Drum-Recording mit fünf Mikrofonen - Video-Serie

  • Angeregt durch einen Thread über das Beyerdynamic M201TG habe ich mein Übungsset im Keller mal mit eben diesen Mikrofonen aufgenommen - wenn man dann schonmal dabei ist, kann man ja auch gleich mal einen Vergleich von verschiedenen Raum-Mikrofonen machen und die sinnvolle Verwendung dieses Signals demonstrieren.
    Auch wenn sich unter das Equipment das eine oder andere teure Teil gemischt hat, so sind die Basis-Spuren doch mit dynamischen "Brot&Butter-Mikrofonen" entstanden und als Raum-Mikro kann fast alles herhalten, was noch im Mikrokoffer über ist...


    Herausgekommen ist dabei jetzt jedenfalls eine kleine fünfteilige Serie von Videos, in denen die Bearbeitung der Einzelsignale und des Raum-Mikrofons erklärt wird...


    Part 1 - Intro
    Part 2 - Einzelsignale der Mikrofone
    Part 3 - EQ-Bearbeitung
    Part 4 - Raum Mikrofon Bearbeitung
    Part 5 - Vergleich Raum-Mikrofone


    Mikrofone:
    Beyerdynamic M201TG (Snare und Overheads)
    Shure Beta 52a (Bassdrum)


    Raum-Mikrofone:
    Beyerdynamic M201TG
    Sennheiser BF541 (MD441U3)
    AKG C414B-ULS (Niere)
    Shure SM57


    Drumset:
    Pearl BLX All Birch Shells 22, 12,14,16
    Sonor Artist Snare Steel 14x6.5
    UFIP Class 12" HH
    Paiste 2002 24" China
    Paiste Signature/SoundCreation Splash-Stack (10"/8")


    Recording:
    Tascam DM24
    Samplitude 11


    Einige Anmerkungen vorab:


    -das Drumset ist leider nur mit einer "unkonventionellen" Auswahl an Becken bestückt gewesen - die anderen Becken waren gerade unerreichbar im Übungsraum...
    -das Drumset wurde vor dem Video-Dreh nicht geputzt und ist eklig vollgestaubt... (ich gelobe Besserung)
    -die Aufstellung der MIkrofone kommt im Video eindeutig zu kurz - Fragen dazu deshalb gerne hier im Thread


    Vielleicht ist das ganze ja für den einen oder anderen interessant - ich freue mich jedenfalls auf eure Kommentare!

  • Merci,
    kommt genau zur rechten Zeit.
    Wie schaffst du das eigentlich, dass die einzelnen Spuren relativ gut getrennt sind?
    Da rappelt nix, da schwingt nix nach.
    Ich merke, ich muss besser stimmen und lauter spielen für eine saubere Aufnahme.

  • Gute Arbeit und sehr anschaulich.
    Das mittlere Tom ist nicht so super gestimmt ;-), ich hätte den EQ anders gemacht aber das ist Geschmackssache. Sehr gut gefällt mir der Vergleich mit dem Raummikro. dass hebt sehr anschaulich hervor was es macht!
    Es gibt ja jetzt schone einige Recordingtipps im DF und das DF ist ja schon fast eine Referenzadresse für Homerecording der Drums in deutschland...
    Klasse

  • Wie schaffst du das eigentlich, dass die einzelnen Spuren relativ gut getrennt sind?
    Da rappelt nix, da schwingt nix nach.
    Ich merke, ich muss besser stimmen und lauter spielen für eine saubere Aufnahme.


    Bei der Bassdrum ist das Mikro so tief im Kessel-Inneren und das Nutzsignal ist so laut, dass die Nebengeräusche nicht ins Gewicht fallen - man könnte das Signal noch durch ein Gate jagen, aber das war hier nicht notwendig. Schwieriger könnte es sein, wenn das Mikro vorne im Resoloch steht - dann streuen die Becken natürlich etwas mehr ein. Hier hilft dann ggf. "Tunnelbau" - mit einer Decke oder anderen schallabsorbierenden Teilen wird ein Tunnel vorne um die BD gebaut, so dass die hohen Störfrequenzen abgeschirmt werden.


    Bei der Snare ist es meistens die HiHat, die in das Mikro einstreut - und das ist besonders nervend, weil diese dann das Anheben von Höhen auf der Spur vermasselt... das A und O ist das richtige Ausrichten des Mikros - es muss so an der Snare positioniert werden, dass die Hihat a) so weit wie möglich weg ist und b) in der Richtung der größten rückwärtigen Dämpfung des Mikrofons liegt. Hier beim M201TG liegt die größte Dämpfung hinten bei etwa 120°, daher habe ich das Mikro so ausgerichtet, dass diese gedachte Achse in Richtung der HiHat zeigte.


