Hip Hop Drumming

  • Luddie
    Gibt es einen Unterschied zwischen dem von Dir angesprochenen "Lost Shuffle" und den, ich nenn es einfach mal "Herzschlag-Sechzehnteln" in den ganzen Latin-Stilen? Die sind ja auch ternär angehaucht...


    .

  • Luddie
    Gibt es einen Unterschied zwischen dem von Dir angesprochenen "Lost Shuffle" und den, ich nenn es einfach mal "Herzschlag-Sechzehnteln" in den ganzen Latin-Stilen? Die sind ja auch ternär angehaucht...


    Das ist eine andere Baustelle für meine Begriffe.
    Da entsteht das "Eiern" - oder besser gesagt es ist entstanden - durch z.B. das Bedienen eines TamboriMs. Durch die Drehbewegung bei Bedienen eines solchen Gerätes verschleppt man 16tel quasi automatisch.
    Die Musik soll aber eigentlich binär sein bzw. hat zumindest - mal die afrikanische Tradition außen vor gelassen - binäre Vorfahren. Es zeigt sich die Tendenz, dass man bei einem 4er 16tel Paket eher die zweite und dritte 16tel verschleppt/vereiert/verirgendwast und die erste und letzte 16tel doch ziemlich drauf sind. Samba ist ein eigenes rhythmisches Gefühl würde ich insgesamt sagen, was man mit so einem "Lost Shuffle" zwar vergleichen, aber nicht übereinander legen kann. Für mich definitiv zwei Paar Schuhe.



    Edith:
    Oh sorry, sehe gerade, dass sich das ja eigentlich nur an Luddie richtet. ;) Dann überlese es, sollte es nicht kompetent genug sein.;)

  • Das im Latin nennt man z.B. "egg shaped"-Feel, weil es sich anfühlt, wie ein den Berg runterrollendes Ei. Das liegt einfach daran, dass die Südamerikaner Time ganz anders wahrnehmen als wir. Dieses Feel bestimmt dort die Auffassung von Puls. Die Clave in ihrer Unregelmässigkeit verdeutlicht das auch ganz anschaulich im Vergleich zu unserem gleichmässigen Pulsempfinden.


    Der Lost Shuffle ist einfach eine "abgemilderte" Form des Shuffle, die deswegen dem binären Achtelfeel wieder näherkommt. Den genauen Ursprung kann ich dir allerdings gerade nicht verraten. Ich werd mal ein bisschen recherchieren. Ich vermute allerdings, dass er erst zu Zeiten des Drumsets entstanden ist und dort als Folge der Entwicklung der modernen Beckbeat-Stile.


    lg
    max

  • Nee, klingt auch von Dir schon noch kompetent... :P


    Im Samba kenne ich mich noch ganz gut aus - Da muss immer dieses Herzschlag-Feeling drunter liegen. Darum entscheidet sich auch je nach Tempo, welche Sechzehntel da verzogen werden (obwohl das eigentlich falsch formuliert ist. Keinen Brasilianer interessieren irgendwelche Sechzehntel. Es muss eben pulsieren...). Bei afrokubanischer Musik hör ich nur, dass es keine reinen 16tel sind - und dass es immer groovt wie die Hölle. Klingt für mich aber nah verwandt mit New Orleans-Kram...


    .

  • Hier erkennt es man es ganz gut, die DVD ist recht empfehlenswert, wie ich finde: http://www.youtube.com/watch?v=BIxxB4c_T-k


    Der historische Zusammenhang liegt darin begründet, dass die Claven-Figuren, wie sie im Second Line anzutreffen sind eben aus Afrika stammen. Und aus Afrika kamen auch die Schwarzen, die sowohl in Nord- als auch Südamerika (dort in den europäischen Kolonien) eingesetzt wurden. Ihre Rhythmustraditionen haben sie mitgebracht. In New Orleans haben sich diese Patterns mit den französischen und englischen Marching-Trommel-Traditionen vermischt. Heraus kam der organisch klingende Mardi Gras (Kostümfest der französisch-stämmigen Katholiken in und um New Orleans) -Style. Das ist die Kurzfassung, würde ich sagen.


    lg
    max

  • Ludi:."Die Clave in ihrer Unregelmässigkeit verdeutlicht das auch ganz anschaulich im Vergleich zu unserem gleichmässigen Pulsempfinden."
    Was meinst Du mit Unregelmäßigkeit?

