörer würde sicher seinen Dienst tun, aber da bin ich etwas eitel ;) Allerdings kann ich zu den Themen Mischen und Singen leider nichts beitragen. Kann ich beides nicht ...


    Ohren schützen ist aber auf jeden Fall ein Muss!

  • Heute ist übrigens "Tag des Lärms"


    Nee, im Gegenteil, "Tag gegen Lärm" ;)


    Also, ich kann dann ja mal aus Erfahrung sprechen.
    Ich habe eine deutliche Mittelohrschwerhörigkeit, die genau anlässlich einer solchen Lärmempfindlichkeit festgestellt worden ist, obendrauf seit 20 Jahren pfeifenden Tinnitus.
    Die Kombination kommt einem äußerst gelegen, wenn man auf erhebliche Beeinträchtigungen in allen Lebensbereichen (Beruf, Kommunikation, Musik, Schlaf, Psyche) steht. Die Lebensqualität kann dadurch derart sinken, dass man sich gar keine Sorgen über so manche Nuancen mehr machen muss - man ist schon froh, wenn man ab und zu einen klaren Kopf bewahrt. Man kriegt auch nicht mehr so intensiv mit, was so für Mist gelabert wird, dazu begibt man sich dann ins Internet, dort kann man das ja visuell wahrnehenmen, wenn man es vermisst. Um private Kranken- oder Berufsunfähigkeits-Versicherungen muss man sich nie mehr kümmern, die kriegt man damit sowieso nicht mehr.


    Es gibt aber auch Nachteile.
    Laute Tanzmusik tut nach wie vor weh.
    Ab und zu wird man für dumm gehalten, weil man den Witz nicht verstanden hat.
    Wenn man einen Beruf hat, in dem man zuhören muss, kann das sehr anstrengend werden. Man lernt viele Leute kennen, die meinen, man höre nur gut zu, wenn sie besonders leise reden. Man selbst spricht erheblich lauter, weil man sich sonst selbst nicht versteht, das finden diese Leute dann regelmäßig unvornehm. Manche schreien einen aus Rücksicht auch an, als wäre man 90, in deren Blick wähnt man dann immer so einen gewissen Demenz-Verdacht. Kommt man Tinnitus-übernächtigt mit Augenringen zu einem Termin, wird man in einer Häufigkeit für verkatert gehalten, dass man sich gelegentlich ärgert, nicht wirklich zur Flasche gegriffen zu haben.


    Wenn ich so etwas höre lese, wie "Ich hau mir als Schlagzeuger PA-Monitore auf die Ohren, bis mir der Kopf klingelt und habe Zweifel hinsichtlich des Sinns von Gehörschutz", krieg ich natürlich immer ne Krise. Auch die konkreten Schilderungen hier und der Zeitpunkt der Überlegung klingen nach einer gehörigen Portion Masochismus.


    Elacins mit Otoplastiken fühlen sich übrigens genau so an wie Hörgeräte. Ich kenne niemanden, der sich nicht befreit fühlt, wenn er sie nach dem Lärm rausnimmt. Kombiniertes Monitoring fände ich eine Überlegung wert. Ich musiziere ja nur zum Spaß, dabei finde ich einen Direktschall wirksam killenden Kopfhörer wesentlich angenehmer.

    -
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  • Ich habe meine Ohrenstöpsel immer dabei! Ob beim musizieren, Discobesuch, oder in sonst einer lärmenden Umgebung.


    Ich habe mittlerweile auch kein Problem mehr damit mir bei kurzzeitigen Lärmbelastungen (z.B. ein Einsatzfahrzeug fährt mit Sirene an einem vorbei) die Ohren zuzuhalten.


    Und ich bilde mir ein, dass ich beim musizieren mit Gehörschutz sogar differenzierter hören kann. Dass ich vielleicht manche Nuancen des Schlagzeugs nicht hören kann mag sein, aber da sprechen wir von Nuancen die außer einem selbst auch niemand hört. Ich kann jedenfalls auch mit Gehörschutz hören ob z.b. irgendwo eine Schraube locker ist und klappert und auch bei feinem Besenspiel höre ich Alles.

