Hallo Drummerforum,
ich habe mir einen kleinen Traum erfüllt und dachte, das könnte den Einen oder Anderen hier vielleicht interessieren.
Ich habe 2010 ein altes Reihenendhaus gekauft und 3 Jahre kernsaniert. Die Idee, im Keller eine Lösung zu schaffen bei der meine musikalischen Interessen nicht zu kurz kommen, war fester Bestandteil der Sanierungsplanungen. Es war immer mein Traum nicht in einen muffigen Proberaum fahren zu müssen, sondern morgens mit einer Tasse Kaffee in den Keller gehen zu können. Zudem hat mich seit einiger Zeit das Recording-Fieber gepackt und ich liebäugelte mit einem kleinen Studio im Keller. Sicher wäre ein freistehendes Haus da wesentlich praktischer gewesen, aber neben dem finanziellen Aspekt sprachen einige entscheidende Dinge für genau dieses Objekt (zb. Arbeitsplatz fußläufig erreichbar). Aber eines war mir klar: Wenn ich in diesem Haus Schlagzeug spielen möchte, dann brauche ich eine Raum-in-Raum-Lösung. Also habe ich monatelang parallel zu der Sanierung recherchiert und meinen Raum geplant. Insbesondere hier im Drummerforum habe ich viele interessante Dinge zu diesem Thema gefunden. Aber auch außerhalb des Forums findet man tolle und interessante Beiträge.
Da der Keller mit 55qm groß genug war, konnte ich der Familie zwei nebeneinander liegende Räume abschwatzen. Die Räume sind ca 12 und 13,5 qm groß.
Ein grosses Problem war die Deckenhöhe. Bei ca. 2m (+/- 3-5 cm) braucht man über „Raum-in-Raum“ nicht nachzudenken. Also mußte Deckenhöhe her und das geht leider nur wenn Boden rauskommt.
Als dann im Oktober 2012 wieder Luft da war und ich mich wieder imstande sah einige Groschen zusammenzukratzen, wurde der Container und die Kumpels bestellt.
Mit dem Abbruchhammer und der Spitzhacke ging es an den Estrich und den darunter befindlichen Lehm. Das war eine Schweinearbeit die sich lohnte. Danach hatte ich eine Deckenhöhe von etwa 2,45 m. Der Containerdienst wies in der Rechnung später 6,66 Tonnen aus. Da wusste ich endgültig, dass es ein teuflisch guter Plan war
Hier sieht man schon den Durchbruch für die Studioscheibe. Und dahinter soll sich dann mal der „Regieraum“ präsentieren.
Verdichtet wurde mit der Hand. schwitz
Den Boden hab ich dann mit Styrodur isoliert und mit einer Teichfolie gegen aufsteigende Feuchtigkeit geschützt.
Danach ging es dann los mit dem neuen Estrich. Angemischt haben wir im Garten. Den fertigen Beton dann Schüppe für Schüppe durchs Kellerfenster.
Danach mussten Beton und ich erstmal trocknen. Und abends gabs ne Belohnung :
Danach ging es mit den Wänden weiter. Ich hätte natürlich direkt mit dem Trockenbau anfangen können. Aber man weiß ja nie wie sich Interessen oder vielleicht sogar Lebenssituationen im Laufe der Zeit ändern . Von daher wollte ich den Raum auch hinter dem Trockenbau vernünftig fertig haben. Und so ging es ans Verputzen. Warum ich eine Fensterbank eingemauert habe, wird man später noch sehen.
Danach habe ich eine Zarge gebaut und eine Tür eingesetzt. (Leider existiert hiervon kein Foto) Dann hab ich mich an die Studioscheibe gemacht (Auch hier habe ich leider nur ein Foto). Danach wurden zwei 8 mm starke Plexiglasscheiben schräg eingesetzt.
