Der Schritt zum PROFIDRUMMER / MUSIKER - Wann?? Wie??

  • Hallo in die Runde ;))


    Der Thread ist zwar schon ein wenig älter aber bin erst heute darauf gestoßen.
    Hab selbst den Weg zum "Profi" ich nenn es lieber mal "Berufsschlagzeuger" gewählt.
    Es ist sehr sehr hart. Deshalb werde ich wohl noch in diesem Jahr wieder einen Schritt zurückgehen.
    Noch bin ich jung und familiär ungebunden dennoch muss ich mir Gedanken in Richtung Zukunft machen.
    Ich bereue jedoch nichts. Es ist toll Erfahrungen zu sammeln, man lernt die verschiedensten Leute bzw. Musiker
    kennen jedoch ist man ständig unterwegs. Man hat keine Zeit für Freunde, Hobbys etc.
    Es ist wie gesagt sehr interessant aber hat alles auch seine Nachteile.

  • wäre ja fürs DF interessant zu wissen welchen Weg du gegangen bist...
    Cover-Mukker?
    Unterricht?
    Schlager-Star? :D


    Ich klink mich mal wieder in meinen alten Fred ein.


    Habe selbst seit September letzten Jahres den Schritt getan.


    Spiele in einer Cover-Rockband, habe ne Metalband am Start und mache seit April letzten Jahres ein Acoustic Duo in welchem ich singe.
    Dazu kommen meine Drumschüler und inzwischen eine Nachwuchsband welche ich coache.


    Ist sehr vielschichtig und immer was zu tun ( Werbung / Promo usw. ).


    Liebe Grüße Marc

  • Ich beglückwünsche Alle, die es schaffen, glücklich und zufrieden von ihrer Passion leben zu können. Leider ist die Chance hierfür verschwindend gering, wenn du keine Zuverdienste - durchaus auch im musikalischen Umfeld - hast. Analog dem taxifahrenden Wirtschaftswissenschaftler gibt es - in ihrem Genre - durchaus bekannt und prominente Bands, deren Mitglieder z.T. Briefe austragen, an der Waschanlage schuften, bei ausreichender Qualifikation Unterricht geben, im Musikladen jobben usw. Wer da jetzt ein Profi ist oder nicht, ist eher eine philosophische Betrachtung.


    Ein Profi ist für mich jemand, der in seinem Bereich über die entsprechende Einstellung und über die nötigen Kenntnisse und Fähigkeiten verfügt, um seine Arbeit zu machen und seine Ziele zu erreichen. Weiterhin muss er zuverlässig, gut organisiert und strukturiert sein, ein angenehmes Auftreten haben und immer Teil der Lösung sein. Da professionelles Arbeiten meist im selbstständigen Bereich passiert, ist das Alles noch lange kein Garant, davon auch leben zu können. Ich kenne Mucker, die leben von ihrer Mucke und geben noch ein bischen Unterricht, wären aber nie in der Lage, sich heute für morgen ein komplett fremdes Programm draufzuschaffen und unfallfrei abspielen zu können - das wär eher was für einen Profi und da unterscheidet sich eben der muckende Amateur vom Profi. Stichwort Zuverlässigkeit: gerade im Cover-Bereich hat sich das mit den Verträgen ziemlich durchgesetzt. Wenn du eine Band hast, die Verpflichtungen eingeht und dann ein Mitmusiker beschliesst, dass er heute Bock hat, muss die ganze Band dafür geradestehen: Stress mit Veranstalter, Konventionalstrafe, Ticketrückgabe, vergeudete Prome/Plakate/Flyer usw. Ist meiner Meinung nach nachvollziehbar.


    Ich wollte als Anfänger immer Profi werden, hab aber schnell gemerkt, dass es nicht mein Ding ist, meine Passion zum Job zu machen. Man muss einfach auch die Natur haben, in allem, was man da zum Teil spielen muss, noch etwas Positives zu sehen und auszustrahlen. Lieber war und ist es mir, Musik zu spielen, die ich liebe, anstatt Sachen zu machen, die mir nicht passen, nur weil ich meine Miete zahlen muss. Trotzdem nehme ich meine musikalischen Tätigkeiten sehr ernst und bemühe mich um professionelles Herangehen und Durchführen. Auch wenn ich oft zu selbstkritisch bin und immer der - mit Lohnarbeit - vertanen Zeit nachweine, in der ich meine Fähigkeiten verbessern könnte - für mich funktioniert dieser Kompromiss am Besten.


