ACTA Demos ... sind gelaufen, die Diskussion hält an ... und das ist gut so ...

  • 1 Vorschlag: Globale Abschaffung der Verwertungsrechte, Künstlerfinanzierung durch nationale Steuern/Abgaben [Psycho] (Interessengruppe: neutraler Beobachter)


    nur weil didi kein Verteilungsschlüssel einfällt, muss man das eigentlich nicht streichen


    also jeder Künstler, der Geld bekommt, muss das ja schon heute beim Finanzamt angeben
    man lässt sich dort registrieren und erhält automatisch ein Grundeinkommen aus dem Soli


    bei der Steuererklärung weist man nach, dass man darauf Anspruch hat, entweder durch
    1. Abrechnungen (Profis) von Konzerten, TV-shows etc. in der Steuererklärung und/oder
    2. oder durch den Nachweis prodzuzierter Werke als Ankage zur Steuererklärung, die als Kulturgut öffentlich und kostenlos sind und die zur o.g. Prämie führen


    wo ist das Problem?


    kleine Künstler = kleiner Topf, große Künstler = größer Topf

  • Was mich irritiert, ist die Geisteshaltung, die aus deinem Post rauszulesen ist. Sie impliziert unterschwellig, das das doch alles nicht so tragisch ist.

    Bitte die anmaßenden Unterstellungen unterlassen. Danke. Zum kotzen, sowas.

    Defacto ist es genauso ein Diebstahl wie "nur ein paar CDs klauen".

    Das "nur" stammt nicht von mir. Der Rest war komplett ohne Wertung gemeint.

    Und wenn du meine Vorschläge richtig liest, rede ich in erster Linie von Providerhaftung. Diese haben sicherzustellen, das solche Zugriffe nicht so einfach zu realisieren sind, indem diese z.B. den Zugriff auf bestimmte Seiten verhindern oder zumindest erschweren.

    Das halte ich für eine ganz gefährliche Kiste. Provider (wir reden vom Internetzugang, nicht den Seitenbetreibern, ok?) sind in etwa das, was Straßen, Verkehrsmittel oder die Post im realen Leben sind. Klar könnte man jene für die Verhinderung von Straftaten und die Überprüfung von Kommunikation, Bewegungen und Inhalten verantwortlich machen, aber es sollte auch klar sein, welche Implikationen man sich damit ins Boot holt. Und es ging hier auch um die Abwägung von verschiedenen Gütern und Rechten.



    Was Technik affine Leute gerne überschätzen sind die Fähigkeiten des Durchschnittsusers. Weil sie immer gleich wissen ,wie was geht, wie man was aushebeln kann, denken sie, das könnten am Ende alle.
    80% der Normaluser im Netz können aber so gut wie nix ohne Anleitung dazu. Ist die Anleitung nicht mehr so leicht verfügbar oder gibt es eben nicht mehr diesen simplen Zugriff, wie das heute der Fall ist, dann nimmt der Anteil des illegalen Downloads massiv ab.

    Das halte ich für einen Trugschluss und erinnert mich an das unselige "Zugangserschwerungsgesetz". Noch bevor das Gesetz verabschiedet worden ist, wurden überall Kurz-Anleitungen zur Umgehung herumgereicht. Nicht, weil alle Zugriff auf Missbrauchsdarstellungen haben wollten, sondern weil es da ums Prinzip ging. Und da ging es nicht um gehobene IT-Fähigkeiten, sondern ein paar Handgriffe. Wenn das wirklich umgesetzt worden wäre, wäre das eine gefährliche, traurige und peinliche Kiste geworden und hätte am Problem selbst nichts geändert.


    Wenn es neue Hürden vor dem Download gäbe, würden die Tricks zur Umgehung sich ebenso verbreiten.


    Nicht falsch verstehen, ich habe durchaus ein Problem mit der allgemein fehlenden Wertschätzung von Musik bzw. Musikern denke aber, dass die hier diskutierten Lösungsansätze deutlich über das Ziel hinausschießen und zuviele Nebenwirkungen haben. Zugegeben, das ist kein vollwertiger Gegenvorschlag. Der würde sich eher im Mischbereich bewegen aus