    Die Overheads sollen ja alles aufnehmen - hier muss man eher auf ein ausgewogenes Stereobild achten - ich hatte diesmal eine "halb"-Recorderman-Aufstellung gewählt - halb deshalb, weil ich nur den Abstand der Mikros zur Snaredrum exakt angeglichen habe, die Bassdrum habe ich vernachlässigt. So hört man dann auch, dass auf den Overheads zwar die Snare aus der Mitte schallt, aber die Bassdrum seitlich tönt. Macht aber hier nichts, weil das Einzelsignal der BD alles überdeckt...


    Rappeln ist Mist und muss vor der Aufnahme abgestellt werden - zur Not mit Gaffa-Tape. Das Nachschwingen der Felle kann ein Problem werden, wenn man nicht gaten möchte - besonders, wenn keinerlei Dämpfung auf den Fellen verwendet wird. Bei mir schwingen das 14er und 16er deutlich nach (hört man vor allem auf der limitierten Raum-Mikro-Spur) - wären hier für die Toms Close-Mics am Start gewesen, dann hätte ich diese vermutlich gaten müssen. So geht es noch als offen gestimmt durch.


    Stimmen vor jeder Aufnahme ist ein Muss - eine verstimmte Trommel klingt aufgenommen verstimmt - da hilft kein EQ, kein Kompressor und garnichts. Deshalb sollte man nicht anfangen, ein verstimmtes Set aufzunehmen - es lohnt die Arbeit nicht (jedenfals dann nicht, wenn das Resultat in irgend einer anderen Weise als für die Eigenkontrolle genutzt werden soll). Die BLXe sind dankbare Tiere, die stimmen sich schon von selbst, wenn ich in den Keller komme... :)


    Lauter spielen - kann helfen, muss aber nicht. Helfen tut es, wenn die Schläge definiert kommen, also nicht zaghaft klingen. Einfach nur laut draufdreschen macht es ggf. schlimmer, weil alles ja auch in die anderen Mikrofone geht - das hilft also nicht wirklich. Hängt aber auch viel vom Raum ab - meiner hier war furztrocken, da kann man schon ordentlich reinlangen ohne das es mölmt - in einer leeren Garage hat man dann nur noch Armageddon... aber eins ist klar: wenn man "bestimmt" spielt, also eine Trommel, die erklingen soll, auch so anspielt, dass sie klar und deutlich erklingt - dann klingt es eben auch auf der Aufnahme so und nicht muschelig verwaschen...


    eisenkarl: ...danke für das Lob und die Staubabsolution :) (sowas gehört noch für mich ins Lehrbuch -stimme vor Aufnahmen und räum auf vor Videos...)


    PS: der fünfte und letzte Teil ist online!

  • Das mittlere Tom ist nicht so super gestimmt , ich hätte den EQ anders gemacht aber das ist Geschmackssache. Sehr gut gefällt mir der Vergleich mit dem Raummikro. dass hebt sehr anschaulich hervor was es macht!


    Das 14er Tom will eigentlich ein 14x14 Standtom sein - es klingt leider in der tiefen Stimmung etwas flatterig... Ich habe mich in den letzten 20 Jahren schon daran gewöhnt, deshalb höre ich das gar nicht mehr... :)
    EQs sind immer Geschmackssache und ich erhebe keinesfalls Anspruch auf alleinige Richtigkeit - es ging hier auch mehr um das Prinzipielle der EQ-Bearbeitung - meine Eingriffe waren daher eher nicht subtil (damit man auch etwas hört davon auf dem Video). Du hattest ja auch glaube ich schonmal irgendwann das Konzept des Absenkens unerwünschter Frequenzen im Gegensatz zur Anhebung gewünschter Frequenzen vorgestellt - damit hätte man hier natürlich auch arbeiten können, aber es wäre nicht so schön plakativ gewesen...


    Im Teil 5 kann man die Raum-Mikrofone nocheinmal im Vergleich hören - das fand ich auch selber sehr aufschlussreich, weil es deutlichste Unterschiede gab. Für meine Ohren taugen die Mikros, die eine Höhenanhebung haben, weniger gut als Raum-Mikrofon - das sind hier in meinem Vergleich das SM57 und das BF541 gewesen - letzteres hat aber wieder schöne Bässe (da müsste man vielleicht mal die Präsenzanhebung rausnehmen, wenn es als Raum-Mikro eingesetzt werden soll).

