Vom Schulabbruch zum Studienplatz

  • Sers Leute,


    Vom Schulabbruch zum Studienplatz


    hier will ich euch mitteilen wie sich meine Entscheidung die Schule vorzeitig zu verlassen (2010) bis heute entwickelt hat.
    Und den Menschen die möglicherweise vor der selben Entscheidung stehen einen kleinen Einblick geben auf das was auf euch zu kommt.


    An dieser Stelle sei erwähnt dass ich jetz erst am Anfang des Studiums stehe und ich nur über die "Vorbereitungsphase" berichten kann.
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    2010:
    In der Schule habe ich das penetrante Gefühl der Langeweile im Physiksaal der 2. Etage des Gymnasiums mehr gehasst als alles andere.
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    Früh habe ich mit Schlagzeug spielen angefangen und es war immer schon ein begeisterndes Hobby von mir. Mit 15 kamen die ersten gedanken
    über meine Zukunft , was später interessant für mich wäre und es kamen Gedanken wie Notartzt oder Koch die Normal erscheinten für Jugendliche die sich noch nicht im klaren darüber sind.
    Mit 16 hat mich ein Erlebnis dann jedoch für die kommende Zeit geprägt : 1 Woche im Studio mit meiner damaligen Band. Wir haben bei unserem Tontechniker gewohnt und
    ich war so glücklich und habe mich pudelwohl gefühlt in einer für Tine Wittler wahrscheinlich renovierungsbedürftigen Wohnung. Überall Instrumente, Notenblätter, Sticks, eine Menge Kaffee. Einfach herrlich!
    Die ganze Woche war für mich so erlebnisreich, spannend , lehrreich und spaßig wie ich es bis dato nicht erlebt habe.


    Seitdem machte ich mir Gedanken darüber ob ich nicht mein Hobby zum Beruf machen sollte. Also habe ich recherchiert wie ich dieses Ziel bestmöglich erreiche. Als ich auf den einzelnen Seiten einiger deutschen Hochschulen gelesen habe
    dass ein Bachlor Studiengang in meinem Fall "Performing Artist: Jazz und aktuelle Musik" auch ohne Abitur möglich ist folgten darauf unzählige schlaflose Nächte in denen ich mir den Kopf darüber zerbrach was zu tun ist , wie lange ich bräuchte , wie ich an Geld komme , was meine Eltern dazu sagen , ob ich es überhaupt schaffe ohne Abitur etc. . Ein paar Monate , Jazzworkshops und intensive Gespräche mit Dozenten , Eltern , Freunden später habe ich die Schule abgebrochen. Mitten in der 11. Klasse. Ich habe mir von Anfang an gesagt, dass ich es garantiert nicht ohne ausreichende Vorbereitung schaffen werde , wesswegen ich mir 2 Jahre für die Vorbereitung fest eingeplant habe.
    Nachdem ich mich schon erkundigte was ich für die Prüfung bzw für das Studium können musste , habe ich von einem Freund ein "Vorstudium" empfohlen bekommen. Dieses kann ich wärmstens weiterempfehlen, wer aus dem Raum Köln kommt sollte sich an der Offenen JazzhausSchule Köln mal erkundigen. Genug vom Spoilern weiter im Text .
    Mithilfe von Lehrbüchern, Dozenten und indertat hauptsächlich dem Internet habe ich mir Kenntnisse in Musiktheorie und Gehörbildung angeeignet zudem war mir bekannt, dass auch ein Nebenfach verlangt wird. Also fing ich 2010 mit dem Klavier an(glücklicherweise hatte ich von meinen Eltern volle Unterstützung da sie absolut überzeugt davon waren/sind , dass Musik das ist was ich will!)
    Ein E-Piano und eine halbe Stunde klassischen Klavier Unterricht in der Woche , ein Practice Pad und alle 2 Wochen am Wochenende in Köln , waren die einzigen Informationsneuzugänge. Alles andere lief über das Internet durch minimal (dh an schlechten Tagen) 4-5 Stunden Üben täglich.


    um das Üben und somit die meiste Zeit meiner letzten 2 Jahre näher zu erläutern beschreibe ich einen typischen Tag und ggf das was auch auf einen von euch zukommen kann.


