Achtung: Grundsatzfrage! " Wie kommt/kam es zu dem Klischee, dass alles außer B20 schlecht sei?"

  • Hallo liebe Community,


    heute dachte ich mir, ich breche mal eine Grundsatzdiskussion los :D


    Obwohl ich mittlerweile mit verschiedenen Blechen verschiedener Hersteller (hauptsächlich jedoch Meinl) sehr zufrieden bin, stöbere ich gerne beim großen T auf der Homepage, höre mir Soundbeispiele an, und lese Kommentare, einfach weil es mich interessiert und nicht, weil ich mir etwas kaufen möchte.


    Sehr oft stoße ich (vor allem bei Zultan, Masterwork und Konsorten) auf Kommentare wie "Für gutes Geld bekomme ich B20 Bronze die ja um Welten besser klingt als dieses billige B8!"


    Ich mus sagen, das verstehe ich nicht ganz. Ich bin ein Mensch der offen für alles ist, und ich spiele selbst verschiedene Legierungen, ich habe sowohl B20 Anatolians, B10 und B8 Classics und MB8's und ein Soundcaster (B12), sowie eine Byzance Hi-Hat. Ich weiß, es ist immer eine äußerst Subjektive Angelegenheit über Klang zu sprechen, darauf will ich auch nicht so wirklich hinaus.


    Was mich eher beschäftigt ist, wie ist das Gerücht entstanden, B8 (teilweise ist auch die Rede von B10) klinge schlecht, hält schlecht und ist sowieso billig und keiner wills haben? Denn so fasse ich viele Kommentare auf. Ich habe selbst gemerkt, dass B20 in vielen Fällen wärmer, komplexer, und "niedrigzinnige" Legierungen heller und gefühlt eher linear klingen (Achtung Subjektivität!). Aber ist das denn was schlechtes? Ich war der Ansicht, dass B20 eben tatsächlich gegossen wird, und andere Legierungen teilweise gestanzt werden, ebenso gibt es B20 Metalle, die auch maschinell gehämmert werden, spielen hier Be- und Verarbeitung, Finish, "Hammer-Mark-Depth" und viele andere Faktoren nicht eine viel wichtigere Rolle? Mir gefallen meine B8 Scheiben enorm gut, und dass sie weniger kosten kommt mir da nur zu Gute, wie ich finde, aber das ist doch wohl kein Indiz dafür, dass sie schlecht seien, wie mir das in manchen Foren oder Kommentaren suggeriert wird?



    Also hier die eigentlichen Fragen, ist euch das auch bereits aufgefallen? Was glaubt ihr, wie es dazu kam dass Legierungen mit weniger Zinn für schlechte Becken gehalten werden?
    Für mich scheint dieses Thema durchaus sehr präsent zu sein, und ich würde gerne ein paar Meinungen dazu hören.


    Viele Grüße und schonmal gute Nacht,
    kleanup guy



    Ich freue mich, eure Antworten zu lesen!

  • Es hängt viel von der Verarbeitungsweise ab. Matt Nolan macht z.B. sehr gut klingende Rides aus Stainles Steel.

    "Man muss das Grundgesetz vor seinen Vätern schützen und die Verfassung vor ihren Schützern."
    "Der Faschismus ist eine Spielart der freien Marktwirtschaft."
    Wolfgang Neuss

  • ich kann mir vorstellen, dass firmen wie z.b. zildjian darauf großen einfluss haben. ihre einsteigerserien, die in meinen ohren tatsächlich grausam klingen werden aus B8 hergestellt. dann verknüppft das gehirn B8 mit diesem schlechten klang und schon wars das mit der offenheit für anderes als B20.
    selbst bevorzuge ich auf jeden fall B20 becken, nicht weil B8 schlecht ist sondern weil ich noch kein B8 gehört habe, das meinem wunsch nach warmen dunklem wash entgegenkommt. auch nach meinem höreindruck sind B8 Becken heller/ schärfer im klang was meinem geschmack völlig zuwieder ist, nichtsdestotrotz spiel(t)en meine idole 2002 und die aufnahmen klingen toll.

  • Dieser Blödsinn hat doch Methode. Die Marketingabteilungen haben es vorgesponnen und die Mehrzahl der Kunden fällt darauf herein. Worum es geht: um Kennzahlen.


    Größer ist besser!
    Höher ist besser!
    Mehr ist besser!


    Automobile: PS, cm², km/h
    PCs, Hardware: GigaHertz, GigaByte
    Software: Features, Updates pro Monat
    Drucker: Seiten pro Minute
    Fernseher: Größe, Pixel
    Staubsauger: Watt
    Immobilien:
    Und so weiter...


