Frage an die Lehrer: Open Hand playing als Basis?

  • Hallo zusammen,


    Open Hand playing als Basis Haltung oder als (spätere ?) Alternative.


    Sollte ein Anfänger grundsätzlich mit "open Hand" beginnen?
    Wo platziert man das Ride in diesem Fall?
    Über/neben der Hi-Hat oder an gewohnter Stelle.


    Wie handhabt Ihr das im Unterricht? Welches Konzept habt Ihr?


    Vielen Dank :!:

  • Ich lehre grundlegend die Basishaltung und später als Alternative (wenn es gewünscht ist) auch Open Handed.
    Das mache ich nur, weil ich es auch so gelernt habe und weil ich Open Handed nicht ganz so fit bin.


    Eigentlich finde ich Open Handed spielen aber sinnvoller. Das Ride würde ich trotzdem an gewohnter Stelle platzieren.


    Ein Bekannter von mir hatte beim selben Lehrer wie ich und hat auch die Basishaltung gelernt. Da er jedoch
    Linkshänder ist hat er sich daheim selber Open Hand angeeignet und kann nun beides.


    Dafür beneide ich ihn schon, da das Spiel am Set dadurch sehr frei wirkt.


    Grüße Nico

  • Rechtshänder fangen bei mir auch konventionell gekreuzt an. Da ich selbst aber auch beides spiele und weil es enorm viele praktische und musikalische Vorteile hat, fange ich recht zügig an, die Schüler auch mal open handed spielen zu lassen. Viele können innerhalb recht kurzer Zeit beides annähernd gleich gut.


    Und wer nicht schon 10 jahre ausschließlich gekreuzt spielt, lernt es auch sehr schnell.


    lg
    max

  • Ich spiele erst seit 3 Jahren und habe sofort mit openhand begonnen. Ich kann so viel freier trommeln. Bei crosshand war immer die HH-Hand der Snarehand im Weg. War für mich einfach seltsam so zu spielen.
    Das Set ist bei mir standartmäßig ausgerichtet. HH spiele ich mit links, das Ride mit rechts. Ich lerne also alles doppelt. Ist zwar mehr Aufwand, bringt mir aber sehr viel Unabhängigkeit und die linke Hand ist fast so gut wie die rechte. :thumbup:

  • Eigentlich ist das Open-Hand spielen die "Notlösung" für Linkshänder am Normalset.
    Ich probier das Basisspielen immer wieder mal, merke aber, dass es mir schwerer fällt. Dafür hätte ich es intensiver üben müssen.


    Wer beides ohne Einschränkung kann, ist ein Naturtalent (oder fleißig) und darf sich glücklich schätzen.


    .

    Schöne Grüße - Rainer K. aus B. an der W.

  • Hallo,


    wenn ich lehren würde, dann würde ich individuell unterschiedlich entscheiden und zwar mit dem Auftraggeber zusammen.
    Ich würde mich als Dienstleister sehen und das anbieten, was gewünscht wird und im Einzelfall sinnvoll ist.
    Das kann sehr unterschiedlich sein.


    Als Autodidakt habe ich relativ frühzeitig auf "open handed" umgeschaltet. In meinem Fall kamen mir die Stöcke und Hände ansonsten in die Quere. Ich bin zweifelsfrei Rechtshänder und musste anfangs die schwierigeren (schnelleren) Sachen mit rechts spielen.
    Das Ride-Becken hing damals rechts, das fand ich eine paritätische Entscheidung, die ein bisschen flexibler macht als irgendwelche Dogmen, von denen ich nichts halte. Offenbar geht es mir da wie Hey-Joe.
    Ich finde, dass jeder sein Becken dahin hängt, wo es ihm am besten gefällt. Der werktätige Musiker, der oft auf gestellten Sets spielt, wird gewisse Kompromisse im Hinblick auf Üblichkeit eingehen wollen, der freie Kreative, der immer sein eigenes Gerät nimmt, kann auch sehr ungewöhnliche Aufbauten realisieren.


    Als Schüler bin ich Auftraggeber.
    Wenn ich an einen Auftragnehmer gerate, der dogmatisch handelt, dann bin ich nicht mehr lange Auftraggeber. Es gibt nichts abtörnenderes als Unterricht mit Qual. Ein bisschen Arbeit muss sein, aber Spaß machen soll es auch. Alles was klingt und dabei Freude macht, ist letztendlich richtig.