    Einmal editiert, zuletzt von muchulos ()

  • Hi Peter,

    Also, ich kann dann ja mal aus Erfahrung sprechen.

    danke für den ehrlichen Bericht aus erster Hand (naheliegende Sprachspiele lasse ich mal grad).


    Das Traurige bei diesem Thema ist: Ohren haben leider, leider ein sehr langes Gedächtnis, sie melden sich einfach nicht früh genug. Bzw. das "Klingeln" nach überlautem Konzert"genuss" erkennt man einfach oft zu spät als Warnsirene.


    Grüße
    Hajo K


    P.S.: Es hat sich aber echt was getan! Bin ich froh, dass das Tragen Gehörschutz heute nicht mehr automatisch unter Warmduscherverdacht stellt.

  • Leute wie DeJohnette, Bill Stewart, Brian Blade usw spielen wohl sehr regelmäßig mit freien Gehörgängen, obwohl da sicher auch gelegentlich der ein oder andere bedenkliche Spitzenpegel erreicht/überschritten wird.
    Dauerhafte Überbelastung sollte jedenfalls vermieden und "nachhaltiges Pfeifen" als entsprechend zu vermeidendes Warnsignal wahrgenommen werden

  • Das naheliegende Wortspiel erschließt sich mir grad nicht ... Sag mal ruhig, bevor mir vor Überlegen der Kopp platzt, Humorverlust stelle ich mir noch unangenehmer vor, als Hörverlust ;)
    Edit: "Schrei nicht so!"? :D
    Mir nutzte die Warnsirene übrigens erst mal nichts, ich saß nicht an einem Instrument, sondern studienjobmäßig in einem unverantwortlich lauten LKW, der dringendst nach der 15-Stunden-Schicht schnell an's Ziel musste.
    Für Warmduscher hab ich aber damals schon ohrstöpseltragende Musiker ebensowenig gehalten, wie schutzhandschuhtragende Säureverschütter.


    Leute wie DeJohnette, Bill Stewart, Brian Blade usw spielen wohl sehr regelmäßig mit freien Gehörgängen, obwohl da sicher auch gelegentlich der ein oder andere bedenkliche Spitzenpegel erreicht/überschritten wird.
    Dauerhafte Überbelastung sollte jedenfalls vermieden und "nachhaltiges Pfeifen" als entsprechend zu vermeidendes Warnsignal wahrgenommen werden

    Verschiedene Leute reagieren verschieden. Spätestens unmittelbarer Schmerz sollte aber die persönlichen Zweifel beseitigen (was ja beim Fragesteller auch letztendlich der Fall war).

    -
    Gesendet von meinen Babyphone mit Papatalk

    2 Mal editiert, zuletzt von pbu ()

  • Gehörschutz unbedingt!


    Von meiner Erfahrung muss ich dir aber sagen, dass du mit In-Ear-Monitoring besser fahren wirst, denn die Monitorbox wirst du dann höchstwahrscheinlich in der Tat lauter drehen - und erst mal noch lauter spielen, so ist's mir mal in der Konstellation gegangen.
    Habe die SE535 als Kopfhörer. Machen prima leise und mit Monitorsound ist endlich alles mal glasklar zu hören.

  • Das naheliegende Wortspiel

    ... wäre der Dank für Deinen ehrlichen Bericht aus erstem oder zweitem Ohr gewesen. :)


    Öhrliche Grüße von
    Hajo K


    P.S.: Ein bisschen OT: Hab zu Schul-/Studizeiten in der Chemie gejobbt. Originalton: "Ne, ne, DU zieh mal die Gummihandschuhe (od. Schutzbrille/Atemmaske etc.) an, bei uns ... egal. Das fand ich irgendwie rührend: Du so mit Deinen Schreiberlingfingern brauchst die noch, unsere Hände sind von dem Zeug eh schon schrumpelig. Trotzdem traurig: Da gibt es schon Schutzkleidung für alle (etwas, für das Menschen in anderne Ländern zu kämpfen haben) und dann wird sie nicht genutzt.

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