    Ach so: mit der richtigen, entspechend erfolgreichen Band würde ich den Schritt noch heute (mit 55J.) tun. Aber das ist so realistisch wie ein 6er im Lotto.

    “If you end up with a boring miserable life because you listened to your mom, your dad, your teacher, your priest, or some guy on television telling you how to do your shit, then you deserve it.”
    Frank Zappa (1940-1993)

  • Man muss einfach auch die Natur haben, in allem, was man da zum Teil spielen muss, noch etwas Positives zu sehen und auszustrahlen.


    Das ist vollkommen richtig. Ich hatte früher immer so ein kleines "Problem" damit, wenn jemand anfing auf nen Song von uns ( z.B. ne Ballade ) zu tanzen. Inzwischen ist es so, dass wir bei SAINT'S SIN dazu "aufgefordert" wurden mehr Schlager zu spielen. Wir tun es inzwischen und es kommt an....und die Leute tanzen.
    Mein holdes Weib sagt immer, dass sie total gefrustet ist, wenn sie sieht wie ich / wir unsere Kohle verdienen ( haben einen netten Abend, Getränke / Essen frei, sitzen auf unseren Hockern und zocken unsere Musik ). Am Ende bekommen wir Kohle, wofür SIE mehrere Schichten in der Pizzeria schwere Teller in den Keller runter schleppen muss.


    Es ist immer Ansichtssache.


    Liebe Grüße Marc

  • Hallo Miteinander,



    ich habe mich hier im Forum schon länger nicht mehr geäußert, fand den Thread aber interessant und kann vielleicht aus meiner persönlichen Situation heraus etwas dazu erzählen.


    Also ich hatte immer den Traum "Profimusiker" zu werden, hatte aber auch frühzeitig die Möglichkeit, bei verschiedenen Leuten im Bekanntenkreis zu sehen, wie die Realität als "Profimusiker" aussieht. Ich kenne bis auf vereinzelte Ausnahmen keine echten "Stars", aber durchaus ein paar überregional bekannte Leute, aber auch "Durchschnittsprofis". Die meisten dieser Durchschnittsprofis sind wirklich, wie hier schon angeklungen, letztlich selbstständige Unternehmer und ich denke, so muss man das heutzutage auch sehen. Sie sind alle Dienstleister im Bereich Musik, spielen Gigs mit unterschiedlichen Bands, spielen auch mal was im Studio ein (was sehr, sehr selten geworden ist und noch viel seltener bezahlt wird) und unterrichten alle auch an Musikschulen. Sie werden in der Regel für diese Dienstleistungen bezahlt, aber mit einem "normalen" Selbstständigen, also einem Informatiker z.B. oder einem Elektriker kann man das nicht vergleichen. Die gesamte Branche ist deutlich weniger reglementiert, was (und das ist meine persönliche Empfindung) für die Musiker die davon leben wollen/sollen/müssen eher ein Nachteil ist.


    Ich selbst wollte diesen Weg auch sehr lange gehen, habe unterschiedliche Musikgenres gespielt, bin mit Bands getourt und wurde für eine Studium der Musikpädagogik in Dresden zugelassen. Nach nunmehr 4,5 Jahren studieren bin ich aber an dem Punkt an dem ich definitiv nach Beendigung des Studiums einen anderen Weg einschlagen werden bzw. mir ein anderes, finanzielles Hauptstandbein suchen werden. Das hat bei mir auch mit persönlichen Entwicklungen in den letzten Jahren zu tun aber sehr stark auch mit den Entwicklungen für Musikschaffende in Deutschland im allgemeinen bzw. meiner subjektiven Wahrnehmung dazu.



