Kritiken in der Presse

  • Kennt ihr auch so geniale Kritiken von euren Auftritten? Wenn ich so zurück denke machen sich die Journalisten oder Praktikanten nicht einmal die Mühe vorbei zu kommen. Wir haben angeblich mal Lieder von Nena gespielt und das Publikum hat getobt.
    Wenn man sich nun vorstellt wieviel Wahrheit in solch einem Artikel steckt, ja was bekommen wir dann nicht noch alles so an Unwahrheiten bei wichtigen Themen aufgetischt.
    Ausserdem liegt es immer extrem am Musikgeschmack des Schreibers ob eine Band (auch Profiband) gut oder schlecht bewertet wird, nicht unbedingt die Leistung wird in diesen Artikeln wiedergegeben.

  • Ich kenne es so, dass die werten Berichterstatter meist bis zur Pause bleiben. Im Artikel werden dann vorsichtshalber nur Stücke aus der ersten Hälfte erwähnt. Erst gegen Ende der Berichte steht dann meist sowas wie "Zum Abschluss wurden die Musiker mit stehenden Ovationen verabschiedet." Peinlich nur, wenn es nicht so war (mehrfach erlebt)

  • Noch ein Klassiker:
    Der Kritiker hat ein Programm vorliegen, war aber nicht da. Er schreibt dann: "Besonders das Stück XY fand großen Anklang beim Publikum."
    Um zu wissen, dass dieses Stück wegen einer Programmänderung aber eben nicht gespielt wurde, hätte er allerdings leider anwesend sein müssen ;)

  • Zitat

    Ausserdem liegt es immer extrem am Musikgeschmack des Schreibers ob eine Band (auch Profiband) gut oder schlecht bewertet wird, nicht unbedingt die Leistung wird in diesen Artikeln wiedergegeben.


    Das finde ich nicht grundsätzlich verkehrt. Das ganze Geschmacksthema zieht sich ja bis zum Leser der Kritik durch. Die Redaktion sucht sich ihren Kritiker nach Geschmack aus und der Leser sucht sich die Zeitung nach Geschmack aus. Und ich denke, das geht voll in Ordnung, weil das dem durchschnittlichen Leser bewusst ist. Mir ist es völlig egal, wie eine Band im Stadtanzeiger bewertet wird, weil mich die Meinung des Stadtanzeigers nicht interessiert.


    Was ich sagen will: Pressestimmen (ab einem bestimmten wirtschaftlichen Niveau) richten sich immer an eine bestimmte Zielgruppe und schreiben das, was der Leser lesen will.


    Achso, was ich eigentlich sagen wollte: Ich finde es für einen Musiker eine falsche Erwartungshaltung, nach Leistung bewertet werden zu wollen. Leute hören sich Musik an, weil sie ihnen, so wie sie ist, in einer bestimmten Situation eine gewisse Stimmung erzeugt. Nicht, weil ein Musiker besonders hart gearbeitet hat und man ihm für seine harte Arbeit Respekt gebühren muss.


    Dass ein Kritiker ein Konzert kritisiert bei dem er nicht anwesend war ist natürlich völlig Banane! Da bin ich jedenfalls eurer Meinung.

  • seit doch glücklich darüber das die Presse euch lobt.
    Besser es steht im Artikel "3000 Fans klatschten wie plöde und sangen die Hits mit"
    als " den 500 dorffest kiddis gings ziemlich am arsch vorbei, die wollten eh nur saufen"


    1. hat der journalist vll keine Zeit / Lust gehabt am WE bis 01 Uhr zu arbeiten
    2. will er sich nich bei der Band unbeliebt machen und beschönigt lieber
    3. sehen / lesen Leute lieber über erfolgreiche Konzerte
    4. ist es für die Künstler gute Presse


    5. just don´t give a crap

  • loOs-R


    Wenn man sich einen Beruf aussucht sollte einem doch bitte bewusst sein was man auf sich nimmt. Andere können auch nicht einfach Feierabend machen, wenn sie keine Lust mehr haben zu arbeiten.


    Und warum soll man ein Konzert, das den Leuten nicht gefällt, schön reden? Als leser will ich ehrliche Kritik zu einer Band, und keine Lügen, weil der Journalist zu faul war, Abends/Nachts den Bericht fertig zu schreiben.

