Humta humta... oder: Klatschen auf 1 und 3

  • Grüßt Euch liebe Leidensgenossen...


    Immer wieder kommt bei mir dieses Thema auf den Tisch, und ich würde mal gerne wissen warum die Menschheit so...nun jaaa..... komisch ist. ?(
    Die meisten Menschen, die ich kenne, klatschen bei egal welchem Song meistens auf 1 und 3 anstelle von auf 2 und 4 mit. Liegt das daran, dass wir zu sehr von deutschem Idiotenliedgut (tschuldigung) verblödet sind, oder kommt das daher, dass man als Deutscher in die Wiege gelegt bekommt, wie man zu Marschmusik mitmarschiert, oder was ist da los?


    Im sozialen Bereich (beg)leite ich die ein oder andere Musikgruppe, meistens agiere ich da an der Akustikklampfe, und wenn es dazu kommt, dass die Leute mitklatschen wollen oder sollen, dann geht das nur auf 1 und 3, aber nie und nimmer auf 2 und 4! Da kann ich betonen und erklären und vormachen wie ich will, das geht vielleicht ein paar Takte gut, schon fällt der erste um, und haben wir schon den Salat... X(


    Wenn ich mit Musikern rede, dann sind wir immer einer Meinung, die sehen das wie ich, aber die große Frage ist eben: WARUM ist das so?
    Was meint Ihr?
    Gibts dazu irgendwelche Untersuchungen?
    Bin ich kleinkariert und egoistisch?!?
    Oder was ist da los?


    Nun denn, ich hoffe, ich kriege eine zufriedenstellende Antwort auf diese große Frage der Menschheit, das macht mich nämlich echt fertig, manchmal... :|


    Tom



    P.S.: Treffen sich zwei Schwarze in New Orleans.
    Sagt der eine: "Wie schaust Du denn aus?! Bist Du krank??"
    "Nein."
    "Bist Du überfallen worden?!?!"
    "Nein."
    "Komm schon, sag, Du schaust echt übel aus!"
    "Ich hab geträumt ich wäre weiß und könnte nur auf 1 und 3 klatschen..."

  • Nicht genug, dass man im TV immer diesen Playback-Mist vorgesetzt bekommt ... dabei klatschen die Zuschauer auch immer noch auf 1 und 3 !!!!


    Danke, dass Du dieses Thema angesprochen hast. Anscheinend bin ich nicht der einzige, den das nervt.
    Zumal es nicht nur bei Volksmusiksendungen im Fernsehen ist. Auch diese Chartshows und Samstagabendunterhaltungssendungen haben anscheinend noch nie etwas von der 2 und 4 gehört.


    Bei vielen Konzerten bemühen sich auch viele Künstler, dass das Publikum auch ja bei 2 und 4 mitklatscht.
    Aber in anderen europäischen Ländern sieht es auch nicht besser aus.


    Aufgefallen ist mir nur, dass die Zuschauer z.B. in den U.S.A. fast immer automatisch auf dem Snareschlag, also 2 und 4, mitklatschen.
    Obwohl die ja wohl auch nicht heller im Kopf sind als wir. Aber irgendwie haben die einen besseren Rythmus.

  • Kommt glaub ich auf den Rhytmus an. Gibt auch Situationen, wo das Publikum auf 1,2,3,4 klatscht (denk nur mal an das Lied "Life is Life" von Opus) - wenn der Takt halt langsam genug ist.
    Gut, das zeugt jetzt auch nicht von Intelligenz...


    Aber gerade bei Life is Life kenn ich auch viele, die auf 2 und 4 klatschen.


    Viel erschreckender find ich, dass es unheimlich viele Bewegungs- und Rhytmuslegasteniker gibt. Ist euch schon mal aufgefallen, dass es Menschen gibt, die nicht mal ein Klatschen auf 1 und 3 hinbekommen?

  • Ist euch schon mal aufgefallen, dass es Menschen gibt, die nicht mal ein Klatschen auf 1 und 3 hinbekommen?


    Das ist sicher bedauerlich, aber für ein erfolgreiches Leben nicht entscheidend. Der Rest ist NmE eine Frage, in welcher musikalischen Kultur man aufgewachsen ist.


