Der Bum Tschak Thread

  • Hmm, was ist denn der Bumm-Tschak-Rhythmus? Hihat Viertel, BD auf 1,3 und Snare auf 2,4? Alles bis auf die Dursty-Nummer hat wenig damit zu tun. Die Palmer-Nummer spielt sehr geil mit Akzenten und Hihat-Figuren (der 2. Link, der 1. ist doch ziemlich straight Bum-Tschak bis auf die geöffnete HH auf 3)... Und die Low-Tempo-Geschichte hat ne schön vorgezogene BD auf 3. Groovt halt. Und diese Rudd-Glorifizierung kann ich nur bedingt nachvollziehen... Wer viel AC/DC covert, hat irgendwann den dreh raus und ab dann wird es extrem langweilig...
    Mir ist es immer egal, wie das Publikum auf mein Spiel reagiert, denn ich spiele die Sachen primär für mich selbst, grinse immer, wenn ich denke, dass das Fill genau so, genau das ist, was ich zu dem Song beisteuern wollte. Ich phrasiere gerne die Hihat, liebe diese kleinen Figuren, die nicht unbedingt jeder raushört.... Wichtig ist mir immer nur, dass ich die anderen nicht verwirre, songdienlich spiele und es sich für mich gut anhört...

  • Das kann man IMHO nicht so verallgemeinern. Du mußt ja auch immer bedenken, was das jeweilige Publikum will. Wofür sind die gekommen?
    Wenn's in einem Kirmeszelt ist das ja logisch, daß die Leute Bumm-Tschak hören wollen. Die wollen entweder Tanzen, Saufen oder beides. Und für beides ist ein "Bumm-Taschak-Backgound" ideal. Wenn's auf nem Weckl Konzert ist, gehört der "ich-will-Bumm-Tschak-Schreier" gesteinigt.


    Lustige Anekdote dazu:
    Wir haben (in meinem Tanzmuckezeiten) mal einen Freitag abend auf 'nem recht "unerfolgreichen" Kirmes gespielt, halt die übliche, eklige Wolle-Petry-Mischung. Um 01:00 Uhr kommt der Veranstalter und bitte uns "könnte ihr das Zelt möglichst schnell leer spielen?". Kein Problem. Party in Simons Pants gespielt (wir waren halt gute Tanzmucker 8) ) und *schwupp* Zelt leer. Ausser 4 Musikern an einem Stehtisch: "Simon! Simon! Simon!".

    Grüße aus dem schönen Westerwald :)
    ...Ninetynine

  • Ich persönlich spiele lieber einfache Sachen, die aber dafür gut.


    AMEN!


    WORD! Ich spiele viel 4 on the floor, weil es einfach gut funktioniert. Das Publikum will zumeist Unterhaltung und Spass und dabei nicht intellektuell gefordert, sondern ins Herz getroffen werden.
    Als ich noch jung und ungestüm war, fand ich solche Beats doof, aber mit zunehmender Erfahrung und Reife habe ich Spass daran gefunden, einfache und einfachste Sachen zu spielen.
    Tighter wirds dadurch auch noch.


    LG, Nils

  • Auf den Kontext kommt es an!


    Wer bei einem AC/DC Konzert ist, will absolut straightes Buff Zack hören.
    Wer bei der Dave Weckl Band im Publikum sitzt, will Gefrickel bis zum Abwinken hören.
    Und dann gibt es dazwischen auch noch etliche "Graustufen".


    Aber um beim Bum Tschak zu bleiben: Auch einen simplen Groove kann man mit Ghostnotes und Gefrickel schmücken und trotzdem groovig und transparent halten, wenn man es versteht diese "Gewürze" subtil einzusetzen. Das ist wie beim Kochen. Ein guter Koch schafft es, das Essen nach dem schmecken zu lassen, was drin ist und mit den richtigen Gewürzen in der richtigen Dosis den Geschmack noch zu erhöhen. Wenn er das richtig gut macht, dann kann man ohne einen besonderen Geschmackssinn sogar nichtmal sagen, was für Gewürze er verwendet hat.


    Das Problem sind nicht die verfrickelten Grooves, sondern das Abschmecken.

