Marcus baut eine Glasfaser-Snare, und noch eine, und dann wieder eine,...heute treibt er es zu bunt

  • Bilder der fertigen Snare ab Seite 4. Ihr dürft aber trotzdem hier weiterlesen ^^


    Ausführliche Soundfiles vom nils auf Seite 14. (14x6,5")


    ebenfalls ausführliches Soundfile von Chris.beam auf Seite 30 (14x4,5")


    Studiofiles auf Seite 31.

    Hi,
    bevor ich mit meinem Projekt anfange, möchte ich nochmal erwähnen, dass ich den DIY-Bereich hier im Forum total klasse finde! Immer wenn ich mich einlogge, schau ich zunächst hier rein. Das ist dann meine kleine persönliche Daily Soap: "Wie geht's weiter? Wird der Protagonist mit den Problemen und Unannehmlichkeiten fertig? Hoffentlich geht es gut aus!" :D
    Ich habe echt einen heiden Respekt vor solchen Leuten, die das durchstehen. :thumbup:


    Zur Vorgeschichte:
    Seit ein paar Jahren ist in mir der Gedanke gereift, eine Trommel aus faserverstärktem Kunststoff zu bauen. Als erstes bin ich darauf gekommen, als ich mein Fachpraktikum in einem Dresdner Unternehmen absolvierte, welches Prototypen und Kleinserien aus GFK und vorallem CFK-Teile für die Luft- und Raumfahrt entwickelt und baut. Die Automobilindustrie ist weniger vertreten, außer dem einen CFK-Fahrwerk für das Auto mit den 1000 und einem PS. ;)
    Da dort vorwiegend CFk verbaut wurde, hatte ich zunächst gedacht: machste das aus CFK. Kurz Materialpreise überschlagen und festgestellt, dass Preis und Leistung in keinem Verhältnis steht. Nun ja, hatte die Idee dann wieder verworfen aber immer im Hinterkopf behalten. Hatte nur nebenbei ab und zu mal nach Trommeln geschaut, welches aus Kunststoff sind.


    Irgendwann Anfang des Jahres keimte die Idee dann wieder auf, und da mir bewusst war, dass sich mein Studium dem Ende nähert, und ich nie mehr wieder so viel Zeit zur Verfügng haben würde, beschloss ich kurzerhand das einfach mal auszuprobieren. Initialzündung dafür waren ein paar Trommeln, die ich über Member Flosch hier im DF ergattern konnte. Diese hatten nämlich eine innere Lage GfK. Durch ne kleine Recherche bin ich auf Paul Masons Tempus-Trommeln gestoßen und habe mich davon inspirieren lassen.


    Meine an mich selbst gestellte Aufgabe war/ist:
    Eine Trommel bauen aus Glasfaserverstärktem Kunststoff. Dabei soll das Harz möglichst farblos sein, so dass das fertige Laminat möglichst transparent/transluzent wird. Das ganze farbig, damit es nicht langweilig wird. Die Kessel sollten möglichst dünn werden (habe jetzt so 2 mm angepeilt), damit sie einen relativ warmen Kesselsound erzeugen. Wenn sie zu dick sind, kann der Kessel nicht mehr schwingen. Zumindest stell ich mir das theoretisch so vor.
    Als Fertigungstechnologie habe ich mir das Harz-Infusions-Verfahren ausgewählt, da damit ein relativ hoher Faservolumengehalt realisiert werden kann und bei richtiger Anwendung die Bauteile eine sehr hohe Qualität besitzen. Gleichzeitig ist der Aufwand für die Form relativ! gering, da man "nur" eine Negativ-Form benötigt.Ich glaub an der Stelle kam der Ingenieur in mir durch. Ein Handwerker würde mit Sicherheit das Handlaminier-Verfahren bevorzugen.


    Habe jetzt also das letzte halbe Jahr damit zugebracht, mir Technik zu organisieren, auszuprobieren, feststellen, dass es so nicht geht, wieder Zeugs organisieren, wieder ausprobieren.... und unentwegt darüber nachzudenken.
    So "einfach" wie ich mir das am Anfang vorgestellt habe, ist es nicht. Es gibt tausende kleine und große Probleme, welche es zu lösen gilt. Und mit jedem gelösten Problem tauchen zwei neue wieder auf.


