Hallo, Kollegen,
da ich mir am Samstag den Musikmesse-Besuch gegönnt hatte, möchte ich hier mal meine Eindrücke zum aktuellen Stand der E-Drum Lage schildern, so wie ich es auf der Messe erlebt habe. Die Defizite, die es bei E-Drums durch die Marktlage trotz der technischen Möglichkeiten gibt, wurden ja in letzter Zeit in einigen anderen Beiträgen schon ausführlich diskutiert. Dadurch inspiriert hatte ich mir halt in Frankfurt gezielt die entsprechenden Stände angeschaut.
Wie zu erwarten fand ich den Roland-Stand enttäuschend, die Triggertechnik und die Hardware selber wie gewohnt solide, aber nichts Neues, vor allem das Sound-Niveau immer noch wie früher, nur kosmetische Updates an der Optik. Aber das wurde ja wie gesagt schon oft genug diskutiert. Den Yamaha-Stand habe ich mir dann gleich geschenkt, da hier in etwa das gleiche wie bei Roland gilt.
Sehr schön fand ich den Drum-Tec Stand. Hier konnte man die verschiedenen Drum-Tec eigenen Trigger-Kessel-Linien ausführlich ausprobieren. Klasse Spielgefühl und eine teilweise tolle Optik, mein absoluter Favorit bei den Trigger-Kesseln. Leider waren die angeschlossenen Sound-Module von Roland, vom Triggerverhalten her prima, nur die Sounds leider nicht auf dem gleichen Niveau.
Interessant war auch die Pearl E-Pro Live / Zildjian Gen 16 Vorführung. Das Pearl E-Pro Live Set sah von der Optik her auch klasse aus, wie ein echtes Drum-Kit eben, über das Spielgefühl der Aufsatz-Pads kann man streiten, mein Fall ist es nicht. Soundtechnisch klingen die eingebauten Sounds des Pearl-Moduls (ist ja baugleich zum Alesis DM10) ziemlich dürftig, aber man kann den Speicher (warum die nur 128 MB anbieten ist mir absolut nicht klar) ja mit anderen Libraries überspielen. Im Vergleich wurde dann ein Soundset von Toontrack vorgeführt, was man wohl über die Pearl-Seite downloaden kann (gegen Geld natürlich). Das klang dann direkt Klasse, vor allem im A/B Vergleich zu den Werkssounds, wirklich ein toller dynamischer Drum-Sound. Dazu kamen dann noch die neuen Zildjian Gen 16 Becken, die keine Sounds triggern, sondern spezielle leisere Becken mit einem eigenen Mikrosystem pro Becken und einem Pre-Amp sind. Das ist für mich auch ein interessantes Konzept, da die Becken eben das original Spielgefühl und den Look von richtigen Becken liefern, aber viel viel leiser sind. Durch die Mikros/Pre-Amp Kombination kommt man durch die PA dann auf die richtige Lautstärke. Vom Sound her klangen die Crashs und Rides richtig gut, nur die Hihat war in meinen Ohren zu hell/dünn. Aber vielleicht kann man hier ja mit den entsprechenden EQ-Einstellungen noch mehr rausholen. Auf jeden Fall ein interessantes Konzept mit absolut gutem Spielgefühl, da man auf echten Becken spielt und nicht auf Plastik-Scheiben haut.
Enttäuscht war ich auch vom 2BOX Stand, nichts neues, die Hardware immer noch wackelig und auch die vorgeführten Sounds konnten mich nicht richtig überzeugen. Die klangen schon gut und natürlich, aber irgendwie vermisste ich den richtigen Kick, die Toontrack-Sounds bei Pearl klangen da besser.
Zum Abschluß hab ich mir noch den kleinen Stand von Steven Slate Drums angeschaut, die bieten tolle VST Drum-Sample Pakete an, mit pre-processed Sounds, die direkt verschiedenste Drumkits wie auf den entsprechenden Produktionen mit hohem Niveau bieten. Dies ist was für Leute, die schnell ohne viel Tweaking gute Rock/Heavy-Sounds erreichen wollen. Die aktuelle Version 3.5 hat als Schwachstelle noch das User-Interface, das nicht flexibel genug ist, aber im Juni soll die neue Version 4.0 mit vielen Verbesserungen kommen. Auf jeden Fall gab's an dem Stand eine tolle Vorführung, Steven Slate selber hat mit verschiedensten Leuten aus dem Publikum einfach gejammt, die Sounds klangen sehr schön dynamisch. Bei solch kleineren Firmen kann man dann auch noch Fragen direkt an Chef stellen in einer netten Atmosphäre.
Insgesamt mein Fazit: für Live würde ich mir zur Zeit Drum-Tec-Trommeln mit Roland-Triggermodulen zulegen (ein Megadrum habe ich schon gehabt und bin nicht richtig klar damit gekommen), als Soundquelle aber ein Laptop mit einer VST Library (z.B. Steven Slate, da ich die Heavy-Sounds mag) und als Becken die Zildjian Gen 16 (müsste ich aber wohl vorher noch mal in Ruhe durchhören). Wenn's ganz leise sein soll, kann man ja immer noch Becken-Pads nehmen.
Weiterhin fehlt aber immer noch ein schlüssiges Gesamtsystem, das vernünftige Hardware, Look and Feel, Triggertechnik und erweiterbare/austauschbare Sample-Sounds in einen kompletten Modul vereint.
Auf Kommentare bin ich gespannt.
Gruß
Lawnmower