Wie klingt eigentlich Leim?

  • Es ist nicht immer per se der Preisklasse so einfach zuzuordnen... sondern zuweilen dem Hersteller... hust-räusper.

  • Also was jetzt "Preisklasse?" oder "Größe/Bedeutsamkeit der Hersteller?" :D


    Bitte jetzt nicht alles durcheinanderbringen. ;)

  • Der Verkäufer erzählte, ihm hätte jemand erklärt, dass - entgegen (damals) landläufiger Meinung - nicht Maple härter sei, sondern Birke. Maple würde aber mehr Leim aufnehmen und dadurch den härteren Kessel ergeben.
    Ob das wirklich stimmt, sei mal dahingestellt.

    Stimmt nur bedingt. Beide Sorten sind relativ gleichhart, je nach Herkunft kann das mal so oder so ausfallen. Listen für Holzhärten gibts auf vielen HPs, da ist je nach Quelle mal Ahorn, mal Birke härter. http://de.wikipedia.org/wiki/Holzarten


    Zitat

    Wenn wir schon bei Streichinstrumenten sind:
    Die billigen Kontrabässe sind aus Sperrholz und klingen deutlich schlechter.
    (Was für solid-shells sprechen würde.)

    Bei Seiteninstrumenten wird ein anderer Effekt benötigt, den man bei Trommeln weitestgehend vermeidet: Lautstärkeverstärkung durch Resonanz. Felle sind von sich aus relativ laut, hier wird Resonanz nur zur Färbung des Klanges benutzt. Schwingende Saiten bewegen aber deutlich weniger Luft, um sie laut genug zu bekommen, muss ihr Klang verstärkt werden. Ein gutes Seiteninstrument besitzt daher einen Resonanzkörper, der nicht nur einfach den Saiten einen möglichst soliden Halt geben soll - hier benötigt man die Flexibilität des Holzes, damit es durch die Saite angeregt selbst schwingt (deshalb sind die Klang-Hölzer für die dünnen Saiteninstrumentendecken auch eher weich: Fichte, Zeder,...). Eine Streichinstrumentendecke aus kreuzverleimtem Sperrholz ist weniger flexibel, sie wird weniger mitschwingen.

  • mh, ich ging jetzt davon aus, dass die großen Hersteller (Yamaha, Tama, Pearl, Sonor, Mapex) in etwa dieselben Produktionsbedingungen haben.

    ich gehe jetzt von mittelklasse sets namhafter hersteller aus, keine exoten.

    Das ist ja gerade das Spannende. Niemand hat Einwände gegen die Produkte dieser Hersteller, sonst wären sie ja nicht dort, wo sie heute sind. Man sollte sich allerdings bewusst machen, dass diese Hersteller nur deshalb dort sein konnten, wo sie heute sind, wenn sie entsprechend große Märkte auch bedienen können. Da spielt das (groß)serientaugliche Fertigungsverfahren eine große Rolle.
    Wenn man jetzt aber losgelöst dieser ökonomischen Restriktionen "rumspinnt", finde ich das ne spannende Frage. Und viel mehr ist das hier nicht.


    Grüße Moigus

  • natürlich ist die frage berechtigt, kein thema. ich frage mich nur, ob es in bezug auf die fertigungsprozesse der großen hersteller da wirklich unterschiede beim verwendeten leim und dessen anteile am kessel gibt, sodass man es sozusagen "erforschen" könnte, ob sich der leim wirklich auswirkt.
    ich für meinen teil finde die sauberkeit der gratung, die verbaute hardware (zwecks "stimmung halten"), gussreifen/geflanschte reifen und vor allem die fellwahl momentan deutlich wichtiger. weiß also jemand, ob firma xy anderen leim nimmt als xz und ob sich dies dementsprechend auf den sound ausübt? ich vermute wir tappen da eher im dunkeln, oder?

  • Stimmt nur bedingt. Beide Sorten sind relativ gleichhart,


    Ich weiß und schrieb deshalb von "(damals) landläufiger Meinung"! Ich hätte das "damals" vielleicht nicht einklammern sollen.


    Bei Seiteninstrumenten wird ein anderer Effekt benötigt, den man bei Trommeln weitestgehend vermeidet: Lautstärkeverstärkung durch Resonanz.


    Das leuchtet mir noch nicht ganz ein. Dass eine Saite leiser ist, als eine Membran, soweit kann ich folgen - deiner weiteren Argumentation nicht unbedingt.

    Le roi - c'est moi! :saint:

    Der Gesunde Meschenverstand liegt bei den Dinosauriern.

  • Klar ist wohl, dass die Form von Saiteninstrumenten so ist wie sie ist, um möglichst in vielen Frequenzen zu resonieren.
    Eine Trommel ist erst mal nur durch ihre Länge und den Durchmesser auf ein System mit relativ konkreten Resonanzfrequenzen.


