Ist Reduzierung / Vintage-Look grade ein Trend?

  • Tach! Bei mir war das so: Die Band hat dieses Jahr mehr Auftritte als geplant und wer schleppt dann immer das meiste Zeuch hin und her? RÜSCHTÜÜÜSCH: der Trommler.


    Also bin ich in mich gegangen und hab verschiedene Setkombinationen im Koppe durchexerziert. Lustigerweise kam dann letztens einer der Gitarristen auf mich zu und meinte "Du hast ganz schön viel Zeuch an deinem Set. Alle anderen haben viel weniger. Sieht irgendwie cooler aus, so Vintage" Und mal ehrlich: das stimmt. Ein Hänge- und ein Standtom sind zurzeit irgendwie in Mode. Was also in den 80ern die 4-6 Toms plus Octobans plus 150 kg Bronze war (ich übertreibe), ist heute eher so das Minimalset. Und was soll ich sagen: Seit ein paar Wochen spiele ich ebenfalls nur noch zwei Toms. Bei einigen Songs muss ich umdenken, aber es hat auch Vorteile:
    - weniger schleppen
    - weil das tiefste Tom wegfiel, kann ich die anderen tiefer stimmen (wenn ich will)
    - Weniger Kosten für neue Felle ;o)



    Also: Sind Drummer Moden unterworfen? Macht Ihr da mit? Und wie bringen wir das Nico McBrain bei? :rolleyes: Fragen über Fragen, bis gespannt auf Eure Antworten.

  • Ich spiele auch ausschließlich zwei Toms. Derzeit 10+16 - ziemlich unüblich.


    Mich kümmern Trends u.ä. aber weniger ... ich komm einfach besser mit einem kompakteren Aufbau zurecht und kann meiner Kreativität auch auf zwei Toms gut freien Lauf lassen. Mein Aufbau hat kein direktes Vorbild, sondern ist einfach so eingestellt, wie ich damit am besten klarkomme.


    Nicht nachvollziehbar finde ich, wenn alle Trommeln und sogar noch die Becken exakt gerade stehen / hängen müssen (also kein einziges bisschen angeschrägt). Sieht schön aus, aber behindert ne bestmögliche Ergonomie.


    Es ist aber Geschmackssache und ich kenne auch einige populäre jüngere Drummer, die große Sets spielen. Der eine kommt eben so besser zurecht, der andere so. Ich habe mit zwei Toms einen besseren Spielfluss und bin unterm Strich kreativer als mit dreien.
    Dennoch ists ab und zu mal ganz cool sein Setup zu verändern bzw. zu vergößern / verkleinern, um neue Inspirationen zu bekommen.

  • Ich habe teilweise auch den Einrduck, dass die klassichen, simplen Aufbauten wieder in Mode kommen.
    Ich selbst habe vor gut 10 Jahren auch ein riesiges Set gespielt (2 Bassdrums, 4-5 Toms, 4 Octobans.. und ich überteibe nicht).


    Seit einigen Jahren spiele ich auch nur noch zwei Toms (12,16 oder 12,14) und nicht mal mehr die Häflte an Becken, die ich früher benutzt habe.
    Mit der Reduzierung der Quanitität hab ich auch eine Steigerung der Qualität was das Material betrifft vollzogen.
    Mir persönlich gefällt einfach der Vintage Look und Sound (spiele Hautpsächlich auch nur Vintage Sets).


    Den Trend mit den überlangen Bassdrums (z.B. 22x20) habe ich nie verstanden. Und diese langen Kessel finde ich
    auch optisch einfach nicht ansprechend.


    Alles in Allem ist's wohl wie immer auch ne Geschmacksfrage, wobei ich schon glaube, dass wir drummer
    gewissen Moden unterworfen sind. Zu mindest die jüngere Klientel, die auch oft noch auf der (Selbst)Suche ist,
    springt auf sowas gerne auf.

  • Ich fand früher, also in meiner Jugend, die alten Sets mit nur einem Tom und ein bis zwei Standtoms optisch sehr schick. Auch die großen Becken haben mich angesprochen. Als ich dann selber mit dem Schlagzeugspielen anfing, waren die Standartsets mit Toms in Größe 12-13-16 ausgestattet, dazu ein 14er und ein 16er Crash. Das fand ich schade.


    Mittlerweile spiele ich mit meiner Band einen eher 70er-Jahre-Rocksound mit Gitarre/Hammond/Bass/Schlagzeug, und deswegen hatte ich mich auf die Suche nach einem passenden Set gemacht. Später - also hier im Forum - habe ich dann gesehen, dass der momentane Trend ebenfalls in diese Richtung geht, also zurück zu Minimalsets. Finde ich optisch sehr geschmackvoll, spielerisch ebenso, und ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass die geringere Anzahl an Trommeln und Becken die spielerische Kreativität fördert.

