Will niemand mehr Live-Bands hören?

  • Hier im Raum Heilbronn zahlen die meisten Kneipen so um die 350 €. Die Extreme sind 150 € und 700 €. Spielen auf Eintrittsbasis gibts natürlich auch. 3 - 4 € sind die Regel. Ich versuche in diesen Fällen dann ein Fixum (100 - 200 €) auszuhandeln. Den Eintritt kriegen wir dann dazu. Essen + Trinken obligatorisch. Wenn Du einen guten Gig ablieferst und die Leute gut Umsatz machen, gibts beim nächsten Mal meistens mehr Kohle. "Sprungbrettgigs" für wenig Geld finde ich wichtig um sich zu etablieren. Wir haben z.B. mal in Frankfurt auf der Tattoomesse für 500 Eulen gespielt. Ist bei der Entfernung und 5 Mann wirklich nicht gerade fürstlich, aber hat zwei größere Folgegigs gebracht und Spass gemacht.


    Angst vor großen Entfernungen sollte man auch nicht haben. Wir spielen z.B. im Juli auf nem Bikertreffen in Wohratal, das sind 350 km einfach. OK, da gibts dann natürlich auch wesentlich mehr Kohle. BTW: Kennt jemand vielleicht nen guten PA Verleiher in der Ecke?


    "Pay for play" ist jedenfalls mit uns nicht drin. Es gibt schon genug Bands, die die Preise kaputt machen. Aber zahlen, für eine von mir erbrachte Leistung? Nein danke! Wenn das einreißt, dann gute Nacht. Dann gräbt sich die Live Szene selbst das Wasser ab. Ich frag mal meinen Nachbarn, ob ich ihm den Rasen mähen darf. Ich zahl ihm auch 20 Euro dafür ;(



    Gruß
    René

    Halbgas? Schade um den Sprit!

  • Da habt ihr aber eine wirklich fürstliche Situation in Heilbronn. Ich mache schon lange Musik, in verschiedenen Bands und mit eigenen Stücken habe ich noch nie mehr als 200 Euro bekommen und das auch nur einmal in meinem Leben bei einem elenden DGB Gig. Ansonsten gibt es nichts oder 50 Euro. Bitte, 500 Euro und das empfindest du noch als wenig? Machst du Cover Mucke oder schmeissen die Veranstalter bei euch echt so mit der Kohle rum? Sowas gibt es im Ruhrgebiet nicht. Bei 500-700 Euro Festgage bist du schon fast in der Region der kleinen bekannteren Bands mit kleinem Deal, Album, Agentur und ner kleine Deutschland Club Tour.


    Ich seh gerade ihr macht ne Hardrock Cover Show, dafür ist das echt wenig, aber wir reden hier ja von Bands die eigene Stücke schreiben und nicht von Cover Muckern, das ist ein vollkommen anderes Marktsegment. Für die Cover Leute gibt es auch nicht diese Auftrittsprobleme, die bieten eine Dienstleistung an und bekommen Geld dafür, mit Kunst und Kreativität hat das nichts zu tun, auch nicht damit sein Ding zu machen. Vollkommen anderer Film.

    Einmal editiert, zuletzt von DF ()

  • DF: Wir covern fast ausschließlich altes Rock Zeugs. Bei uns ist halt immer gut Party. Die Gitarristen rennen zuweilen ins Publikum, springen auf die Tische, Mädels stürmen die Bühne... wir haben nen super Draht zum Publikum. Das ists was den Leuten und Veranstaltern gefällt. Ich sag zu unserem 2. Gitarristen immer, er soll nach "Summertime Blues" seine SG zertrümmern, aber irgendwie will er nicht so recht ;)

    Halbgas? Schade um den Sprit!

  • Zitat

    Original von DF


    Für die Cover Leute......... mit Kunst und Kreativität hat das nichts zu tun, auch nicht damit sein Ding zu machen. Vollkommen anderer Film.


    Ja, komplett anderer Film. Kreativität ist trotzdem gefragt, wenn Du die Stücke nicht nur nachklimpern willst. Z.B. sagen etliche Leute, sie haben "Purple Rain" noch nie so geil gehört, wie bei uns. Aber grundsätzlich hast Du Recht, bei eigener Musik brauchts natürlich mehr künstlerisches Potential. Allerdings bin ich demnächst 40 und werd eh nicht mehr berühmt, also wird gecovert :D

    Halbgas? Schade um den Sprit!