    Nils

  • ...und das kein Publikum das Tempo beim Klatschen halten kann. Nichtmal wenn der Drummer eins gerade und laut genug vorgibt :huh:


    Es gibt aber auch Ausnahmen, gerade bei Konzerten wo eben eher Musiker als sonstwer hingehen. Ich erinner mich z.B. an S.Lukather und L.Carlton im Colossaal. Nach zwei Takten der ersten Nummer war das ganze Publikum auf 2 und 4 mit einem deutichen "Hey" dabei. Ähnlich wie auf der Live Aufnahme der Tour.

    Grüße aus dem schönen Westerwald :)
    ...Ninetynine

  • Tja Martin, ich frag mich ob das was mit Intelligenz zu tun ;) Aber ja, es faengt ja schon mit 'Oi, oi' bei TNT an mit der musikalischen Frueherziehung...
    Vielleichts hats ja was mit der guten deutschen Tradition des Marschieren auf sich, und vll wurde das ja von der Schlagermusik uebernommen. Ich glaube es hat einfach etwas mit Musikverstaendnis zu tun,und mit der menschlichen Neigung den Massen nachzuaffen. Wenn bei einem Konzert der Grossteil auf 2 und 4 klatscht, werden auch die anderen dies tun. Allerdings finden die meisten auf 1 und 3 klatschen angenehmer, sie haben es oefter gemacht, und daher verfallen sie in alte Muster zurueck, wenn ihnen nicht geholfen wird.
    Nun ja, was der Bauer nicht kennt, das frisst er nich, nicht wahr? :)

  • Hallo,


    abgesehen davon, dass die Vier Viertel auch und gerade gerne durchgeklatscht werden, ist es nunmal so, dass die frühe Musikerziehung (aktiv und passiv) eher auf traditionellem Liedgut beruht und das ist im zivilisierten Europa komplett anders als weit weg über dem Teich.


    "All my duckies", "Fox, you has stolen the goose" und "A small man stands in the forest" sind nun mal nicht so sehr von der afrikanischen Negermusik geprägt. Da hat die Sklaverei ganze Dienste geleistet (bei den Abnehmern des Personals).


    Wer sich im Leben nicht mit Musik beschäftigt, bleibt eben auf dem infantilen Stand. Ist in der Kunst genauso. Viel mehr als Kopffüßler kann ich auch nicht malen.


    "Rhytmuslegasteniker": man kann eben nicht alles können. Der eine kann Klatschen, der andere schreiben.


    Nebenbei: bei manch moderner Musik (core und so) frage ich mich, wie da ein Klatschen auf 2 und 4 so käme. Wäre lustig.


    Grüße
    Jürgen


    PS
    Thema gab es schon, aber noch nicht in diesem Jahr.


    Edith:
    "Es gibt aber auch Ausnahmen"
    O ja! Ich war mal auf einem Konzert einer damals relativ populären Kapelle (sie hieß so ähnlich wie ein Buch von diesem Dichter, der auch das mit den Ringen gedichtet hat), da klatschten die Leute nicht auf 1 und 3 und auch nicht auf 2 und 4. War ganz komisch, was die da zusammenklatschten.

    Einmal editiert, zuletzt von Jürgen K ()

  • Wobei es aber auch bei diversen öffentlichen Schlagerveranstaltungen verschiederner Lokalsender gerne immer wieder beim älteren Publikum zu sehen ist, dass diese mit einer gewissen Konstanz und Hartnäckigkeit ihren eigenen "Groove" klatschen. Und der liegt zwischen 1 und 3 und 2 und 4. Das fasziniert mich immer wieder.


    Gruß
    Delbert

  • Ich war mal auf einem Konzert einer damals relativ populären Kapelle (sie hieß so ähnlich wie ein Buch von diesem Dichter, der auch das mit den Ringen gedichtet hat)


    Tolkien Heads?
    Tolkien Stones?
    Oder gar Metolkienca?!


    Gruß, Jens

    Galerie


    Amateure üben solange, bis sie es richtig machen. Profis trainieren solange, bis sie es nicht mehr falsch machen können.

  • Also, dass einen das nerven kann, ist mir ehrlich gesagt suspekt.