    Morgens, was in den meisten Fällen zwischen 9-11 Uhr ist stehe ich auf. Hol mir einen Kaffee und setze mich an mein Klavier ( mit Kopfhörern in der Früh)
    Nach dem Aufwärmen der Finger improvisiere ich entweder einfach drauf los in der Hoffnung neue Klänge zu erforschen oder übe einzelne Songs . (1-3 Stunden)
    Danach ist erstmal Frühstück angesagt.
    Gut gesättigt schmeiß ich meistens meinen Rechner an und hol mein kleines Evans Practice Pad , was auf einem Kissen auf einem rollschrank unter meinem Tisch liegt, hervor und wärme mich auch dort auf.
    Bei Youtube mache ich mir Musik an und spiele dazu.
    Auf drummerworld.com habe ich mehr oder weniger jedes Playalong und viele Workshops angeschaut und mir so verschiedene Techniken beigebracht. (2-6 Stunden )


    Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich nicht an jedem Tag bock hatte die Theorie zu lernen, was mich aber zu einem sehr wichtigen Punkt bringt.


    Pausen! Ein Freund von mir war in derselben Situation wie ich und hat stets durchgeübt ohne auch nur den Ansatz einer Pause zu genießen. Er ist 21 und hatte schon Burnout und nen Hörsturz hinter sich.
    Pausen sind beim spielen , in der Musik und vorallem beim Üben extrem wichtig.
    Nach einiger Zeit hatte ich ein Gefühl dafür entwickelt wann es den Sehnen im Arm zuviel ist und bevor etwas passieren konnte zu pausieren.
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    Der Grund warum ich das hier alles schreibe ist folgender:
    Den Leuten die vor der selben Entscheidung stehen einen Einblick zu geben was auf sie zu kommt.


    Eine Zeit in der man sich voll und ganz mit der Materie Schlagzeug und Musik beschäftigt. Eine Zeit in der viele die eigene Sichtweise nicht verstehen und einem Vorwürfe machen lieber etwas anständiges zu tun zB Abschluss/Ausbildung.


    was man meiner Meinung dazu braucht ist:
    Disziplin , ununterbrochener Ehrgeiz , den Blick für das wesentliche zu wahren und denoch immer den nächsten Schritt gehen zu wollen , keine Kompromisse machen ,
    alles für die Musik zu geben sich aber nicht mit halben Sachen abfinden.
    Ausreichende Zeit zur Vorbereitung und genau zu wissen was man will.


    ___________________
    2012


    Das Jahr der Entscheidung!
    im Juni hatte ich 4 Aufnahmeprüfungen in Essen, Köln , Würzburg und Saarbrücken . 3/4 Prüfungen habe ich bestanden und wurde in Saarbrücken angenommen.
    2 Stunden nach der Prüfung auf dem Weg nach Hause habe ich schon den Anruf bekommen dass ich mit einer hohen Wahrscheinlichkeit genommen werde.
    Dann 3 Wochen später der offizielle Brief über den Studienplatz.


    Eine WG ist gefunden und das Studium beginnt nun am 15.10.2012. Eine komplett neue Phase meines Lebens beginnt jetzt und ich bin gespannt was mich erwartet.


    Ich weiß aber ganz genau es ist der richtige Weg.


    __________________


    Für weitere Infos ne pm


    Hoffe das bringt vielleicht dem ein oder anderen etwas.




    Gruß
    Luis






    PS: ich will nicht dazu ermutigen die Schule abzubrechen.










    sry for the long post :sleeping:

  • Soweit ich weiß, sind die musikalischen Anforderungen an Leute ohne Abitur bei diesen Prüfungen ja höher, richtig?


    Und du hast dich für Schlagzeug als instrumentalem Hauptfach NUR am Practice-Pad vorbereitet??? Das find ich merkwürdig...


    Aber trotzdem herzlichen Glückwunsch zur bestandenen Aufnahmeprüfung!

  • Bei der Prüfung ohne Abitur muss man "eigentlich" besonders künstleriche Fähigkeiten zeigen . Jedoch verlief bei mir jede Prüfung wie die eines "normalen" Abiturienten.


    zu der Practice Pad geschichte. Ja das stimmt meine Eltern leben getrennt mein Schlagzeug und alles was laut ist steht bei meinem Vater , ich wohne in einem Mehrfamilienhaus wo selbst ein E-Drum die Nachbarn zur Weißglut brachte also übe ich seit 2 Jahren fast ausschließlich auf dem Practice Pad. Fahre abunzu zu meinem Dad und übe dort , oder auftritte , unterricht , etc wo ich dann ein Akkustisches Set habe.