  • Zitat

    Bei 500-700 Euro Festgage bist du schon fast in der Region der kleinen bekannteren Bands mit kleinem Deal, Album, Agentur und ner kleine Deutschland Club Tour.


    in der punk/hc metalcore pille palle haste nicht gesehn szene bist da sogar schon über diesem grad und hast schon ne tour in jaoan, brazilien usa o.ä. hinter dir.

  • Nuja, Gefallen alleine bringt dem Veranstalter noch nicht viel. Sein Laden muss sich tragen, sonst muss er ihn dichtmachen und Millionäre, die nebenbei eine Livekneipe als Hobby betreiben, die auch gerne Verlust machen kann sind meines Wissens recht rar gesäht.


    Sicher, wenn man drei Veranstaltungen hatte, die gute Einnahmen nach sich zogen kann man auch mal eine kleine Risikoveranstaltung fahren, abgerechnet wird am Jahresende.

    Wenn man das Knie sieht, ist die Bassdrum zu klein!

  • so musst du das nicht sehen, aber die veranstalter suchen oft gute vorbands als support wenn größere acts spielen und das müssen nicht immer lokal bands sein. oft haben die veranstalter auch keinen bock ne lokalband zu nehmen weil sie a scheiss sind oder b keiner mehr sehen kann weil zu oft gespielt oder c beides.


    so sachen ziehen dann oft auch andere shows nach sich weil jemand der shows macht im publikum war und es geil fand oder durch evtl. kontakte zu dem größeren act mit dem man gespielt hat.


    das wichtigste ist sich halt, regional und nach und nach überregional einen namen zu erspielen. die leute müssen gar nicht undbedingt schon mal was von dir gehört haben, es reicht manchmal schon aus wenn sie nur irgendwo was positives über dich gelesen haben oder auf nem flyer oder tour schedule lesen mit wem du so alles zusammen spielst.


    wenn man sich halbwegs vernünftig anstellt, ziehen die meisten shows, weitere shows nach sich. abgesehen von einigen großen sachen wo wir versuchen mit auf dem bill zu kommen, kümmern wir uns eigentlich recht wenig bis gar nicht um shows, und können teilweise aufgrund von zeitmangel trotzdem nicht alle angebote warnehmen.
    wie oben schon gesagt, its all about marketing.

  • Zitat

    Original von Ballroom Schmitz
    Nuja, Gefallen alleine bringt dem Veranstalter noch nicht viel.


    ".. dem Veranstalter gefallen" war gemeint im Sinne von: Dem Publikum gefällts, die saufen sich die Hucke voll und kommen nächstes Mal wieder.

    Halbgas? Schade um den Sprit!

  • Klar kann covern auch Spaß machen. Ich habe da, wenn das Programm stimmt kein grundsätzliches Problem mit. Von der Kohle her sind das nur eben zwei Paar Schuhe. Fairerweise sollte man vielleicht auch sagen, dass es auch bei der Kreativität und Originalität verschiedene Stufen gibt und nicht nur schwarz-weiß


    1. Eigene Sachen, sehr eigeneständig, authentisch und originell
    2. Eigene Sachen in der etwas abgedroscheneren Variante, aber immerhin, auch einen Nickelback Song muss man erstmal schreiben, der kommt ja auch nicht so angeflogen.
    3. Covern in einer eigenen Interpretation.
    4. 1zu1 covern, wobei das oft handwerklich nicht ohne ist.


    Klar, dass es in allen kreativen Stufen gute und weniger gute Bands gibt. Klar auch, dass ein originelles Cover mehr Ideen enthalten kann als ein abgegriffener eigener Song.

    Einmal editiert, zuletzt von DF ()

  • klar auch, dass nicht in allen stilrichtung selber songs schreiben nicht gleich schwer ist


    viel spass bei bebop eigenkompositionen. da spielen die besten bands der welt (auch funk) häufig covers. einfach ist es halt dort so, dass ein song meist 2 mal thema, 10 min impro, 2 mal thema ist ;) vdh ist individualität gewährleistet


    grz jon

  • Bei den meisten Gig´s ist bei uns auch die Ochsentour gelaufen. Das heißt:


    gehört oder gelesen das es da ne Kneipe gibt welche ab und zu Livebands da hat.


