eJamming! Proben übers Internet?

  • Nein, Echtzeitjammen über Internet funktioniert nicht.


    Wenn du damit meinst das alle Musiker gleichzeitig spielen.
    Zusammen eine Aufnahme in Echtzeit ist möglich, siehe auch VST Connect von Steinberg.
    Das ist aber nur möglich wenn die Sängerin in New York sitzt und ich sie aufnehmen will.
    Nicht wenn ich gleichzeitig auch noch dazu spiele.

    don´t panic

  • Ungeachtet der technischen Machbarkeit mir ist nicht ganz klar, was solche Lösungen bringen sollen. In den Bands, in denen ich spiel(t)e, übt jeder seine individuellen Parts für sich alleine ein, und Proben dienen dann dem Zusammenfügen. Hierbei ist besonders wichtig, wie man als Band kommuniziert, wer an welcher Stelle welchen Cue gibt usw. Genau solche Punkte lassen sich aber doch online nicht oder maximal schwierig abbilden, oder sehe ich da was falsch?
    Zum Beispiel erkennt man ja oft an der Körpersprache eines Musikers, was er gerade vorhat (z.B. Saxofonist geht ans Mikrofon, um seinen Part zu spielen, sehe ich online gar nicht erst).


    Eine routinierte, gut eingespielte Band zeichnet mehr aus, als dass jeder wie ein Duracell-Häschen Songs von Anfang bis Ende fehlerfrei durchspielen kann. Gutes Zusammenspiel ist ja eine Kombi aus akustischen und optischen Signalen, oft subtil, manchmal auch überdeutlich. Wie kann das funktionieren?

  • Vielleicht zu meiner Idee:
    Wir haben in der Band zwei Personen, die Risikopatienten sind. Bevor wir dank Pandemie gar nicht proben, überlege ich, ob wir online gemeinsam proben. Natürlich ersetzt das keine echte Probe - aber besser als nix dürfte es allemal sein. Auch aus sozialen Gründen.

    Rogers, Gretsch und Toontrack beherrschen mein Leben!

  • Also generell ist Jammen über das Internet schon möglich, aber die Latenzen nerven schon. Man kann sich daran gewöhnen, ultratight wird das aber am Ende eher nicht sein. Bei größeren Entfernungen macht einem die Lichtgeschwindigkeit(!) einen Strich durch die Rechnung, denn von Berlin nach New York und zurück hat man selbst Luftlinie schon über 40ms Verzögerung (und der Kabelweg ist vermutlich deutlich länger), was dann beim besten Willen kaum noch zu ertragen ist.

    Nix da.

  • Ich find' das Thema sehr interessant.
    Perfekt muss das Ergebnis gar nicht sein. In diesen Zeiten ist die Präsenzveranstaltung "Probe" gefährdet, wenn nicht schon ausgesetzt. Von Gigs ganz zu schweigen.
    Ich fänd's schon toll, wenn ich mit den Kumpels einen virtuellen Poberaum hätte.


    Gibt es weitere Erfahrungen? Reicht es, wenn ich mein Signal (Webcam und/oder Mix) irgendwie einspeise? Oder braucht's unbedingt ein Audiointerface? Kommen sogar Gitarristen mit der Ersteinrichtung klar (Höhöhö)?
    Ist Jamulus oder Soundjack empfehlenswert oder gibt's etwas besseres, komfortableres?


    Fragen über Fragen.

    Lärmfähig

  • Kannst Du das bitte erläutern? Der Bericht hier aus 2018 hört sich anders an:


    Ja, in der Werbung hört sich das alles gut an.
    Nicht umsonst machen die keine angaben zur Latenz.


    Aber rechnen wir doch mal die Zeitverzögerung zusammen.
    Unter otimalen Bedingugen wenn alle eine schnelle Anbindung haben und im besten Fall beim selben Provider am selben Knoten hängen


    hat man einen Ping von 5-30ms. Dazu kommt noch die Systemlatenz der eigenen Hardware von mindestens 6 bis 20ms.
    Das ergibt eine Verzögerung von bis zu 50ms. Damit ist ein geschmeidigs zusammenspielen nicht möglich.
    Sitz nur einer der Musiker zb. in USA geht das ganze schnell auf 200ms und mehr hoch.
    Ich kenne niemanden der sowas schon einmal genutzt hat und würde mich da gerne über Erfahrungsberichte freuen.

    don´t panic

  • Vermutlich ist es effektiver, durch die Isolation inspirierte Tracks alleine aufzunehmen, von allen Musikern zu sammeln und am Rechner alle Parts zusammenzumischen, in der Hoffnung so ein paar neue Ideen zu erzeugen, die man beim normalen Proben vielleicht nicht gehabt hätte. Post-pandemisch kann man das ganze dann wie gewohnt im Proberaum in einen gemeinsamen Song umsetzen.
    Vielleicht ist es ja so möglich, aus der Krise ein paar neue Impulse zu ziehen, statt zu versuchen dem Gewohnten möglichst nahe zu kommen.