    a) Aufklärungs- bzw. Überzeugungskampagnen, um intrinsische Wertschätzung zu fördern. Aber bitte nicht unerlaubte Vervielfältigung mit "Raub" oder "Verbrechern" gleichsetzen.
    b) durchaus auch dem Austrocknen von viertelseidenen Geschäftsmodellen a la Rapidshare und Megaupload.
    c) angepasste Geschäftsmodelle der Labels, die nicht mehr auf Infrastrukturen und Gepflogenheiten aus dem letzten Jahrhundert basieren, wie z.B. die elende Phase vor prominenten Veröffentlichungen, bei denen das Album schon im Netz kursiert, der ehrliche Käufer aber trotzdem noch Wochen auf die "Veröffentlichung" und die Möglichkeit zum Erwerb warten muss. Stattdessen sollte viel schneller und punktgenauer auf den Bedarf reagiert werden. Die Welt ist diesbezüglich nun mal schneller, kleiner und offener geworden, ich denke das lässt sich nicht zurückdrehen.
    Fun Fact dazu: habe mir heute ein Album gekauft (Special Edition inkl. DVD, Preis über 20€), das heute auch erschienen ist. Heruntergeladen habe ich es mir Anfang der Woche schon. Persönliches Unrechtsbewusstsein in diesem konkreten Fall: keines, natürlich die klare Kaufentscheidung schon im Vorfeld berücksichtigt. Ich möchte Urheber auch belohnt sehen, aber solche Verzögerungen (für Promo, Magazinvorlauf, etc) sind heutzutage doch verschenktes Verkaufspotential. Da würde auch kein "früher konnte man doch auch warten"-Zeigefinger mehr was bringen. Alternativ könnten es Band und Label natürlich auch unterlassen, schon Monate vor der Veröffentlichung den Leuten den Mund wässrig zu machen und erst am VÖ-Tag das Album bekannt geben, kein Problem.


    Zu guter letzt halte ich auch das Pochen auf Paragraphen nicht für die endgültige Lösung. Das Recht ist auch einem gesellschaftlichen Wandel unterzogen (ok, vielleicht etwas langsamer als die Gesellschaft) und nicht auf Jahrtausende hin in Stein gemeißelt. Damit habe ich NICHT gesagt, dass ich das Urheberrecht abschaffen möchte, bevor ich wieder bei Satz eins anfangen muss.


    Außerdem würde ich aus Gründen, die nichts mit Musik oder wirtschaftlichen Interessen zu tun haben nicht unbedingt deutsches Recht dem Rest der Welt aufdiktieren wollen, aber das nur nebenbei.


    Edit: Rechtschreibung, das Alphabet mehr respektiert, Ergänzungen.

  • Alternativ könnten es Band und Label natürlich auch unterlassen, schon Monate vor der Veröffentlichung den Leuten den Mund wässrig zu machen und erst am VÖ-Tag das Album bekannt geben, kein Problem.


    Hmm, die Musiker und deren Vertriebspartner sind also selbst schuld, wenn sie ein neues Produkt ankündigen, weil der Konsument dann geil drauf wird und unbedingt sofort Zugriff darauf haben muss?
    Der ihm zum Glück dann umgehend durch einen Helden/Freiheitskämpfer ermöglicht wird, der die komplette Arbeit der Schaffenden ohne deren Wissen kopiert und lange vor geplanter V.Ö. kostenlos ins Netz stellt?


    Hmmm, manche Argumente...


  • Also mal abgesehen von den rechtlichen Problemen, die deine Grundidee aufruft, mal noch ein paar Gedanken dazu, wie sinnvoll bzw. praktikabel eine solche Medienabgabe ist.


