Punch reduzieren - wie?

  • Hallo,
    die Suche gibt nur Threads, wo Leute den Punch steigern wollen.
    Ich habe seit gestern mein neues Drumset. 22x18, 12x8 und 16x14. Ich weiß, sind schon recht punchige Größen. Felle sind Ambas.
    Mir ist jedoch zu viel Punch im Schlag. (Bassdrum ist übrigens ok.)
    Wie stimme ich den am effektivsten Weg?
    Außerdem könnte die Floortom weniger Sustain vertragen (klingt über 6s nach)


    Gruß,
    Tim

  • Zum einen kannst du mit Sicherheit viel über die Fellwahl schaffen. Hast du Ambassador Clear oder Coated?
    Ich habe mal gelesen (war es nicht sogar in der DTB), dass ein etwas höher gestimmtes Resonanzfell mehr Punch bringt.
    Im Umkehrschluss würde das für dich heißen, die Resos etwas tiefer zu stimmen, oder?
    Meine Erfahrung ist (bezüglich des Sustains), dass höher gestimmte Resos im Vergleich zu ihren Schlagfellen kürzeren Nachklang produzieren.


    Wenn beide Theorien hier stimmen, musst du also einen Kompromiss aus Punch und Sustain finden.


    Viele Grüße und alle Angaben ohne Gewähr,


    Paiste505

  • Ich denke ein gewisser Anteil des Punches kommt auch von der Spieltechnik. Ich kann natürlich nicht für alle sprechen, aber ich verwende meistens Downstrokes. Wenn man den Rebound mehr zulässt, also ähnlich wie auf der Pauke, dürfte sich das reduziern. Sticks mit kleinen Köpfen halt ich auch noch für sinnvoll.

  • Ich spiele VF 5b. Egal welche Schlagtechnik benutze, der Punch ist stark. Von Taps abgesehen. Man hört deutlich einen "Luftzug" (kommt das evtl vom Luftausgleichloch?)
    Ich versuche den Rebound immer zu nutzen.

  • Ich denke ein gewisser Anteil des Punches kommt auch von der Spieltechnik. Ich kann natürlich nicht für alle sprechen, aber ich verwende meistens Downstrokes. Wenn man den Rebound mehr zulässt, also ähnlich wie auf der Pauke, dürfte sich das reduziern.


    Sorry, aber das ist Unsinn.

  • ... und die Marke heißt Agner - nicht, dass vergeblich gesucht wird. ;)

  • Was ist denn Punch? Der Anschlagsknall? Wenn ich selbst darüber nachdenke, unterscheide ich zwischen Ton- und Anschlagsanteil im Klang einer Trommel. Es gibt Räumlichkeiten, in denen knallt es einfach wahnsinnig, weil der Anschlagsound stark vom Raum reflektiert wird, zB durch ungedämpfte Flächen, Glas usw.


    Dann gibt es Stimmungen, die den Anschlag deutlich hervortreten lassen. (Fast) jede Maßnahme, die den Tonanteil reduziert, lässt den Anschlagsanteil deutlicher hervortreten. Wer dazu auch noch (vermeintlich) fett und rockig-tief stimmt, bekommt einen Sound, der sich aus Knall und kurzem Bass zusammensetzt, also "punchy" klingt.


    Wer weniger Knall will, sollte beschichtete Felle benutzen und diese nicht allzu tief stimmen. Sehr harte Spielweise fördert den weichen Sound auch nicht gerade, denn Plastikfelle haben eine natürliche Belastungsgrenze, ab der sie komprimieren. Diese Kompression äußert sich durch den Knall im Anschlag.


    Wenn die Floortom sauber ausklingt, einfach Gaffa oder Moongel nach Geschmack verabreichen.


    lg
    max

  • Ich würde sagen spiel das neue Set mal 80 Stunden und überleg dir dann ob es dir noch immer nicht passt.

    "Man muss das Grundgesetz vor seinen Vätern schützen und die Verfassung vor ihren Schützern."
    "Der Faschismus ist eine Spielart der freien Marktwirtschaft."
    Wolfgang Neuss

  • Nach Luddies Post denk ich mal, dass ich versuchen sollte zu schauen, ob mir die Toms auch in höherer Stimmung gut gefallen. Ich benutze immer beschichtete Felle, der wärmere Klang gefällt mir besser.
    Wenn der Punch in höherer Stimmung besser verschwindet, ist eventuell das Gesamtbild für mich auch besser, mal sehen. Danke schonmal!
    Unter Punch verstehe ich einen luftigen Anschlagton, also vermutlich dasselbe wie du.
    Auch wenn mir der tiefe Klang gut gefällt (und ich glaube, der Kesselton meines 12ers liegt sehr tief, denn da resoniert er am meisten? Kann das sein?) werd ich mal hochstimmen und schauen wies mir zusagt.

  • Gut beschrieben Luddie... besser als nahezu jeder Musikalienhändler in dt. es könnte!


