ACTA Demos ... sind gelaufen, die Diskussion hält an ... und das ist gut so ...

  • Das gehört jetzt alles nicht mehr ganz zum ursprünglichen Thema, ist aber trotzdem interessant. Psycho hat nämlich weitgehend Recht mit seinen Aussagen - außer, dass ich zumindest gerade in D und Europa genug interessante Musik finde. Kommt natürlich auf die Sparte an. Wenn ich aber überlege, wann ich meine letzte CD gekauft habe, die wirklich der Mainstream-Musikindustrie entsprang, und was das war, dann dauert das. Mich interessiert das alles nämlich zu 99% wirklich schon lange nicht mehr. Wirklich interessante Musik spielt sich weit außerhalb der Charts ab, sie spielt sich v.a. live ab auf den kleinen, dreckigen Bühnen in nach Schweiß (früher: nach Rauch) und Bier riechenden Clubs, eventuell noch auf dem einen oder anderen Festival. Was in den konventionell im Auto o.ä. empfangbaren Sendern an Popularmusik läuft, ist entweder unglaubliche Grütze oder totgenudeltes Zeug aus besseren Zeiten. Dabei gibt es heute mindestens so viel gute Musik wie früher. Diese finde ich entweder live oder: Im Internet. So viel zu der These, das Internet sei überschätzt. Das Gegenteil ist richtig: Ohne Internet würde ich, so wie viele andere Leute, gar nicht mehr auf gute Musik stoßen. Im MediaSaturn gibt's die nämlich leider auch kaum mehr. So sieht's aus. Auch dort nur: Einheitsbrei, wie ihn Psycho völlig korrekt beschreibt.


    ich kaufe mir idR eine CD direkt live von der Band, die mir gefallen hat, oder nachdem mich eine durchs Anhören bei youtube oder anderen Quellen überzeugt hat. Wenn das mehr Leute tun würden, anstatt sich wahllos Datenmusikmüll runterzuladen, den sie sich im Leben nie konzentriert anhören können, wäre vielen Musikern schon sehr geholfen.

  • Du hörst schon mal die falschen Radiosender,


    vllt noch als Ergänzung und auch danke auch an Josef :)


    ich höre nicht die falschen Sender, einer meiner Lieblingsender kommt aus Surinam und ist werbefrei. Der spielt Bluesrock, den hast du hier noch nie gehört (blue-ears s.o.)


    Darum habe ich ja ein Internetradio.

  • Darin, dass dies schwarz-weiß-seherisch zum Anlass genommen wird, die Konstruktion des geistigen Eigentums an sich abschaffen zu wollen, sehe ich die Gefahr, dass es mit der Kultur abschließend den Bach runter geht.


    Wenn ich das lese, frage ich mich, ob sich unsere (oder auch eine andere, ausserdeutsche) Kultur überhaupt hätte entwickeln können, wenn es im Mittelalter (oder davor) schon die GEMA oder andere Institutionen gegeben hätte.
    Sogenannte Volkslieder (bitte nicht verwechseln mit dieser unsäglichen "volkstümlichen" Schlagermusik!!) hätten sich imo doch hier garnicht entwickeln können.
    Oder in anderen Ländern eben die Musik der Indianer, Maori oder Stammesgesänge in Afrika, etc..
    Was werden wir unseren Ahnen hinterlassen, was sie noch kostenfrei singen/spielen dürfen (schon die Kindergärten müssen heute GEMA-Gebühren abführen).
    Nichts gegen den vernünftigen Schutz geistigen Eigentums (für eine bestimmte Zeit, vllt bis zum Tod des Komponisten/Buchschreibers (denn der Erbe oder Käufer der Rechte hat ja eigentlich nichts mehr mit dem Geist zu tun, der das geschützte Gut "erfunden" hat)) , aber irgendwann muß auch Schluß sein und die Musik in den Besitz der ganzen Gesellschaft übergehen und nicht nur denen gehören, die das Geld haben, sie zu kaufen.
    Stattdessen werden dann erstmal alle Anderen einfach mal kriminalisiert, das ist ja auch viel einfacher.
    Einschränkung/Klarstellung: Alle, die geschützte Musik/Filme runterladen, um sie auf CD/DVD zu brennen und sie zu verkaufen, sind imo natürlich durchaus kriminell.
    Das ist jetzt vllt etwas OT - und ich will das auch garnicht weiter diskutieren (spart euch die Posts), ich wollte es aber trotzdem einfach mal zum Nachdenken einwerfen.
    Ich sehe im Internet auch eher eine große Chance der weltweiten Verbreitung von Liedgut, als eine Gefahr für das Überleben der Kultur.
    Richtig gute Musik/Literatur ist, meines Wissens nach, bisher noch nie von fetten, satten Komponisten/Dichtern mit gesichertem Einkommen entwickelt worden.