  • meist ist bei einer kritik das "wie" entscheidender als das "was". ist hier im forum doch nicht anders. kritik wird in der regel gerne angenommen, wenn sie gut formuliert und konstruktiv ist. das sollte in der presse nicht anders sein, jedoch fehlt den meisten pressefuzzis die fachkompetenz dafür, da die zeitungen heutzutage auch nur noch mit wenigen ausgebildeten journalisten arbeiten und viel über studenten und 400 euro sachen gehen bis hin zum "freien bürgerreporter" der keine entlohnung aber nen platz für seine lebensansichten bekommt.

  • Bong


    Die Reporter sollen die Band nicht schlecht reden, sondern die Wahrheit schreiben.
    Wenn der Auftritt für die Katz war und es den Leuten nicht gefallen hat, dürfte sich doch keine Band beschweren das es so in der Zeitung beschrieben wird.


    Der Bericht sollte bloß der Wahrheit entsprechen. Und um die Wahrheit schreiben zu können sollte man das Konzert schon selbst miterlebt haben.

  • Das ist Lokaljournalismus. Herrje. Scheißt drauf, die Leute haben auch noch andere Sachen zu tun, müssen verschiedenste Bereiche abdecken und den vierspältigen Aufmacher über Familie Müller, die gerade mit dem Wohnwagen in den Urlaub gefahren ist, ausarbeiten.

  • also ich schaue mit nur noch die bilder an und wenn ich selbst was sage. wenn ich es überhaupt sehe. damit ich verstehen kann, was wo und wie geschrieben wird. und es stimmt schon, die journalisten gehen immer in der pause. aber dann dachte ich, dass hat mit dem redaktionsschluss zu tun. :whistling:
    ich finde es angenehm, wenn sie vorher mit mir reden. das bedingt aber, dass ich zeit habe. :)

  • Hallo,


    als jemand, der beide Seiten kennt, würde ich gerne ein paar Takte dazu sagen.


    Zu allererst: Die Kritik ist grundsätzlich leider völlig berechtigt. Ich möchte aber auch mal kurz skizzieren, woher die größtenteils grottenschlechte Pop- und Rockberichterstattung kommt - ohne das entschuldigen zu wollen.


    Das Problem liegt gerade (aber nicht nur) bei regionalen Tages- oder Wochenzeitungen, in denen nun einmal der Großteil der Konzertbesprechungen aus den "unteren Ligen" stattfindet, in der Struktur der Redaktionen. Je nach Zeitung ist intern dafür entweder die Kulturredaktion oder die Lokalredaktion zuständig. Oft ist die Zuständigkeit nicht mal richtig geklärt: Die Kultur fühlt sich nicht zuständig, weil z.B. dieses Metal-Zeugs ja wohl keine Kultur sei; das Lokale fühlt sich nicht zuständig, weil das ja doch irgendwie Musik und damit im weitesten Sinn Kultur ... und am Ende kommt gar keiner. Das muss aber nicht das Schlimmste sein (siehe unten).


    Kommt doch einer aus der Kultur, dann ist der meistens eher in den schönen Künsten bewandert, und kann mit bretternden E-Gitarren wenig anfangen. Kommt einer aus dem Lokalen, dann kennt er sich oft besser mit Kommunalpolitik oder Fußball aus (wenn überhaupt).


    Das ist noch nicht einmal böser Wille der Redaktionen: Praktisch jede Zeitung würde freie Mitarbeiter, die in den Fächern Pop, Rock, Metal etc. fit und auf der Höhe der Zeit sind, und dann auch noch halbwegs gut schreiben können, mit Kusshand nehmen. Sie sind nur leider sehr selten. Wenn es sie doch gibt, sind sie - im Gegensatz zur Masse der E-Kultur-Autoren - eher jung, haben entsprechend noch berufliche Pläne und deshalb als nebenberufliche Schreiber eine kurze Halbwertszeit.
    Dazu kommt die spezielle praktische Situation bei einem Rock-/Popkonzertbericht: Meist spät am Abend, unzuverlässige Anfangszeiten, relativ lange Dauer bis zum Hauptact - kein Wunder, dass viele Mitarbeiter für die paar Cent Zeilenhonorar sich die Arbeit so einfach wie möglich machen wollen, und viele gute Schreiber solche Termine von vorneherein ablehnen ...


