Schlagzeugunterricht: Zunächst linke anstatt rechte Hand als Führungshand - sinnvoll?

  • ...da ich Mädchen mag, werde ich jetzt selbst anfangen und mehr auf links gehen.


    Mein Sohn soll direkt beidhändig lernen. Ich glaube, es ist ebenso kontraproduktiv ihn zunächst gegen seine "Naturhand" ans Schlagzeug zu gewöhnen. Dann lieber direkt beidhändig.


    Dann muss es sich auch keine Hand "abgewöhnen". Ihr wisst schon, was ich nicht meine. ;)

    „Mit dem ersten Glied ist die Kette geschmiedet.
    Wenn die erste Rede
    zensiert,
    der erste Gedanke verboten,
    die erste Freiheit verweigert
    wird,
    dann sind wir alle unwiderruflich gefesselt.“

    Erik Satie

  • Unterhalte Dich doch mal ganz ausführlich mit dem Lehrer
    Deines Sohnes. Du schreibst zwar im Anfangspost etwas über die
    Beweggründe seines Vorgehens, aber mir scheint, daß es da noch
    Klärungsbedarf gibt. Du tust Deinem Sohn keinen Gefallen, wenn
    Du ihm "Privatunterricht" gibst, der womöglich mit dem seines
    Lehrers kollidiert.


    fwdrums

    nontoxic: kurze lange CD-Pause

  • Also ich sehe das jetzt nicht so euphorisch, das open handed im Unterricht die ultima ratio darstellt. Schon gar nicht bei einem 7 jährigen Schüler.


    Der Hintergrund ist, das Kinder in diesem Alter noch weit davon entfernt sind, 100% Zugriff auf ihre Motorik zu haben. Ein Kind in dieser Phase "zwangsweise" mit beiden Konzepten, Cross Sticking und Open Handed, zu konfrontieren, kann bei einem Kind durchaus zu grosser Verwirrung führen. Da bei Kindern in diesem Alter der Unterricht bzw. das Erlernen eines motorisch so komplexen Instrumentes eine recht fragile Angelegenheit ist, die ganz schnell zu Frust oder Langeweile führen kann, wäre mir das als Unterrichtskonzept zu heftig.
    Es mag Kinder geben, die damit gut zurecht kommen. ein nicht unerheblicher Teil der Kinder wird aber eher nicht so richtig ins Thema reinkommen. Das führt einfach zu motorischer Verwirrung.
    Zudem wird auch nicht so richtig klar, welches den die präferierte Führhand des Kindes ist.
    Ich gehe in meinem Unterricht eher so vor, das ich mit den Kindern in den ersten Stunden ausprobiere und genau beobachte, welche Spielweise das Kind intuitiv bevorzugt. DAS ist nach meinem Dafürhalten die beste Variante für einen Einstieg. Nicht ohne Grund wird nach gängigen pädagogischen Konzepten auch in anderen Lernfeldern immer erst mal vom möglichst einfachsten Zugang ausgegangen und alles, was zu viel Komplexität verursachen würde, zunächst ausgeblendet.
    Wenn jemand dann schon mal eine gewisse Zeit lang trommelt und den Zugang zu grundlegenden Spieltechniken gefunden hat, ist es sinnvoll, die Komplexität zu erhöhen.
    Nur weil man open handed als Spielkonzept total gut findet und (als Fortgeschrittener) die Vorteile dieses Spielkonzeptes kennt, heisst das noch lange nicht, dass man dies von der ersten Stunden an als Einstieg zum Trommeln benutzen sollte.
    Tatsächlich gibt es auch viele Leute, für die open handed einfach nicht taugt, die aber trotzdem sehr ordentlich Trommeln lernen können, wenn sie einfach ihre natürliche Führhand zum Trommeln einsetzen. Alles andere ist nur Tortur bzw. frustriert den Spielenden.
    Es gint da draussen tausende grossartige Trommler, die nie open handed spielen und nicht nur, weil sie es nie gelernt haben, sondern weil sie sogar trotz Übeaufwandes festgestellt haben ,das sie nicht so ticken.
    Es ist nämlich auch nicht so, das open handed die einzig wahre Art zu trommeln darstellt.
    Wir Menschen sind nun mal grösstenteils nicht beidhändig. Wir sind teilweise sogar sehr stark einhändig und natürlich ist es sinnvoll ,die jeweils motorisch schwächere Hand zu stärken. Tatsächlich ist es aber auch so, dass wir eine führende Seite in uns tragen und bei manchen Menschen ist eine Umerziehung nicht sinnvoll, da sie dann letztendlich schlechter spielen, sogar weniger kreativ sspielen, als wenn sie ihrer intuitiven Führseite folgen.
    Das hat mit emotionalen Prozessen zu tun, die tatsächlich anders sein können, "ob man von links oder echt kommt".
    Das Thema ist absolut vergleichbar mit der ewig langen Diskussion um traditional und matched Grip. Am Ende des Tages bleibt es eine emotionale Entscheidung, weil man anders spielt, je nachdem welchen Grip man nutzt. Daa bestätigen auch alle drummer, die beide Grips relativ gleichwertig beherrschen.
    Die open handed/cross sticking Thematik ist da sogar noch probematischer und deshalb mein klares Plädoyer bei jungen Schülern (imho unter 10 Jahre alt) für vorsichtiges Führen und starker Berücksichtigung der intuitiven Entscheidungen der Schüler im Kontakt zum Instrument, also weder dogmatisches cross sticking noch open handed.
    Wenn sie länger dabei bleiben, bleibt da wirklich noch genug Zeit, die Hände entsprechend zu trainieren. Und mal ganz ernsthaft: die wirklich entscheidenden Jahre hinsichtlich der Ausprägung wirklicher Spielfähigkeiten beginnt erst jenseits des 10. Lebensjahres. alles davor ist doch mehr oder weniger ein spielerischer Zugang zum Instrument mit ganz viel ausprobieren und Schulung von absoluten Basics. 99% der Kinder ist in diesem Alter noch gar nicht in der Lage, zielgerichtet und ausdauernd an ihren Fähigkeiten zu arbeiten.
    Nicht ohne Grund unterscheidet sich der Unterricht an einer Grundschule recht deutlich vom Unterricht an einer weiterführenden Schule, wo sogar mittlerweile diskutiert wird, die Grundschulzeit nicht nach dem 4. Schuljahr enden zu lassen, weil der Schnitt im Alter von 10 Jahren für so manchen Schüler schon zu hart ist.
    Nichts gegen ambitionierten Unterricht, aber Kinder sind Kinder und sollten in jungen Jahren nicht überfordert werden.

