Handtechnik – bei Fingergelenk Arthrose > Hurra, ich kann weiter trommeln!

  • Nachdem ich gerade ein aha-Erlebnis erster Güte hatte, muß ich mich hier mitteilen! Im Mai dieses Jahres sagte der, gefühlt, 25. Spezialist zu mir. "Nur wenn wir beide Gelenke versteifen bekommen Sie die Schmerzen in den Griff" (gemeint waren die mittleren Gelenke beider Zeigefinger w. g. Arthrose). Vor 4 Jahren hatte ich, nach 38 Jahren Pause, wieder mit dem Schlagzeug spielen angefangen (Nein, ich habe mich hier noch nicht vorgestellt, da ich bereits nach kurzer Zeit Probleme mit besagter Arthrose bekam und glaubte bald wieder aufhören zu müssen. Bin 61 Jahre, Vorstellung folgt gelegentlich).


    Nach obiger Aussage des Spezialisten, im Mai -nein, es gibt keine guten Orthopäten!-, zog ich sofort die Notbremse, hörte sofort auf in Oldie Cover Band und in Big Band und setzte mich ans Pad, nur an's Pad. Las viel, z.B. hier im Forum, guckte YouTube und DVD's, kramte im Hirn nach alten Physikkenntnissen und befragte einen Lehrer. Ich "warf" die Stöcke auf's Pad und beobachtete wohin sie nach dem Aufprall flogen, nicht ohne den Versuch sie dabei zu fangen -ich habe mich hunderte mal gebückt um die Stöcke wieder aufzuheben.


    Langer Rede, kurzer Sinn, seit heute Mittag folgen mir die Stöcke wie von Geisterhand, ich brauche sie dabei gar nicht festzuhalten, wie an einem unsichtbaren Gummiband - es ist einfach unglaublich (nun gut, ab und an fällt noch einer runter). Ein ähnlich tolles aha-Erlebnis, was den Bewegungsablauf angeht, hatte ich zuletzt vor ca. 30 Jahren, als das mit dem Schwung der Rückhand beim Tennis auf einmal klappte.


    Ich gehe wieder an's Pad, aber das mußte ich los werden!


    Gruß Skipper

  • Hallo Skipper,


    das hört sich doch richtig gut an!


    Schön, wenn sich solche Ergebnisse auch im reiferen Alter noch einstellen und vor allem: wenn Du damit Deinen Ärzten ein Schnippchen schlagen kannst.


    Ich drücke Dir die Daumen, dass es so gut weitergeht!


    Viele Grüße


    Jens

    Galerie


    Amateure üben solange, bis sie es richtig machen. Profis trainieren solange, bis sie es nicht mehr falsch machen können.

  • Richtig klasse! Das zeigt doch, was man bewegen kann, wenn er Wille da ist.
    Skipper, mach weiter so!!

  • Vielen Dank für den netten Zuspruch!


    Hier ein Summary der Erkenntnisse die ich zusammengetragen habe und die mir bei meiner, jetzt dreimonatigen, Arbeit auf dem Pad sehr geholfen haben:


    1. Der Matched Grip, bei dem der Zeigefinger lose am Stock anliegt, scheint mir, für mich, am besten geeignet zu sein. Der Trommelstock wippt nicht mehr über den Zeigefinger sondern über den Mittelfinger. Das erzeugt ein entspanntes Spielgefühl.
    2. Die Arme nehmen die „Around the Barrel“ Position ein ("um ein Fass herum"), d. h. die Oberarme hängen nach unten und die Unterarme sind angewinkelt, als würde man ein kleines Bierfass umarmen. Das Handgelenk hat in dieser Position die größtmögliche Beweglichkeit. Die Stöcke bilden ein Dreieck und der Handrücken ist ca. 45° schräg (American Grip), sodass sich der Stock zwischen Daumen und Zeigefinger frei bewegen kann.
    3. Der Drehpunkt (Fulcrum) des Stocks ändert sich mit der Höhe der Hand über dem Fell leicht. Hand höher - Drehpunkt wandert etwas nach hinten, Hand tiefer - Drehpunkt wandert etwas nach vorn.
    4. Es gibt, in jeder Haltung, nur einen Aufschlagpunkt bei dem der Stock gerade, im Winkel von 90°, auf dem Fell aufkommt und so auch wieder zurückprallt.
    5. Wenn der Stock nur fallen gelassen und nicht „geworfen“ wird, sucht er sich, in Folge der Schwerkraft, den richtigen Aufschlagpunkt, mit dem maximalen Rebound.
    6. Die Stöcke müssen so lose gehalten werden, dass man ihren Eigenklang, beim Aufprall, hört (Lt. Jim Chapin, „Einen Vogel in der Hand halten ohne ihn zu verletzen oder wegfliegen zu lassen“).
    7. Mache nur die Bewegungen, deren Ablauf und Mechanik Du verstehst, alles Andere führt zu gesundheitlichen Schäden.
    8. Achtsam sein, die Bewegung der Hände, der Finger „erfühlen“, nichts mit Gewalt versuchen.
    9. Der Stock fällt allein und kommt allein zurück. Diesem physikalischen Vorgang müssen die Bewegungen von Armen, Händen und Fingern folgen, sie müssen synchronisiert werden.
    10. Es gibt für jede Geschwindigkeit eine Art „Bewegungsresonanz“, bei der die geringste Kraft aufgewendet werden muss. Beobachte einen Basketball Spieler, mit welcher Leichtigkeit er den Ball prallen lässt (Jack DeJonette: „Ich versuche immer so zu spielen, dass sich die Stöcke federleicht anfühlen. Ich mache sie, durch meine Bewegung, federleicht“).


    Diese 10 Punkte erheben keinen Anspruch auf Richtigkeit. Ich habe sie irgendwo gelesen oder gesehen und für mich als zutreffend erachtet.


    Die Stöcke fühlen sich jedenfalls, nach 3 Monaten Übung, in meinen Händen großartig an!

  • Hey, ich finde es toll, wie Du um Deine Leidenschaft gekämpft, und soweit gewonnen hast!


    Ich versuche auch, trotz Dauerschmerzen, gelegentlichen Gummibeinen und auch mal leichten
    Lämungen in den Händen, eine hilfreiche Technik zu finden. Dein Beitrag macht Mut, am
    Ball zu bleiben :thumbup: ... bin mit 50 aber auch noch ein Küken ;)

  • Skipper hats kapiert! ;)


    Die 10 punkte sind richtig, solange du selbst was damit anfangen kannst und sich die stöcke dadurch großartig in der Hand anfühlen.


    Denn da sind wir bei punkt 11:


    There is no bad technique as long as it doesn´t hurt you (lehrer von peter erskine).


    Wenn du ins zweifeln gerätst, dann sind das dejonette zitat und dieses die beiden simpelsten und besten worte, um die richtige bewegung zu finden.
    Die richtige bewegung ist immer die, die sich in DEINEN händen gut anfühlt und auf dem pad offen und luftig klingt.
    Ich bin auch ganz der meinung, dass man "fast" nichts tun muss und das schwierigste ist hauptsächlich den stöcken wie ein schatten zu folgen.
    Wer das kann, bei dem fühlen sich die stöcke leicht an. Wer das gefühl hat, dass sich die stöcke schwer anfühlen, der hat noch nicht die richtige bewegung gefunden und kämpft so gegen die natürliche bewegung des stockes an.
    Das muss man sich vorbeten, bis es von selbst läuft und gilt für alles was man am set macht. Mit der zeit kriegt man den dreh raus und weiß genau wonach man sucht und vor allem, dass man alles auf jeder geschwindigkeit genauso locker spielen kann wie die dinge, die man im schlaf und großem feeling schon beherrscht. es ist alles eine frage der zeit und der Geduld. Die richtige Einstellung ist der schlüssel zum erfolg.


    Die zitatliste ist endlos ;)


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    viel spass weiterhin!

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