    Nehmen wir mal an, man setzt eine Medienabgabe in D fest, mit der jeglicher Konsum von medialen Inhalten abgedeckt ist.
    Ab diesem Moment darf man legal freudig kopieren - defacto käme dies ja auch einem Ende des klassischen Verkaufs von Musik gleich, weil ja Musik nur noch kostenlos angeboten werden kann.
    Nehmen wir an, man setzt z.B. 5€ im Monat Abgabe pro Einwohner der BRD an. Bei nem 4 köpfigen Haushalt also 20€ pro Monat.
    Das bedeutet bei 80 Mio Einwohnern in D macht das nach Adam Riese 400 Mio p.M. = 4,8 Milliarden im Jahr.
    Klingt erst mal gut. Das darf man dann unter den Musikern verteilen - ach nee, unter allen Content schaffenden - also auch Film, Wort, etc. Ist ja ne Medienabgabe - keine reine Musikabgabe.
    Und zudem würde ja das ganze Eintreiben, verwalten etc. auch noch Geld kosten. Keine Ahnung , wie viele Millionen das kostet. Also die GEZ kostet z.B. 160 Millionen p.a. ....
    Jetzt schau ich mal ganz keck, wie hoch der Umsatz in D z.B. 2010 im Musikbereich (also wirklich kein Boomjahr der Musikbranche) war. Mmmh, 1.8 Milliarden Euro Umsatz aus dem Verkauf von Tonträgern -physisch + downloads.
    Mist! Das ist ja schon fast die Hälfte der Abgabe. Da bleibt wohl nicht genug für die ganzen Filmleute etc. über.
    Aber blenden wir das mal aus und wenden uns jetzt der Verteilung zu.
    Also jeder, der mal beim FA hallo, ich bin Musiker sagt, soll ja jetzt ein Grundeinkommen bekommen. Das soll also schon mal zumindest zum Teil aus den 4.8 Milliarden bezahlt werden.
    Ich sag einfach mal, die Musiker bekommen jetzt die 1.8 Milliarden aus diesem Topf, weil die ja 2010 soviel erwirtschaftet haben.
    In der KSK sind derzeit rund 46000 Musiker gemeldet. Das sind schon mal die hauptberuflichen. Über die nebenberuflichen, die ja auch was aus dem Topf kriegen müssten, weil sie ja auch Musik erschaffen, gibt es leider keine Zahlen.
    Aber wenn ich mich so umschaue, dürften ja auf einen Profi mind. zwei Nebenerwerbsmusiker kommen, ich befürchte, es sind mehr...
    Jetzt zahle ich diesen Bezugsberechtigten ein Grundeinkommen. Das darf ja nicht so sonderlich hoch sein, sonst müssen die ja ganz viel zurückzahlen, wenn es ein Jahr später rückwirkend zur Berechnung der erworbenen Ansprüche kommt.
    Oder sollen Musiker ein bedingungsloses Grundeinkommen bekommen? Da möchte ich gerne mal das BVerfG zu hören, ob man für eine Personengruppe in D das mal so einführen kann, während der Rest der Bevölkerung in die Röhre schaut...Nee, das wird wohl nicht gehen. Das muss schon anteilig aus dem Topf bezahlt werden.
    Klingt immer noch irgendwie machbar. Aber jetzt wird es ja spannend. Das restliche Geld soll also als Prämie ausgeschüttet werden, nach Verteilungsplänen?
    Neben der Problematik, diese ganzen Nachweise zu erbringen und zu bearbeiten und zu prüfen - das wird ein Verwaltungsapparat beschäftigen, der richtig Geld kostet - dürfte dies dazu führen, das der durchschnittliche Musiker, der keine Millionenplays generiert, der nicht aufgrund seiner hohen Popularität permanent seine eigene Musiklive spielt (ach ja, soll es eigentlich auch eine Prämie für das Spielen von Covermusik für den Covermusiker geben? Dürfte ja eigentlich nicht, weil nur eigene Musik vergütet werden dürfte) aus dieser Prämie nix mehr erhält, denn die Lady Gagas werden immer noch Millionen Plays pro Jahr generieren, wogegen dann z.B. ein Gregor Meyle nur ein paar tausend vorzuweisen hat.
    Das in die Schlüssel übertragen bedeutet dann eine winzige Prämienausschüttung für den kleinen Musiker, der ja angeblich dadurch profitieren soll, wenn überhaupt noch was bekommt. Die müssen sich ja auch noch im Prinzip die ganze Band teilen - gut, wer da ein Solokünstler ist...
    Also bleiben ihm dann die 1200€ aus der Grundvergütung. Das wird den einen oder anderen freuen, andere aber dermassen abfucken.Jeder, der mit einer 4 Mann Band mit Eigenproduktion mehr als 400 CDs im Jahr verkauft hat, stellt sich dann schon schlechter. Sollte man in mehren Bands mit Tonträgerproduktionen spielen, sieht es noch fieser aus.
    Ach scheisse, in meiner Rechnung hab ich ja vergessen, das die Welt ja nicht nur aus deutschen Musikern besteht. Die ganzen Musiker aus dem Ausland werden ja auch noch was von dem Geld abhaben wollen. Deren Musik soll ja auch für lau sein. Bei 5€ kamen wir auf 4.8 Milliarden. Der Musikmarkt in D wird aber vom Ausland dominiert. Da ist bestimmt 80%der Kohle gleich mal weg ins Ausland. Ich befürchte, das wird dann nix mit den 100€ pro Monat.
    Würde dieses Grundeinkommen aber in die Größenordnung von 50€ oder weniger pro Musiker absacken, dann wird es lächerlich. Dazu musste man mit der 4 Mann Band gerade noch 200CDs verkaufen. Es wird immer armseliger...
    Also ich kann jetzt auch noch weiter rechnen, aber es leuchtet doch ein, das dieses System nicht funktionieren kann. Praktisch nicht und auch rechtlich nicht.
    Gut, man könnte statt 5€ im Monat pro Einwohner auch auf 20€ gehen, aber wenn ich nur an das Geschrei um die GEZ denke, wird mir Angst und bang. Es ändert aber rein gar nichts an der Tatsache, das ein solches System weder gerechter sein würde, noch überhaupt einen echten Anreiz zum sich Reinhängen setzt. Das hat mehr was von DDR- System. Ich krieg meine Kohle, auch wenn ich nix leiste. Mach ich mehr, zahlt sich das eigentlich gar nicht aus.