    Ich meine also, das es keine Grundsätzlichkeit dahingehend gibt, ob ein Anfänger so oder so anfängt. Viele Menschen gehen quasi von Natur aus auf die ein oder andere Haltung. Das habe ich selbst schon bei Anfängern gesehen. Optimal ist letztendlich, wenn man Beides kann. Die ganzen Dogmen schränken nur ein.
    Wenn man es sich leisten kann, hängt man rechts wie links ein Ride hin, dann erspart sich die Diskussion. Ansonsten kann man es so oder so machen, das ist grundsätzlich nämlich egal.


    Dass "open-handed" oftmals als Lösung für Linkshänder angesehen wird, ist für meine Begriffe eine Missdeutung des Sinns und der Vorteile. Ohne Üben geht es aber nicht. Und es dauert.
    Dafür schränkt man sich aber letztendlich nicht mehr ein und freut sich der gewonnenen Freiheit.
    Meine Spaßburg hat alles doppelt, das Ding kann man rechts, links und kreuzweise spielen. Ich übe aber noch. Und das wird auch so bleiben.


    In meiner Philosophie bestärkt haben mich: Simon Phillips, Billy Cobham, Mike Mangini, Dom Famularo, Randy Black, Wolf Simon, Manni von Bohr. Die kenne ich zwar alle nur von der Bühne und vom Fernsehen, da habe ich aber einiges gesehen, was mich darin bestärkt hat, dass die Dogmatik vielleicht nicht der optimale Weg ist.


    Wer kreuzweise (traditionell) spielen will und damit glücklich ist, soll es tun, wer aber damit nicht glücklich ist, soll seinen Weg gehen, egal wie weit er vom Üblichen abweicht. Hauptsache ist, dass am Ende Musik dabei heraus kommt oder jedenfalls Spaß für Hobbyisten und Geld für Profis.


    Grüße
    Jürgen


    PS
    Wenn ich dann mal groß bin, dann kann ich auch auf Linkshändersets spielen.


    PPS
    Dummerweise bin ich ausgewachsen.


  • Wer kreuzweise (traditionell) spielen will und damit glücklich ist, soll es tun, wer aber damit nicht glücklich ist, soll seinen Weg gehen, egal wie weit er vom Üblichen abweicht. Hauptsache ist, dass am Ende Musik dabei heraus kommt oder jedenfalls Spaß für Hobbyisten und Geld für Profis.



    PPS
    Dummerweise bin ich ausgewachsen.

    Wahre Worte!

    "The rock and roll business is pretty absurd, but the world of serious music is much worse." FZ
    "
    So Jesus, Ghandi, a wizard and a jew walk into a bar..." DaveyDooM92 auf Youtube über Liquid Tension Experiment

  • sehe ich auch so... soll jeder machen wie es im beliebt. da gibt es glaub ihc kein gesetz. ich selber halte davon nix. immerhin muss man völlig umdenken da man fills etc ja nicht mehr mit der führhand beginnt und falsch rauskommen kann... also meine meinung.


    zwecks unabhängigkeit gibts auch andere übungen.

  • Dies kann man wiederum auch so und so sehen. Das Umdenken fördert für beim ein oder anderen auch die Kreativität.
    Ich (rechtshänder) für meinen Teil habe mein E-Drumkit zum Beispiel so aufgebaut, dass ich auf der linken Seite (eins davon eher mittig) alle Crash Becken, Hi Hat und je nach Set China Splash usw blabla habe. Die rechte Seite bedient hingegen mehr die Toms und das Ride. Für mich fühlte sich das ganz natürlich an. Auch spiele ich die Hats gerne mit Traditional Grip, da ich mit einem leichten Schwinger schon wieder das drüberliegende Crash/China anspielen kann . Ist eben alles subjektiv.

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  • Holzmichel: meintest du das als Frage für dich selbst oder als Info zum Unterrichten?


    Appache: ich fange Fills trotzdem mit der rechten Hand an. Und open handed hat enorm viele Vorteile: freiere rechte Hand für Backbeats, die Hihat kann während Fills den Puls weiterspielen, man hat Feeling-technisch mehr Optionen, die innere Pulsbalance kann gewechselt werden. Dazu kommt die Frage,warum man gerade seine starke hand nicht für komplizierte Snarearbeit benutzen können soll. Viele cross stick-Spieler spielen nur bei Fills mit der rechten Hand auf der Snare. Ich finde, das limitiert die Möglichkeiten erheblich.


