"Richtig" swingen?

  • Hi!


    Ich hatte gestern eine interessante Disskussion mit einem Pianisten über den guten alten Swing.


    Es geht um das Ridepattern. Hihat ist auf 2 und 4 getreten. Bassdrum und Snare spielen Comping. Das Ridepattern Ding Ding-a Ding Ding-a.
    Zwei Spielweisen standen zur Diskussion:
    1.: Betonung jedes Ding gleich laut, so dass die Viertel gleichmässig durchlaufen.
    2.: Betonung des Ridepattern auf 2 und 4.


    Was findet ihr besser, richtiger, einfacher zu spielen? Oder mal so mal so?


    Schönen Gruß
    Andre

  • Der eigentliche Swing kommt wenn die 3 Schläge nicht drei einzelne Schläge sind, sondern ein Bewegungsablauf. Du lässt Arm/handgelenk auf 2 Fallen und die anderen 2 Schläge kommen ein einer Bewegung aus Fingern/Handgelenk.


    Das ist schwer zu erklären. Aber die meistens Jazzmukker wollen immer fein die 2 und 4 Hören. Betonst du die anderen Schläge, swingt es nicht mehr.


    Bei den meistens Jazztrommlern kann man das an der Bewegung auch schön sehen.


    Edith sagt, dass das aber nicht heißen sollen, das durchgängige viertel nicht auch swingen können. Aber mit der oben genannten Methode läufst du schon mal in die ungefähre Richtung.

  • Ich halte die gleichmäßige Betonung für die sinnvolle Ausgangsbasis, um Betonungen über Snare, Bass und Becken besser einbauen zu können.
    Die Oldschool-Jazzer spielen das ding dingeding ding triolisch (mit weggelassener Mittelnote). Heutzutage darf's ein klein bisschen pointierter sein. Aber natürlich keinesfalls 16tel.

  • Hi, 2 u. 4 sind automatisch betont wenn du das Hi Hat auf klassische Art mitlaufen lässt.


    Nun zum Ride, sicherlich gibt es unterschliedliche Auffassungen aber ich habs bei Drummers Focus so gelernt: Die Viertel werden im Prinzip alle gleich betont. Keines Falls liegt die Betonung auf 1+3 sondern vielmehr auf der Synkope. Das ergibt sich aus der natürlichen Spielweise des Patterns, weil die Synkope der erste Schlag des Doubles ist und damit den meisten "Schwung" abverlangt. War das verständlich? :huh:


    greez salvi


    Edith: Wenn ich von Synkope spreche, meine ich bei deinem "ding ding-a ding ding-a" das a. ;)

    wohoo c ya!

    Einmal editiert, zuletzt von salvation ()

  • Ebenso wichtig wie Betonung ist die genaue Rhythmik, gewissermassen das Mikrotiming der Swingfigur.
    All die grossen Jazzdrummer machen das etwas anders. Gewisse erkennt man nur schon daran, wie sie besagtes Ridepattern spielen.

  • youngalcapone: Völlig d'accord! Ist ein beliebtes Stilmittel die Synkope zu variieren. Von fast schon punktiert bis hin zu sehr breit gespielt. Allerdings im Up-Tempo-Bereich klingts bei den meisten auch nicht mehr triolisch sondern nach Achteln. ^^

    wohoo c ya!

  • Hallo,


    ich würde das vom Lied abhängig machen (mal vom eigenen Können abgesehen, was eventuell dabei stören könnte).
    Also eindeutig: mal so, mal so und manchmal auch so oder gar so. Oder so.


    Grüße
    Jürgen

  • Danke schonmal für die Antworten:


    Ich spiele es seit Jahren so, wie Gast es beschreibt:
    a) Ich mache quasi mit einer Bewegung die auf 2 bzw. 4 startet die drei Schläge. Dabei hab ich mir angewöhnt, 2 und 4 zu betonen, das Triplet und die 1 und 3 sind deutlich leiser. Dabei mach ich so eine Wischbewegung über das Becken. Den ersten der drei Schläge spiele ich zu mir hin, die anderen beiden von mir weg. Quasi wie gemoellert.


    Hab jetzt heute mal getestet wie das mit der Betonung auf jeder viertel aussieht. Dabei kommen für mich folgende Bewegungen in Frage:
    b) Die gleiche wie oben, nur dass ich beim letzten der drei Schläge nach hinten beschleunige. Dadurch wird die 1 und die 3 gleichlaut wie 2 und 4.
    c) Nächste Möglichkeit war, quasi 1, 2,3,4 mit jeweils der gleichen schlagenden Bewegung zu spielen also quasi jeweils als downstroke und das letzte Triolenachtel als upstroke.
    d) Noch ne Möglichkeit war, den ersten Bewegungsablauf (b) umzudrehen, also auf 2 und 4 von mir wegzuschlagen, und die anderen beiden Schläge zu mir hin zu spielen.


    Hört sich finde ich alles nicht schlecht an. Aber das mit den durchgehenden Vierteln hat was.
    In John Rileys Art Of Bop Drumming ist es Notentechnisch auch mit Betonung auf allen Vierteln notiert, und er spielt auf der CD auch alle Viertel gleich laut.


    Das das Microtiming auch eine Rolle spielt ist nochmal eine ganz andere Sache. Da schwören manche auf Triolisch, andere auf irgendwas zwischen 8tel und Triolisch und manche Richtung 16tel. Bei Uptempo sachen werde ich jedenfalls immer gerader auf die 8tel zu.