    Ein gespanntes Fell ohne viel Korpus (Tamburin) ist relativ laut im Vergleich zu einem Saiteninstrument ohne viel Korpus.

    "Man muss das Grundgesetz vor seinen Vätern schützen und die Verfassung vor ihren Schützern."
    "Der Faschismus ist eine Spielart der freien Marktwirtschaft."
    Wolfgang Neuss


  • Das leuchtet mir noch nicht ganz ein. Dass eine Saite leiser ist, als eine Membran, soweit kann ich folgen - deiner weiteren Argumentation nicht unbedingt.

    Was jetzt genau? Die Luftbewegung? Schallwellen sind bewegte Luft (solange der Schall durch die Luft übertragen wird. Schallwellen werden natürlich nicht nur in Luft übertragen, in dem Fall ist es dann halt eine andere Materie, die in Bewegung versetzt wird).


    Als Mini-Experiment: Nimm mal nen Löffel und bring damit deinen Kaffe/Tee/Jack Daniels/... im Glas zum schwingen. Bekommst schnell schöne hohe Wellen hin, oder? Jetzt probier das selbe mal mit nem Streichholz. Das Streichholz bewegt beim Schwingen weniger Moleküle, die Wellen fallen viel kleiner aus - geringere Amplitude, also geringere Lautstärke... platt formuliert.


    Oder meintest du jetzt, dass der Korpus flexibel sein muss, um selbst mit zu schwingen, oder was?

  • Noch eine Anmerkung zu jenen, denen das zu lächerlich ist oder die es im Bereich des Graswachsenhörens verorten: bei klassischen Instrumenten war und ist die Zusammensetzung DES LACKS (!) das höchste Geheimnis z. B. der Geigenbauer. Warum wohl? ;)


    Man versucht nun seit knapp 300 Jahren die Rezeptur des Stradivari-Lacks herauszufinden (ein interdisziplinäres Team aus Forschern und Geigenbauern hat da wohl inzwischen angeblich einen großen Fortschritt gemacht, aber auch das erst kürzlich!).


    Nicht unberechtigt ist natürlich der Einwand, dass die Akustik bei einer Geige doch noch was anderes ist, aber die Sache mit dem Leim ist doch durchaus sehr einleuchtend.


    Ich will jetzt nicht offtopic gehen, aber dazu gibts auch verschiedene Ansichten.
    Das holz was zu stradivaris zeiten benutztwurde war hervorragendes klangholz, da es damals aufgrund klimatischer bedingungen der epoche sehr langsam gewachsen ist.
    Ein schweizer Geigenbauer hat versucht den Stradivari klang "nachzubauen" indem er Holz mit Pilzen veredelt hat. Die pilze haben dann künstlich die Holzbeschaffenheit erzeugt, die nötig war.
    Ach was red ich YT hats doch :D :


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    Mir wird bei sowas klar, dass wir hier mit unserem Halbwissen sicher nicht zu ner qualifizierten Aussage kommen können...auch nicht bei trommeln.

  • Mir wird bei sowas klar, dass wir hier mit unserem Halbwissen sicher nicht zu ner qualifizierten Aussage kommen können...auch nicht bei trommeln.

    Jo, das vermute ich auch :D

  • Ich habe das Thema einfach mal aus Interesse eingestellt. Es hätte ja auch direkt eine Antwort von einem Insider kommen können die alles leicht erklärt, aber so einfach scheint es doch nicht zu sein. Trotzdem denke ich das der Preis eine große Rolle spielt.


    Bei Drumcraft habe ich folgenden Hinweis gefunden. Bezieht sich aber mehr auf den Gesundheits- und Umweltaspekt, aber auch auf den Preis.


    Zitat Drumcraft HP:


    Leim
    Formaldehydfreien Leim für die Kesselherstellung zu verwenden, ist in der Schlagzeugherstellung nicht selbstverständlich. Er ist teuer, nicht überall zu bekommen und den Unterschied sieht, riecht und fühlt man nicht. Formaldehyd ist keine verbotene Substanz in Leimen, aber es ist erwiesenermaßen krebserregend - für uns ein Grund auf diese Leime vollständig zu verzichten.


    http://www.drumcraft.com/credo_dc.html

  • eben.
    deshalb war der hinweis auf "solide", also einschichtige kessel wohl erlaubt.


    ich denke, dass die dort verwendete leimmenge verschwindend gering sein dürfte und keinerlei auswirkung auf den klang hat.
    weniger leim geht wohl nur bei stahl.


    Was bei dieser Konstruktion wahrscheinlich noch interessanter sein mag ist das gute 99% der Fasern in "klangrichtung" sind. Ich bau mir gerade sowas. Wenn (irgendwann) Ergebnisse da sind zeig ich mal was. :P


    Den Gedanken, Härtegrade von Leimen diversen Holzsorten auch nur tendenziell zuzuordnen führt zu nichts. Es geht ja um Attack und sustain nicht um Grundklang.