    So ist die Situation. Da kann man völlig zu recht drüber schimpfen, ändern wird man dadurch nichts.


    Es gibt aber zwei Dinge, die man als Musiker tun kann, und zwar indem man die Lage erkennt und gezielt für sich ausnutzt.


    1. Als Band oder Veranstalter schon im Vorfeld von sich aus aktiv werden und auf die Zeitung zugehen: Kontakt zur zuständigen Redaktion herstellen und klären: Habt ihr den Termin registriert? Habt ihr einen geeigneten Mitarbeiter? Welche Infos braucht dieser im Vorfeld?
    Gibt es einen keinen (geeigneten) Mitarbeiter, kann man auch versuchen mit der Redaktion zu vereinbaren, dass man selber einen Text (evtl. sogar Fotos) vom Event liefert. Dann stimmen wenigstens die Fakten.
    Ist ein Mitarbeiter angekündigt, dann unbedingt mit den Leuten an der Kasse klären, dass dieser nicht einfach in den Saal gewunken wird, sondern von einer kompetenten (!) Person abgefangen und betreut wird. Damit meine ich nicht Freibier und Pommes, sondern Infos: Welche Band steht gerade auf der Bühne, wie viele Besucher sind da, wer ist eigentlich genau Organisator, wie lange dauert es noch bis die Hauptband anfängt etc. Unbedingt Fakten wie Bandnamen, kurze Bandhistorien, Infos zum Musikstil etc. nochmal schriftlich in die Hand drücken. Im Idealfall hinter die Bühne zerren, mit den Musikern reden lassen. Und natürlich: Eine Telefonnummer für Rückfragen am nächsten Tag geben. Das klingt alles schlimmer als es ist, eigentlich sind das nur ca. 30 Minuten Vorbereitung und vielleicht nochmal 30 Minuten am Abend - und es erhöht die Qualität (und meist auch den Umfang) der Berichterstattung schlagartig um ein Vielfaches!


    2. Als Musiker (oder Musikinteressierter), der zwei gerade Sätze aneinanderreihen kann, sich selbst der Zeitung als Berichterstatter anbieten. Wie gesagt, sind solche Leute in den meisten Redaktionen begehrt. Man kommt umsonst auf die Konzerte, kriegt evtl. Freibier und verdient am Ende noch ein paar Euro Honorar. Und das Beste: Man tut der lokalen Musikszene einen riesigen Gefallen - was sich in der Regel auch recht schnell durch beste Kontakte zu anderen Musikern und Veranstaltern bemerkbar macht. Und für die eigenen Konzerte - siehe unter 1. ...



    Noch eine grundsätzliche Anmerkung: Verwechselt nicht Konzertberichte mit Rezensionen, also echten Kritiken. Zweiteres werdet Ihr im Rock- und Popbereich in lokalen oder regionalen Medien aus den oben genannten (und weiteren) Gründen kaum finden. Allerdings, wie mehrere Vorschreiber richtig bemerkten: Als Musiker ist mir ein euphorischer (und dann vielleicht auch noch gut gemachter) Bericht lieber als ein selbsternannter Kritiker, der meinen Auftritt vielleicht verreißt - im besten Fall, weil er keine Ahnung hat, und im schlimmsten Fall, weil er Recht hat .. ;) .



    Viele Grüße, Kai



    Edit hat mich auf den Stand der Zeit gebracht (und Fehler korrigiert).

  • Ich habe in meiner Studentenzeit in den 1990er als "Freier" Mitarbeiter einer großen Zeitung im Ruhrgebiet in einer Lokalausgabe mich mal reingehängt, mehr über die lokale Szene zu schreiben und eine eigene Rubrik gestartet. Zu Anfang haben mich die fest angestellten Redakteure unterstützt. Dem Chefredakteur gefiel das aber nicht und so verlief die Sache letztendlich im Sande. Reich werden konnte ich eh damit nicht und da ich noch andere Termine abfrühstcken musste, um überhaupt noch als "Freier" arbeiten zu dürfen, hatte ich dann nicht mal mehr die Zeit mich darum zu kümmern. Ich bin letztendlich nach meinem Studium auch deswegen kein Zeitungsredakteur geworden.