Danach konnte es endlich mit der Raum-in-Raum-Geschichte losgehen. Da die Deckenhöhe ja nun brauchbar, aber nicht traumhaft war, entschied ich mich für eine abgehängte Decke mit speziellen Abhängern. Diese Abhänger entkoppeln mittels einer Gummimanschette. Leider gibt es diese nur bei ganz speziellen Fachhändlern und nur im Hunderter-Pack für rund 80€.
Zwischen den Balken habe ich 70 mm Steinwolle verwendet und dann mit 9,5 mm Rigips zugemacht. Darauf habe ich dann vollflächig gepresste Steinwollplatten geschraubt die eigentlich für abgehängte Decken verwendet werden.
Danach hat die Dame des Hauses erstmal sauber gemacht.
Da ich eine alte Knipse während der Maßnahmen im Keller griffbereit liegen haben wollte, habe ich die völlig verdreckte Linse leider fast zu Schluss entdeckt. Sorry dafür!
In der Zwischenzeit habe ich schon mal den Nebenraum („Regieraum“)gefliest.
Hier kann man die Studioscheibe besser sehen.
Dann stand da noch die grosse Frage im Raum, wie ich die Kabine vom Boden entkoppeln will. Sicher, ich habe zwar einen schwimmenden Estrich gewählt, jedoch schien mir das nicht ausreichend. Also ging ich alle Möglichkeiten durch.
Sylomer, Tennisbälle, Schaumstoffisolierung...
Sylomer schied aus. Ich hatte mir den Raum durchrechnen lassen und das Zeug hätte 680€ gekostet. Das hätte mich für ein paar Monate zurückgeworfen.
Über alle anderen Möglichkeiten gab es im Netz nur unzureichende Infos. Also kaufte ich alles Mögliche und testete es. Ich habe alle möglichen Materialien (beispielsweise Schaumstoffisolierung) in Stücke geschnitten, eine OSB-Platte darauf gelegt und mit mehreren Paketen Fliesen beschwert.
Nach ein paar Tagen konnte man messen, dass die Platte sich gesetzt hatte. Fallschutzmatten aus Gummigranulat halten zwar toll, übertragen aber enorm viel Schall (zumindest nach meinen Erfahrungen). Am meisten haben mich hinsichtlich Entkopplung, Preis und Stabilität Tennisbälle überzeugt.
Also kaufte ich bei ebay 230 gebrauchte Tennisbälle und baute mir eine Vorrichtung um diese zu halbieren (Foto wird nachgereicht wenn ich das blöde Ding finde).
Auf die Tennisbälle kam erstmal eine 22 mm Osb-Platte. Da der Boden beim drübergehen leicht nachgab, habe ich danach noch eine 15mm starke Platte darüber kreuzverleimt. Somit war der Boden nun 37mm stark und es rührte sich nichts mehr.
Bevor ich hier weitergemacht habe, wollte ich erstmal wissen ob der Boden auch wirklich hält. Freunde und Nachbarn wurden zusammengetrommelt und wir gingen mit 10 Personen in den Raum. Selbst beim Hüpfen federte der Boden zwar leicht, aber er senkte sich nicht 1 mm.
Dann ging es weiter mit dem Ständerwerk. Ich habe 38 auf 58mm Latten verwendet und diese dann mit 50mm Steinwolle dicht gemacht. Zwischen den Latten habe ich 7 mm Holzfaserdämmplatte geschnitten und als zusätzliche Entkopplung dazwischen gesetzt.
Danach habe ich das Ständerwerk mit 18mm Osb Platten verkleidet.
Das Fenster habe ich noch gar nicht erwähnt. Da der Raum ein Fenster hatte, war es mir sehr wichtig dieses auch zu erhalten. Ich mag Frischluft und Licht
Also bestellte ich ein Schallschutzfenster um dieses in das Ständerwerk einzubauen.
Das Ständerwerk hat überall 5-7 cm Abstand zur Wand. Mein Plan war, dass, wenn ich das erste Kellerfenster auf "Kipp"- und das Schallschutzfenster zu habe, der komplette Zwischenraum zwischen Wand und Boden belüftet wird.