  • Ich bin der Meinung, dass Trommeln konstruktionstechnisch knappe 100 Jahre hinterher sind. Beim bau anderer, ob klassischer oder zeitgenössischer Instrumente, wird so viel Innovationsaufwand betrieben und wir feiern neue Tomaufhängungen. Nicht arrogant gemeint, eher anspornend.


    Ein wirklich interessantes Konzept finde ich das Adoro worship Konzept. Wenn man an diesem Gedanken gezielt weiterspinnen würde ging ein ganz großer Raum auf.


    Omi

  • Zitat

    Mein Einwand ist immer noch: Was ist mit Kesseln, die nicht geleimt sind, weil aus Metall oder Plastik?!


    Auf die hat dann wohl der nicht vorhandene Leim auch keinen Einfluss. :wacko:


    Ist es noch zu früh, oder warum versteh ich dein Problem nicht.


    Natürlich ist das wichtigste das die Trommel klingt und einem gefällt (egal was drin ist),
    aber ich würds mal so halten:


    Top Thema!
    Alle die es nicht Diskutieren wollen dürfen die Finger still halten!

  • braindead-animal: Was soll mit denen sein? Da wird die milchmädchen"Rechnung" etwas einfacher, da man nicht wie bei Holz die Eigenschaften der beiden Werkstoffe im Verbund miteinander verschmieren muss, sondern die Kennwerte "gleich so"* auf der Hand hat. Als Kennwerte würde ich nennen: Dichte, E-Modul und Dämpfungskoeffizient. Vorteil von Metall und reinem Kunststoff: quasi isotropes Werkstoffverhalten, es gibt also keinen Lagenaufbau mit richtungsabhängigen Kennwerten.
    Es geht aber noch weiter: Metallkessel werden bspw. meist umgeformt (Sicke und Gratung) und/oder noch verschweißt/verlötet. Alles Maßnahmen die Spannungen, ob gewollt oder nicht, in den Kessel reinbringen. Bei Becken ja erwünscht.
    Bei urgeformten Kunststoffkesseln wie Acryl oder auch faserverstärkten Kesseln sind die Eigenspannungen meist deutlich geringer, bzw. null.
    All diese Maßnahmen kann man am nackten Kessel, also ohne Hardware, gut nachvollziehen. Die Gretchenfrage ist aber: kann ich diese Erkenntnisse, und wenn ja, in welcher Form, auf die montierte Trommel übertragen?
    Ich vertrete ja die Meinung, das ist aber lediglich eine subjektive und nicht hintermauerte, dass Kessel, welche nackt schon kein Sustain haben, es auch montiert nicht entwickeln. Gleichwohl bleibt die Frage, wieviel von dem Klangverhalten des Kessels übrig bleibt, wenn man ihn in sein enges Korsett gezwängt hat.


    Grüße Moigus


    *gleich so bedeutet: Materialdatenblatt des verwendeten Materials vom Hersteller anfordern, oder ggf. selber messen, Literaturwerte geben meist einen sehr weiten Bereich an


    P.S: Beim durchlesen des Threads ist mir aufgefallen dass leicht der Eindruck entstehen könnte, man behauptet die Großen pumpen ihre Kessel mit Leim voll oder dergleichen. Dem möchte ich ausdrücklich widersprechen. Gerald wollte lediglich auf ein paar Kuriositäten hinweisen.

  • Da der Hirntote noch schläft, zitiere ich aus seinem obigen Beitrag.
    Ich glaube, es ging ihm eher darum:

    Erst gestern konnten mein Proberaumnachbar und ich feststellen, dass es mit geschlossene Augen bei gleicher Stimmung nicht möglich ist, das Kesselmaterial zuzuordnen. Wenn dann noch Mikros im Spiel sind, dann ist es eh vorbei.


    Es kann gut sein, daß man Kesselmaterialien im Hörtest nicht unterscheiden kann. Ich schraube oft an meinen Sets rum.
    Und unabhängig vom Kesselmaterial bekomme ich durch Felle und Stimmung sehr ähnliche Ergebnisse hin. Das ist ja nichts
    Neues und auch nicht überraschend. Dennoch glaube ich, daß Leim einen deutlichen Einfluß auf den Sound haben kann, den
    man - wie bei anderen soundbestimmenden Parametern auch - bis zu einem gewissen Grad ebenso "eliminieren" kann.


    Imho wird das Material hier überschätzt. Konstruktion, Fellwahl, gescheite Ausführung und vor allem der Trommler himself
    sind nach meinen Erfahrungen viel entscheidender. Sagte ich das schon mal?


    fwdrums

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