  • Ich spiele seit einigen Jahren auch ein echt reduziertes Set aus 10" und 16" Tom oder sogar nur BD, SN, ST mit Ride, Crash und HH.


    Warum? Weil es mich immer wieder auch fordert reduzierter und songdienlicher zu spielen und etwas mehr auf die Technik und Rudiments zu achten.
    Ich erinnere mich an frühere Jahre, versteckt hinter massig Toms und Becken mit denen es sich immer leicht Krach machen lässt. Ob's der Band oder Musik taugte oder nicht war erstmal egal...


    Klar, alles eine Frage des Geschmacks und des Musikstils - keine Frage. Dream Theater mit einem Minimalkit klingt wahrscheinlich höchst seltsam...


    Mittlerweile bin ich happy damit und kann es nur jedem empfehlen hin und wieder mal was rauszunehmen und sich Gedanken zu machen was er eigentlich "wirklich" noch braucht und was nur "Show" ist.

    Auch Polka kann grooven

  • Ach ja, noch was:


    Das minimalste Set, das ich selber mal aufgrund einer kleinen Bühne spielte, war Snare, Tom, Standtom, Bass und Hi Hat, Crash, Ride.
    Ehrlich gesagt habe ich mir anschließend gesagt, dass ich auf jeden Fall immer noch ein zweites Crash mitnehmen werde, denn soviel Platz muss/wird sein. Der Minimalismus hat bei mir also auch seine Grenzen, und zu unserer Mucke passen zwei Crashes auf jeden Fall besser als nur eines... :D

  • Ist ein Trend. Seit ungefähr 20 Jahren. Nirvana lassen auch hier grüßen.


    Quasi fast seit ich trommle, sind Sets mit einem hängenden und einem stehenden Tom der Standard auf den Bühnen. In den Läden sieht's anders aus. Die meisten Sets werden mit drei Toms verkauft. Womöglich noch in 10-12-14. Auf der Bühne hab ich so was zum Glück höchstens fünfmal in 20 Jahren sehen müssen. Vielseitigste Kombination ist hier mit Sicherheit 22-13-16, damit dürfte jeder klarkommen.

  • und ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass die geringere Anzahl an Trommeln und Becken die spielerische Kreativität fördert.

    Das erlebe ich auch grade. Ich kombiniere auf einmal wieder mehr zwischen Snare und Toms. Hat also auch was Gutes, so'n Trend ...

  • Ist aber - wie Josef schon eindrucksvoll schrieb - kein AKTUELLER Trend sondern wird nachdem es in den 80ern (Ausnahme machen natürlich immer die Regel) üblicher war mehr Zeugs zu haben ab den 90ern schon sehr gerne praktiziert.
    Ich habe das jahrelang auch so gemacht, nur beim Konzert diesen Samstag gesellt sich zu meinen Standardtoms 12+16 ein 10er dazu weil wir... ja ja dieser NicoMcbrain (übrigens der kann seine Nummern auch auf ganz simplen Sets spielen, einfach mal auf youtube schauen)... "the Trooper" spielen und da will ich doch immer wieder mal in die Höhe gehen. Ansonsten spiele ich den klassischen Rock schon seit einigen Jahren mit einem HT und einem ST.

  • hab nicht wirklich ne ahnung, ob man das jetzt als trend bezeichnen kann. halte mich auch eher nicht an trends. bei mir ist es so, dass ich generell ein freund von minimalistischen sets bin und schon immer war. außerdem sind wir zu acht in der band, wovon sieben leute ein instrument spielen. transporttechnisch kann man sowas ja organisieren, aber spätestens auf den kleineren bühnen (auf denen wir zu 70% spielen) muss man sich einfach einschränken. ist zumindest für mich aber ein eher erfreuliches "übel". ;)


    könnte man sich drüber streiten, ob eventuell auch das publikum (gerade nichtmusiker) es vielleicht angenehmer findet, wenn man eher nachvollziehen kann, "was" der da vorne gerade (be)trommelt (z.b. bei nem solo), eben weil er nur so wenig da stehen hat?


    wenn es gestattet ist, würden mich die meinungen hierzu auch interessieren. (mir ist natürlich schon klar, dass man aus nem riesenset mehr an sounds rausholen kann und somit variabler (interessanter?) spielen kann, aber heißt das auch "netter" fürs publikum?)

  • Also wenns im Club genügend Platz hat steh ich voll auf Ballerburg :thumbup: !!