    Das einzig gerechte Model ist und bleibt die Vergütung über Verkäufe und eine Vergütung über Plays. Bekomme ich da mein Geld, bekomme ich soviel zurück, wie mein Produkt nachgefragt wird. Grosse Nachfrage viel Geld, geringe Nachfrage wenig geld.
    Gibt es eine Kulturflat oder wie man es nennen will, wird es nicht gerechter sondern ungerechter. Davon bin ich fest überzeugt.
    Ausserdem erhielte man dann endgültig den Status eines Almosenempfängers als Musiker. Wer will das denn wirklich?

    Einmal editiert, zuletzt von drumdidi ()

  • Nehmen wir mal an, man setzt eine Medienabgabe in D fest, mit der jeglicher Konsum von medialen Inhalten abgedeckt ist.


    Also mal abgesehen von den rechtlichen Problemen, die deine Grundidee aufruft, mal noch ein paar Gedanken dazu, wie sinnvoll bzw. praktikabel eine solche Medienabgabe ist.


    Nehmen wir mal an, man setzt eine Medienabgabe in D fest, mit der jeglicher Konsum von medialen Inhalten abgedeckt ist.



    1. rechtliche Probleme? nenn doch mal nen paar von den §§
    2. ich hab nicht geschrieben, dass jeglicher Konsum von medialen Inhalten abgedeckt ist
    3. wird das Grundeinkommen nicht aus dem steigenden Gewinn der Musikindustrie erwirtschaftet (->) http://www.musikindustrie.de/jwb_umsatz09/) sondern aus dem Soli, daher ist das was du voerlegst, ne Milchmädchenrechnung
    4. ist das nicht nur neue Phantasie, sondern im grösseren Stil -> http://www.unternimm-die-zukun…news/2012/03/08/gwwimrnf/


    das Interview habe ich ausgewählt, weil der Titel der personifizierte "didi" ist :P


    auch von der website:
    Der Offene findet für jedes Problem eine Lösung. Der Verschlossene findet für jede Lösung ein Problem.» Albert Einstein

    Einmal editiert, zuletzt von Psycho ()

  • Zitat von »mod orange«
    1 Vorschlag: Globale Abschaffung der Verwertungsrechte, Künstlerfinanzierung durch nationale Steuern/Abgaben [Psycho] (Interessengruppe: neutraler Beobachter)


    nur weil didi kein Verteilungsschlüssel einfällt, muss man das eigentlich nicht streichen


    Ich hatte das gestrichen wegen:

    Zitat

    und keine Abschaffung, sondern komplett andere Finanzierung, die auch kleine Künstler nicht benachteiligt


    In einem völkerrechtlichen Vertrag geht es ja nicht um das nationale Abgabenrecht. Du musst schon dazuschreiben, dass Musikprodukte im Gegenzug frei und kostenlos jedem zur Verfügung stehen. Das wäre dann also die Abschaffung der Verwertungsrechte. Soll ich es entstreichen? :)

  • ein völkerkerrechtlocher Vertrag is Unsinn, weil sowas nur mit ethischen Prinzipien funktioniert wie bei Menschenrechten.
    sobald es um Geschäftsmodelle geht - und darum gehts hier auch - aktuelles Bsp. Bankenbesteuerung, geht da nichts mehr


    also muss man im Land Musiker für ihre Arbeit entlohnen, aber nicht für das einzelne Werk, sondern für die Arbeit insgesamt. Kulturgüter sind immer öffentlich, also am besten über Abgaben behandeln und entlohnen wie den öffentlichen Dienst

  • Okay. Ich hatte deine Beispiele mit den Begehungsorten als Anhaltspunkt dafür gewertet, dass du für eine globale Lösung bist, die nun mal nur über völkerrechtliche Verträge (multilaterale Abkommen / internationale Einigungen / nenn es wie du willst) möglich wäre. Also kein Vorschlag für "Acta 2.0"?

