Selbstbeschränkung gibt es doch überall in der Kunst. Einige Leute haben gerade Spaß daran, ihre Kreativität durch Restriktionen zu fordern. Wer nicht alles hat, was denkbar ist oder zumindest was irgendwie machbar erscheint, der muss halt eine andere Lösung finden. Die Geschichte der menschlichen Kreativität oder nennt es Fähigkeit, Probleme zu lösen, ist eine Geschichte der Restriktion. Es gibt immer noch viele Künstler, die den Bombast ablehnen und Bleistift oder Kohlezeichnungen machen, oder S/W fotografieren, obwohl es schon lange Farbfilme gibt, die Farbfilme sogar billiger sind. Warum wohl? Weil dann andere Qualitäten gefragt sind, als opulente Ausstattung, weil es dann um die Reduktion geht und darum, was in der Reduktion wegfallen darf und was nicht, damit der Chrakter des Kunstproduktes erhalten bleibt. In der Kunst bleiben Bildaufbau, Formen, Proporionen und Kontraste erhalten, in der Musik eben grundlegende Elemente Melodie, Harmonie, Rhythmus und bezogen auf den Rhythmus am Schlagzeug allein bleibt eben nur soviel übrig, wie notwendig ist, um die Idee und die Emotion des Musikstücks zu transportieren. Ich habe in meinem Leben wirklich nur sehr sehr selten Trommler erlebt, die auf Bombastsets inspiriert gespielt haben. Das hat nichts mit Geschmack zu tun. Die Versuchung der Belanglosigkeit, eben des unintendierten Schlages auf irgendeinen Klangkörper weil er nuneinmal da ist oder weil man den Sound irgendwie geil findet, diese Versuchung ist einfach zu groß.
Fast alle erliegen dieser Versuchung und ballern einen mit Sounds zu, ohne dass diese Sounds auch nur die Spur einer Bedeutung, einer Notwenigkeit für die Musik oder einen anderen Sinn hätten, außer dem, dass der Trommler sich damit produziert. Wenn selbst so hervorragende Trommler wie Simon Philips dieser Versuchung erliegen, dann frage ich mich, warum ausgerechnet der Durchschnittstrommler über diesen Dingen stehen sollte.