    Wer es nicht mehr lernen will, muss das sicher nicht, aber als Alternative für Schüler, die eben noch nicht festgelegt sind, ist es viel wert. Und meine Schüler freuen sich, wenn sie irgendwann merken, dass sie bestimmte Sounds spielen können, ohne Becken umstellen zu müssen.


    Aber wie gesagt, das muss jeder persönlich entscheiden, die Qualität von Musik oder Groove beeinträchtigt diese Frage sicherlich nicht. Aber als Lehrer tut man seinen Schülern einen Gefallen, zumindest denen, die sich nicht dagegen sträuben. :)


    lg
    max

  • Es gibt bezgl. beider Theorien verschiedene Meinungen die auch jedem gegönnt sei. ich für meinen Teil unterrichte nur meine Linkshänder open handed, was den einfachen Hintergrund hat das diese später auch auf einem Rechtshänderkit klar kommen. Ich bin da der Meinung das man da etwas weiter denken sollte und es für Linkshänder am Rechtshänderaufbau später weniger stress bei Gigs gibt. Das fängt schon bei den jüngeren an wenn diese Gigs mit mehreren bands spielen. So vermeidet man Umbauorgien zwischen den Sets.

  • Halte ich für eine sehr gute Lösung.
    Und meinen vollsten Respekt an die Linksler die damit klarkommen. Wenn ich mir vorstelle (sicher ich bin vorbelastet) mit Links an der Bass Drum führen zu müssen. Ich würds nicht hinbekommen.

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  • In meiner Philosophie bestärkt haben mich: Simon Phillips, Billy Cobham, Mike Mangini, Dom Famularo, Randy Black, Wolf Simon, Manni von Bohr.



    Da hat Jürgen K noch einen wichtigen vergessen, den Claus Hessler - der sich intensiv mit openhanded beschäftigt und auch eine Schule darüber geschrieben hat.


    Ansonsten - ich glaube auch von Claus Hessler - macht openhanded Spiel bestimmt nicht dümmer.


    In diesem Sinne,


    Thomas

  • Hallo,


    toga: stimmt. Der soll ja auch für die Konversion vom Famularo nicht ganz unverantwortlich sein.


    Nebenbei hätte ich auch noch Mike Bordin aufführen können, der ein bisschen die in die Richtung von marvster aufbautechnisch geht.
    Carter Beauford ist auch noch nicht ganz unbekannt und klöppelt recht unabhängig daher.


    Gegenbewegung wäre Phil Collins oder Ian Paice: beide links, beide kreuzweise. Offenbar brauchte es da keine "Notlösung".


    Grüße
    Jürgen

  • Es kommt immer darauf an, wann jemand mit etwas anfängt. Ich habe quasi mit meinem damals besten Freund das Trommeln angefangen. Er Linkshänder, ich Rechtshänder. Gleiche Setaufbauten, aber er hatte das Ride auch links. Er hat einen tierisch schnellen rechten Fuss bekommen und auch sonst haben wir uns entwicklungstechnisch nicht viel getan. Ich selbst habe intuitiv open handed angefangen und dann auch nach ein paar Monaten crossstick probiert. Mein Kumpel hatte sein geliebtes 20er China auf der rechten Seite, weswegen er auch mit der rechten Hand führen konnte.


    Ich habe noch nie jemanden gesehen, dem open handed geschadet hätte. Aber ich habe schon viele Schüler übernommen, deren vorherige Lehrer ihnen das open handed Spiel verboten haben. Begründung: man führt zwangsläufig mit der stärkeren Hand und überhaupt wurde das schon immer so gemacht.


    Wer erwachsen ist und ab und zu ein bisschen spielt, um Spaß zu haben, dem würde ich nicht zu einem Wechsel raten, genauso wenig dazu, eine neue Stickhaltung zu erlernen. Das wäre unsinnig, es sei denn, der Patient verlangt ausdrücklich, so spielen zu wollen.