Aufgrund unserer umfangreichen Sanierung war unser Keller zwar furztrocken....aber man weiss ja nie....
Jetzt musste ich auch noch an die Verkabelung denken. Strom und Licht hatte ich zwar geplant aber ich musste ja auch Audiokabel da rein bekommen. Weil ich mich nicht festlegen und flexibel bleiben wollte, hatte ich folgende Idee:
Ich habe in die Wand mit der Studioscheibe ein 50er Wasserrohr eingeputzt. Das selbe habe ich in der Trockenbauwand gemacht. Die beiden Rohre berühren sich nicht und haben einen Abstand von ca. 3-4cm. Damit das Einführen von Kabeln einfacher wird,
habe ich ein Rohr leicht abgewinkelt gewählt und es etwas höher versetzt eingebaut. Jetzt kann ich meine Audiokabel nehmen und diese in eine Schaumstoffmatte einwickeln. Diese "Wurst" führe ich dann in das Rohr. Das selbe mache ich auch von der anderen Seite.
Das funktioniert hervorragend und ist absolut dicht.
Nun konnte ich beginnen die Scheiben und die Schallschutztür einzubauen und mit dem Trockenbau fortzufahren.
Auf die Decke kam erneut eine Lage Gipskarton.
Bei den Wänden entschied ich mich hinsichtlich der Raumakustik zu einer Mischung aus Gipskarton, Rigips-Akustikelementen und Holzpaneele, weil ich immer das Gefühl habe, dass mein Set in Räumen mit viel Holzanteil immer ein klein wenig besser klingt. Ausserdem mag ich Holz!
Danach konnte es mit dem Boden weitergehen. Zuerst habe ich eine 7mm Holzfaserdämmplatte verlegt. Ich hätte gerne Parkett genommen, aber das Budget....
Dann stiess ich bei dem Holzhändler meines Vertrauens auf einen Restposten Laminat. Kirsche (ich liebe Kirsche!), deutscher Hersteller, 14 qm für unvorstellbare 15€ sofort zum Mitnehmen. Ich bin nicht der Laminatfreund, aber da hab ich nicht Nein gesagt
Nachdem alle Leisten dran waren und einige Elemente zur Klangverbesserung im Raum, sah das Ganze dann so aus:
Dann habe ich mich noch an einem Diffusor versucht (sieht man links im Bild). Davon werde ich in nächster Zeit noch mehrere bauen.
Set rein und los gings...
Abends kam noch die dicke Freundin vom Set vorbei
Die ersten Tests haben mich umgehauen. Das Ergebnis war fast nicht zu glauben. Steht man sich an der Scheibe gegenüber und versucht sich laut zu unterhalten, so sieht man lediglich bewegende Lippen. Im "Regieraum" ist das Set natürlich zu hören.
Aber auch wirklich nur die tiefen Frequenzen. Im Wohnzimmer darüber kann man es gerade so wahrnehmen. Im darüber befindlichen Kinderzimmer kann meine Tochter seelenruhig schlafen. Der Nachbar hört nur etwas, wenn er totenstill auf dem Sofa sitzt und nichts an hat. Sobald er nur leise TV oder Radio
hört, oder sich unterhält ist vom Schlagzeug nichts mehr zu hören. Draussen im Garten ist so gut wie nichts zu hören.
Der andere Raum ist noch nicht ganz fertig, aber ich habe schon einige schöne Aufnahmen machen können.
Alles in allem hat mich der Raum ca. 2800€ gekostet. Aber alles war natürlich jeden Euro wert!
Ich hatte noch vergessen zu erwähnen, dass auch schon eine Bandprobe in dem Raum stattgefunden hat.
Etwas Schlagzeug und gaaaanz wenig Bass waren im Wohnzimmer darüber zu hören. Von Gitarre und Gesang (Beide verstärkt) war nichts zu hören.