Besonders kreativ sind bei mir die Phasen, wenn etwas passiert, wenn Dinge in Bewegung geraten, wenn viele neue Eindrücke auf mich einprasseln, wenn ich neue Leute kennen lerne, die mich inspirieren, anstacheln, berühren.
Tatsächlich können auch schmerzhafte Erlebnisse enorme Kreativitätsschübe freisetzen. Das kann zuweilen bizarr sein, wenn ich daran denke, das ich die bislang wohl kreativste Phase als Komponist in einer Zeit hatte, als mein Vater im Sterben lag...
Als Trommler bin ich mich beim Spielen, Improvisieren zumeist dann am kreativsten, wenn ich mit Leuten zusammen spielen kann, die offen, neugierig, risikobereit und keine Selbstdarsteller/Poser sind. Das Gefühl, die Umgebung muss da stimmen.
Allerdings würde ich niemals sagen, das man Situationen, in denen man besonders kreativ ist, künstlich herbei führen kann. Also nach dem Motto, ich muss nur die und die Rahmenbedingungen schaffen, und schon kann ich kreativ sein.
Denn selbst in den oben von mir beschriebenen Szenarien ist das kein Automatismus.
Z.B. versuch ich schon seit 2 Wochen eine korrekte Bassline zu einem bereits bis auf den Bass komplett aufgenommenen Song zu programmieren, aber mir fällt nur Grütze ein, die mir nicht gefällt.
Manchmal geht halt nix und ganz spontan rotzt man dann irgendwann was hin, was total gut ist.
Meinen nach meiner Meinung besten Song/Titel, den ich in all den Jahren komponiert hab, hab ich in wenigen Minuten als Skizze fertig gehabt. An anderen Songs hab ich Wochenlang gefeilt.
Das ist ja die Krux mit diesem komischen Ding, was sich Kreativität nennt. Das ist nicht so richtig greifbar, wie das funktioniert.
Ich bleibe eigentlich dabei, das ich glaube, das man a) schon einen Drang in sich haben muss, überhaupt etwas erschaffen zu wollen und b) "etwas erleben muss", wie dies auch geartet sein mag, um dann letztendlich daraus etwas zu generieren. Das bleibt am Ende des Tages wohl doch sehr allgemein, weil es doch wiederum höchst individuell und situationsbedingt ist, wie so etwas funktioniert.