  • Ausgangslage:
    Es wurde festgestellt, dass ein Bedarf besteht, urheberrechtliche Belange möglichst global zu regeln.
    Der Inhalt einer solchen globalen Einigung soll hier vorgeschlagen werden.


    Zwischenstand:
    1 Vorschlag: ACTA-nah inkl. Providerhaftung und Netzsperren [Didi] (Interessengruppe: Ausübende Künstler)
    1 Vorschlag: Aufklärung statt Strafe, Vorgehen nur gegen gewerbliche Begehungsformen [KillingJoke] (Interessengruppe unbekannt)


    Alles richtig? (Ich frage das, weil ich niemandem etwas in den Mund legen will.)

  • doch : Grundeinkommen wäre auch möglich als eine europäische Lösung. nur machen solche Dimensionen gute Ideen immer schnell kaputt wegen der "nationalen" Hindernisse wie das Fehlen von interkultureller Kompetenz (Bsp. Michelchen)

  • Okay, die Existenz der Urheber über möglichst globales Grundeinkommen. Kann man ja auch zum Thema dazuschreiben. Aber was passiert mit dem Urheberrecht? Der Vertrag sollte ja etwas dazu vorsehen. Soll ein veröffentlichtes Werk irgendwie Schutz erfahren oder nicht? Bitte erläutere, damit ich nichts Falsches zusammenfasse.


    Michelchen wird sich sicher nicht persönlich provozieren lassen. Kompetenzdefizite verschiedenster Art sind bei vielen Beteiligten erkennbar. Sei es Wortwahl, Demokratieverständnis, Unrechtbewusstsein, Offenheit für Neues. Allerdings:


    Zitat

    Beschimpfungen
    Drittes-Reich-Vokabular
    Anmaßende Unterstellungen


    Ich muss sagen, dass es hier vor dem Hintergrund, dass es sich um ein halbwegs politisches Thema handelt, welches für einige hier schlichtweg existentiell ist, wirklich sehr, sehr gesittet zugeht.
    Das hatten wir schon anders, danke dafür.


    Es ist eine emotional besetzte Situation: Niemand kriegt gern gesagt "Du Dummchen hast dich vor den falschen Karren spannen lassen", niemand kriegt gern gesagt "Ich will dein Produkt umsonst, aber für deine Existenz habe ich kein Konzept".
    Daher gleichzeitig die Bitte, es weiterhin sachlich zu halten (wenn auch jedem klar ist, dass wir nicht im Streichelzoo sind, sondern was zu sagen haben).


  • Fun Fact dazu: habe mir heute ein Album gekauft (Special Edition inkl. DVD, Preis über 20€), das heute auch erschienen ist. Heruntergeladen habe ich es mir Anfang der Woche schon. Persönliches Unrechtsbewusstsein in diesem konkreten Fall: keines, natürlich die klare Kaufentscheidung schon im Vorfeld berücksichtigt. Ich möchte Urheber auch belohnt sehen, aber solche Verzögerungen (für Promo, Magazinvorlauf, etc) sind heutzutage doch verschenktes Verkaufspotential. Da würde auch kein "früher konnte man doch auch warten"-Zeigefinger mehr was bringen. Alternativ könnten es Band und Label natürlich auch unterlassen, schon Monate vor der Veröffentlichung den Leuten den Mund wässrig zu machen und erst am VÖ-Tag das Album bekannt geben, kein Problem.

    ??? Was soll man dazu noch sagen? geh doch mal in ein Geschäft, reiss ne Tüte Guimmibärchen auf und wenn Dich einer erwischt, sagste " Ich werde diese Tüte in ein paar Tagen kaufen.....Ware für Geld bzw. entsprechend erfolgter Absprache, alles andere ist nicht in Ordnung und entspricht nicht dem geltenden Recht und verwirrtes Gedankengut wird auch nicht großartig strafmindernd wirken.