    Wie gesagt, ich selbst war durchaus einige Jahre "Profimusiker", da ich durch das spielen von Gigs (im Jahr 2006 ca. 120 davon) und das Unterrichten an einer Musikschule hauptsächliche meinen Lebensunterhalt verdient habe - schon damals hab ich übrigens nebenher noch in einem Getränkegroßhandel die Europaletten mit dem Gabelstapler schauffiert, drei Tage die Woche immer zwischen 4 Uhr und 8 Uhr morgens. Allerdings muss ich aus meinen persönlichen Erfahrungen heraus sagen: den Profimusiker, der nahezu ausschließlich von Gigs leben kann und das über 30, 40 Jahre, den gibt es schlichtweg nicht mehr. Dies hat unterschiedliche Gründe, aber die gesamte Szene wird sich aus meiner Sicht in den nächsten Jahren noch deutlich verkleinern und es werden noch deutlich mehr Leute durch das Raster fallen. Selbst wenn ich sehe, zu welchen Dumpingpreisen teilweise Leute mit zweifelhaftem Hintergrund an Musikschulen unterrichten und damit durchkommen...nun, da kam bei mir nicht nur einmal die Frage auf: "warum genau hast du das eigentlich studiert?". Denn letztlich tragen auch diese Entwicklungen dazu bei, das z.T. hochqualifizierte Fachkräfte (und ich rede hier nicht nur von den spielerischen Fähigkeiten; letztlich wird in so einem fünfjährigen Studium deutlich mehr vermittelt als "nur" Schlagzeug zu spielen), welche für den Steuerzahler extrem teure Ausbildungen genossen haben am Ende Hartz IV kassieren oder Taxi fahren.


    Das jeder seines eigenen Glückes schmied ist, bleibt hierbei unbestritten. Allerdings sollte sich jeder, der sich mit der Idee trägt Profimusiker werden zu wollen, damit auseinandersetzen. Es geht mir bewusst auch gar nicht darum, dass der Profi nicht unbedingt immer das Genre spielt, was er bevorzugt oder am Samstag auch mal die Sportschau verpasst, weil er da gerade auf der A10 hängt und zum Soundcheck fährt. Dies sind Selbstverständlichkeiten über die man in dem Beruf nicht diskutieren muss. Was am Ende aber dafür "rum kommt" hat nach meinem ganz persönlichen dafürhalten mittlerweile eine Grenze ins negative überschritten, die ich persönlich weder mitgehen noch durch mein weiteres daran teilhaben unterstützen möchte. Denn das Ende der berühmten Fahnenstange ist da noch längst nicht erreicht.


    Wie gesagt, nur meine persönliche Sicht der Dinge. Es gibt ganz sicher Leute, die das ggf. ganz anders sehen und auch ganz andere Erfahrungen gemacht haben. Allerdings muss man auch klar sagen: es gibt auch genug Architekten, Juristen und Malermeister, die von ihrem gelernten nicht leben können bzw. letztlich in einem ganz anderen Job arbeiten. Eine Bekannte von mir ist diplomierte Landschaftsgestalterin und sitzt mittlerweile bei einem großen Internetauktionshaus in der Telefonseelsorge.


    Mit besten Grüßen,



    Beat*L*

    Lässig kommt von Lassen. Klingt komisch - ist aber so!

  • []


    Wie sich so manche Dinge doch gleichen - aber nur fast =) - mir ist nämlich nach zig Jahren als Kaufmann und Industriemechaniker der Spaß vergangen!
    Bin jetzt 39, arbeite seit 23 Jahren, hab mein Haus gebaut und langsam aber sicher geht mir diese Tretmühle auf den Sack :cursing:


    C YA[/quote]


    Ich klink mich mal wieder in meinen alten Fred ein.


    Habe selbst seit September letzten Jahres den Schritt getan.


    Spiele in einer Cover-Rockband, habe ne Metalband am Start und mache seit April letzten Jahres ein Acoustic Duo in welchem ich singe.
    Dazu kommen meine Drumschüler und inzwischen eine Nachwuchsband welche ich coache.


    Ist sehr vielschichtig und immer was zu tun ( Werbung / Promo usw. ).


    Ich arbeite min. 6 Tage die Woche, oft 70 Stunden. Meinst du, das ist keine Tretmühle?
    Viel Glück.

  • Ich arbeite min. 6 Tage die Woche, oft 70 Stunden. Meinst du, das ist keine Tretmühle?
    Viel Glück.

    Routine gibt es überall und bei jeder Arbeit. Routine ist aber ja durchaus positiv. Wenn ich zum Chirurg gehe, bin ich jedenfalls froh, wenn er routiniert ist...seinen Job lieben kann und sollte man trotzdem!
    Wie lange machst du das schon mit solch einem Wochenpensum? Das ist zuviel. Frust, Burnout, was soll da noch kommen!?


    Übrigens so ne ausgeschlafene mid-life crisis ist ja auch was feines, die junge Geliebte, die Harley vor der Tür, der Trip nach XY, oder eben Drummer in einer Rockband werden :D sorry, marc (ich find deine Story ehrlich gut, mach ruhig dein Ding)


    be blessed

    "Die Sprache ist natürlich im ersten Moment immer ein Hindernis für die Verständigung."