    Was ich auf jeden Fall gelernt habe ist, dass man nicht am Material und den Betriebsmitteln sparen sollte. Das hat mich unheimlich viel Zeit und Geld gekostet. ;(


    Ich bin jetzt an dem Punkt, wo ich langsam! anfange den Infiltrationsprozess in den Griff zu bekommen und halbwegs! ordentliche Ergebnisse bekomme. Meine Form wird auch in den nächsten 1-2 Wochen hoffentlich fertig und ich kann dann mit dem ersten Versuch beginnen, einen Kessel zu fertigen.


    Ich werde natürlich das weitere Vorgehen beschreiben, und euch an Erfolgen und Misserfolgen teilhaben lassen, wenn es euch interessiert. Für Fragen und Anregungen bin ich natürlich offen. Drückt mir die Daumen!


    Und hier jetzt noch ein paar Fotos:


    Das ist meine Versuchsanordnung, wo ich anhand von ebenen Proben versuche, den Prozess in den Griff zu bekommen. Im Vordergrund meine improvisierte Heizbox mit zwei schaltbaren Glühlampen (warum will die EU sowas verbieten? :D ) Unter der Box ist meine Probe mit Harzein- und Auslass. Links im Bild meine Harzfalle und nicht zu sehen meine Pumpe mit Manometer, Absperrhahn und Drosselung. Im Hintergrund seht ihr meinen Edelstahl-Kessel, welcher als Form dient. Ein Snare-Fell passt jetzt schon gerade so drauf. Für den Kessel fehlen noch die Verstärkungsringe, welche ihn auf Maß und Rundheit, sowie zum Zusammenhalt bringen soll.


    Hier ein kleiner Werdegang der Proben:


    zwar schon transluzent, aber mit jede Menge Luftblasen :thumbdown:


    schon besser, allerdings sollte ich das Arbeitsumfeld sauberer halten


    Und zu guter letzt meine Arbeit vor 5 Stunden, allerdings noch nicht ausgehärtet und daher nicht entformt. Das kann ich erst morgen machen.
    Hier sieht man mal den Aufbau


    und hier im Detail. Der Aufbau hat ne Besonderheit. Bin selbst gespannt wie es aussehen wird. Man wird auf jeden Fall nicht durchsehen können. Mehr dazu später.


    So das wärs für heute. Ich hoffe es ist nicht zu lang und unübersichtlich geworden. Wie gesagt: für Kritik und Anregungen bin ich offen.


    Moigus

  • Hi!


    Du schreibst, dass das Fell gerade so auf den Stahl-Kern passt,.. hast du schon überlegt, ob nach der 2mm-Harz/Laminat-Schicht das Fell immer noch passen wird?


    Noch was (Ingenieure unter sich.... :) ) wenn du nach der Impregnation den "Lappen" um den kern wickelst, bekommst du dann niciht Lufteinschlüsse?
    Ich finds auf jeden Fall sehr spannend!


    Viel Glück :)

  • @Hughino: ich bin mindestens genauso gespannt wie du, ob sie klingen wird. Ich hoffe.


    @Hughino und Max: ja, ich hatte zur MS-Runde bereits drüber gesprochen, da sieht man wie lange sich sowas hinzieht. Aber ich halte durch, versprochen!


    HöHö: ja, mit Beleuchtung wirkt das bestimmt geil, habe zudem noch ne Idee, wie ich das ganze ohne "Beleuchtung" zum strahlen bringen kann, aber erstmal ein Bein vors andere.


    rattehubert: ich sehe, ich habe vergessen, die Heransgehensweise zu beschreiben:


    Das Faserhalbzeug (Vlies und/oder Gewebe) wird trocken innen in die Form gelegt. Dann Folie drüber, abdichten und Pumpe an. Dann wird das Harz infiltriert. Damit dürfte sich deine Frage erübrigen, der Kessel ist dann nämlich 4mm kleiner, als der Außendruchmesser der Form. Müsste damit optimal passen. Das Kesselinnenmaß ist das von madmarian in seinem Trommelbauforum vorgeschlagene Maß von 352 mm.
    Zu den Lufteinschlüssen: das ist das aller, aller größte Problem. Vor dem Infiltrieren lasse ich das angerührte Harz so ne viertel Stunden stehen, immer mal zwischen durch ganz leicht umrühren. Danach gehts zum Entlüften in meine Harzfalle für weitere 15-20 Minuten. Zwischendurch immermal umrühren. Damit krieg ich die Luftblasen zum größten Teil raus. Optimal wäre ein Exsikkator mit Magnetrührer. Der ist aber schweineteuer. Wenn ich Glück habe, komme ich an einen gebrauchten von der Uni, allerdings ohne Rührer.



