Polyrhytmik, Unabhängigkeit. Fragen eines Anfängers!

  • Hallo Community,


    meine Frage an euch:


    Mit meiner Band spiele ich Metalcore.
    Nun haben wir seit kurzem 2 neue Gitarristen die beide ihre Djent-Einflüsse in unsere Songs mit einbringen.
    Folglich tendieren unsere Songs immer mehr in die Richtung Architects (besonders die Hollow Crown Scheibe), um ein Bsp. zu nennen.


    http://www.youtube.com/watch?v=JwkUFfspu_M (Für diejenigen die mit dem Bandnamen nichts anfangen können)


    Mit der Geschwindigkeit habe ich kein problem. Üben üben üben ist die Variante.
    Vllt. ist der Begriff Polyrhytmik falsch gewählt. Jedoch habe ich arge Probleme damit solche Songs zu spielen.


    Geschwindigkeit ist nunmal nichts alles. Ich würde gerne Tipps haben wie ich zu mehr Unabhängigkeit etc. komme um besagte Songs zu spielen!



    Danke für alle Ratschläge =)

  • Hallo,


    das Affentempo-Geprügel ist für Fortgeschrittene.
    Üben (langsam üben) ist eine gute Idee.
    Und einen Übeüberwacher wäre eine gute Idee zusätzlich.
    Und vorher würde ich kleinere Brötchen backen.
    Alles andere führt ins blanke Chaos, sozusagen leere Krone statt Architektur.


    Grüße
    Jürgen

  • Theoretisch wäre es doch eine gute Idee, die Rudiments auf die Füße zu übertragen und langsam mit dem Metronom steigern?!

  • Ja.


    Polyrhythmik = mehrere Rhythmen über einander z.B. 3/4 über 5/4


    Wenn ich auch Schwierigkeiten habe den Song durch zu hören, so erkenne ich dort im wesentlichen 8/8 und 7/8 so ab 2 min.


    Ich nehme an du meinst die Varianten im DB Spiel, da hilft in der Tat Üben.


    Dazu fällt mir das, zu Letzt auf Benny Grebs DVD gesehene, Rhythmus-Alphabet ein.
    Du spielst z.B. auf 4/4 Metrum ein 8tel HH und Snare auf 2 und 4. Da rüber spielst du nun 4 takte die Bassdrum auf die 1, 4 Takte auf die 2, 4 Takte auf die 3, 4 Takte auf die 4, 4 Takte auf die 1 und 3, 4 Takte auf die 2 und 4, ...


    http://drumblog.info/rhythmus-alphabet/

    "Man muss das Grundgesetz vor seinen Vätern schützen und die Verfassung vor ihren Schützern."
    "Der Faschismus ist eine Spielart der freien Marktwirtschaft."
    Wolfgang Neuss

  • Ich habe mich selbst seit ein paar Monaten in solchen Polyrhythmiken geübt, gerade Architects sind meine absoluten Favoriten in der Richtung. Was ich dir empfehlen kann ist zum einen die Songs genau zu analysieren und einfach als Playalong mitzuspielen, damit ein Gefühl für diese Sachen kriegst und somit auch automatisch deinen Horizont beim Songwriting erweitern kannst.
    Was ich am Drummer von Architects so geil finde ist einfach, der findet IMMER eine Variation in seinen Songs und sei es nur eine Ghost Note mehr oder weniger. Von dem Typen kann man sich auf jeden Fall ne Scheibe abschneiden.


    Zum Übungsprozess:
    Klar, wie immer -> langsam anfangen und steigern bis man den Beat vorwärts und rückwärts kotzen kann.
    Zur Doublebass: Ich würde dir empfehlen vor allem den linken Fuß wirklich wie den rechten zu trainieren. Dass du einfach bei jedem Beat Rechts-Links konstant abwechselnd spielst. Das heißt, du spielst mit einem Fuß NIE einen Doppelschlag oder einen Beat nur mit einem Fuß, sondern wechselst immer zwischen den Füßen mit Singlestrokes. Das hilft unglaublich das Doublebass Feeling zu stärken, aber am Anfang ist es verdammt schwer.