    Mal zum Thema Verkehrsdelikte : Der markante Unterschied ist, dass es niemanden in der Existenz bedroht, wenn einer bei Rot über die Ampel läuft. ERs sei denn , das Ampelmännchjen würde wegen Zwecklosigkeit irgendwann arbeitslos... Wenn aber beispielsweise irgendwo ständig geklaut wird, gibts da früher oder später auch Aufpasser, egal ob staatlich oder privat organisiert


    Dass selbst in einem Musikerforum offensichtlich eine Menge Leute (gar die Mehrheit???) nicht die empathischen Fähigkeiten besitzen, sich in die Lage eines Urhebers (im speziellen gehts hier ja sogar nur um geprellte Musiker, über die Schwierigkeiten anderer wird gar nicht gesprochen...) stimmt mich doch ziemlich nachdenklich. Euch wäre es also egal, wenn eure mühevoll und kostspielige CD nicht Euren Vosrtellungen gemäß verkauft, sondern für lau überall runtergeladen wird?


    @Psycho....Geh Du doch arbeiten und lass Dir aus einem Gemeinschaftstopf ein Grundeinkommen ausbezahlen...Ts, was soll das werden? Urhebersozialismus? Klar : Die Idioten aller Länder vereinigen sich ja bereits..

  • also muss man im Land Musiker für ihre Arbeit entlohnen, aber nicht für das einzelne Werk, sondern für die Arbeit insgesamt. Kulturgüter sind immer öffentlich, also am besten über Abgaben behandeln und entlohnen wie den öffentlichen Dienst


    Hey, der Ansatz ist garnicht mal sooo schlecht - ich sehe nämlich ehrlich gesagt keinen Unterschied in der gesellschaftlichen Wichtigkeit eines kreativ Schaffenden (Musiker, Komponist, Modeschöpfer, Maler, Bildhauer, etc.) und einem handwerklich Schaffenden (Handwerker jeglicher Art, Klempner, Maurer, Autobauer, Anstreicher, Müllmänner, Klomänner, Polizisten,.....) und den kopfwerklich Schaffenden (Politiker, Banker, Lehrer, Philosophen, .....).
    Alle drei Richtungen sollten, unabhängig vom Status ihrer Arbeit, ihr gutes Einkommen und soziale Absicherung bekommen - warum einer der angegebenen Tätigkeiten mehr als die Andere bekommen sollte, war mir immer schon ein Rätsel (s. z.B. Politiker, Banker).
    Aber das ist, glaube ich, leider eine Utopie, solch ein gesellschaftliches Umdenken zu fordern.


    Aber bevor man sich hier noch weiter über Sinn und Zweck von ACTA auseinandersetzt (Sperrung und Überwachung des Internets (auch nicht in Anbetracht von Terrorismus und Schwarzkopierern, wer setzt denn da objektiv die Einschaltmarken? Alles viel zu willkürlich einsetzbar und damit gefährlicher als der Grund) sind imo ein absolutes NoGo - das hatten wir alles schon mal, wie im Westen, so im Osten (ist das schon so lange her, das sich niemand mehr daran erinnert?)), sollten sich doch bitte alle betroffenene Kulturschaffenden (Musiker, Komponisten, ...) erst einmal Gedanken darüber machen, wie sie von ihren jeweiligen Produktvermarktern/"schützern" (Plattenfirmen, GEMA, Galeristen, etc.) abgezockt werden, bevor sie die ganze Gesellschaft zu ihrer Rettung anrufen/in die Pflicht nehmen wollen.
    Für Kultur gezahlt wird von denen, die es noch können, nun wirklich schon eine Menge (Abgaben auf Papierkopien, auf jede Leer-CD, auf jeden Computer, auf jeden Kopierer, anteilig von jedem gezahlten Steuereuro, usw.) - aber es kommt scheinbar nicht wirklich dort an, wo Kultur geschaffen wir (ausser bei einigen wenigen "Leuchttürmen" der Szene - die bekommen dafür dann umso mehr - der Teufel schei.. eben immer auf den größten Haufen :D ).

  • Hmm, die Musiker und deren Vertriebspartner sind also selbst schuld, wenn sie ein neues Produkt ankündigen, weil der Konsument dann geil drauf wird und unbedingt sofort Zugriff darauf haben muss?
    Der ihm zum Glück dann umgehend durch einen Helden/Freiheitskämpfer ermöglicht wird, der die komplette Arbeit der Schaffenden ohne deren Wissen kopiert und lange vor geplanter V.Ö. kostenlos ins Netz stellt?