    P.S. Ich kaufe CDs quasi nur noch bei Konzerten im kleineren Rahmen, direkt bei der Band (das kommt dann wenigstens direkt der Band zugute, will ich mal hoffen, und nicht irgendeinem Pfeffersack im Vorstand der MI), Mainstream lasse ich eh links liegen und sonstige, für mich interessante Musik schneide ich im Internet-Radio mit und habe dabei auch kein schlechtes Gewissen (lasse es mir auch nicht einreden) - denn noch ist das ja scheinbar legal.

    3 Mal editiert, zuletzt von Hammu ()

  • Nichts gegen den vernünftigen Schutz geistigen Eigentums (für eine bestimmte Zeit, vllt bis zum Tod des Komponisten/Buchschreibers

    Fände ich auch sinnvoll(er). Patente kann man auch nur maximal 20 Jahre schützen lassen. Man muss sogar für diesen Schutz jährlich bezahlen. Alles in allem würde das den ganzen Prozeß etwas dynamischer machen. Dann hätte man bspw. schonmal das Problem des Sampelns gelöst. Natürlich ändert das jetzt nichts am Internet und der Rechtsfreiheit.

    eine CD, die ich mir neulich in Brasilen gekauft habe, war von Sony, kostete umgerechnet 5 Euro. Will ich sie hier kaufen kostet sie:




    http://www.jpc.de/jpcng/poprock/detail/-…il/hnum/3064876


    Psycho's Beiträge machen seinem Namen mal wieder alle Ehre :D . Ich kann auch in die Tschechei fahren und mir lecker Mittagessen und ein großes Getränk für'n Fünfer bestellen. Deshalb sind die heimischen Restaurants nicht automatisch von der bösen Restaurantmafia, auch wenn ich hier für das gleiche das 3-4 fache bezahle. Da ließen sich jetzt sicher noch viel mehr Beispiele anbringen, warum es in anderen Ländern günstiger ist..
    Das Argument mit den Einkommensunterschieden ist ja wohl auch für'n Poppes. Logisch, dass sich die Reichen in einem Land mit günstigen Arbeitskräften wohlfühlen. Warum aber gerade die auf die angeblich böse Industrie schimpfen, obwohl sie ja (vermutlich) gerade selbst davon (der Industrie allgemein) enorm partizipieren...


    Grüße Marcus

  • Wenn ich das lese, frage ich mich, ob sich unsere (oder auch eine andere, ausserdeutsche) Kultur überhaupt hätte entwickeln können, wenn es im Mittelalter (oder davor) schon die GEMA oder andere Institutionen gegeben hätte.
    Sogenannte Volkslieder (bitte nicht verwechseln mit dieser unsäglichen "volkstümlichen" Schlagermusik!!) hätten sich imo doch hier garnicht entwickeln können.


    Hallo,


    die Volkslieder von Dieter Bohlen ("Cherie, Cherie, Lady", "You can win, if you want"), von den Beatles ("Hey Jude", "Let it be"), von Robert Zimmerman (da fällt mir gerade keins ein) ...
    haben sich sogar mit GEMA und Konsorten hervorragend verbreitet. Gut, wir sind natürlich nicht mehr im Mittelalter und deshalb steht dann im Kleingedruckten eben nicht "Volksweise", sondern der Autor und letzterer bekommt eben Geld, so dass er für die Freude, die er mit seinem Werk stiftete, eine Entlohnung bekommt. Ohne GEMA und Konsorten wären wir von denen allen (ja, auch denen, die in den drei Punkten noch zu finden sind) verschont geblieben und sie dürften dann weiter im Jugendzentrum spielen und Hartz IV beantragen. Dafür müssten wir eben selber in der Badewanne komponieren und Musik wäre endlich mal das, was sie sein sollte: entkommerzialisiert, unbekannt, frei wie ein Vogel in der Winterlandschaft.