    Und "nur" dann, bei uns um die Ecke, Bonn Mausefalle, kommst Du soo nicht rein :D
    Ich habe meine "Ballerburg" zu 90% nur im Proberaum, muß schon was besonderes sein die 5er Tomrunde und die besagten 150Kg Bronze & Hardware rum zu schleppen.
    Für alles andere bevorzuge ich die 12/13/16 Variante und zurückgeschnittenen Beckenwald. Habe meine Gig-Sets (E & A) mit gleicher Konfiguration, da fühlt man sich halt "immer" wie zu Hause.
    Denke aber das es hier wohl eher von der Musikrichtung abhängt, kann mir so Prog-Zeugs mit nur 2 Toms irgend wie schwer bis garnicht vorstellen :huh:
    Ob das nur durch den Aufbau jetzt als "Vintage" zu bezeichnen ist weiß ich nicht und wage ich zu bezweifeln. Dann sind ja nur die 7-Saiter "Gitarren" und die 6-Saiter alle "Vintage-Gitarren" ?( Nee, . . .Outfit hat da eher was mit zu tun, Sparkle-Finish und/oder "nur" gerade Beckenständer. Schwarze Folie Vintage 8| Never ever, egal ob 2 oder 3 Toms.
    Greez Josh


    Edith sagt: 1968er Set Vintage

  • (mir ist natürlich schon klar, dass man aus nem riesenset mehr an sounds rausholen kann und somit variabler (interessanter?) spielen kann, aber heißt das auch "netter" fürs publikum?)

    Gute Frage. Wahrscheinlich ist für die meisten Zuschauer ein großes Set auch das größere "Erlebnis"?! "Wer soviel auf einmal bedient, muss echt was draufhaben", oder so ... ist aber eher eine Vermutung.

  • Früher kam es mir oft so vor, als dass viele Drummer die sehr viel Material auf der Bühne hatten technisch eher weniger versiert waren und die meisten mit wenig Material einfach fitter an den Drums waren. Das kann man sicher nicht pauschalisieren (mangini / bozzio als Beispiel), aber ich denke als Drummer braucht man einfach ne Zeit, um irgendwann zu checken, dass weniger mehr ist. Rein Verkaufstechnisch ist aber auch hier bei uns ein Trend schon seit einiger Zeit zu spüren, dass sich viele Drummer eher für eine Hängetom und 1-2 Floor Toms entscheiden.


    Btw: Ich hab 2 sets, sowohl Ballerburg als auch 20" 10" 14" Kiste. Je nach Stilrichtung passe ich das Set dann halt an.

    Das Problem ist nicht das Problem. Das Problem ist Deine Einstellung zum Problem!

  • Dem ist leider wirklich so. Aus ein paar oberflächlichen Konversationen mit Bekannten, die wenig Ahnung von der Materie hatten und auch selten bis nie auf richtige Konzerte gehen, übers Drumming kam das auch so rüber ... mir fallen grad eine stichhaltigen Beispiele ein (da gab es aber einiges in meiner Vergangenheit), aber es ist definitiv keine Seltenheit, dass der allgemeine Volksmund scheinbar hier und da grundlegend glaubt, je größer das Schlagzeug, desto besser der Schlagzeuger.
    Genauso wie von Laien oftmals (mehr unterschwellig) Metal als die anspruchvollste Schlagzeug Disziplin angesehen wird, weil es da oft sehr schnell und mit vielen Noten (aber eben alles schnur geradeaus) auf oftmals großen Sets zugeht und dann mit Namen wie Lars Ulrich, Joey Jordison, Mike Portnoy & Co um sich geschmissen wird.

  • Mir macht auch Ballerburg und Minimalsetup gleichermaßen Spaß - allerdings vollkommen stilunabhängig. Einfach nur Lust und Laune. Wenn 12 Becken rumhängen, dann spiel ich die. Wenn nur 3 Becken vorhanden sind, dann halt nur die. Funk-Soul mit 8 Concert Toms ist sicherlich genauso lustig wie Progrock mit 22/13/16. Auf die Flexibilität hat das überhaupt keine Auswirkung - dieser Irrglaube kursiert nämlich auch immer wieder gerne...

    Das ist fein beobachtet!

  • Moin,


    leider habe ich zu wenige ausgebildete Helfer.
    Aufgrund meiner Gesundheit muss ich doch ein wenig der Mode folgen und nur das Nötigste mitnehmen.