  • Nicht, dass hier jetzt "odd times" mit polyrhythmik in einen topf geschmissen wird.
    Aber die lösung ist immer die gleiche: langsam üben und hören. Mein gefühl fü odd times kommt hauptächlich durch hören.
    Wer das rhythmusalphabet in 4/4 bereits gut beherrscht wird sich dann sicher leichter tun. Zumindest habe ich beobachtet, dass ich durch hören von entsprechender musik und üben des Alphabets in 4/4 die lücke häufig auch ohne zählen schließen konnte.
    Aber es geht in beiden fällen nichts übers langsame üben, dass das eben richtig ins unterbewusstsein sacken kann. Wenn man kein Problem mit Geschwindigkeit hat bleibt das langsame Üben der hauptschwerpunkt und man wird die dinge dann irgendwann recht flott auf tempo bringen können.

  • Um zur Polyrhytmik zu gelangen muss ich natürlich erstmal solche Basics erlernen.


    Habt ihr vllt. Tipps und Tricks bzw. wie habt ihr es geschafft soetwas spielen zu können?!

  • Wie alle anderen Sachen...langsam anfangen und dann je nach "können" Tempo steigern.
    Ich kann mich noch gut dran erinnern, wie ich mit 3über2 gekämpft habe am Anfang, auch wenn das wohl die denkbar einfachste Polyrythmik ist.
    Dann einfach mal relaxen, eventuell ein Hörbeispiel dazu nehmen, um ein Gefühl für den "Beat" zu bekommen und langsam üben.


    Wenn man halbwegs sicher ist, dann das ganze mal mit Händen und Füßen durcheinander abwechseln.


    Ich gucke mir immer mal wieder gerne folgendes an und wollte, ich könnte das. :)


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    Einmal editiert, zuletzt von drumrookie ()

  • Habt ihr vllt. Tipps und Tricks bzw. wie habt ihr es geschafft soetwas spielen zu können?!


    1. Such nach der größten subdivision, die jeden der schläge erfasst, damit du genau weist wann was mit welcher gliedmaße gespielt wird (bei 2 über 3 wären das 16tel noten. Der 2er wird dann als 3/4 aufgefasst =12 16tel noten und der 3er kann als 2/4 ternär aufgefasst werden = 12 16tel noten.


    2. Um wirklich Polyrhythmisch zu sein musst du in der lage sein beides sicher zu zählen, denn du spielst ja das gleiche in beiden fällen, nur zählst du im fall von 3 über 2 eben einmal binär bis 3 und im anderen fall ternär bis 2. Zwischen beiden varianten zu wechseln zu können ist der schlüssel.


    3. Langsam üben, denn im fall von 3 über 2 fällt es vielen leicht bis 3 zu zählen, aber andersrum machts plötzlich probleme. Das hat dann nichts mehr mit speed zu tun, wenn man eine variante schnell spielen kann und die andere nicht. Das ist dann reines mentales training, was da fehlt und das übt sich langsam am effektivsten. Der Bremsklotz ist hier der Kopf und nicht die Physis.




    2 über 3 habe ich ganz unbewusst mit den füßen gelernt.
    Du kannst einen zyklus aus 2 Paradiddle-diddles (PDDs) auf der snare spielen (2x6er sticking =12 noten). Diese 12 noten sind 16tel.
    Ich hab zunächst nur die HH mitgetreten und die 2 PDDs als 3/4 takt gespielt (HH auf 1,2,3). (Der Akzent des zweiten PDD landet so immer auf dem off-beat beim "und" von 2)
    Dann dachte ich mir, dass die akzente ja später uf den Becken landen können und habe schonmal angefangen die akzente mit der Bassdrum zu doppeln.
    Was du zwischen HH und BD dann tust ist ein 3 über 2 Polyrhytmus und die 16tel auf der snare sind die gröbste unterteilung, die du wählen kannst, damit jeder Pedalschlag gleichzeitig zu einem snareschlag gespielt wird. Aber man nimmt es nicht als polyrhythmus war und man ist deshalb noch lange nicht polyrhythmisch...