    Einmal editiert, zuletzt von drumdidi ()

  • Hey,


    ich spiele zwar selber kein set mehr sondern nur noch kleine trommel und stabspiel. jedoch finde ich das eine ziemlich doofe idee zuerst die linkehand zu trainieren. entweder man baut es von anfang an richtig auf kleine trommel auf, (woran aber wohl nur wenige 7 jährige freude haben werden) dann hat man 2 gleich starke hände (wenn mans wiederum richtig übt). oder dann lernt man normal mit der rechten führungshand. den mit links zu führen braucht man wohl eher später als fortgeschrittener was dein 7 jähriger sohn wohl noch nicht sein wird.


    das als kurzer "senf dazu" von mir!


    gruss Adi

  • Also ich finde es generell gut, im Auge zu haben, dass man idealerweise AUF LANGE FRIST mit beiden Händen (gerne auch Füssen) gleichstark ist, was mir widerstrebt ist, das ganze gelich so anzufangen.
    Spaß hängt irgendwo schon auch mit zeitnahem Lernerfolg zusammen, und der stellt sich sicher mit der "Schokoladenseite" schneller ein.


    ICH würde also generell den Schüler selbst entscheiden lassen, mit welcher hand er spielen will. Am Ende der Stunde kann man ja immer mal 5 Minuten verwenden den Schüler das Ganze mal spiegelverkehrt spielen zu lassen, was er in der Stunde gelernt hat.


    MEINE 2 Cents

    Wer beim Üben gut klingt, wird nicht besser. - Sinngemäß nach Jojo Mayer



    Meine Spielsachen

  • Ich will meinen Sohn ja zu nichts nötigen; daher geht er ja auch in die Musikschule und ich versuche ihm nichts krampfig beizubringen, weil Kinder sich vom eigenen Vater nicht gerne etwas beibringen lassen. Außerdem wäre ich sowieso viel zu ungeduldig.