    Ich sehe darin aber - die Vorteile liegen im Muskelkater - auch Nachteile:
    das Publikum wünscht Unterhaltung. Wenn alle Trommler und alle Sets gleich aussehen und am besten noch alle das Gleiche spielen,
    dann ist die Mode halt die Gleichschaltung, Spannung geht anders.
    Und mehr ist nunmal mehr. Es geht zwar mit gutem Gerät Vieles, aber wenn man eine 20er Bass Drum für das eine Lied hat, eine 22er für den Refrain und eine 24er für das Solo, dann hat man schon drei Töne statt einem. An der Gitarre kann man auch eine Saite abschrauben und ein paar Bünde vernageln ... manche Sänger schaffen auch nur eine halbe Oktave ...


    Es sollte eigentlich auf den persönlichen Stil und die Musik ankommen. Und da ist nun mal erlaubt, was gefällt, nur die Musikantenpolizei wacht streng über den richtigen Aufbau, die richtigen Größen, die Farbe des Moongels, mir geht das alles auf den Senkel und ich freue mich, wenn ich mal eine andere Bude sehen kann, als den üblichen (modediktierten) Einheitsbrei.


    Grüße
    Jürgen

  • ich finde es cool mit weniger zu spielen.
    nicht so viel schleppen und kreativer wird man auch .
    ich habe mal nur bd sn und hh gespielt.

    Einmal editiert, zuletzt von NikDrummer123 ()

  • Wer glaubt, dass 2 Toms erst seit 20 Jahren IN sind, der sollte sich mal ein paar Aufzeichnungen früherer Jahrzehnte ansehen. Nicht nur in den 60ern hat Ringo dieses Setup populär gemacht, schon viel früher gab es da "Trendsetter".

    Sind Drummer Moden unterworfen? Macht Ihr da mit? Und wie bringen wir das Nico McBrain bei? :rolleyes: Fragen über Fragen, bis gespannt auf Eure Antworten.

    Ich denke, nicht nur jeder Musiker ist irgendwie mit Modetrends konfrontiert, sondern ALLE. Jede Weiterentwicklung wird kopiert und verbreitet sich, wenn sie gut ist. Ein "Modetrend" entsteht, wenn eine bestimmte Veränderung zu einem typischen Ergebnis führt, was dann als Stil genau so kopiert wird.


    In der Klassik sind Instrumente üblich, die vor Jahrhunderten mal Modern waren. Auch diese Instrumente sind aus Vorläufern erst entwickelt worden - Irgend so ein dämlicher Trendsetter muss damals irgend wann mal eine Fidel falsch gehalten haben. Der Idiot hat sie doch tatsächlich nicht "normal" auf den Knien gespielt, sondern unters Kinn geklemmt. Irgendwelche dummen Mitläufer haben den Trend übernommen und spielen seit dem Geige.


    Alle Instrumente entwickeln sich weiter - genau wie die Musik und auch die Mode sich weiterentwickelt. Einige bahnbrechende Modernisierungen sind weniger auffällig, andere auffällige Modernisierungen sind vielleicht weniger bahnbrechend. In der Entwicklungsgeschichte setzen sich dann meist die nützlichen Trends durch.


    Bei Saiteninstrumenten wurde irgendwann fast überall auf Stahlsaiten umgestellt, weil die haltbarer und - maschinell gefertigt - billiger zu produzieren waren als Darmsaiten. Sie klingen vollkommen anders, sind heute aber Standard. Innerhalb der letzten Jahrzehnte gibt es bei Streichern die Mode, Barockmusik wieder auf Darmsaiten zu spielen, welche nach Meinung fast aller Kenner/Kritiker einen viel angenehmeren, weicheren Klang haben. Trotzdem sind sie "unpraktisch" und lassen sich nicht der finanzkräftigen breiten Masse verkaufen, weshalb hier zwar eine Mode, aber kein Hype entstanden ist.


    Bei den Drums würde ich von aktueller Mode sprechen, wenn man z. B. O-Zone Becken oder die grad gängigen Kesseltiefen (flache Toms, Laaaaaaange Bassdrum) betrachtet. Das 4-Drum-Setup ist dagegen keine aktuelle Mode, sondern seit vielen Jahrzehnten immer wieder aufgetaucht. Quasi ein Klassiker, wie der Schwarze Anzug für Herren, den es auch schon seit über 100 Jahren gibt, und der eher zum passenden Anlass, als zur passenden Mode getragen wird.
    Das John Bonham-Setup ließ sich auch vor Bonham schon mal blicken, und ist immernoch aktuell. Ein Doublebass-Setup hat Louie Bellson schon in den 40ern gespielt... Wie ein Drummer sein Set zusammenstellt, hängt eigentlich nur vom Drummer ab.



    (ja, ich benutz auch nur 22/13/16 - weil ich es praktisch finde ;) )

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