    Moigus

  • stiefkind: Stimmt, für solche Projekte braucht man Zeit. Schreibe zwar auch gerade meine Diplomarbeit, aber da die erst in 4 Monaten fällig ist, bin ich da noch flexibel. Allerdings braucht man für solche Projekte auch bissl Kohle, das bremst das ganze wiederum aus. Für die Form beispielsweise hab ich nur das Material bezahlt und hier und da mal was in die Kaffekasse, dauert dafür aber entsprechend.

  • @ moigus:


    was für ein Harz benutzt du denn?
    Eventuell bekommst du eine bessere Durchmischung und weniger Lufteinschlüsse durch den Einsatz von Duroplaste hin. Gegebenenfalls das Vlies vorher als Pulverprepregs fixieren?
    Ich bin auch schon ganz Feuer und Flamme mich selbst an sowas ranzuwagen.. leider sind die Semesterferien bald vorbei... Wieviel Geld hast du denn schon investiert?

  • rattehubert: Anfangs hatte ich Polyesterharz verwendet, weil das vergleichsweise günstig ist und man es in sehr transparenten Qualitäten bekommt. Davon bin ich zur Zeit allerdings abgekommen, hat verschiedenste Gründe. Verwende jetzt ein Epoxidharz, was extrem niedrigviskos ist und eine lange Topfzeit besitzt. Das ist für die Handhabung recht vorteilhaft. Das mit dem Duroplast versteh ich nicht, ist ja alles Duroplast. Zum Vlies: das ist bereits pulverfixiert und lässt sich somit gut handhaben. Wenn ich noch mehr Transparenz im Laminat erreichen will, müsste ich auf Glasgewebe mit Finish zurückgreifen, weil dies keine SIlanschlichte hat. Ist allerdings Luftfahrtqualität, und damit wieder teurer. Damit wären wir bei der nächsten Frage: Ich weiß es nicht genau aber es dürften bisher schon einige grüne Scheine gewesen sein. Bei der Form allein habe ich für Material und Kaffekassen so ca. 130€ bezahlt.


    Moigus

  • So, habe so eben meinen gestriges Muster entformt und was soll ich sagen: ich bin mittelschwer beeindruckt.


    Aber seht selbst:



    Die Oberfläche ist schön spiegelnd geworden, und das ganz ohne Schleifen und Lackieren.



    Ein paar kleine Macken und Poren sieht man im Licht trotzdem. Es sind auch nach wie vor klitzekleine Luftbläschen im Laminat. Ich fürchte ich werde um einen Exsikkator nicht drumrum kommen.


    Man kann jetzt zwar nicht mehr durch sehen, sieht dafür aber, wie ich finde, schon ziemlich spektakulär aus.


    Hat jemand Lust auf ein kleines Ratespiel, oder soll ich gleich sagen, was hier gemacht wurde?


    Edit: hab den Threadtitel abgeändert, das klang so wehleidig :D

  • Dass mit den 2 neuen Problemen nach der Lösung eines Problemes kenn ich, aber nur Mut irgendwann gehen der Materie die Probleme aus.


    :thumbup: Der Spruch ist toll! Danke dafür.


    Aber noch toller finde ich das Projekt, bin schon sehr gespannt! :thumbup:


    Viel Erfolg wünscht



    stiegl

    Denk mal nach!


    Und, heute schon geübt? =)





    Meins

  • Ich hoffe es geht so bald wie möglich weiter. Ursprünglich wollt ich heute mit unserem Bassisten bei ihm auf Arbeit die Verstärkungsringe verstiften, da wir heute aber endlich nach mehreren Monaten Pause in unseren neuen Proberaum können, muss das warten. Ich bin optimistisch und sage, dass ich in ca. 2 Wochen den ersten Kessel infiltrieren kann. :) ;(

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