    Wer leichter glaubt, wird schwerer klug!

  • ... jedoch fehlt den meisten pressefuzzis die fachkompetenz dafür, da die zeitungen heutzutage auch nur noch mit wenigen ausgebildeten journalisten arbeiten und viel über studenten und 400 euro sachen gehen bis hin zum "freien bürgerreporter" der keine entlohnung aber nen platz für seine lebensansichten bekommt...


    so ist das!!
    ...der Experte für Kaninchenzucht muß aus Mangel an besser geeigneten Kollegen auch über Konzerte berichten, das Ergebnis ist bekannt...


    Aber gefühlt ist viel schlimmer, wenn eigentlich gute Musiker über Konzerte berichten, von denen sie nix verstehen, die Art gar nicht mögen oder gar als Konkurrenz zu sich selber sehen - so früher regelmäßig in der BNN zu lesen, wenn ein (im süddeutschen Raum) sehr gefragter + anerkannter Kirchenorgel-Experte über Blasmusik etc. geäußert hat, die Anzahl der sehr gnadenlosen Verrisse lag bei ca. 99,9%


    ...oder der Kritiker, der regelmäßig einen Jazzclub hier in der Gegend heimsucht, alles was er nicht selber spielen kann (und das ist ziemlich viel) wird in Frage gestellt bis niedergemacht - ihm ist egal, ob er eine Dorfkapelle oder das Al Foster Trio niedermacht... - und als Pressevertreter hat er auch noch freien Eintritt!

    ..."meine" Musik: Jazz (Big Band bis Free), brasil. Musik, Avantgarde, hin+wieder Klassik ->am Drumset, an den Percussions, am Schlagwerk

  • Insbesondere kleine lokale Presseunternehmen mit Auflagen <100.000 verlieren seit Jahren kontinuierlich an Absatz.
    Die Lokalredaktionen werden personell in der Regel stark zusammengestrichen bzw. nicht mehr nachbesetzt, falls ein Redakteur den Laden verlässt.
    Nach wie vor will jeder Kleintierzuchtverein jeden Pups den ein Kaninchen lässt in der Zeitung stehen haben und lesen.
    Die Zeitung muss sich mit der Auswahl der Artikel am Zielpublikum orientieren. Das Zielpublikum von regionalen Tageszeitungen ist eben eher Ü50 und Kleintierzüchter als Ü30 und Hobby-Musiker und schon gar nicht U20.
    Wenn jemand von diesen Zeitungen über Konzerte berichtet, dann geht das meist in die Hose, weil es oft freie Mitarbeiter mit nicht ausreichend großer Kompetenz sind, die hier verantwortlich zeichnen.


    Ich habe die lokalen Tageszeitungen in "meiner" Region ziemlich abgeschrieben, auch weil ich diese Unternehmen relativ gut von innen kenne. Gute Artikel wurden von guten Redakteuren
    mit guter Bezahlung mit viel Erfahrung vor einigen Jahren geschrieben. Heute kommt das kaum noch vor. Aber die Zeitungen verdienen auch nicht mehr das Geld, um gute Leute anzuziehen
    und entsprechend gut zu bezahlen. Ist irgendwie leider ein Teufelskreis.


    Mittlerweile schreiben wir an der Arbeit Pressemitteilungen mit sehr viel Aufwand selbst und geben auch direkt gutes Bildmaterial mit an die Tageszeitungen, weil trotz Einladung meist eh keiner
    vor Ort bei einem Event erscheint. Am ärgerlichsten ist dann noch, dass der Artikel, den man mit 3 Leuten (zum Teil mit höchstem universitären Abschluss) gegengelesen hat, von einem freien Mitarbeiter
    meist nochmal "überarbeitet" wird und sich dann am Ende schöne Fehler oder Typos im Text finden und vielleicht sogar noch ein altes Archivbild eines früheren Events des ehemaligen Praktikanten mit seiner
    Hobby-Knipse verwendet wird.

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