    Grüße
    Jürgen


    PS
    Neue, gleichsam echte, Volkslieder gibt es nicht mehr, weil die Verbreitung von Musik andere Wege gefunden hat, die Übertragung von Mund zu Ohr ist spätestens mit der Erfindung des Radios nachrangig geworden.

  • Dafür müssten wir eben selber in der Badewanne komponieren und Musik wäre endlich mal das, was sie sein sollte: entkommerzialisiert, unbekannt, frei wie ein Vogel in der Winterlandschaft.


    Genau, und wäre nur zum Spass am Singen und Gestalten da - dafür aber für jeden!
    Die urzeitlichen Höhlenmaler (waren für ihre Zeit schon verdammt gut, da es ja noch kein Vorbild gab, was sie hätten kopieren können) und die ersten "Musikanten" (im Sinne von Liederfinder, da muß man ja erstmal drauf kommen) haben mit Sicherheit aus reiner Lebensfreude ihrer Kunst gefrönt und nicht, weil sie gut davon leben konnten.


    Neue, gleichsam echte, Volkslieder gibt es nicht mehr, weil die Verbreitung von Musik andere Wege gefunden hat, die Übertragung von Mund zu Ohr ist spätestens mit der Erfindung des Radios nachrangig geworden.


    Was denn ja auch als moderne Variante von "Mund zu Ohr" interpretiert werden könnte.
    Heute werden die Ohrwürmer eben auf der ganzen Welt vor sich her gesummt, also dann ist es eben Weltmusik und nicht Volksmusik.


    die Volkslieder von Dieter Bohlen ("Cherie, Cherie, Lady", "You can win, if you want"), von den Beatles ("Hey Jude", "Let it be"), von Robert Zimmerman (da fällt mir gerade keins ein) ...
    haben sich sogar mit GEMA und Konsorten hervorragend verbreitet.


    Die, heute als elitäre Klassik gehandelten, lockeren Weisen von z.B. Mozart waren auch der "Pop" der damaligen Zeit (zugebenermaßen hat er davon auch schon recht gut gelebt ;) ).
    Hätte es damals schon die GEMA gegeben, wären alle heutigen Orchester, ja kriminelle Plagiaten (einfach die Musik des Meisters kopieren und dann für teuer Geld auf (Deutsche Grammelfon) CD verkaufen, ts, ts :D )

  • Die, heute als elitäre Klassik gehandelten, lockeren Weisen von z.B. Mozart waren auch der "Pop" der damaligen Zeit (zugebenermaßen hat er davon auch schon recht gut gelebt ;) ).


    Hallo,


    Mozart starb arm wie eine Kirchenmaus, total abgewrackt und keine Sau kam zur Beerdigung.
    Hätte er heute gelebt, hätten die Erben wenigstens die Bestattung von den GEMA-Ausschüttungen zahlen können. So einfach ist die Wahrheit.


    Heutige Orchester bezahlen ihre Noten und lassen sich die Lizenzen (sofern Bearbeitungen erfolgen) nicht gemeinfreier Werke etwas kosten bzw. der Veranstalter drückt eben brav die GEMA-Gebühren ab. Das wäre damals auch möglich gewesen. Ging halt nicht, weil es keine GEMA und kein Urheberrecht gab.
    Da es damals aber kein Urheberrecht gab, mussten viele Musiker frisch verteilte Noten vom Blatt spielen und die Blätter wurden hinterher natürlich wieder eingesammelt.
    Auch das war die gute alte Zeit. Wie das dann klang, will man gar nicht so genau wissenk, vielleicht half der Wein darüber hinweg.