    Hingefahren, Angeboten, Termin ausgemacht.


    Der erste Gig war meist schlecht bezahlt.


    Gig gelaufen.


    Folgetermin ausgemacht. (Ab hier wirds leichter)


    DF: nach der aufgestellten Kathegorie möchte ich uns bei 3/2/(1 liegt im Ohr des Zuhörers :D ) einordnen. Coversongs in eigener Interpretation + Eigene Songs.


    Da mit eigenen Sachen erst ab einem hohen Bekanntheitslevel Auftritte gefragt sind und die Leute eben gecoverte bekannte Sachen hören wollen haben wir uns für diese Variante entschieden.


    Bei ca. 300,- € ist in diesem Segment in der Region die Obergrenze erreicht. Es gibt sogar eine Kneipe die nix bezahlt, keinen Eintritt nimmt und dafür einen Mitarbeiter mit dem Hut ins Publikum schickt. Die paar Cent bekommt dann die Band. Komischerweise haben das sogar schon Amibands wie z.B. Slaktone (Der Schlagzeuger hat die Filmmusik von Pulp Fiction getrommelt - geile Mucke!) mitgemacht. (Benzinmucke, Europatour)


    Die Häufigkeit der Clubs die überhaupt Livegig´s veranstalten nimmt bei uns seit Jahren stetig ab. Es ist immer schwieriger geworden. (Bestätigt durch befreundete Bands die auch nicht schlechter oder besser sind) Ich gaub schon das es damit zu tun hat das Kneipenabende immer teurer werden. Im letzten Jahr haben wieder mehrere Kneipen aufgegeben.


    Wir haben auch schon vieles ausprobiert um nicht für lau zu spielen. Da waren Varianten wie Festpreis minimum 300,-€ (natürlich immer erstmal höher rangehen) -> Hat nur funktionert wenn der Kneiper trotzdem Gewinn gemacht hat, sonst gabs keine Folgebuchung. Oder 150,- € + Eintrittsgeld zwischen 2,-und 5,-€ -> Je höher der Eintritt desto mehr Leute machen an der Tür kehrt. Oder nur Eintritt -> Das Risiko geht voll zu Lasten der Band. Einstiegsmucken für lau.


    Da es uns nicht darum geht durch Musik reich zu werden sondern jede Menge Spaß zu haben ist jede dieser Lösungen irgendwie zu vertreten. Bei "Zahlen für Spielen" wär bei mir allerdings auch die Kotzgrenze erreicht. Ein "Startgeld" würde ich nur bezahlen wenn eine entsprechende Gewinnbeteiligung in Aussicht stände. z.B. Prozentuale Beteiligung an Eintritt und Catering oder wenn ich die Veranstaltung selbst mache. Dann trage ich das Risiko aber auch die Gewinne zu 100%.


    In den Bekanntheitsgrad zu investieren ist sicher notwendig - dann muß aber auch eine Erfolgsaussicht, in welcher Form auch immer, erkennbar sein.


    Veranstalter die so arbeiten sind klar im Vorteil - für eine gewisse Zeit.

  • Zitat

    Original von rockabilly1
    Da mit eigenen Sachen erst ab einem hohen Bekanntheitslevel Auftritte gefragt sind und die Leute eben gecoverte bekannte Sachen hören wollen haben wir uns für diese Variante entschieden.


    Genau das meinte ich in meinem Post. Nix gegen Coverbands. Aber die von DF gefragte Kreativität bleibt damit aus, weil Veranstalter, Medien und Labels nur auf schnellen (!) Kommerz zielen und die Bands und Konsumenten diesem Anspruch gerecht werden.


    Mit Festpreisen wäre ich vorsichtig. Mit unserer Jazzband (keine eigenen Stücke) verhandeln wir immer je nach Veranstalter. Manchmal (selten) spielen wir für lau. Unsere Preisvorstellungen versuchen wir aber individuell anzupassen. Wenn man zu hoch pokert, verhandeln manche gar nicht mehr und winken gleich ab. 800 EUR war glaub ich die Höchstgage mit 5 oder 6 Musikern bei uns.
    In meiner Rockband (eigene Sachen) sind Auftritte rar (auch wir sind zu träge). Wenn spielen wir für lau, mal 50-100 EUR. 200 EUR Höchstgage bisher.

    BORIS.

    Einmal editiert, zuletzt von ElEhnez ()

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!