    Ich will auch in kein Konzept hereinfunken. Mir ist es wichtig, dass er Spaß bei der Sache hat, deshalb ist es mir auch scheißegal, ob er den Paradiddle jetzt schon übt oder nicht. Ich schmeiße ihm Musik auf's Ohr und lasse ihn einfach trommeln. Er ist noch jung und soll zunächst einfach nur Spaß dabei haben.
    Wenn es allerdings ernst wird, werde ich ihm schon sagen, dass der Weg des Lehrers nicht der einzige ist und ich das ganze halt andersrum spiele.


    Es ist halt eine Gratwanderung. Der Lehrer hat Musik studiert und ist wohl mit Konzepten vertraut. Ich habe Musik nicht studiert und bin auch nicht mit Konzepten vertraut. Ich weiß allerdings, dass er seinen Unterricht mit viel "spielen zu Musik" gestaltet, was ich z. B. sehr gut finde.
    ...und leider muss ich gestehen, dass mein Sohn im Vergleich zu mir eine richtige Timing-Sau ist. :D
    Nein, nicht leider, das ist cool.


    Ich werde mich aber wohl einmal mit dem Schlagzeuglehrer intensiv hinsetzen müssen. Ich glaube, er ist es nicht gewohnt, dass der Vater eines Schülers selber ein wenig spielt. ;)


    Es klingt für mich auch sinnvoll, ihn zunächst mit seiner eigentlichen Führungshand spielen zu lassen und später erst auf beide Hände zu gehen. Aber es fehlen mir die Erfahrungswerte, was jetzt am angebrachtesten ist. Es ist mir ja auch super sympathisch, wenn er von vornerein beide Hände und damit die Unabhängigkeit trainiert.


    Ich bin hin- und hergerissen. Ich kann viele Argumente nachvollziehen und finde die Argumente auch zumeist stimmig. Es fehlen halt nur die Erfahrungswerte, was jetzt eher schlecht oder eher gut ist.


    Aber natürlich steht der Spaß im Vordergrund.. Geld muss er später erst damit verdienen, wenn ich ins Altenheim muss. :D

    „Mit dem ersten Glied ist die Kette geschmiedet.
    Wenn die erste Rede
    zensiert,
    der erste Gedanke verboten,
    die erste Freiheit verweigert
    wird,
    dann sind wir alle unwiderruflich gefesselt.“

    Erik Satie

  • hallo,


    mein gelegentlicher lehrer und viel zu seltener sessionpartner ist linksshänder und führt seit tag1 mit rechts. also schon seit 17 jahren oder so in etwa.


    ich habe ihn darauf mal angesprochen und er meinte, das mit rechts hätte sich damals zufällig so ergeben und er wäre dabei geblieben.


    ihm ist es leichter gefallen, später die linke hand zu trainieren. als er noten lesen gelernt und simultan dazu spielen konnte, entwickelte sich seine linke, eigentliche hand bis heute sogar trotzdem besser aus [trainiert @ rudiments] obwohl er seit jeher weiter mit rechts geführt hat.


    vielleicht weil man die eigentliche hand sonst im alltag immer nutzt?!



    ich versuche im moment selbst der linken hand mehr und mehr aufgaben im alltag zuzuführen und sie beim trommeln mehr zu fordern...


    ich persönlich würde meinem kind raten mit der eigentlichen hand anzufangen, dann ist er erstmal besser koordiniert und nicht gleich überfordert. er kann dann ja mal ausprobieren wie es mit links ist [oh]. betuchte daddys könnten ja einen spiegelaufbau sponsern. [schreibt man das so?^^]



    p.s.:


    ich fahre gleich zu einer wirklich tollen mystischen metalband mit 2 alben und ner tour/vielen gigs in aussicht für herbst/winter 2012 und habe wegen einer schweren verletzung in den letzten 8 wochen nur 4x spielen können und bin auch nicht soooo der doublebasstrickser. sollte ich also in den sack hauen kann schon mal jeder interessierte drummer, bitte deutlich über anfängerniveau, seine nr per pn hinterlassen. die jungs suchen wohl emsig nen neuen trommler. raum bielefeld/hannover. namen werden hier aber nicht genannt. also fragt bitte nicht. :)

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