    Eine Anmerkung noch: natürlichj tritt die "Kompression" ;) beim der Punch umso weniger auf, je leichter Sticks sind. Insofern liegt einer der Vorredner genauso richtig.
    Der Hinweis mit Coated-Fellen ist durchaus richtig, aber wer da mit Schmackes "reinsemmelt", mit "impulenergie-freundlichen" Sticks" wird das Coating schnell zum vernachlässigbaren Nebeneffekt degradieren und wieder recht viel Punch erzeugen.


    Wer auf den tiefstmöglichen Grundton stimmt bzw. kurz über Faltenwurf, wird bei kräftiger Spielweise systemimmanent Punchy klingen.
    Somit muß (genau wie Luddie messerscharf und korrekt beschreibt) wer genau diesen Punch nicht will , deutlich höher ("offener", fast fahrlässig vereinfacht: als "jazziger" umschrieben) stimmen. Er sollte coated Felle nehmen (besser einlagig) und Sticks verwenden deren Materialstärke und Tipform weniger Energie ins Fell bringt....


    ABER eines SOLLTEN WIR NICHt VERGESSEN: auch entsprechend (subtiler), also weniger Druckvoll spielen! Der meiste Punch kommt vom Drummer selbst. Wer es darauf anlegt, kann selbst mit 5a "die Hölle entfachen" :D . Es ist natürlichz ungleich kniffliger dies mit 5a zu erreichen gegen über 2B... aber je nach Unterarm- oder gar Oberarmauslenkung aber auch mit 5a möglich. Also sich auch selbst in die Problemlösung einbeziehen. Nicht nur ans Equipment denken ;) .


    Viel Erfolg! Einer der besten Threads des Sommerlochs... bisher. Toll!

  • Gut erklärt! Ich bin zwar nicht ganz am tiefsten Ton, aber schon recht tief.
    Ich bin übrigens auch absolut kein Heavy-Hitter, ich spiele garkein Metal oder gar härteres mehr, nur Rock, funky und softere Sachen.
    Sonst hab ich immer coated Emperors gespielt, wo mir der tiefe Klang sehr gefiel. Vielleicht wollte ich den mit den Ambas auch hinkriegen. Aber generell habe ich mich auch für die Ambas entschieden, um offener zu klingen.
    Wenn es jemanden interessiert, kann ich ja im Endeffekt sagen, wie ich für mich das Problem gelöst habe, vielleicht hat wer ähnliche Bedenken?
    Werd jetzt aber erstmal anfangen zu stimmen.


    update:
    Das Reso des 12er Toms hatte einen Knick bei der Naht des Spannreifens. Daraus schließe ich schonmal die geringere Resonanz.
    update:
    Ich habe neu gestimmt, bin jetzt recht hoch, habe einen glasklaren Ton und in der Tat weniger Punch. Habe gerade auch das Gefühl, dass die Harmonie beider Trommeln evtl. noch nicht 100% erreicht ist.
    Das, und ob es mir im Gesamtkontext gefällt muss ich morgen herausfinden, weil die Zeit zu spät zum Spielen und lauten Anschlagen ist.

    2 Mal editiert, zuletzt von Timlod ()

  • Sorry, aber das ist Unsinn.

    Ich denke zwar nicht, dass das Unsinn ist, aber naja. Vielleicht verstehn wir einfach verschiedene Dinge unter dem Begriff "Punch". Fest steht jedenfalls, das du zb. ein Marimbaphon nicht mit Downstrokes spielen solltest, weil das dann nur knallt und du keinen schönen Ton hast. Daher denke ich, bei ner Trommel kann man das auch mal versuchen.

  • Fullstrokes und Downstrokes hören sich bei mir ziemlich gleich an. Ich mein, der einzige Unterschied sollte doch der Abstand zum Fell nach dem Schlag sein oder etwa nicht? Bzw. ob ich direkt danach wieder zum Full- oder Downstroke oder eben zum Tap ausholen will?
    Was Punch (für uns) ist, haben Luddie und ich denke ich ausreichend geschildert.
    Ich kann mir übrigens vorstellen, dass der stärkere Punch bei tiefen Stimmungen daraus resultiert, dass das Fell weiter schwingen kann und so mehr Luft verdrängt. Wenn Punch aus dem Schwingungsverhalten eines Felles resultiert wäre es auch egal, wie man das Fell zum schwingen bringt, folglich ist der Punch bei jeder Art Schlag hörbar. Hab ich da richtig gedacht?


    Auf meine hohe Stimmung muss ich mich erst einmal einstellen, aber der starke Punch ist kaum mehr vorhanden.