    Das kannst du so ja mal machen und genau so darüber denken. Wenn das ischer klappt, dann kommt die Keule:


    Du spielst das gleiche, aber du wechselst die Zählzeit von HH auf Bassdrum. Du zählst also nicht mehr parallel zu HH bis 3 (3/4), sondern parallel zur Bassdrum bis 2 in triolen.
    Das feeling ändert sich komplett und die HH tritte werden zu 4tel triolen.
    Wenn man das vorher nicht so geübt hat zu zählen hängt man sich erstmal auf und dann kapiert man was polyrhytmik wirklich ist. Man kann sich dann nicht mehr belügen und muss sich eingestehen, dass man exakt die selbe Übung spielt und nur anders zählt und plötzlich geht nix mehr.
    Die sache ist, dass man vorher die HH als ankerpunkt hatte und alles in abhängigkeit zur HH aufgefasst hat (dem 3 er zyklus). Wirklich polyrhythmisch ist man nur, wenn man in der lage ist eben alle schlagfolgen auch in abhängigkeit vom 2er zyklus aufzufassen. Das ist dann so als würde man sich plötzlich in den eigenne 4 wänden nicht mehr orientieren können.


    Wenn dasklappt gibts noch viel zu tun:
    Die Zyklen jeweils auch mit dem anderen fuß spielen zu können (rollentausch)
    Die subdivisions auf der snare ganz weglassen und nur noch fühlen (du spielst dann nur noch den nackten Polyrhthmus)
    Dann das gleiche mir den Händen und vielleicht sogar mit den füßen die subdivisions spielen (muss ja kein PDD sein).
    Dann in die vertikale gehen und die zyklen Hand gegen fuß spielen....wieder rollentausch
    Über kreuz (linker fuß gegen rechte hand etc.)


    Wenn man das alles durch hat und bei jeder kombi sicher zwischen den zählweisen wechseln kann, dann darf man sich das Prüßsiegel " in jeder Hinsicht 3 über 2 fest" anheften.


    Für das Prüfsiegel "Solieren über 3-2" hilft es sicher vorher die Subdivisions mitgespielt zu haben.


    Das ganze kann eine lange reise werden und ist gehirnjogging vom feinsten. Da hilft nur irgenwo anfangen und geduldig systhematisch vorzugehen.
    Man muss ja nicht jede kombi können und jede weitere wird auch nicht mehr so lange zum verinnerlichen brauchen wie die davor.


    LG

  • Polyrythmik ist nicht gleich Taktartwehsel ist nicht gleich Kreuzrythmus!!!
    Ich habe das Gefühl, dass der Unterschied manchen nicht ganz klar ist:

    Polyrythmus: mehrere Metren mit dem gleichen downbeat, das heisst die eins der verschiedenen Taktarten fällt zusammen; z.B.: 5 über 4 ist eine Vierergruppierung von Quintolen
    1 2 3 4 1

    1 2 3 4 5 1 (dass die eins nicht genau untereinanderliegt liegt am Zeichensatz)

    7 über 4 ist eine Vierergruppierung von Septolen

    1 2 3 4 1

    1 2 3 4 5 6 7 1

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    Taktartwechsel: zuerst z.B. ein vier viertel und im nächsten Teil/Takt ein fünf viertel im gleichen Puls:

    1 2 3 4 1 2 3 4 5 1 2 3 4 5 ...

    Kreuzrythmus: Gruppierung von Notenwerten: z.B. Sechzehntel über 4/4 und jeden 3./5./7./9 usw. Schlag betonen oder aufteilen

    Einfach mal die drei Sachen recherchieren hilft vielleicht für's Verständnis ???

    Liebe Grüsse!


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