    Grüße
    Jürgen

    Die, heute als elitäre Klassik gehandelten, lockeren Weisen von z.B. Mozart waren auch der "Pop" der damaligen Zeit (zugebenermaßen hat er davon auch schon recht gut gelebt ;) ).

  • Mozart starb arm wie eine Kirchenmaus, total abgewrackt und keine Sau kam zur Beerdigung.


    Naja, das ist heutigen Rock/Pop Stars, die eine zeitlang reichlich Geld verdient haben, auch schon passiert - wenn man sich bei den Aktien verzockt oder das ganze Geld für Drogen ausgibt.


    Wer bekommt eigentlich heute das, aus dem Verkauf von Mozarts Noten, erwirtschaftete Geld? Doch mit Sicherheit nicht die Nachkommen, oder?

  • Ich finde die GEMA ist eine Organisation die genauso wie die GEZ die leute abzockt.


    Das Umschichtungsverfahren der GEMA ist ungerecht. Natürlich sollte jmd. seine Urheberrechte schützen können. Aber das ist ein viel zu komplexes Thema und ich habe auch nicht genug Verständnis davon. Aber die GEMA ist trotzdem abzocke.

  • ...und hat mit Urheberrecht erstmal gar nichts zu tun. Weit verbreiteter Irrtum. Ich war früher auch komplett gegen die GEMA eingestellt, aber dann haben wir vor 1 Jahr eine nette Nachzahlung für einen längeren Zeitraum erhalten - und da kam einiges zusammen. Man kann nicht generell sagen, GEMA lohnt sich nicht - eine transparentere und gerechtere, v.a. weniger aufwendige Lösung wäre aber natürlich wünschenswert.

  • Wenn die Industrie sich darauf verlässt oder darauf setzt, ihre Gewinne durch den Verkauf von Tonträgern zu erzielen, wird sie sterben. So einfach ist das.


    Kann man jetzt schön finden oder doof. Dieses Modell ist schlichtweg überholt. Daran wird keine Gema kein Acta oder sonstwer was drann ändern. Entweder schaffen sie es den Vertrieb von Musik in Modelle zu überführen die den Bedürfnissen der neuen Generationen entsprechen (und damit meine ich nicht das Erlauben von Raubkopiererei) oder sie werden langsam krepieren. Das kann man jetzt totdiskutieren, aber letztendlich sollten sie das als Chance sehen. Alles andere ist zweitrangig.

  • Drumdidi, hör dir mal "America Drinks and Goes Home" von Frank Zappa an und denk drüber nach.
    Habe gerade eine Musikklausur darüber geschrieben, mit Sicht auf einen Ausschnitt aus Urs Frauchigers "Was zum Teufel ist mit der Musik los?"
    Interessanter Text, und auch wenn schon etwas älter, immernoch treffend bezüglich der MI.
    Das heutige "freie Internet" macht richtig gute Musik mMn erst wirklich möglich. Wie sonst kannst du, wie Psycho es treffend feststellt, so viel gute Musik, die du ohne Internet NIE kennengelernt hättest, entdecken?
    Über das Internet konnte ich sogar einige Majorlabelproduktionen erst finden. Eine meiner Lieblingsbands, MuteMath, war in deutschen Läden garnicht mehr zu kaufen, geschweige der Tatsache, das sie hier nicht vermarktet wurden. Als Download bei iTunes musste ich sie mir dann kaufen, auch wenn ich am liebsten die Hüllen im Regal stehen habe.

  • Entweder schaffen sie es den Vertrieb von Musik in Modelle zu überführen die den Bedürfnissen der neuen Generationen entsprechen (und damit meine ich nicht das Erlauben von Raubkopiererei) oder sie werden langsam krepieren.

    Was entspricht denn den Bedürfnissen der "neuen Generation" (wer immer das auch sein mag)?
    Es gibt Modelle, Musik übers Netz in digitaler Form zu kaufen (itunes, Amazon...) oder zu hören (Webradio).
    Wenn das Bedürfnis nicht kostenloser Konsum ist (meist mit Raubkopiererei verbunden), um was geht es dann?
    Mir kommt das immer so easy daher gesagt vor "neue Modelle" entwickeln und den "neuen Bedürfnissen"
    entsprechen" blablabla...