    Wenn von 10.000 Leuten 9.000 (bitte bedenken, wir reden wohl von "Nichtmusikern") es nur auf die 1 und 3 hinbekommen, wer sagt, dass das schlimm ist? Ich meine, die "1" ist der Anfang des Taktes, denke, dass ist unterbewusst halt am Einfachsten, den Anfang mitzuspielen/betonen.


    Die Snare kommt in den allermeisten Fällen auf 2-4, aber vergiss nicht, dass die BD auf die... HOPPLA... 1 und 3 kommt. Was is da so schlimm dran.


    Wahrscheinlich lachen sich die im Orient nen Ast, weil wir Europäer nur mit 4/4 was anfangen können... Sind wir deswegen "nervig"...


    Mein Fazit: jemand, der Musik als Unterhaltung (und nicht mehr) betrachtet, klatscht, wippt was er fühlt und, irgendwie klar, was ihm/ihr auch möglich ist. Na, und mit der "1" anzufangen ist ja nicht so ungewöhnlich...


    Da die meistgehörte Musik eben einfacher gestrickt ist, haben die meisten eben auch nur sowas "im Blut"...


    Also, Leute gehen ja nicht ins Konzert um sich musikalisch zu bilden. Hey, wenn ich auf der Bühne stehe und die Leute auf 1 + 3 klatschen und Spaß haben... was will ich mehr?

    Wer beim Üben gut klingt, wird nicht besser. - Sinngemäß nach Jojo Mayer



    Meine Spielsachen

  • Im Vier-Viertel-Takt sind die Betonungen nun mal auf 1 und 3. Oder auch der "Downbeat" oder weiß der Geier wie mans nennen will. Das kriegt jeder hin und kriegt jeder mit. Außerdem ist es leichter am Anfang eines Refrains mitzuklatschen als mitten im Takt anzufangen.

  • Ich denke man muss das auch mal aus der Sicht eines Laien beurteilen, der einfach musik hört und eben dann versucht mitzuklatschen.
    Dabei orientiert man sich meist an den Bass Schlägen.

    "Schlagzeuger sind hyperaktive Epileptiker, welche meist an ADS leiden. Ihr Haupt Werkzeug ist ein hölzerner, ellenlanger Schläger."

  • Leute : guckt doch bitte mal für 10 Cent über Euren Tellerrand.
    Besagte Thematik des TS ist keine Problem der Menschheit und auch überhaupt kein Problem Europas.
    Ihr werft Eurem Publikum eine beschränkte musikalische Bildung und provinzielle Kleingeistigkeit vor,
    und seit selber nicht in der Lage zu sehen und wahrzunehmen,
    was für ein unglaublicher Reichtum an kompliziertesten Rhythmen schon an der nächsten Hausecke anzutreffen ist.


    Checkt doch bitte mal aus, wie die Spanier zu ihrer europäischen Volksmusik klatschen (Stichwort: "Palmas" = Hände),
    hochkompliziert das,
    werft mal einen kurzen Blick rüber ins ehemalige Jugoslawien, nach Griechenland oder gar nach Bulgarien,
    wo die Oma am Mittagstisch den 9/8 klatscht, das Einigen hier schlecht werden wird.
    Alles voller ausgefeilter Claven, rhythmischer Codes, odd meters, etc.


    Die europäischen Musikkulturen sind rhythmisch alles andere als langweilig, sondern hoch divers und kompliziert.
    Ihr beschwert Euch, daß Eurer Publikum das nicht kennt, und scheint es aber selber nicht zu kennen.


    Wenn man sich diese ganze bunte Diversität in Europa einfach mal anguckt und zur Kenntnis nimmt,
    kann man auch die nordeuropäischen (auch deutschen) rhymischen Traditionen als speziell und einzigartig würdigen.
    Wir haben in unseren Breitengraden, in unserem kleinen Biotop eben unsere ganz eigenen rhythmischen Wurzeln,


    vom Militär geprägten Traditionen, den klassischen Musikkanon, die mathematische und rationale Strenge eines J.S.Bach,
    keltische Wurzeln, Minnelieder, etc, etc, etc, etc.
    Alles Dinge, die man woanders eben auch nicht vorfindet.