    Von "Schuld" und "Helden/Freiheitskämpfer" habe ich nichts gesagt. Schon klar, dass man aus meinem Absatz ordentlich Empörung ziehen kann. Mir ging es um eine möglichst nüchternde Beschreibung einer verfahrenen Situation. Natürlich kann man und sagen, "hier, geltendes Recht, muss nur durchgesetzt werden" und fertig. Aber ich denke eben nicht, dass das in diesem konkreten Fall die einzig beste Lösung ist. Da muss es was besseres geben, und zwar für alle Beteiligten.

    ??? Was soll man dazu noch sagen? geh doch mal in ein Geschäft, reiss ne Tüte Guimmibärchen auf und wenn Dich einer erwischt, sagste " Ich werde diese Tüte in ein paar Tagen kaufen.....Ware für Geld bzw. entsprechend erfolgter Absprache, alles andere ist nicht in Ordnung und entspricht nicht dem geltenden Recht und verwirrtes Gedankengut wird auch nicht großartig strafmindernd wirken.

    Der Vergleich humpelt aber stark. Die Tüte Gummibärchen hätte ich sofort gekauft, weil sie eben im Laden zu bekommen ist. Zu "geltendem Recht" siehe oben.


    Außerdem dazu noch:

    § 106 Unerlaubte Verwertung urheberrechtlich geschützter Werke


    (1) Wer in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen ohne Einwilligung des Berechtigten ein Werk oder eine Bearbeitung oder Umgestaltung eines Werkes vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich wiedergibt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
    (2) Der Versuch ist strafbar.

    Und aus gegebenem Anlaß hab ich mal aus Interesse kurz die Google Maschine angeworfen und mal getestet, wie lange ich brauche, um einen Download link für JoJo Mayers Secret Weapons DVD zu finden.

    Ich bin mir nicht sicher, wo juristisch der "Versuch" beginnt, aber zumindest ein Zwinkern muss hier wohl drin sein. ;)

    1 Vorschlag: Aufklärung statt Strafe, Vorgehen nur gegen gewerbliche Begehungsformen [KillingJoke] (Interessengruppe unbekannt)

    Passt. Wobei ich mit "Aufklärung" nicht von oben herab diktierte Zeigefinger-Kampagnen à la "Raubkopierer sind Verbrecher" oder die GEZ-Spots meine, sondern viel mehr Schaffung eines Bewusstseins von Ursache und Wirkung direkt zwischen Urhebern und Konsumenten, möglichst ohne Umweg über Institutionen. So dass einerseits die Urheber mehr im Mittelpunkt stehen, andererseits die Chance höher ist, dass es wirklich was bewirkt (hoffe ich zumindest). Dass das anstrengend und kleinteilige Arbeit ist, weiß ich.
    Interessengruppe: Enthusiasten, die an einer dauerhaft bestehenden, vielfältigen und für alle Beteiligten funktionierenden Musiklandschaft interessiert sind.

  • 1. rechtliche Probleme? nenn doch mal nen paar von den §§


    Ich brauche keine mehreren sondern nur einen: der Gleichheitsgrundsatz!
    Ich bin mir absolut sicher, das eine gesetzliche Regelung, die vorsieht, das Musikern/Künstlern von der Gesellschaft ein Grundeinkommen gezahlt wird, vom BVerfG gekippt werden wird.
    Es gibt keine rechtliche Grundlage, auf derer man einer bestimmten Personengruppe aufgrund ihrer Berufswahl bzw. Tätigkeit ein Grundeinkommen bezahlt, während andere in die Röhre schauen.
    Über den psychologischen Effekt in der Gesellschaft, wie die sich dann u Musikern stellt, die von allen bezahlt werden, möchte ich gar nicht reden. Die Anpöbeleien kann ich mir vorstellen,wenn man irgendwo auf der Bühne steht und einer aus dem Publikum brüllt: ich bezahl dich, also mach mal ordentlich und spiel mal länger...
    Der Musiker als permanenter Stütze Empfänger - das auch Musiker einen gewissen Stolz bzw. Selbstwert haben, der damit den Bach runter ist, blendet man dann ja aus.


    Wenn man überhaupt über solche Modelle nachdenken will, dann heisst das Model "bedingungsloses Grundeinkommen für alle". Das wäre ein echter Wurf und eine andere Gesellschaft.
    Das ist aber noch viel weniger durchsetzbar als die hier vorgeschlagene Individuallösung für Musiker.