    Marcel Marceau (*1923), französischer Pantomime

  • 1. Soll doch einfach jeder das machen, was für ihn gerade am besten passt.
    2. Es ja gut davon überzeugt zu sein, man muss aber deshalb nicht versuchen andere zu missionieren, sondern respektieren.
    3. Rumheulen wie schlecht es einem geht, wie wenig man verdient, wie viele Stunden man macht, zählt nicht. Take it, change it or leave it.
    4. Mehr Mut etwas anders zu machen. Nicht erst dann, wenn es um die eigene Existenz geht.


    Zum Thema:
    Ich bin eher der Typ für die geregelten täglichen 8 Stunden Tretmühle, habe viele Hobbys, die ich mir dadurch leisten kann und für die ich danach noch Zeit habe.
    Auch wenn ich nicht gerade Stolz darauf bin, dass sich bei mir so viel um Zeit und Geld dreht.
    Diese Bergdorfbewohner, die Markus Lanz neulich im Himalaya besucht hat, imponieren mir.


    Gruß
    JanD

  • Zitat


    Ich bin eher der Typ für die geregelten täglichen 8 Stunden Tretmühle, habe viele Hobbys, die ich mir dadurch leisten kann und für die ich danach noch Zeit habe.


    Ganz genau... ich hatte auch eine Zeit lang diese romantische Vorstellung: "wie toll! Das Hobby zum Beruf machen und jeden Tag tun was du liebst!"
    Nachdem ich dann die Realität meines frühreren Schlagzeuglehrers kennen gelernt habe, habe ich das absolut abgelegt.


    Er war/ist auch Berufsmusiker und kann sich (trotz mehrerer Nebenjobs) nicht das leisten was ich als Hobby finanziere.
    Als er mein Set gesehen hat, hat er glänzende Augen bekommen weil er laut seiner Aussage "sich mal gerne in der Richtung etwas neues leisten würde". Finanziell geht das aber einfach nicht (wobei mein Set ja nun wirklich nicht High End ist sondern einfach nur Mittelklasse).


    Natürlich denke ich an stressigen Tagen auf der Arbeit an denen ich Überstunden schiebe das ich lieber an meinem Set sitzen und spielen würde. Und wie toll es wäre damit sein Geld zu verdienen. Aber natürlich weiß ich auch dass wenn das Hobby zur Pflicht wird, es häufig keinen Spaß mehr macht.


    Meiner Ansicht nach ist es wirklich bewundernswert was Profimusiker sich aufbürden und wieviel sie für ihren Traum investieren.
    Ich selber kann und will das nicht. Mal davon abgesehen das mir eindeutig das Talent dazu fehlen würde. :P ;)

  • Ich arbeite min. 6 Tage die Woche, oft 70 Stunden. Meinst du, das ist keine Tretmühle?
    Viel Glück.


    Natürlich wird ALLES was man tut einmal zur "Tretmühle". Allerdings gibt es für mein Empfinden auch positiven Stress und dieser ist besser als der andere. Es wiederholt sich immer mal und es wird sicher das Rad nicht neu erfunden!! Nur ICH für meinen Teil empfinde dies angenehmer.


    Übrigens so ne ausgeschlafene mid-life crisis ist ja auch was feines, die junge Geliebte, die Harley vor der Tür, der Trip nach XY, oder eben Drummer in einer Rockband werden :D sorry, marc (ich find deine Story ehrlich gut, mach ruhig dein Ding)


    Also ausgeschlafen bin ich heut :D !!! Aber der Rest....hmmmm...meine zukünftige Ehefrau ist älter als ich ?( - ich mag keine Motorräder / hab dafür meinen 996er in der Garage, wobei wir gerade für nen kurzen Trip zu viel Schnee haben :cursing: - das kommt nicht gut bei 285er auf der Hinterachse und über 300PS :thumbup: !! Aber vielen herzlichen Dank für die lieben Worte. Ich werde mein Bestes versuchen.


    Take it, change it or leave it.


    Jep, I took it 25 years - now I changed it!! Is so ne lange Geschichte, aber 25 Jahre schaffen, die Schulden bezahlen vom Haus, jede Woche 60-70 Std., kurz vorm Burnout - es war genug und ich habs geändert. Mal sehen was das Leben bringt :thumbup:


    Liebe Grüße Marc

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