  • Ich habe wenig Plan von Physiktheorie aber meine Erklärung für den Anschlagknall insbesondere bei sehr tiefen Stimmungen ist, dass die Dehnungsgrenze des Fells schneller erreicht wird. Gerade bei harter Spielweise schlägt der Stick also geradewegs bis zu dieser Grenze durch. Ich habe dazu mal ein Experiment gemacht und kräftig in ein unaufgezogenes Fell geschlagen. Resultat: harter Knall und Delle im Fell. Das lass ich mir aber von jemandem, der wirklich Ahnung von den physikalischen Abläufen hat, gern auch anders erklären. ;)


    lg
    max

  • Ergänzende Beobachtung:


    Alte, bereits ausgeleierte Felle haben auch mehr Punch (im Sinne dieses Threads) als neue. Die von Luddie beschriebene "Dehngrenze" beim Anschlag ist dann nämlich schneller erreicht. Wenn man sich an diesen Sound im Laufe der Zeit gewöhnt hat (z. B. auf tief gestimmten Floortoms) kann man beim Aufziehen neuer Felle auch mal negativ überrascht sein. "Irgendwie ist der Punch weg" denkt man sich, und bei gleicher Stimmung "singt die Trommel zuviel".

    musique: LLLL
    Suche Optimount-Halterungen in verschiedensten Tiefen, einfach alles anbieten

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    Ich denke zwar nicht, dass das Unsinn ist, aber naja. Vielleicht verstehn wir einfach verschiedene Dinge unter dem Begriff "Punch". Fest steht jedenfalls, das du zb. ein Marimbaphon nicht mit Downstrokes spielen solltest, weil das dann nur knallt und du keinen schönen Ton hast. Daher denke ich, bei ner Trommel kann man das auch mal versuchen.
    >>




    ein downstroke heisst nicht zwingend, dass der stock im fell bleibt ... downstroke bedeutet schlicht und ergreifend, dass der stock vor dem schlag weiter weg vom fell ist, als nach dem schlag


    wenn ich den schlegel auf ein instrument draufdrücke (also den rebound nicht zulasse), habe ich immer einen knalligen tonlosen klang ... in der regel knapp mit "wüst" zu beschreiben ... ob das dann durch einen fullstroke, downstroke, upstroke oder tap ausgelöst wurde, ist ziemlich schnuppe


    edit wegen "zitieren nicht geklappt"

  • Ich habe wenig Plan von Physiktheorie aber meine Erklärung für den Anschlagknall insbesondere bei sehr tiefen Stimmungen ist, dass die Dehnungsgrenze des Fells schneller erreicht wird. Gerade bei harter Spielweise schlägt der Stick also geradewegs bis zu dieser Grenze durch. Ich habe dazu mal ein Experiment gemacht und kräftig in ein unaufgezogenes Fell geschlagen. Resultat: harter Knall und Delle im Fell. Das lass ich mir aber von jemandem, der wirklich Ahnung von den physikalischen Abläufen hat, gern auch anders erklären. ;)


    lg
    max

    Ich habe mal meine Fehler verbessert... Dank an Moigus.



    Hier die Physiktheorie:
    Als erstes ist zu sagen, dass ich für Mylar® (was ein eingetragenes Warenzeichen ist) keine wirklich repräsentativen Werkstoffdaten und -Diagramme gefunden habe. Ich nehme an, dass das Material "grob" ein Polyethylenterephthalat (PET) ist und zu der Gruppe der Thermoplasten gehört. Was das im Einzelnen bedeutet kann man dank Wikipedia rausfiltern. Wichtig für uns ist das Spannungs-Dehnungs-Verhalten von Mylar®, das ungefähr folgend aussehen müsste (es wird sicher abweichen, da zusätzlich noch Weichmacher und andere Substanzen, die das Werkstoffverhalten ändern zugefügt werden)[wichtig ist hier die Kurve zweidimensional-gereckt]:



    Quelle:http://www.mhaeberl.de/KKC-Vor…Struktur_Sekundaerstr.htm



    Hier kann man anschaulich sehen, warum Dellen bei niedrigen Spannungen schneller entstehen. Der Grund dafür ist, dass bei sehr niedrigen Spannungen der elastische Bereich gegen 0 geht, so dass sich schneller plastische Verformungen bilden können.


    Das zur Verformung. Für den Punch recherchiere ich noch ein wenig. Das hat ja eher was mit Akustik zu tun... Mal schauen, was ich da finde...


    Mein Erklärungsversuch:


    Zunächst ist ja ein Impuls, in diesem Fall, ein Kraftstoß vorhanden. Durch verschiedene Fellspannungen wird dieser unterschiedlich übertragen. Ein nicht straf gespanntes Fell schwingt mit einer niedrigeren Amplituden, so dass durch die Anregung einen höheren Ausschlag hat. Dadurch wird der Punch, also der Impuls, lauter.
    Die Oberflächenrauheit ist ein weiterer Faktor, denn durch die Unebenheiten breitet sich der Schall ungerrichteter aus und diese Überlagerungen elimieren sich (teilweise) gegenseitig während der Ausbreitung.
    Zu dem spielt die Aufschlagfläche und -Kraft eine große Rolle.


    Praktisch bedeutet dies:


    höhere Spannung - weniger Punch


    Clear-Coated -> je rauer die Oberfläche um so reduzierter der Punch


    Sticks:
    je mehr Gewicht um so höher der Punch,
    je kleiner die Aufschlagfläche um so niedriger der Punch,
    je mehr Kraft aufgewendet wird um so höher der Punch.


    Es ist für mich immer wieder schön (erstaunlich) zu sehen, wie viele Faktoren den Sound ausmachen.


    Ich hoffe ich konnte alles verständlich erklären...

    2 Mal editiert, zuletzt von Schmatzi80 ()

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