Musikerbücher: Was ich nicht verstehe bzw. mir fehlt

  • In letzter Zeit hat es sich ja für etablierte Musiker eine neue Erwerbsmöglichkeit aufgetan: Ein Buch zu schreiben (bzw in Kooperation schreiben zu lassen).


    Ich hab jetzt ein paar gelesen: Ozzy (sehr witzig, der kann wenigstens über sich selbst lachen), Anvil, Mötley Crüe, Mustaine.
    Interessant, kurze Zeitvertreib, ABER alle irgendwo auch gleich: Saufen, Drogen, Sex ohne Ende.
    Was ich mich nun frage als einer der leider nur bedingt mit musikalischen Talent gesegnet ist und sich jeden Fortschritt lange erüben muss:
    Wann haben die denn mal geübt? Zusammen? Ihr Instrument? Songs geschrieben?
    Die beherrschen doch ihre Instrumente, das kann doch nicht vom Himmel gefallen sein oder stockbreit einfach so da sein?


    Wenn ich dran denke wie lange wir, gerade in Anfangstagen, im Übungsraum gehockt sind bis die Maschine gelaufen ist.
    Und wieweit unsere Droge, Bier, die Sicht auf die Realität des musikalischen Ergusses auch verschiebt....


    Vielleicht ist das für den "Normalleser" ja nichts, ich fänds für mich aber interessanter als den x-ten Totalabsturz geschildert zu bekommen.

  • Lies mal die Bios von Miles Davis (dto.), Paul Mc Cartney (Barry Miles)
    und Zappa (Barry Miles oder Peter Ochiogrosso).


    Alles andere sind Fußnoten.


    fwdrums

    nontoxic: kurze lange CD-Pause

  • Hi KC,


    interessanter Thread - gefällt mir.


    Ich lese auch sehr gerne Musiker-Bios und komme im Endeffekt, mit wenigen Ausnahmen, zu der gleichen Erkenntnis wie Du: Sex, Drugs & Rock N` Roll - no Practice. Na ja, fast zumindest. Aner evtl. ist der Unterschied der Folgende: Während unsereins tagsüber 8 - 10 Stunden in irgendwelchen Büros rumsitzt oder ähnliches über sich ergehen lässt, um Geld für die Brötchen zu verdienen, können die Profis sich den Tag "frei einteilen" - die proben bestimmt auch, aber eben wann und wie sie wollen und den Rest des Tages kommt der Spaß :) (ich habe es ein bissl überspitzt) Und ich denke auch, daß in einem Buch die Übungsstunden gerne ausgelassen werden - vielleicht aus Sicht der Profis für den Leser nicht interessant genug.


    Geniale Musiker-Bios sind meiner Meinung nach:
    1. Brian Wilson: Mein kalifornischer Alptraum (sowas von krass, was der Kerl erlebt hat)
    2. Klaus Voormann: Warum spielst Du Imagine nicht auf dem weißen Klavier, John (auch für Nicht-Beatles-Fans sehr unterhaltsam)
    3. Udo Lindenberg: El Panico (zum Lachen)
    4. Anthony Kidies: Scar Tissue (heftiger "Stoff")
    5. Slash: Slash (ebenfalls heftiger "Stoff")


    "Big Man" von Clarence Clemmons (R.I.P.) und "Mein Leben" von Clapton fand ich auch nett.
    Als nächstes will ich Lindenbergs "Panikpräsident" und die Autobiographie von Johnny Cash lesen.


    Mich würden ebenfalls Musiker-Bio-Empfehlungen interessieren!


    Howdie Gaudi and Rock On.
    redsnare

  • ich habe die autobiographie von eric clapton gelesen - die fand ich auch sehr gut!


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    Black Prophecies

    4 Mal editiert, zuletzt von destona ()

  • Bis auf die ersten Seiten von Lemmys Bio hab ich mir dergleichen bisher leider noch nicht durchlesen können (danke übrigens für die oben erwähnten Titel. Dann weiß ich zumindest, wonach ich Ausschau halten muss, sollte ich mal die Zeit finden).
    Ich kann mir aber vorstellen, dass es einfach spannender ist, von der Exzesse als Rockstar zu berichten als
    über Seiten lang zu berichten "...und dann hab ich erstmal wochenlang Paradiddles geübt. Und dann Doublebass. Und dann..."