    Es sollte jedem frei stehen, ob er sein Werk verkauft oder verschenkt. Und die Tatsache, daß "Diebstahl", so
    wie er jetzt millionenfach täglich im Web geschieht, nicht zu ahnden ist, bedeutet nicht, daß er auf einmal
    legal ist. Versuche, dies zu legalisieren stellen Teile unseres Rechtssystems auf den Kopf. Das ist ja per se
    noch nicht schlimm. Schlimm ist, daß es nicht gerecht ist. Das juckt offensichtlich viele recht wenig.


    fwdrums

    nontoxic: kurze lange CD-Pause

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  • Das steht aber nicht verkaufen under schenken, sondern da steht "Gewinne durch Tonträger".


    Mit Bedürfnissen der neuen Generationen meine ich Bedürfnisse wie "selektieren können, jetzt haben wollen, Portabilität usw usw...."


    Mit anderen Modellen meine ich zum Beispiel Musik bezahlt durch Klicks/Werbung. Auf diese konkrete Alternative, die schon Einzug gehalten hat im Internet, hat noch gar keiner der MI-Fanboys was gesagt.


    Es ist richtig wenn Du sagst, dass es bereits Modelle mit solchen Ansätzen gibt. Diese funktionieren ja auch teilwleise. Je besser sie den Bedürfnissen noch weiter angepasst werden umso besser werden sie funktionieren.


    An dem eigentlicghen Argument oder an der Feststellung ändert das nichts. Wir können genauso gut darüber diskutieren ob die Erde eine Scheibe ist oder doch eine Kugel.


    Achja und bevor ichs vergesse...


    hier wird ja ständig an das Unrechtsbewusstsein der Leute appeliert, die ANGEBLICH nur zum Schutz der bösen Raubkopierer gegen Acta, Gema oder die alte und verkrustete MI sind. Für mich persönlich ist das auch nicht mehr als eine scheinheilige Reaktion auf die Kritik an einem ansich schon ungerechten System und zwar nur aus dem Grund, weil man selber AUSNAHMSWEISE schon einmal Opfer geworden war. Solange hat es nämlich auch keinen interessiert, dass da eventuell ein Unrecht sein könnte. Dass es bei diesem Industriellen System noch ganz andere Opfer gibt, die in unserem Müll ersticken, weil unser Abfall bei ihnen entsorgt wird, die nix zu beißen haben weil wir billigen Kaffee im Studio trinken wollen oder die mit 30 an den Giften krepieren die unsere Wohlstandsgesellschaft in ihre Welt gepustet hat - DAS interessiert hier keine Sau...soviel zum achso weitreichenden Unrechtsbewusstsein. Die Welt dankt Euch für Eure Umsichtigkeit...

    Einmal editiert, zuletzt von One ()

  • An dem eigentlicghen Argument oder an der Feststellung ändert das nichts. Wir können genauso gut darüber diskutieren ob die Erde eine Scheibe ist oder doch eine Kugel.

    Darüber brauchen wir ja auch gar nicht diskutieren. Das ist vollkommen unstrittig.


    Und jetzt bin ich mal richtig gutgläubig und glaube, daß es nicht zuvorderst ums Nichzahlen geht,
    sondern eher um


    a) selektieren können, jetzt haben wollen, Portabilität usw usw....


    b) Musik bezahlt durch Klicks/Werbung



    Ich muß gestehen, daß mir da die Phantasie fehlt. Das ist einfach zu weit
    weg von meinen persönlichen Bedürfnissen. Die Kriterien unter a) werden
    für mich bei weitem hinreichend erfüllt und für b) bin ich mir zu schade.
    Lieber bezahle ich richtiges Geld für werbefreien Konsum. Aber Du hast Recht,
    da mag es noch vieles geben, was zu Geschäftsmodellen entwickelt werden
    könnte, das ich mir einfach nicht vorstellen kann.


    fwdrums

    nontoxic: kurze lange CD-Pause

  • Schlimm ist, daß es nicht gerecht ist. Das juckt offensichtlich viele recht wenig.


    bezieht sich das Leben allgemein? Oder darauf, dass extrem bekannte und reiche MUsiker von der armen über die GEMA noch nen ordentlich Zuschlag aufs Konto bekommen? Oder das Sabrina Sexy und nicht Harry Wurst, der doch viel besser singt, die Castingshow gewinnt? Oder das behinderte Musiker benachteiligt sind? Oder dass Sony mehr Marktanteile hat als Universal? etc. pp.