    Würde mich über weitere Informationen freuen!
    Andre

  • Es gibt den einen "einzig wahren" Swing nicht. Alle angesprochenen Varianten können swingen oder auch nicht.
    Ebenso kann es auch schon höllisch swingen, wenn man nur 4tel spielt.


    Dazu kommt noch, dass es immer zusammen mit dem Bassisten und der Band swingen muss. Da kann man gelegentlich das Phänomen beobachten, dass ein Trommler, der für sich alleine spielt, für keine 5 Cent swingt, mit Kapelle dann aber wie einer der ganz Großen.

    "If you don't feel it, don't play it." James Jamerson

  • Microtime: Tatsächlich hatte mal eine deutsche Forschergruppe Elvin Jones Unterteilung analysiert und das Resultat waren: Quintolen!
    Ich vermute er wußte es selbst nicht, aber er hat die Unterteilung eben so gefühlt. Und wenn man den guten Elvin hört, merkt man, dass da was ganz interessantes passiert.
    Eine Art Markenzeichen oder Handschrift.


    Ich hab dieses Thema mit der Gewichtung beim Swing mal mit Tony Insalaco diskutiert und er hatte einen erstaunlichen Hinweis:
    Wenn man alte Swing - Scheiben auf doppelter Geschwindigkeit hört zeigt sich eindeutig der Viertel-Puls. Zudem wurde damals ja auch die Basstrommel auf dem Viertelpuls mit gespielt und das hat das ganze noch unterstützt.
    Ich persönlich habe festgestellt, daß durch die Viertelbetonung der Puls und der Swing wesentlich mehr zur Geltung kommt.
    Es ist dann auch wieder egal wo mein "Skipbeat" sitzt, also mehr zur Triole oder mehr zur 16tel.
    Also egal natürlich nicht, entscheidend ist dann wie "weich" (Triole) oder "scharf" (16tel) ich den Swing bei dem jeweiligen Stück empfinde.


    Ganz groß ist darin auch Steve Gadd, der meist auch noch die Viertel-Hihat mitlaufen läßt:


    http://drummerworld.com/Videos/stevegaddlove.html


    und der absolute Knaller ist das:


    http://drummerworld.com/Videos/stevegaddbasically.html


    Hier deutet er den Skipbeat stellenweise nur an, eher gefühlt als gespielt und dann swingt das wie Hölle.

  • Die Phrasierung kann im Swingpattern unterschiedlich sein, und welche man benutzt ist keine Frage des Müssens, sondern des persönlichen Stils und des musikalischen Einsatzes. Ich habe es so gelernt, wie Salvation es beschreibt, aber viele betonen die Viertel und setzen das "a" (wie oben) nur als "Auftakt" unbetont davor.


    Ich bin ziemlich sicher, das Riley das in einem seiner Bücher anspricht, ich weiss nur nicht mehr in welchem. Ich schau gleich mal nach.

  • salvation und two:
    ihr spielt also wenn ich das richtig verstehe die viertel gleich laut, aber leiser als das dritte triolenachtel auftakt a, welches am lautesten ist?
    Darüber hab ich als normales Ridepattern noch nie nachgedacht.


    Danke für die vielen Ideen!


    Die links von steve werde ich mir morgen anschauen. Danke auch dafür!

  • Hey Klaus Tropp,


    Bist du sicher Quintolen? Das wäre dann ja noch steiler als punktiert. Gibts davon was im Internetz, würde mich interessieren.. :)


    Zu dem ersten Gadd Video: Cooles Zoich! Aber wie ich sagte die Viertel sind alle gleich betont, aber sobald eine Triole ins Spiel kommt wird diese akzentuiert.

    wohoo c ya!

  • nope. Syncope ist nicht akzentuiert. Und zumindest nicht beim Stefan G. Sieht man auch schon am Ride, dass immer in der gleichen Viertelschwingung bleibt.
    Hey is aber auch wurscht. Ich würde es selbst mal ausprobieren und dann mal schauen, was den besten Puls und drive macht.


    Elvin: Im Netz habe ich darüber noch nichts gefunden. Mal schauen.
    Aber man merkt es schon bei dem Herrn Johnes, dass da eine etwas andere Unterteilung läuft. Ich würde eher auf eine 6er Unterteilung tippen.


    Auch hier macht es natürlich keinen Sinn Quintolen zu trainieren. Sondern eher zu schauen wie weit weg oder wie dicht man den Skipbeat an die Viertel setzen kann, und was für Auswirkungen das hat. Merken, üben und anwenden.

  • Ja, ich habe das bei meinem Lehrer (Rainhard Kobialka, Jazzer) so gelernt. Ich spiele aber oft die Viertel betont (alle gleich) und die Skip Note, (a) nur als "Schnalzer" aufs Viertel.


    Ich habe gerade in meinen Riley-Büchern nachgesehen und nichts gefunden. Verdammt, wo habe ich das gesehen. Bin sicher, dass ich über genau dieses Thema vor kurzem was gelesen habe...

  • sagt mal...was für eine synkope?!?? bei krudem dang-a-lang gibt keine synkope.


    und gadd § co. sind jetzt auch nicht gerade für ihren swing berühmt. ?(


    hört euch jimmy copp in 60ern an. das ist immer noch der letzte masstab für dang-a-lang.


    und wo die betonung ist, ist völlig egal, hauptsache es swingt. :thumbup:


    das ist wenn schon, das schwierige daran. dang-a-lang kann jeder.

  • huch!!!! der gadd swingt gar nicht? sorry das wusste ich nicht... :thumbup:

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