  • Also Luddie, das find ich jetzt ganz ehrlich gesagt etwas weit hergeholt. Nur weil Akzente vorhanden sind wie sie im dreier-Teil der Clave sind, kann ich daraus keine bedingte Verwandschaft der zwei Stile erkennen!? Oder wie ist das gemeint?
    In Brasilien ist der Musik-Traditions Verlauf sogesehen ja auch ähnlich. Schwarze Sklaven treffen auf portugiesische Einwanderer. Die einen mit traditionellen Stammes- und Volksrhythmen, die anderen mit militärischer Orchestermusik, den europäischen Musikregeln unterliegend. In New Orleans ist da aber etwas völlig anderes draus geworden.
    Aber Crudpats fragte ja auch nach Afro Cubanischer Musik, also lasse ich Brasilien jetzt mal raus. Trotzdem sehe ich keine Connection. Welche Afro-Cubanischen Stile sind denn auch 16tel lastig? Fällt mir spontan nichts ein. Ich sehe die Clave als 2-taktiges Pattern, Puls ist die 1 und die 3. In einem normalen "Cuban"-Tempo sind die Achtel halt schon sehr flott. Die eiern für mich aber nicht. Ist auch wieder ein total anderer Schuh als Second Line Drumming!? Wenn mans vielleicht 1-taktig sieht kann man mit 16teln argumentieren, aber da eiert irgendwie immer noch nix!?
    Ich krieg da den Zusammenhang irgendwie nicht mit. Ich steh aufm Schlauch, holt mich darunter!



    Sorry, für alle die jetzt hier über Hip Hop Drumming lesen wollen, aber das will ich jetzt wissen. ;)

  • Das Riddim Book verwurste ich selbst gerade. Und wer da ein bisschen tiefer einsteigen möchte, sollte wirklich mal zu solcher Literatur oder auch zu den beiden ersten DVDs vom Stanton Moore greifen. Die Verwandtschaft der Stile ist jedenfalls vorhanden, es kommt immer drauf an, aus welchem Blickwinkel man es sieht. Stanton Moore erläutert die Einflüsse des Afro Cuban Trommelns auf den Second Line recht ausführlich.


    Mir selbst hilft immer die Beschäftigung mit den verschiedenen Kulturen um die Entstehung von Rhythmik usw. zu begreifen. So ist es eben auch bei diesen HipHop-Beats: wenn man versteht, wo die herkommen und was ihnen zugrunde liegt, fällt es viel leichter, sie zu spielen.


    Gemeinsam ist den gesluggten Hiphop-Dingern und dem Claven Kram übrigens, dass sie beide das Rhythmusempfinden des Westlers verwirren.


    Trommelfreak: das war hier gerade letztens, das dürfte die Sache vielleicht auch etwas erhellen: http://www.youtube.com/watch?v=woprPaIX9dA
    lg
    max

  • Nee, ne Clave darf natürlich nicht eiern. Was ich meinte, ist der Unterschied zwischen dem und dem ab 0:17. Dabei spielt der Hugo-Strasser-Trommler das auch schon nicht mehr so computer-gerade, wie es bei europäischen Tanzmuckern mal üblich war.


    Zu Kuba/Brasilien muss ich nach dem Anhören des obigen Beispiels sagen, dass mein Gefühl für lateinamerikanische Musik nicht ausreicht, um da einen Unterschied im Feel auszumachen. Hab ein paar Batucada-Sachen dazu mitgeklopft, und das passte 1 A. Entweder bin ich zu blöd, oder der gemeinsame afrikanische Ursprung schafft gewisse Gemeinsamkeiten.


    .