  • Super Video, sehr cool!


    Ich hab da ein paar Anfängerfragendie mich sehr interessieren, da ich mich mit Raummikros für Schlagzeug bisher nur in der Theorie befasst habe, aber noch nicht zum austesten gekommen bin:


    - Wie hast du das Raummikro positioniert? Es müsste doch eigentlich Sinn machen dieses recht niedrig aufzustellen damit möglichst viel von den Kesseln ankommt und wenig von den Becken (solange der Boden mit Teppich versehen ist)
    - Hat es Vorteile, zwei Raummikros zu verwenden? Mit nur einem müsste man das Stereobild doch eigentlich durcheinander bringen.
    - Ist es nicht egal, wie das Raummikro in den Höhen klingt, wenn man die sowieso stark absenkt?
    - Warum benutzt du für das Raummikro ausgerechnet einen Limiter und keinen Kompressor?


    Wie gesagt,
    bin da noch nicht so sehr bewandert ;)


    Gruß Ghoul

  • Alles sehr gute Fragen!


    - Wie hast du das Raummikro positioniert? Es müsste doch eigentlich Sinn machen dieses recht niedrig aufzustellen damit möglichst viel von den Kesseln ankommt und wenig von den Becken (solange der Boden mit Teppich versehen ist)


    Habe ich so noch nicht probiert - bei mir standen sie in etwa 1,70m Höhe ca. 2m vom Set entfernt - aber mein Keller ist auch sehr klein und vollgestellt - in einem größeren Raum würde man das vielleicht anders machen... Aber tendenziell hast Du recht - die Becken sollten nicht übermäßig stark drauf vertreten sein, wenn man das mit der Position (wo auch immer) beeinflussen kann, ist es gut.


    - Hat es Vorteile, zwei Raummikros zu verwenden? Mit nur einem müsste man das Stereobild doch eigentlich durcheinander bringen.


    Klar klingt ein Raum besser in Stereo - aber wenn man das macht, dann muss das Stereobild auch dem Set entsprechen - das bedeutet konkret, dass die Raummikrofone in einem großen Raum symmetrisch so vor dem Set stehen müssen, dass ein vernünftiges Stereobild vom Set entsteht - oder das Stereomikro muss soweit weg stehen, dass nur noch Diffusschall drauf ist - dann allerdings ist nur der Raumanteil stereo und das Set mehr oder weniger wieder in mono drauf. Nicht immer ist ein diffuser, breiter Stereoraum gewünscht - dann kann man freilich immer noch entweder aus den zwei Raum-Miks ein Monosignal mischen oder einfach nur eines davon nehmen. Ich denke, jeder von uns sollte beim Aufnehmen im Hinterkopf haben, ein Raum-Mikro mitlaufen zu lassen (oder zwei oder auch drei) - und dann einfach damit herumexperimentieren. Bei unseren letzten Band-Demos wären genug Spuren frei gewesen - ich habe es aber auch vergessen...


    - Ist es nicht egal, wie das Raummikro in den Höhen klingt, wenn man die sowieso stark absenkt?


    Ich finde es günstiger, wenn das Mikro schon von sich aus die Charakteristik hat, die man haben möchte - für einen knalligen Raum können betonte Höhen ok sein, für diesen dunklen Jon Bonham-Sound eher nicht. Ich würde eher neutralere Mikros nehmen, wenn ich die Wahl habe (wenn es geht welche, die auch richtig Bässe aufnehmen, also kein SM58 oder so). Ich finde den Klang von Großmembran-Kondensatoren für Raum-Mikros sehr passend - sie nehmen meist auch mehr Raumanteile auf als Kleinmembraner...



    - Warum benutzt du für das Raummikro ausgerechnet einen Limiter und keinen Kompressor?


    Klar, Kompressor geht auch, aber es macht einen anderen Effekt. Erlaubt ist, was gefällt. Es hängt ja auch immer von dem Signal auf den Mikros ab - in meinem Fall waren die Raum-Mikros ja sehr nah am Set und es gab so gut wie keinen Raumklang - da passte hartes Limiting gut. Wenn man einen astrein klingenden Raum für die Drums hat, dann muss man vielleicht gar nicht oder nur wenig komprimieren.


    Wie gesagt - mein Weg erhebt keinen Anspruch auf alleinige Richtigkeit - aber wenn es einen Anstoß zur Beschäftigung mit Raum-Mikfronen bringt, dann hat es seinen Sinn schon erfüllt...

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!