  • Ich habe mir jetzt mal die Angebot angesehen und muss ernüchtert feststellen, dass es vor einigen Jahren diverse Angebote gab, die jetzt fast alle eingestellt wurden oder nicht mehr gepflegt werden. Über die Gründe kann ich nur spekulieren. Die Latenz dürfte sicher immer kritisch sein, vielleicht wollen die Menschen aber SO nicht musizieren. Hier mein Überblick ohne Anspruch auf Vollständigkeit und Korrektheit. Wer was ergänzen kann, kann mir gerne Bescheid geben.


    Für alle Lösungen sollte man aus Latenzgründen nur mit LAN-Kabel und ohne WLAN spielen. Die meisten Lösungen unterstützen VSTIs, aber nicht alle. Bei E-Drums muss man dann routen.


    1. eJamming
    http://ejamming.com/
    Ist seit Herbst 2020 wieder aktiv. 30 Tage kostenlos. Habe ich nicht ausprobiert.


    2. Sofasession
    Ist seit Herbst 2020 komplett offline.


    3. JamKazam
    https://www.jamkazam.com/
    Funktioniert, inkl. Videochat. Mehrere Sessions sind aktiv mit 1-5 Musiker:innen. Bei mir gab es Latenzen und das Setup ist recht aufwändig. Man kann Sessions terminieren und Freunde einladen, außerdem gibt es auch Video. Die Soundqualität ist gut, die Latenz ok. Private Räume kann man einrichten, wenn man zunächst eine Solo-Session startet und dann Leute einlädt. Ab 2021 sind viele Funktionen nur noch über ein kostenpflichtiges Abo möglich. Kostenfrei sind dann nur noch Jams mit bis zu vier Personen, begrenzt auf 1h und im Summe 4h pro Monat.


    4. jammr
    https://jammr.net
    Hier wird ein Ansatz gefahren, der die Musik absichtlich für alle verzögert, um das Latenzproblem in den Griff zu bekommen. Grundsätzlich funktioniert es. Man kann sich z.B. auf ein synchronisiertes Metronom einigen. Allerdings gibt es "Noise-Trolle" (unfassbar), die aus Spaß mit Störgeräuschen in tierischer Lautstärke Session bomben. Ich habe mit 2-3 fremden Leuten lustlos gejammt. Mann kann auch private Sessions starten, seit dem 15.04.20 allerdings nur beim kostenpflichtigen Premium-Konto. Einen Mitschnitt, nicht von mir, einer Session gibt es hier zu hören: https://forum.jammr.net/attach…4a2b5f5f9dc6098f854b038f/ Das Forum ist recht gut besucht.


    4. ninjam
    http://www.ninjam.com/
    Hier muss man wohl einen eigenen Server mit kostenloser Software betreiben. Auch hier wir die Latenz künstlich verlängert zu "Measures", um darüber die Synchronizität sicherzustellen. Nicht ausprobiert.


    5. Jamulus
    https://jamulus.io
    Funktioniert, allerdings gibt es wohl nur öffentliche Jams, wenn man nicht selbst einen Server betreibt. Ich war 5 Minuten mit Italienern, Franzosen etc. in einem Raum auf dem öffentlichen Server - eine Kakophonie.


    6. mebeam
    Mebeam.com
    Homepage ist offline.


    7. Digitalmusician
    http://www.digitalmusician.net/
    Homepage ist offline.


    8. Cubase Connect
    https://www.steinberg.net/en/p…st/vst_connect/start.html
    Nur mit Pro-Version nutzbar, neue Version seit 2020 mit Videofunktion.


    9. JamLink / MusicianLink
    https://www.musicianlink.com/
    Erfodert besondere Hardware, SSL-Zertifikat seit April 2019 abgelaufen, Foren auch zuletzt im April 2019 bevölkert.