    Ach ja, die Ansichten/Thesen des Herrn Götz Werner kannte ich schon. Der war ja mal eine Zeit lang recht präsent in der medialen Dauerbeschallung. Er ist unbestritten in seiner Branche sehr erfolgreich unterwegs.
    Der Denkfehler ist aber, das man ein Erfolgsmodel in einer Branche auf alles und jeden übertragen könnte.
    Jede Branche hat ihre Mechanismen, ihre Regeln und Gepflogenheiten. Deshalb scheitern ja auch regelmässig sogenannte Top Manager, die in einer fremden Branche supererfolgreich waren, dann in einem anderen Geschäftsfeld genauso erfolgreich sein wollen. Die müssen dann auch feststellen, das der Verkauf von Autos was anderes ist als der Verkauf von Drogeriewaren...


    Übrigens dürfte doch auch dir klar werden, das ich deine Vorschläge durchaus ernst nehme. Ich lehne die nicht einfach ab. Sie sind mir auch (bislang) bereits bekannt und habe ich schon stundenlang mit Bekannten/Kollegen diskutiert.
    Ich sehe nur schlicht und einfach nicht, das das irgendwie besser oder gerechter wäre als die simple Lösung Ware für Geld.

  • My 2 Cent:
    Viele Teile und Grundideen von ACTA sind richtig und wichtig.


    Allerdings sind offenbar viele Details sehr schwammig ausformuliert und eine Entscheidung soll nicht über eine finale Version erfolgen. Das geht gar nicht.
    Weiter ist die Entstehung des Ganzen für Außenstehende aber später unmittelbar Beteiligte sehr "magisch-mystisch". Das geht ebenfalls gar nicht.
    Wenn allerdings ein weltumfassende Regelung gefunden werden soll, bei der auch noch alle Anspruchsgruppen weltweit mitreden können, dürfte eigentlich klar sein, dass am Ende überhaupt gar keine Änderung des Status quo herauskommen wird.


    Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung wie hier ein richtiges Vorgehen aussehen soll, an dessen Ende auch ein sinnvolles und von einer Mehrheit vertretbares Ergebnis steht.
    Zumindest muss das Vorgehen der Entwicklung deutlich transparenter und das Ergebnis eindeutiger und möglichst auch verständlicher für den normalen Internetuser sein.

  • Ich sehe nur schlicht und einfach nicht, das das irgendwie besser oder gerechter wäre als die simple Lösung Ware für Geld.


    ich bin da auch kein Experte, was die Grundeinkommnesdiskussion angeht, aber die Idee, die ich ja nur skizziert habe. ist ja, dass Musik ein "öffentliches" Kulturgut ist und daher zum ÖD gehört. Damit wär der Gleichheitsgrundsatz vom Tisch, weil nur Kunstschaffende dieses öffentliche Gut produzieren und nur die dafür alle entlohnt werden sollen


    die simple Lösung Ware fürs Geld ist auch ok, die haben wir und lassen wirs doch dabei. Ich sehe keine Notwendigkeit für Änderungen, weil es gibt Gesetze, die will keiner abschaffen, nur einige wollen sie mehr durchsetzen, wie du.


    Aber das wollen immer alle, wenns es in ihrem eigenen finanziellen oder Machtinteresse liegt. Mein Nachbar, der Grummelrentner, will hier auch jeden Falschparker vor seiner Tür anzeigen, dabei hat der gar kein Auto.


    Macht das Sinn, die Gesellschaft zu einer totalen und lückenlosen Strafbehörde umzubauen, will das einer, willst du das? Du bist doch auch froh, wenn du mal nicht geblitzt wirst, wenn du aus Versehen schneller fährst und noch froher, wenn du es mit Absicht machst.


    Bestimmte Dinge muss man halt immer abschreiben, ich muss mich auch damit abfinden, dass im ÖD die Gehälter nicht gerecht sind, Wissenschaftler in ihrem Berufsleben nahezu rechtlos sind oder die Mineralölkonzerne mit uns machen, was sie wollen.

    3 Mal editiert, zuletzt von Psycho ()

  • Bestimmte Dinge muss man halt immer abschreiben, ich muss mich auch damit abfinden, dass im ÖD die Gehälter nicht gerecht sind, Wissenschaftler in ihrem Berufsleben nahezu rechtlos sind oder die Mineralölkonzerne mit uns machen, was sie wollen.


    man muss sich mit gar nix abfinden, ausser mit der Tatsache das man irgendwann sterben wird.

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