    Optik? Ansichtssache, somit nebensächlich.
    Fehlerfreiheit? Nebensächlich.
    Verarbeitung? Unwichtig.
    Details? Unwichtig.
    Wohlfühlfaktor, Seele? Ansichtssache, somit nebensächlich.
    Haltbarkeit, Nachhaltigkeit? Bist Du verrückt? Der Kunde soll kaufen.


    Die meisten Leute lieben es, Produkte anhand von Kennzahlen schnell einschätzen zu können. Das nutzt man aus und positioniert seine Produkte entsprechend im Markt.


    B8, B12, B20 ist da für den Drummer nur die logische Fortführung dieses Blödsinns. Zur Ehrenrettung der Beckenhersteller sei gesagt, daß diese selber diesen Trend kaum fördern (Sabian mal ausgenommen, die verbuddeln aber auch Becken, weia), sondern sich da relativ bedeckt halten. Da der Verkauf jedoch (leider) über Großhändler und Händler geschieht und diese nicht so nah am Produkt leben wie der Hersteller, werden vom Ende der Verkaufskette gerne mal unwichtige Kennzahlen reingebracht und diverse Mythen gesponnen.


    Ich spreche jetzt mal nur von PAISTE-Becken und dem Rock-/Metal-Bereich, damit kenne ich mich halbwegs aus: die Serien "Twenty" und "602" sind aus B20-Bronze, klingen super. Die klassische Serie "2002" ist aus B8, klingt aber auch super. "505" und die alten "Alphas" sind ebenfalls aus B8 und klingen klasse. Wie kommt's? Legierung? Verarbeitung? Geheimer Voodoo-Zauber? Mir egal, soll sich doch der Hersteller mit den Details herumschlagen! Ich will spielen und merke mir nur die Seriennamen von dem Kram, der mir gefällt. Wer es anders macht, der muß sich nicht wundern, wenn er irgendwann gehörig aufs Glatteis geführt wird. Denn genau das können die Marketing-Futzis, soviel ist sicher.


    Mein Vorschlag: Legierungsangaben im Verkauf immer weglassen und nur auf mehrfache Nachfrage mitteilen. Aber das werden wohl einige Herrschaften nicht wollen. :D

    Fight for the right to ride your Ride-Becken!

  • Wer behauptet das denn überhaupt?
    B20 klingt nunmal anders, auch weil diese Becken meist handgefertigt sind...


    anders ist aber nicht immer besser und auch die mehrheit hat nicht immer recht ;)
    ich denke es gibt hier genügend user, denen der b8-Sound gefällt (mir z.B. nicht, aber deswegen sind diese user noch lange nicht im "unrecht")


    de gustibus NON discutandum :thumbup:

  • Ich finde das ist auch noch schwer Musikstilabhängig...


    Im Grunsatz finde ich auch das B20 Becken "feiner" oder "ausgewogener" klingen, aber deshalb ist das andere nicht schlecht. Ich selbst spiele AAX Becken aber habe z. Bsp auch ein 16er Paiste Alpha Crash drin. Das harmoniert auch miteinander.


    B8/10/20 was auch immer, es muss einem selbst gefallen und das represäntiert was DU ausdrücken willst oder gefällt.

  • Ich bin auch sehr glücklich mit meinen billigen, handgefertigten Tellern aus der Schweiz, die so schön rötlich schimmern. Der Unterschied zu meinen SC, F 602 oder Signatures ist jetzt nicht so gravierend, für mich ist es wichtiger, wie dick, wie stark gewölb und wie ein Becken gehämmert sowie abgedreht ist. Aber, es gib ja auch Leute, die hören Unterschiede beim Holzmaterial. Ich bin dafür viel zu taub.

    Wer leichter glaubt, wird schwerer klug!

  • Wenn ich mich recht erinnere, hat die große amerikanische Firma früher mal in diese Richtung argumentiert.
    So nach dem Motto: gestanzte Becken können gar nicht so gut klingen, wie unsere gegossenen Becken.
    Das war aber irgendwann in den 80ern, bevor man dann selbst B8 Becken auf den Markt brachte.
    Schon damals habe ich dieses als ziemliche Arroganz empfunden, und da waren mir die Eidgenossen immer sympathischer.
    (die schickten zu der Zeit auch gerne dicke Briefe mit Infomaterial ;)

  • Aber, es gib ja auch Leute, die hören Unterschiede beim Holzmaterial. Ich bin dafür viel zu taub.