    "If you don't feel it, don't play it." James Jamerson

  • Da hat der dab absolut recht!


    Ich selbst mache immer mal wieder die Erfahrung, dass der Bum Tschak gerade von älteren Semestern als der heilige Gral betrachtet wird. Er ist übersichtlich und wer ihn preist, zeigt, dass er den vermeintlichen Sinn des Drummens verstanden hat. Leider passt dieser Groove eben nur zu Musik, die nach ihm verlangt. Und Leute, die grandios Bum Tschak spielen können, können meistens noch ganz andere Sachen. Daraus leiten viele ab, dass der Bum Tschak eben doch viiieeel komplexer sei, als man glauben mag. Der Bum Tschak ist aber nicht komplex. Er klingt einfach bei Leuten am besten, die Schlagzeugspielen können.


    Und natürlich ist der Bum Tschak für das Massenpublikum die am schnellsten zu begreifende Rhythmusvariante, weil er das westliche Rhythmusverständnis in seiner klarsten Form darstellt. Der Bum Tschak ist aber meistens nicht nur Bum Tschak. Oft ist er mit Ghostnotes, subtilen Akzenten und weiteren kleinen Spezialitäten gespickt, die ihn erst gut klingen lassen (wie dab ja schon sagte).


    Bum Tschak in seiner reinsten Form kommt nur in den allerwenigsten Stücken vor. Wenn man sich nämlich die Entwicklung der Popmusikkultur ansieht, war dieser Groove nicht die Wurzel. Sondern eher das ternäre Swingfeel. Bum Tschak als gespielter Groove hat sich da erst später rausgeschält.


    Und wenn man sich dann mal die amerikanische Popmusik der 50er-70er (Motown, R 'n' B, Soul, Funk usw.) anhört, da reisst es nicht nur Trommler von den Sitzen, sondern das Massenpublikum ebenso. Und da wurden oft wirklich vetrackte Dinger gespielt. Daher kommen die Shuffles, die Ghostnotes usw.


    Das Problem ist nicht der Bum Tschak. Das Problem ist gute Microtime. Und die erlernt man unter anderem, indem man sich mit komplexen Sachen beschäftigt, z.B. Fills, Shuffles usw.


    Ich würde daher immer eher sagen: ein geiler Groove und tighte Time bringt die Leute zum Tanzen. Ob das der Bum Tschak, ein schöner Shuffle oder der Urwaldstyle mit Standtom ist, ist da relativ egal. Es muss nur gut gespielt sein.


    lg
    max

  • Ich denke, das ist nicht anders, wie bei Mucke allgemein: Was verkauft sich am Besten? Genau... die einfachen Sachen. Man erwähnt oft genug, dass man bei Musik mitwippen können muss, das geht hier in good old Europe sowieso nur mit 4/4 und möglichst einfach. So Frickeleien sind nur was für Musiker, die auch verstehen, was da passiert. Daher ist die Erklärung auch recht simpel :)

    Wer beim Üben gut klingt, wird nicht besser. - Sinngemäß nach Jojo Mayer



    Meine Spielsachen

  • Und ich glaube, dass es eben nicht nur die simplen Sachen sind, die die Zuhörer (und auch die Nichtmusiker) begeistern können. Auch absolute Laien in Sachen Musik merken, wenn eine Band gut spielt - egal ob dabei gefrickelt wird oder nicht. Ansonsten wäre das - um bei den kulinarischen Vergleichen zu bleiben - so, als ob man behaupten würde, Bockwurst und Kartoffelsalat seien das einzig Wahre.


    Ein schönes Beispiel habe ich am letzten Freitag beobachtet. Ron Spielman (Voc. + Git.), Edward Maclean (Bass) und Benny Greb (Drums) haben gezeigt, wie man mit tollen Popsongs, Rafinesse und Spielfreude ein sehr gemischtes Publikum begeistern kann. Hier kann man mal sehen, wie der Herr Greb einen simplen Groove mit der richtigen Würze versieht (und natürlich, wie toll die drei Männer zusammenspielen!):


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  • drumsandbeats:


    Ich will natürlich nicht kategorisch ausschliessen, dass es nicht auch mal etwas ausgereifter sein darf, aber (ich weiss, sicher ein sehr vereinfachter Vergleich!!!!) dass ACDC und Metallica mehr Platten verkauft bekommen als z.B. Dream theater oder Rush, zeigt, was ich meine. ;-)))))

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  • Nach meinen Maßstäben ist es ein erstrebenswertes Ziel, für die Musik zu spielen. Das gelingt nicht immer, denn manchmal ist uns unser Ego im Weg und wir meinen, ein bißchen den Molli machen zu müssen. Das ist menschlich, das ist auch zu verzeihen, aber es ist auch - je nach Ausmaß der "Zwangshandlungen" -, mehr oder minder unmusikalisch. Viel oder kompliziert zu spielen ist immer dann o.k., wenn es nicht Selbstzweck ist, sondern die Musik unterstützt und / oder besser klingen läßt. Mich stört so ein bißchen der Unterton, daß das Publikum nicht in der Lage wäre, unsere tollen Trommelleistungen zu würdigen und es an Verständnis für unsere Kapriolen fehle. Das Publikum hört einfach die Musik. Die wissen zwar i.d.R. nichts von 17über16 oder was ein inverted Paradingegns ist. Aber sie spüren, ob das jetzt ein bißchen mehr oder weniger groovt und dementsprechend wackelt der Popo - oder halt nicht. Ob dafür Quintolen oder Gladiolen eingesetzt werden ist egal. Luddie hatte schon darauf hingewiesen, daß auch kopmplexere Geschichten wie die Hölle grooven können und daß das Publikum das ganz locker konsumieren kann. Viele ganz normale Menschen können auch Take 5 pfeifen, auch wenn sie nicht dabei bis 5 zählen können. Man sollte das Publikum nicht unterschätzen. Nicht jeder interessiert sich in dem Ausmaß für Musik, wie wir es hier tun. Und der Verweis auf die liederliche Qualität der Charts oder das, was im Radio gespielt oder bei DSDS kredenzt wird, ist für mich kein Beweis für die Geschmacklosigkeit des Publikums, sondern eher für die Überheblichkeit der Programmgestalter. Es wird gegessen was auf den Tisch kommt und wenn das Essen besser wäre, würde es auch verzehrt werden - und das sogar mit höherem Genuß. Und zu allem Überfluß würden viele auch noch Geschmack am Geschmack finden. Zurück zur Musik: Wenn das Publikum so eingeschränkt wäre, wie oft gesagt: Wie kann es sein, daß Bohemian Rhapsody regelmäßig unter die größten Hits aller Zeiten gewählt wird? Warum rennt keiner davon, wenn A Day in the Life gespielt wird? Ich weiß, das sehen viele hier anders. Ich könnte die Liste weiterführen und von bemerkenswerten Experimenten mit kleinen Menschen berichten... Es ist erstaunlich, was gefällt, wenn man nicht "indoktriniert" wird. Oh Mann, wo bin ich jetzt wieder angelangt. Schluß.


    Da muß ich noch mal senfen:
    Luddie: "Der Bum Tschak ist aber nicht komplex. Er klingt einfach bei Leuten am besten, die Schlagzeugspielen können."
    Yes! Und wenn's einer richtig kann, klingen auch komplexe Sachen federleicht und jeder kann dazu wippen. Man muß einfach nur für die Musik... Das hatte ich schon.


    fwdrums

    nontoxic: kurze lange CD-Pause

  • Schon mal BummTschak OHNE HIHAT zum grooven gebracht?


    Ich kaue gerade an "Bumm Ts Tschak Ts" herum. Natürlich schön 5 Minuten durchhalten -ohne Spirenzien!

    "Kaffee, schwarz?"

  • Hallo,


    der Heilige Gral wird von denen geschwenkt, die nichts können und zwischenzeitlich entweder resigniert haben oder ihre Ansprüche reduziert oder nie welche gehabt haben.


    In der Tat hören wir (als ungeübte Laien) öfter den Gustav als er tatsächlich da ist. In Reinkultur ohne jegliche auch nur minimale Phrasierung klingt der nämlich auch nicht.
    Deshalb ist es richtig, dass er bei denen gut klingt, die ansonsten auch spielen können und umgekehrt. Das kann man selbst erleben, wenn man mal seine alten Aufnahmen anhört, dann die neuen und dann die von jemand, der das kann.