  • Sehr geil ist die Bio von Sting, der kann richtig schreiben!


    Lustig: Udo Lindenberg und (jaja) Dieter Bohlen (gabs mal auf nem Wühltisch für 1 €, allemal unterhaltsam)


    Ozzy: my fav, selten so gelacht.. ;o)))


    Klar haben die Jungs auch viel geübt und gearbeitet, das ist aber für den Durchschnittsleser nicht so interessant (dann standen wir wieder 6h im Proberaum, bis Kurt endlich den Lick von Klaus verstanden hat, der Uwe dann aber nicht mehr gefiel und zu Egon sagte...) so viele Musiker gibts garnicht, die das interessieren könnte, und für die es sich lohnt, eine Bio zu produzieren...

    “If you end up with a boring miserable life because you listened to your mom, your dad, your teacher, your priest, or some guy on television telling you how to do your shit, then you deserve it.”
    Frank Zappa (1940-1993)

  • Hi


    Welche Bio ich noch sehr interessant finde: "Ein überdimensionales Meerschwein frisst die Erde auf" von Markus Karg.
    Das ist die Bio von "die ärzte".
    Sehr gut und vor allem sehr ausführlich geschrieben.
    Da geht es nicht nur um Sex, Drugs & Rock´n´Roll, sondern auch um die Machenschaften der Plattenfirmen, ums Proben und um Konzepte, wie man seine Fans verunsichern kann....


    Was Markus Karg da in Zusammenarbeit mit der Band auf die Beine gestellt hat ist wirklich ein Meisterwerk.


    Gruß Streuner

  • Woah, vielen Dank für die Tipps. Da hab ich ja jetzt wieder genügend Anregungen für Lesestoff.


    Ist natürlich schon so, das den "normalen" Leser die Eskapaden mehr interessieren als die Alltag -
    aber gerade der ist für den Hobbymusikanten (bzw. für mich) auch spannend.


    Anderseits kann ich sogar die "Autoren" (also die Jungs hinter dem Ghostwriter) verstehen:
    Meinen Job finden die Leute teilweise auch spannend und wollen Geschichten darüber hören, was
    mich anderseits eher nevt und langweilt - immerhin ist es mein Job den ich tagaus, tagein mache
    und das mit der Spannnung ist doch schon mehr als ein paar Jahre her. Da unterhalt ich mich dann doch lieber
    über etwas anderes.


    Also, jetzt mal zu Amazon schauen und Lektüre suchen.....

  • So, Stings "Broken Music" habe ich fertig gelesen und geradezu verschlungen. Ein klasse Buch! Und er schreibt sogar vom Proben, um mal die Eingangsfrage des Threads wieder aufzugreifen :)
    Der gute Man kann echt schreiben. Und es zeigt, daß keinem eine Weltkarriere in den Schoß fällt und dieser oftmals Jahre des Verzichts und der Ungewißheit zuvorkamen.
    Als in Deutschland ein neuer Superstar gefunden wurde (ätz), saß ich mit diesem schönen Buch auf der Couch und war richtig traurig, als die letzte Seite gegen Mitternacht ausgelesen war.
    Auch interessant waren die Anekdoten und Informationen über Stuart Copeland.


    Weitere Tipps toller Biografien sind immer willkommen.


    Als nächstes ist Bohlens "Nichts als die Wahrheit" dran - dank eines Tipps hier im Thread und dem Auffinden der gebunden Ausgabe für `nen Euro auf dem Wühltisch ;)


    So long, redsnare

  • LIFE - Keith Richards. Ausführlicher kann man seinen musikalischen Werdegang wohl nicht Schritt für Schritt aufdröseln :!:


    Ozzy´s und auch Mötley Crüe´s Buch lassen die musikalische Entwicklung wirklich weitesgehend aus. In Slash seinem Werk ist es etwas ausführlicher angeschnitten .. lohnt sich. :thumbup:


    Willst du allerdings von jemandem lesen, der seinen musikalischen Werdegang nicht darlegen muss, weil er einfach perfekt von Himmel gefallen ist, empfehle ich die Standartwerke der Biografie-Szene: die Bücher von Dieter Bohlen.

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