    Genau diesen Gedanken hatte ich auch eben.
    Mich würde mal interessieren, wieviele Leute ohne zu wissen, um welche Legierung es sich handelt, B8 oder B20 vom Klang her unterscheiden können.
    Das wäre doch mal einen Thread wert...
    ("Mach den Legierungs-Test!")


    Wer weiß, vielleicht schmeiße ich ja dann anschließend meine 2002er weg. ^^

  • Der frühe Vogel kann mich mal, . . .
    Leider sind Andere dann schneller und mir bleibt nur noch "Totaler Blödsinn" zu schreiben ;)
    Dachte mir gleich beim Lesen dass das kein "Paister" auf sich sitzen lässt :thumbup:
    Und dem ist (eigentlich) nichts mehr hinzu zu fügen, ausser . . . .
    Man kann noch so tolles Eisen haben, wenn der Schmied keine Ahnung hat, macht er "Edelschrott" draus, so wie einige vollautomatisierte Fertigungsstrassen.
    Ob die jetzt in Asien oder im anatolischen Teil Nordafrikas stehen spielt da eine eher untergeordnete Rolle.
    Ich kann weder von meinen 602ern (sw/bl) noch von meinen Alphas (alt) sagen das sie total scheisse klingen, oder sich im Klang erheblich beißen.
    Und da kommt wieder die Verarbeitung ins Spiel, . . . die neuen Alphas passen irgendwie überhaupt nicht dazu :S
    Liegt aber vielleicht auch an der Tatsache, das 10-20 Jahre Prügeln den Charakter verändern ;)
    Dazu kommt natürlich auch die Spielweise, da kann dann so ziehmlich alles scheiße klingen, . . . oder gut.
    Manche schwören Jahre lang auf 302 oder 502 aus bekannter Schmiede, bis sie dann den Bogen raus haben und sich aus selbigem Material (502/B 8 ),
    das gleiche in 5x so teuer kaufen, Golf und Porsche sind ja auch nur aus Blech 8| :P
    Greez, Josh

  • Als meine ersten (oder zweiten, weiß nichtmehr) 2002 das zeitlich gesegnet hatten, habe ich mal AAXe gekauft 16" und 18", ich glaube stagecrash oder so.
    Und?
    Ich fand die klangen schrecklich und nach dem draufhauen hatte man das Gefühl, es vergehen 1-2 sekunden bis was rauskommt.
    Deshalb hab ich sie getauscht gegen 2002 nicht weil sie besser klingen, sondern anders und ich es seit mehreren Jahren gewohnt war diese Teller zu spielen.

    Wo Dummheit herrscht, ist das Selbstbewußtsein König.


    Mein Krempel

  • Ich finde es schonmal gut und bedanke mich dafür, dass ihr euch so rege daran beteiligt und meine Ansichten teilt!
    Wie gesagt, ich bin auch jemand, dem die roten Classics sehr gut gefallen, und bei mir harmonieren verschiedenste Legierungen auch miteinander 8)


    Ich bin geneigt, einen Thread mit "Rate das die Legierung" auf zu machen, dafür nehme ich all meine Becken, nehme sie einzeln auf und ihr dürft raten was es ist :D
    Ich möchte fast meinen, wenn man es nicht vor Augen hat wird das eine ziemlich heikle Angelegenheit, aber die Idee war echt super Leute :thumbup:

  • Hallo,


    ich habe zu einer Zeit mit dem Spielen angefangen, als die meisten hier (mit Verlaub) wohl noch nicht mal im Entferntesten an ein Erdendasein dachten.
    Damals gab's nur zwei Fraktionen: die, die Zildjians spielten, und die mit den Paistes. Damals schwörte ich auf Zildjian, denn die Paiste-Becken waren
    vom Klang her mehr "gerade heraus" und irgendwie direkter und glatter im Sound.
    Nach langjähriger Abstinenz und dem Wiederanfang mit Drummen haben sich bei mir, eher zufällig, einige Paiste 2000 (Sound Reflections, sind B8-Becken)
    breit gemacht. Und mir gefällt's so auch sehr gut.


    Was ich damit sagen möchte: die Anfänge der am Markt erhältlichen B8 und B20 Becken dürften in die damalige Zeit (Mitte 70er) fallen - und vielleicht
    hat sich daraus (Paiste Becken waren damals auch günstiger als Z's) das vom TS benannte Hörensagen (oder vllt. besser: Gerücht?) gebildet?