    Weiterhin soll es ja in der Tat angeblich um Musik gehen und da ist es wie im Leben: es kommt darauf an. Ich meine schon, dass auch AC/DC ein bisschen mehr Feinsinn überleben würde und die Weckl-Fraktion mit etwas weniger Gefrickel überleben würde. Eine einfache Nummer zuzuballern oder eine komplizierte mit dem Gustav zu unterlegen, kann vielleicht im Einzelfall Sinn machen, wird aber in aller Regel mehr als merkwürdig, um nicht zu sagen: im höchsten Maße unmusikalisch, erscheinen. Daher zeigt sich der Könner damit, dass er das Passende liefert.


    Der gemeine Laie ist bedauerlicher- oder glücklicherweise so eingeschränkt, dass eben das Gefrickel immer doof klingt und dann wenigstens der Gustav so einigermaßen klappt, also spielt man ihn im Zweifel überall und erklärt ihn zum Messias.


    Es gibt allerdings in der Popularmusik extrem viel Anlass, eben als Taktklopfer-Tutti-Schwein seine karge Arbeit zu verrichten. Nicht jede Kapelle macht Fusion/Jazz-Rock/Prog-Rock/Free Jazz/etc.
    Wenn man frickeln will, muss man Frickelmusik machen, wenn man Schonkost machen willen, muss man halt schonend schlagen. Alles hat seine Berechtigung, sein Publikum und macht die Wiese bunt.


    Grüße
    Jürgen

  • Ich hab gestern im Proberaum genau wegen des Treads hier mal wieder Bumm Tschak "versucht".
    Das lief ungefähr so ab: 1,2,3,4......mmmhhhh,die Hihat kann aber noch bissl lauter (mehr Druck auf die Hihat)....verdammt!! 2 Snareschläge nich richtich in der Mitte von der Snare (auf die Mitte konzentriert).....Shit!! die Bass hat gar kein richtigen Druck (in die Bass getreten).......ja was nun? spielst du jetzt betonte Hihat oder achtel sauber durch??
    ein Takt so,ein Takt so gespielt,....Mensch!!! das Öffnen und Schliessen der Hihat is ja auch nich richtich sauber...(linken Fuss angemeldet) Ach guck ma!! das ganze geht ja soundso laut und soundso leise (angefangen mit Dynamik rumzueiern)


    Ach Scheissindreck!!... wieder aufgehört damit und vor mich hingefrickelt. :D

  • Simpel und Effektiv...und das ist auch gut so...ach ja...einer unserer Gitarristen liebt Offbeats und hat mich dazu genötigt das in gefühlten 23 Proben zu lernen...klappt mittlerweile ganz gut und ...na ja...ich steh jetzt auch ziemlich drauf :thumbup:


    Also: Pro Bum-Tschak Offbeat!

    Mein Name ist Ment, Rudi Ment!

  • Und ich glaube, dass es eben nicht nur die simplen Sachen sind, die die Zuhörer (und auch die Nichtmusiker) begeistern können. Auch absolute Laien in Sachen Musik merken, wenn eine Band gut spielt - egal ob dabei gefrickelt wird oder nicht. Ansonsten wäre das - um bei den kulinarischen Vergleichen zu bleiben - so, als ob man behaupten würde, Bockwurst und Kartoffelsalat seien das einzig Wahre.


    Ein schönes Beispiel habe ich am letzten Freitag beobachtet. Ron Spielman (Voc. + Git.), Edward Maclean (Bass) und Benny Greb (Drums) haben gezeigt, wie man mit tollen Popsongs, Rafinesse und Spielfreude ein sehr gemischtes Publikum begeistern kann. Hier kann man mal sehen, wie der Herr Greb einen simplen Groove mit der richtigen Würze versieht (und natürlich, wie toll die drei Männer zusammenspielen!):


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    Einfach nur geil... Sehr gutes Beispiel... da fehlt nix, da is nix zu viel und macht richtig Spaß... der Benny is en Geiler :D !

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