    Wie juan-roos versuche ich Linkshänder-Anfänger auch auf einem Rechtshand-Kit zu sozialisieren, aus den genannten Gründen. Manche spielen dort übrigens von sich aus überkreuz.


    lg
    max

  • Ich finde das ein sehr interessantes Thema.
    Welcher Vollhorst ist bitte auf die Idee gekommen über Kreuz zu spielen. Ist das irgendwie historisch bedingt,
    so wie der traditional grip?
    Ich kann nicht open handed spielen, aber die Vorteile in koordinatorischer Hinsicht liegen doch eigentlich auf der Hand.
    Wenn man von früh auf gleich so rum lernt, bzw. gleich beides beigebracht bekommt, wirds keinen Unterschied
    machen. Das meine ich jetzt kopftechnisch gesehen, es ist eine Riesenhürde, wie einer der Vorredner schon schrieb,
    nach vielen Jahren einfach mal andersrum zu spielen. Schließlich hat man mit der "Führhand" schon unendlich viele Noten
    geschlagen, klar das dann keine Geduld für das Schulen der slavehand da ist ;O) Eigentlich ist die ja weniger "versaut"
    und sollte doch besser lernen ;O)

    so long, Alex Tromm(l)er

  • Zitat

    wenn man eine
    große trommel auf den boden stellt, bedient man die vermutlich mit dem
    "starken" fuß. bleibt für charlston-maschine also nur der andere fuß,
    ergo kreuzt man die hände.


    Ne, ich glaube, genau darum gehts ja bei dieser offenen Hände
    (zumindest besser als "offene Füße")- Idee, nämlich eben nicht
    automatisch auch die Hände zu kreuzen. Vielleicht nicht uninteressant,
    ob es sich jeweils dann um Rechtshänder mit starkem rechten Fuß, oder
    eben vielleicht einem starken linken Fuß handelt ( bzw. gleiches
    Prinzip "andersrum").


    Ne grundsätzliche Frage jedenaflls vielleicht auch noch, wie man denn
    Unterrichtsstoff "abseits" des ordinären
    Hihat-Bass-Snare-Groove-Pattern-Spiels behandelt. Schreibt man kleinere
    Etüden auch jeweils um, so daß quasi die schwache Hand führt? Ob das
    bei Einsteigern sinnvoll ist?


    Im Jazz-Swing_pattern-Bereich ist mir jedenfalls so auf Anhieb keiner bekannt, der "falschrum" führt, oder?


    Als Zusatzoption finde ich die Idee durchaus brauchenswert, obs GRUNDSÄTZLICH so sein sollte,....

  • Matzdrums wollte wohl beschreiben, wie es ursprünglich dazu kam, die Hände zu kreuzen. Und das ist ihm gut gelungen.


    Zu Übungszwecken könnte man einfach bisherige Etüden andersrum spielen, also mit Links als Führungshand. Ich mach das gerne mal bei Snarenoten. Ganz schön kniffelig. Schult aber ungemein die linke Hand.


    In Open Handed Playing vom Claus steht auch drin, warum sollte man mit Open Handed die gleichen Sachen wie mit links nochmal spielen. Man kann sie doch mit rechts führend schon. Open Handed wird doch da erst interessant, wenn man neue Sachen spielt, die man so vorher nicht spielen konnte, weil eben die Hände im Weg waren...


    Schönen Gruß
    Andre

  • Matzdrums hat recht, was die Aufstellung angeht, drumrumkökn allerdings auch, denn diese Aufstellung bedeutet ja eben nicht automatisch, dass man die Hände kreuzen muss. Das Kreuzen ergab sich aus der Tatsache, dass die meisten Leute Rechtshänder sind und Drummer Time am ehesten in ihrer starken Hand fühlen.


    Die Musik, um die damals das Drumset enstand, brauchte einen klaren Puls, welcher zunächst auf einem Instrument mit der rechten Hand gespielt wurde. Und wo wurde dieses hingestellt? Rechts neben die BD, eine Hihat Maschine gab es nämlich zunächst gar nicht. Bassdrum und Snare waren die ersten Instrumente des Drumkits, diese konnte man nämlich direkt ohne großartige Modifikationen verwenden, während die sogenannte Charleston-Maschine erst später erfunden wurde. Woodblock und/oder Ridebecken kamen als Pulsinstrumente dazu, für die Position der zunächst fast ausschließlich getretenen Hihat bot sich der Platz links neben der Snare an. Die heutige Form, mit der Hihat einen geraden Puls zu schlagen, gab es damals noch nicht.


    lg
    max

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