    10. Soundjack
    https://www.soundjack.eu
    Von einem deutschen Entwickler, der sich sehr reinkniet, bei mir hat er sich per TeamViewer aufgeschaltet, um Support zu leisten. Chapeau! Eine recht technisch gehaltene Oberfläche mit sehr viel Einstellmöglichkeiten für Buffer, Soundqualität etc. Soundmäßig bzw. latenzmäßig schwer einzuschätzen, das Setup ist in meinen Augen nicht trivial, zumindest unter MacOS. VSTIs werden (noch) nicht unterstützt.

    Rogers, Gretsch und Toontrack beherrschen mein Leben!

    8 Mal editiert, zuletzt von Dicker Bub ()

  • So, also hier bin ich im richtigen Thread :D
    50ms.... ich hab ja KEIIIINE Ahnung, wie lang das ist und ob WIR das überhaupt merken, ob WIR im Proberaum so tight sind, dass wir einen Unterschied merken.


    Wir werden es einfach mal über WhatsApp probieren und (Zitat der Sängerin) "wenns nicht hinhaut, tratschen wir halt ein bissl und prosten uns zu" :D

    Lieber brennende Herzen, als erloschene Träume! <3 xxxx Love life, and live! - It's worth it.


    “You are never too old to set another goal, or to dream a new dream.” ― C.S. Lewis


    Don‘t waste your time or time will waste you. (Muse - Knights of Cydonia)

  • die 50ms wird man in der Praxis nicht erreichen, wenn mehrere Musiker über verschiedene Anbindung am Internetz hängen.
    realistisch sind eher 150 bis 300ms und mehr.


    Aber bei nur 50 ms wär das schon eine 1/32 Note bei Tempo 120
    Bei 300ms schon eine 1/4 Triole.
    Bei 200bpm und 300ms macht das eine Verzögerung von einer 1/4 Note.
    Aufnehmen könnte man das ganze denoch, da Software die Laufzeiten kompensieren kann.
    Aber in Echtzeit spielen wohl kaum.

    don´t panic

  • Mein Bruder versucht gerade, wegen der Ausgangssperren in Bayern seine Gitarrenschüler übers Internet zu unterrichten. Sein bisheriges Fazit ist aufgrund verschiedener Aspekte, aber insbesondere aufgrund der Latenzen sehr ernüchternd. Und da reden wir nur über 2 Teilnehmer.


    Wieviel Traffic generieren eigentlich solche Anwendungen? Besteht das Risiko, unsere Netze in die Knie zu zwingen, wenn neben denen, die beruflich auf Heimarbeit setzen müssen, alle Bürger ihre Hobbies ihre Freizeitaktivitäten aufs Internet verlegen? Auch Netflix und Co werden in Zeiten der Ausgangssperren ja Hochkonjunktur haben. Wie seht ihr das?

  • Sowohl Netflix als auch YouTube wollen ihren Datenrate reduzieren (https://www.sueddeutsche.de/di…treaming-corona-1.4850884). Im Vergleich zum HD-Moviestreaming sind wohl die Datenraten für WhatsApp und Co sehr gering.


    Im Thread zu den Musiklehrern in Coronazeiten habe ich meine Erfahrung zu Skype-Unterricht beschrieben. Mein Fazit: es geht, aber man muss ein paar Dinge ändern. Zusammenspiel klappt nicht, man muss sich abwechseln.

    Nix da.

  • Moin!
    Aus gegebenem Anlass würde mich mal interessieren, wie das Jammen über das Internet im Jahr 2020 läuft. GIbt es aktuelle Erfahrungen mit Jamkazam usw.?

    Moin zurück!


    Ich habe neulich auf drumsandbeyond.de einen Artikel über Jamkazam geschrieben und es mit meinen Bandkollegen ausprobiert. An sich ne feine Sache, aber der Client der für das Streaming zuständig ist, ist entweder viel zu langsam oder gnadenlos überlastet. Ob es am Client selbst oder an den verwendeten Servern liegt, kann ich nicht sagen. Es war uns leider nicht möglich über den Stream zusammen zu spielen, obwohl alle Voraussetzungen eingehalten wurden.


    Wenn hier irgendjemand noch eine andere Alternative für Echtzeit-online-Proben proben hat, immer raus damit ;)


    LG

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