    Mit solchen Phrasen wird es ja dann endgültig philosophisch hier.


    Gerecht wäre, wenn man Musik einkommensabhänig vertreiben würde, ein H4ler ne CD für nen Euro erwerben könnte, ein Arbeiter für 5 Euro, ein Professor für 15 Euro und ein Politiker für 100 Euro. Meinst du vllt. diese Art von Gerechtigkeit?


    btw: du als Fussballfan. ist es gerecht, dass Bayern dauernd verliert? =)

  • Hi Psycho,


    ich dachte schon Du schläfst.


    "Gerecht" ist natürlich ein großer Anspruch und sicher im Zusammenhang mit diesem
    Thema etwas überdimensioniert. Aber letztendlich hast Du mit Deinem Gedanken von
    5 bis 100 € für H4 bis Prof. Recht. Die Idee ist ja nicht ganz neu. Sie liegt - nicht
    lachen - z. B. der Steuergesetzgebung in hiesigen Landen zu Grunde. Daß die Ausgestaltung
    nicht weitgehend genug ist und die Umsetzung leider überhaupt nicht zufriedenstellend
    funktioniert, ist leider auch wahr.


    Das Thema Urheber- und Nutzungsrecht ist auch ein zweischneidiges. Es muß eine Entlohnung
    für die Nutzung geistigen Eigentums geben. Das leuchtet mir ein. Insbesondere dann, wenn mit
    (wir bleiben jetzt mal bei Musik) mit einem Stück weitere Umsätze generiert werden, z. B. in
    der Werbung oder im Radio etcpp. Laß mich mal die Situation überzeichnen: Wenn ein Komponist
    einmal in seinem Leben einen lichten Moment hatte und zur rechten Zeit am rechten Ort war,
    kann es sein, daß er, seine Lieben und deren Kinder nie mehr im Leben auch nur einmal den
    Finger krümmen müsse, um ihren Lebensunterhalt zu sichern. Die meisten anderen müssen sich
    jeden Tag aufs Neue anstrengen. Ist das gerecht? Ich sollte vorsichtig sein. Allein bei der Formulierung
    solch eines Gedankens muß ich fürchten, ins Heim zu kommen - und so schnell nicht mehr raus.


    Und wg. Bayern, Gladbach, Dortmund oder Schalke: Mir ist es egal wer gewinnt, so lange wir es sind.


    fwdrums

    nontoxic: kurze lange CD-Pause

  • MI-Fanboys ./. Verbrecherkids ?


    "Die Bereitschaft, zu differenzieren, ist gefragt, liebe Herren."
    Dieser Satz könnte aus den Vertragsverhandlungen zu ACTA stammen, als MI-Vertreter die Entrechtung ihrer Kunden entwarfen und zurechtgewiesen werden mussten.
    Genau so sind diejenigen zurechtzuweisen, die die Leistung der an der Herstellung eines Kunststücks nicht achten wollen.


    Aktuell ist sie Situation so, dass Vermarktung und Vertriebswege nicht im Einklang zueinander stehen.
    Große Teile der gierigen MI haben seit 15 Jahren geschlafen, große Teile der gierigen Netzgemeinde sehen ihre Raubzüge als Gewohnheitsrecht an.
    MI-Vertreter hängen an ihren bisherigen Profiten, DL-Vertreter wollen ihre komfortable Konsumpraxis nicht aufgeben.
    Hersteller möchte die Downloader entrechten, Downloader die Hersteller.