    Gruß - R.

  • B8 mag ja vll. günstiger sein als B20... aber letztendlich ist nicht unbedingt die Legierung ausschlagggebend, sondern das Gesamtkonzept, also auch Hämmerung, Guss....


    Aus B20 könnte ja auch ein maschinengedengeltes Stanzblech sein, welches dann wahrscheinlich auch nicht gut klingt.


    Man muss es einfach viel differenzierter sehen, allein dieses "Legierungsmerkmal" (ob nun B8, B10, B20 etc.) sagt erst einmal nichts über die Qualität aus.
    Aus all diesen Legierungen lassen sich bewiesenermaßen Spitzenbecken herstellen und allein diese Tatsache ist für mich aussagekräftig.

  • Ach, was war das früher einfach - da gabs Zildjian B20 Becken für die Jazzer und Paiste B8 Becken für die aufstrebenden Rocker - fertig.
    Heutzutage muß man sich aus den vielen Hochglanzprospekten die Wahrheiten im Wust des Marketinggeschwafels selbst herauspicken.
    Deshalb lasse ich nur noch mein Gehör entscheiden und nicht mehr das Material, die Serie oder, oder....
    Ich habe daher ein wüstes Konglomerat quer durch alle Firmen, Serien und Materialien - und bin damit voll zufrieden!!
    Für mich schlechtklingende Becken gibts auch in den teuren Serien, gutklingende auch in den billigsten Serien - egal ob B8, B10, B12, B20, B25, etc.
    Selbst bei alten, billigen, aus Nickelsilber gefertigten, Becken habe ich schon ordentlich klingende Exemplare gefunden.
    Nur bei den ganz billigen Beilagebecken (meist aus sehr dünnem Messing) zu den Einsteigersets habe ich noch nie ein gutklingendes Becken gefunden, aber die gehen ja auch sehr schnell kaputt und das Problem hat sich dann damit auch ganz von selbst gelöst.


    Aber die große Masse der potentiellen (meist ganz jungen) Käufer läßt sich leider von den Prospekten und den dort abgebildeten, angesagten Drummern (die angeblich auch diese, dort beworbenen, Becken/Drumsets benutzen) dazu verleiten, diese ohne jegliche Hinterfragung zu kaufen.
    Ich kann mir jedenfalls echt keinen z.B. Joy Jordison vostellen, der wirklich seine "Signature" Snare aus der Pearl Export!!Serie spielt, oder einen der großen Paiste Endorser, der mit PST 3 Becken auf die Bühne geht :D

  • Dieser Blödsinn hat doch Methode. Die Marketingabteilungen haben es vorgesponnen und die Mehrzahl der Kunden fällt darauf herein. Worum es geht: um Kennzahlen.


    Ich denke mit dieser Aussage liegst du nicht fern der Wahrheit. Ich denke hier jedoch weniger an grösser ist besser, mehr an marktwirtschaftliche Kennzahlen ;)


    Man betrachte es mal so, Zinn ist einiges teurer als Kupfer. Am heutigen Datum kostet eine Tonne Kupfer ca. 7'100$, während eine Tonne Zinn ca. 23'500$ kostet. Daher liegt es auf der Hand, dass rein von den Materialkosten her ein B8 Becken günstiger herzustellen (und auch anzubieten) ist, als ein B20. Der Anteil des teuren Rohstoffes liegt bei B20 um 2,5x höher.


    Dass sich durch jahrzehntelange Marketing-Hirnwäsche der Glaube teurer = besser in den Köpfen der Menschen festgesetzt hat, trägt wahrscheinlich nicht unwesentlich zum günstigen, also billigen und schlechten Ruf von B8 bei.


    Ich persönlich betrachte B8 und B20 nicht in den Dimensionen besser oder schlechter, sondern einfach als charakterlich anders. Entsprechend findet sich beides bei mir und wird je nach Anwendungsfall eingesetzt.

  • Ich für meinen Teil möchte nicht behaupten, dass B8-Becken prinzipiell schlechter klingen. Die alte Paiste 2000er HH meines Musikvereins war klasse und auch ein 22er 2002er Ride, auf dem ich mal gespielt hab, war sehr angenehm. Ich halte es vor allem für übertriebenes Marketinggehabe ... Eine Sonor Delite Snare war in der Herstellung nicht teuerer als eine S Classix, gekostet hat sie trotzdem mehr (die etwas höheren Materialkosten des nordamerikanischen Ahorns gegenüber der Birke kann man zumindest im groben Sinne vernachlässigen).

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