  • Wie hat unser Professor vor den Klausuren immer gesagt: Allen die regelmäßig gelernt haben und immer an den Vorlesungen teilgenommen haben wünsche ich für die Klausur viel Erfolg, allen anderen viel Glück.
    Nun werde ich gespannt deine Studienzeit verfolgen, wenn du davon berichtest. Jedenfalls vorab schon einmal gutes Gelingen.

  • Zitat

    In der Schule habe ich das penetrante Gefühl der Langeweile im Physiksaal der 2. Etage des Gymnasiums mehr gehasst als alles andere.


    Das Gefühl wird dir mit Sicherheit nochmal begegnen...

    "Welches Pumporgan des Menschen ist hauptsachlich für den Blutumlauf verantwortlich?" - "Die Milz!"
    (siehe: Wildecker Milzbuben mit ihrem Hit Milzilein, Milzinfarkt oder Doppelmilz)


    "Ob-La-Di, Ob-La-Da, life goes on, brah"

  • @ AAX


    Studium ist wohl der konventionelle Weg zum Profi Musiker ist aber kein Muss um in dem was man macht Professionell zu werden .
    In erster Linie will ich soviel lernen wie es geht und dann im Studio und auf der Bühne arbeiten ... mit dem Abschluss habe ich die Möglichkeit mit einem kleinen Papier zu zeigen dass ich studiert bin und mein Handwerk verstehe. (dann in ferner Zukunft zumindest :P ) .


    @ Anthrax


    mag sein bloß ist bei der langeweile im Musiktheorie kurs oder allen anderen theoretischen kursen die Motivation dennoch um ein vielfaches höher da ich ich mittlerweile begriffen hab was mir das wirklich bringt ... sonst geb ich dir aber recht und werde die Zeit durchstehen ! ^^

  • Dann wünsche ich viel Glück dabei, damit hinterher dein Leben zu bestreiten.
    Hoffentlich ärgerst du dich in 5 Jahren nicht darüber, nicht wenigstens die Fachhochschulreife erlangt zu haben...

    ...mh.

  • ich schließe mich meinen vorrednern an: viel erfolg und glück auf dem wege, den du eingeschlagen hast!!!


    ... und hut ab für deine selbstdisziplin was das selbststudium in der zeit @home angeht!


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    trotzdem hätte ich dir nahe gelegt das abitur noch mitzunehmen. denn damit hättest du immer bessere chancen generell auf dem arbeitsmarkt, als "nur" mit der mittleren reife! (ich habe vollsten respekt vor allen anderen, die KEIN abitur haben und sich trotzdem profilieren, aber die heutige "null-bock-generation" geht mir voll gegen den strich!)


    auch ich habe erstmal "nur" eine normale ausbildung zum großhandelskaufmann nach dem abitur absolviert, aber darauf kann man dann immernoch aufbauen.
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    über weitere erfahrungen von deiner seite würde ich mich hier freuen! also bitte immer aktualisieren, wie es voran geht! :)

  • Ich gratuliere Dir und zolle Dir Respekt für deine Disziplin in diesen jungen Jahren!


    Zur Frage, wozu man ein solches Studium benötigt, kann ich nur aus meinen Freundeskreis berichten. Der Abschluss eines Musikstudiums, macht es einen leichter eine Stelle als Lehrer, und damit Sozial- Pensionsversicherung als Angestellter zu erhalten. Dies macht das Leben um einiges billiger und unkomplizierter. Klingt nicht sehr romantisch, aber es sind die Probleme mit welchen sich Profis herumschlagen.

    Suche TAMA Artstar Cordia Snare 14x5 und 20" Floor Tom, sowie TAMA Mastercraft und Starphonic Snares. Auch eine Ludwig Supraphonic 6,5 tube lugs (LM 402 T)


    Suche TAMA Starclassic Bubinga NCD BN (Natural Cordia Black Nickel Hardw) Bass Drum, 22 oder 24


    Suche Paiste Sig Line Reflector Bell Ride 22 "Powerslave", Top von Sound Edge und Power HH 14, sowie Heavy China 20, Full Crashes und grosse 2002er Crashs! Giant Beat 19" und 22" :P

  • Ich gratuliere Dir und zolle Dir Respekt für deine Disziplin in diesen jungen Jahren!


    Zur Frage, wozu man ein solches Studium benötigt, kann ich nur aus meinen Freundeskreis berichten. Der Abschluss eines Musikstudiums, macht es einen leichter eine Stelle als Lehrer, und damit Sozial- Pensionsversicherung als Angestellter zu erhalten. Dies macht das Leben um einiges billiger und unkomplizierter. Klingt nicht sehr romantisch, aber es sind die Probleme mit welchen sich Profis herumschlagen.