    Es gibt aber tatsächlich Menschen, die weder die Vernichtung aller, die von Musik leben, noch die Wegschließung aller, die Musik stehlen, wollen.


    Wie so oft, besteht das Dilemma so lange, wie die radikalen Postitionsvertreter nicht bereit sind, auf einander zu zu gehen und nicht erkennen, wie sehr sie gegenseitig von einander abhängen.
    Dabei ist jetzt schon klar:
    Die Abschaffung von Urheber- und Verwertungsrechten wird es nicht geben.
    Die ausnahmslose Überwachung des Lebensraums Internet wird es nicht geben.
    Sowohl die Abkehr von bisherigen Vermarktungsmodellen, als auch die Abkehr von gewissenloser Selbstbedienung sind in Einklang zu bringen.


    Dabei hilft es aber nun mal nicht, unter der Bevölkerung die Angst zu schüren, man würde plangemäß ohne besondere kriminelle Machenschaften im Gefängnis landen, wie es "Anonymous" tut.
    Andererseits zeigen die Angriffe gegen Ermittlungsbehörden, dass "Anonymous" auch um die Angstfreiheit schmieriger, millionenschwerer Räuberbanden besorgt ist.
    Dass millionenschwere MI-Vertreter mit Künstlern in suboptimalen Vertragsverhältnissen stehen, ist auch nicht in Ordnung.
    Wer aber durch gezielte Falschinformation und aggressive Machtdemonstrationen ein perverses Spiel mit der Angst treibt, ist wohl kaum eine taugliche Referenz, wenn es darum geht, sozialverträglich meinungsbildend zu agieren.


    Bei der Grundidee des freien Bildungs-Zugangs geht es um abstrakte Wissenschaft.
    Niemand soll daran gehindert werden, sich umsonst darüber zu informieren, was es z.B. mit Musiktheorie oder z.B. mit Kochrezepten auf sich hat.
    Diese schöne Idee in die Richtung zu pervertieren, dass niemand daran gehindert werden soll, z.B. fertige, aufwendig produzierte Musikwerke umsonst zu konsumieren, wird genau so scheitern, wie die denkbare idee, fertig gekochte Gerichte umsonst zu beanspruchen zu können. Das muss doch jedem klar sein.


    Es gilt, Modelle zu überdenken, die sowohl Konsumenten, als auch an der Produktion Beteiligte zufriedenstellt.
    Mir persönlich ist ein solches Modell noch nicht begegnet. In den Diskussionen geht es meistens darum, woGEGEN man ist (z.B. Diebstahl oder Überwachung), nicht woFÜR (z.B. ein tauglicher Urheberrechtsentwurf, der Interessen beider Seiten berücksichtigt). Solange letzteres nicht erdacht ist, befinden wir uns in einer unbefriedigenden Übergangs-Situation.
    Während dieses Übergangs besteht das bisherige, womöglich überholte, Recht aber weiter. So ist es leider nunmal. Wer das Recht ändern will, muss ein alternatives Modell liefern. Die Abschaffung des Rechts ist kein taugliches Modell, wenn man ernst genommen werden will.


    Bitte präsentiert doch mal durchdachte Alternativen, anstatt anarchistischer Stammtisch-Sprüche!


    Auch die deutsche Piratenpartei z.B. will eine "Zementierung" des bestehenden Rechts verhindern, ohne aber ein durchführbares Modell parat zu haben. Wer eine taugliche Piraten-Lösung kennt, möge die mal hier verlinken.
    Breiten politischen Zulauf zu erhalten, ohne eine politische Lösung zu bieten, das muss man auch erst einmal zustande bringen. Glückwunsch!
    "PIRATEN fordern: Debatte um modernes Urheberrecht beginnen!" Quelle
    Eine solche Debatte ist z.B. hier (in diesem Thread) nachzulesen. Auch bei den ACTA-Verhandlungen wurde debattiert. Politisches Ziel erreicht - nochmals Glückwunsch!


    Was jetzt noch fehlt, sind konstruktive Modelle. Destruktive haben keine Chance.
    Danke für die Aufmerksamkeit.

    -
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