  • Jungs, weniger Wissenschaft, mehr Ohren und Gefühl bitte!
    Wenn man die jeweilige Musik spielen will, dann muss man sie hören und ganz viel spielen.
    Eine intellektuelle Analyse ist gut und schön aber viel zu deutsch.
    Frag mal einen Cubaner, warum er so und so spielt oder frag mal einen Drummer aus Philli , warum er so groovt wie er groovt.
    Der wird Euch auch keine wissenschaftliche Analyse präsentieren.
    Die Typen, die ich kennengelernt habe, die geil dieses Latino Ding drauf hatten oder HipHop Beats spielen konnten, die haben alle die Musik eingeatmet und sauviel mit Leuten zusammengespielt, die dieses Feeling drauf hatten.
    Dadurch haben sie es gelernt und nicht durch theoretisches Studium, wie welche 16tel wo platziert werden muss.


    Ich persönlich kann mit diesen analytischen Herangehensweisen absolut nichts anfangen, weil ich nach wie vor der festen Überzeugung bin, das man nur das spielen kann, was man hört bzw. fühlt.
    Und das geht erschreckend selten über den Verstand...


    Just my 50 cent... :S

  • Der Begriff egg shaped wird für dieses Feel verwendet. Natürlich kann man diese Musik schön gerade durchzählen aber das erklärt trotzdem die Eigenarten und den "Geist" dieser Rhythmik nicht. Ich spreche hier übrigens nicht von westlich geprägtem Latin-Fusion oder -Funk, sondern von den originalen Musikrichtungen.


    Und was Stanton Moore macht, ist ja auch kein Afro-Cuban. Er macht Second Line/ Mardi Gras, Funk und Soul, manchmal auch Metal. Dass er manchmal auch shuffelt, ist schwer zu überhören.


    Hier hört man doch das "Eiern" sehr schön: http://www.youtube.com/watch?v=15F59BtuiQM&NR=1&feature=fvwp


    Übrigens habe ich mir das mit der egg shaped feel-Geschichte nicht selbst ausgedacht, sondern vom Stephan Emig erklärt bekommen. Und der wiederum dürfte hierzulande mit Phil Maturano einer der besten Kenner der Materie sein.


    Hier steht es auch nochmal schön erklärt (zu "Drumming" scrollen): http://afgen.com/afrospir.html


    drumdidi: sehe ich auch so. Die kulturwissenschaftliche Analyse finde ich allerdings immer super. Sie hat mir schon geholfen, mich bestimmten Musikrichtungen zu nähern und sie zu verstehen.


    Übrigens haben Lateinamerikaner oft umgekehrt große Schwierigkeiten "westlich" zu grooven. So hat jeder sein Päckchen zu tragen. ;)


    lg
    max

  • Die kulturwissenschaftliche Analyse finde ich allerdings immer super. Sie hat mir schon geholfen, mich bestimmten Musikrichtungen zu nähern und sie zu verstehen.
    Übrigens haben Lateinamerikaner oft umgekehrt große Schwierigkeiten "westlich" zu grooven. So hat jeder sein Päckchen zu tragen.


    Ja, natürlich ist das total interessant. Mir wurde das nur irgendwann zu verkopft hier. ;)


    Zum westlich grooven hab ich auch mal was lustiges gesehen/gehört: eine afrikanische Band, die Rolling Stones gecovert hat. Das war... speziell... ^^


    So hat jeder sein Päckchen zu tragen :D

  • Ludie , wo eiert des den "
    Schluckimpfung ist süß- Kinderlähmung ist grausam" (alter siebziger Spruch) , -noch schlimmer ist Polyrht... oder wie das Teufelszeuch heißen tut .
    (Babalu Ayé )Es würde mich freuen und überaschen, wenn hier auch Batà Spieler amwesend sind?!


    Gruß !
    Frank

  • Hey Frank!


    Sagst Du denn, in der afrikanischstämmigen Musik der Neuen Welt werden 16tel gerade gespielt, quasi wie von einem Drum-Computer? Als ich mit Samba Batucada angefangen hab, musste ich nämlich erst umlernen, diesen Herzschlag-Swing in meine Patterns zu bekommen. Der Begriff des Eierns ist sicher irreführend, weil er Unsauberkeit impliziert - die läge den lateinamerikanischen Musikern natürlich fern. Es geht um dieses angeshuffelte Feel.


    .

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!