    Ich würde mich doch wundern, wenn eine Schule jemanden ohne Abitur lehren lassen würde... auch als Quereinsteiger...
    es ist oft so, dass studierte Musiker als Quereinsteiger nen Job an einer Schule bekommen, wenn Musik gerade Mangelfach ist, aber diese Leute haben in der Regel ganz normal ihr Abitur abgelegt und "ganz normal" studiert.

  • Ich wünsch Dir viel Glück,
    welche Berufsmöglichkeiten hat man denn mit deiner Ausbildung?


    Studiomusiker, mit einer Band erfolgreich sein?


    Ich denk das ist ein riskanter Weg und als Quereinsteiger in den Lehrberuf, dass könnt noch was werden, mein alter Physik Lehrer war Ph D bevor er Lehrer wurde.


    Ich hätt das Abitur noch gemacht, vorallem als backup plan falls dein momentaner weg nicht aufgeht.

  • Jetzt reitet mal nicht so auf dem entgangenem Abi-Abschluss rum.
    Zum einen hat er ja die Möglichkeit eine Lehre zu absolvieren und er kann das Abi immer noch nachholen. Ich habe Leute in meinem Bekanntenkreis, die haben ihr Abi mit 30+ gemacht, dann studiert und sind heute recht Erfolgreich in ihrem Job.


    Dir, Luis wünsche ich viel Erfolg mit deiner Entscheidung!

  • ... ich habe Abi...mich hat nur noch nie jemand danach gefragt! :D



    Man braucht es nicht, schon gar nicht wenn man so ein Biss hat wie der Thread-Starter...ich bin froh es gemacht zuhaben, für mich nicht für die anderen!

  • Ich gratuliere dir zum Entschluss, ich wünschte ich hätte in meinem Leben auch immer genau ein Ziel vor Augen gehabt und nicht erst im reiferen Alter. Ich hätte, dann sicherlich ein wenig einen anderen Weg eingeschlagen. Ist halt auch zu sagen, daß ich niemanden hatte der mich unterstützte in meinem Familienkreis. Da hieß es immer "du machst das basta" und Knete hatte ich da keine...


    Wie auch immer: viel Erfolg und RESCHPECKT für deine Disziplin...


    Und wenn du mal merken solltest, daß doch nicht alles so ist wie gewünscht und du auch mal Kompromisse eingehen mußt (um erfoglreich in einem Studiojob oder Band zu sein, braucht es nicht nur Können, Wissen... sondern manchmal auch Glück zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein. Das habe ich gerade erst im Jeff Porcaro Interview gelesen). Aber wer sein Ziel wie du avisiert, der wird sich auch sein Leben so drehen, daß es für einen angenehm und richtig ist.


    TOI TOI TOI



    P.S.: und wenn du mal berühmt bist, bitte vergiss nicht mir eine Autogrammkarte mit Widmung und ein Paar Sticks zu spenden. Merci 8o

  • hi,
    von meiner seite aus wünsche ich dir viiiieeeeeeel erfolg !


    wenn ich eins respektier dann ist es die überzeugung eines einzelnen über das was er ( glaubt/weis/tuen/machen/stemmen/erreichen) will !


    bleib dir immer treu und schau ab und zu auf deine anfänge zurück damit du nicht vergisst was du schon alles in der zwischenzeit geschafft hast



    gruß
    yavuz

  • Von mir auch die besten Wünsche! Wenn man nicht anders kann, als etwas Bestimmtes zu tun, dann muss man es eben machen! Und dann wird es auch gut. Als Regel in fast allen kreativen Berufen heutzutage gilt mehr denn je: Studium, Ausbildung usw. ist für das fachliche Können da, die tatsächlichen Jobs kommen durch Kontakte, Glück, das Leben am richtigen Ort usw.


    Wer also Jazz studiert und dann annimmt, als Jazzmusiker überleben zu können (und davon sind mir schon einige begegnet), der sollte sich auf eine harte Landung einstellen. Das können nämlich nichtmal die Besten. Das gleiche gilt für Studioarbeit. Da sind kaum noch Jobs zu bekommen und die, die es gibt, teilen sich wenige Etablierte.


    Fazit: von Musik zu leben ist schwer, aber wer es wirklich will und sehr gut und engagiert ist, für den gibt es nix Besseres!


    lg
    max

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