    Kann man auch alles bei Youtube finden.
    Sowieso: Wer nur will und sucht, dem offenbart sich der Reichtum dieser Welt.
    Ich finde, wer sich diese Mühe einer kulturellen, musikalischen oder geistigen Bildung über seinen kleinen Heimatkontinent nicht antun will,
    soll sich auch nicht über rhythmische/geistige Armut des Publikums in seiner Provinz beklagen.


    Sorry für den leichten Erregungszustand, ich mach mir gleich mal einen Kamillentee.

  • Wahrscheinlich lachen sich die im Orient nen Ast, weil wir Europäer nur mit 4/4 was anfangen können... Sind wir deswegen "nervig"...

    Übrigens kam der 4/4 Takt aus Richtung Arabien über Spanien zu uns quasi über die Hintertür nach Europa, das wissen auch nicht viele.
    Wen's interessiert, für den kann ich die Quelle dafür mal nachlesen, brauche aber Zeit dafür.


    Mein Fazit: jemand, der Musik als Unterhaltung (und nicht mehr) betrachtet, klatscht, wippt was er fühlt und, irgendwie klar, was ihm/ihr auch möglich ist. Na, und mit der "1" anzufangen ist ja nicht so ungewöhnlich...

    Auch okay.
    Ich sehe schon, ich muss viel an mir selber arbeiten, auch wenns schwer fällt.


    Leute : guckt doch bitte mal für 10 Cent über Euren Tellerrand.
    Besagte Thematik des TS ist keine Problem der Menschheit und auch überhaupt kein Problem Europas.
    Ihr werft Eurem Publikum eine beschränkte musikalische Bildung und provinzielle Kleingeistigkeit vor,
    und seit selber nicht in der Lage zu sehen und wahrzunehmen,
    was für ein unglaublicher Reichtum an kompliziertesten Rhythmen schon an der nächsten Hausecke anzutreffen ist.

    DAS finde ich mal einen guten Beitrag, der mich auch nachdenklich stimmt.
    Sicher gibt es mehr in der Welt als nur 4/4.
    Aber dieses Humta humta hurga hurga bei JEDEM 4/4 macht mich wahnsinnig...
    Das ist halt dann eben MEIN Problem, an dem ich arbeiten muss, wie schon erwähnt.


    Danke für Eure bisherigen Beiträge!
    Es ist immerhin im wahrsten Sinne des Wortes ein Thema, das bewegt!


    Tom

  • Im Vier-Viertel-Takt sind die Betonungen nun mal auf 1 und 3. Oder auch der "Downbeat" oder weiß der Geier wie mans nennen will. Das kriegt jeder hin und kriegt jeder mit. Außerdem ist es leichter am Anfang eines Refrains mitzuklatschen als mitten im Takt anzufangen.



    genau das ist in meinen augen auch der springende punkt
    viele musikstücke sind auf diese punkte hinkomponiert.
    ich merke das immerwieder, wenns an der trompete darum geht melodiebögen zu spielen, die laufen meist zur 1 und 3...
    das hat nicht unbedingt wsa mit "volksmusikverdummung" sondern - in meinen augen - mit kompositionstechniken zu tun (und deren verbreitung)


  • Tolkien Heads?
    Tolkien Stones?
    Oder gar Metolkienca?!

    (Sil)Marillion.


    DAS finde ich mal einen guten Beitrag, der mich auch nachdenklich stimmt.
    Sicher gibt es mehr in der Welt als nur 4/4.
    Aber dieses Humta humta hurga hurga bei JEDEM 4/4 macht mich wahnsinnig...

    4/4 hat nun mal die Downbeats auf 1 und 3. Offbeats gibt es in unserer Kultur traditionell überhaupt nicht - weshalb sollte die also einer klatschen? An den meisten Mitgliedern der mitteleuropäischen Gesellschaften ist es doch spurlos vorübergegangen, dass in Amerika eine Fusion von europäischer und afrikanischer Musik stattgefunden hat, und dass seitdem in der gesamten populären Musik die unbetonten Zählzeiten betont werden. Aber laut Zoro werden die Menschen spätestens nach ihrem Ableben vom Downbeat-Syndrom geheilt werden, denn "there's no one and three in heaven." Amen.


    .

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