Ich versuche mal auf die ganzen Fragen oder Anmerkungen einzugehen:
Nur der Sänger kommt irgendwie optisch nicht so charismatisch rüber. Liegt vielleicht auch daran, dass ihr anscheinend bei ihm öfter die Bilder nicht nachbearbeitet habt. Dieser überstrahlte, kontrastreiche look sieht ansonsten doch recht schick aus - nur bei ihm gibt es öfter mal Bilder, die wie direkt aus der Kamera - und vergleichsweise flach wirken.
Eigentlich sind alle Bilder nachbearbeitet, allerdings unterschiedlich stark. Ich gehe unten nochmal genauer drauf ein beim Konzept.
wenn mal alle im Bild sind wirkt es etwas statisch. Das mag an den Platzverhältnissen liegen.
Ja, leider. Viel Platz gab es nicht.
Ich finde es wirklich gelungen und auch gut gemacht, auch dass wie ich finde euer Sänger an manchen Stellen etwas unscharf zu erkennen ist, vllt liegt es auch an meinem Bildschirm.
Das Einzige für dass es ein Minus gibt sind die alten Felle. Das ist mir als erstes aufgefallen als auf dich gezeigt wurde :).
Die meisten der Unschärfen sind aber bewußt so gemacht und reingeschnitten, um dem ganzen diesen etwas rohen, dokumentarischen Stil zu geben, wie man es z.B. auch aus Serien wie "24" kennt.
Tja, das mit den Fellen bereue ich inzwischen auch, aber ich war eben für komplett alles bei diesem Video zuständig, so dass meine eigene Performance ziemlich am unteren Rand der Priorität stand. An ein neues Fell hab ich da im Eifer des Gefechts nicht gedacht. Aber so ist es doch viel mehr Rock'n'Roll!
Wow, sehr gutes Bild für ein Amateurvideo; lediglich mit dem Autofokus hats manchmal etwas gehapert, stellenweise seid ihr echt einfach unscharf.
Ja, ist aber eigentlich so gewollt. siehe oben. Das ist sicherlich Geschmackssache. Zum Glück hat sich noch keiner daran gestört, dass die Kamera wackelt...
Hab nur ich den Eindruck, oder bist du der Charismatischste der Band?
Da kann ich nichts zu sagen, da mir da jede Objektivität fehlt.
Warum kommst du auch aus Würzburg, haust hier so ein gutes Video plus Musik her und ich habe von der Band hier noch nix gehört?
Tja, eines unserer Grundprobleme. Ich wäre schon reich, wenn ich von jedem der sagt "Boah, das gefällt mir total. Warum hab ich von Euch nie vorher was gehört?" einen Euro hätte. Es ist leider unheimlich schwer das richtige Zielpublikum auf uns aufmerksam zu machen.
Live-Technisch sind wir jetzt eher die weniger aktive Band. Die Band existiert bereits seit 1995. Mit der ersten CD 1996 hatten wir einen Achtungserfolg in diversen Musikzeitschriften und konnten 1998 eine CD mit Plattenfirma und großen Vertrieb machen. Leider ist das marketingtechnisch und finanziell ziemlich in die Hose gegangen. Zu der Zeit waren wir in Würzburg aber schon eine halbwegs bekannte Band. Danach hatten wir dauernd mit Besetzungswechseln zu kämpfen. Für die nächste CD fanden wir an 1999 jahrelang keinen Verleger, da wir für die kleinen Firmen zu groß waren und für die großen zu klein oder allgemein kein Interesse bestand.
Mit der aktuellen CD konnten wir 2009 wieder eine Plattenfirma für uns gewinnen, nur leider läuft es auch da mehr schlecht als recht, da man uns ziemlich hat verhungern lassen. Ich kann die CD zumindest in so gut wie keinem Laden finden, wenn ich in anderen Städten bin. Leider haben wir darauf keinen Einfluss. Zudem hatte man sich das exklusive Booking gesichert, woraufhin wir unsere eigenen Live-Planungen zurückgefahren haben. Nur hat man kurz danach die Bookingagenten rausgeschmissen ohne uns das zu sagen... Jetzt sitzen wir aktuell praktisch ohne Gigs da, da diese ja immer zeitlichen Vorlauf brauchen.
In Würzburg aktiv waren wir z.B. auf dem U&D 1996, 1998, 2004 und 2008, auf dem Rock-Falls-Festival 2008 und diversen Festivals in der Umgebung (Rock am Wald, Rock am Tunnel, Albanpark etc.). Das Problem ist halt bei uns, dass wir für normale Festivals eher zu hart sind, bei Metalfestivals aber im Reigen der Death- und Knüppelkombos irgendwie untergehen und weder hier noch dort unser Zielpublikum wirklich finden.
Was für eine Kamera habt Ihr verwendet?
Eine Canon HV30 mit einem Weitwinkelobjektiv. Das ist eine HDV-Kamera, die eine sehr gute Bildqualität macht.
Der einzige kleine Kritikpunkt ist, dass der Sänger hier und da nicht so ganz authentisch beim Playback wirkt. Sieht manchmal noch etwas gekünstelt aus, aber das ist Übungssache.
Ja, das ist korrekt. Leider hatte ich zu wenige Takes um das kompensieren zu können. Ich habe in der Nachbearbeitung versucht das beste rauszuholen, aber da musste ich gelegentlich das kleinste Übel nehmen.
Das es manchmal unscharf ist sieht wie ein gewünschter Effekt aus.
Danke, dass das mal einer so erkennt...
Mal ne Frage: Wie viel an der Band ist Hobby und wie viel ist Beruf? Habt ihr einen Plattenvertrag?
Wir haben aktuell einen Vertrag, aber wie oben beschrieben... wirklich zufrieden sind war damit nicht. Die Verkaufszahlen sind auch miserabel trotz sehr guter Kritiken. Wir haben von unserer Debut-CD im Eigenvertrieb fast 6x mehr verkauft als von der aktuellen CD mit Plattenfirma. Klar 1996 waren andere Zeiten. Da gab es kein Filesharing und kaum CD-Brenner.
Letztlich ist das alles nur ein ambitioniertes Hobby. Wir haben zwar an uns selbst den Anspruch professionell zu klingen und zu agieren, aber Geld haben wir in den letzten 10 Jahren keines verdient, nur draufgezahlt.
Damit sich das halbwegs im Rahmen hält, machen wir alles was wir können selbst. Die letzten CDs wurden alle komplett von uns alleine aufgenommen, gemischt und gemastert. Die aktuelle CD konnte die Plattenfirma praktisch releasefertig von uns entgegennehmen.
Jetzt kam eben der Vorstoß, dass wir für die Generation Youtube unbedingt mal ein halbwegs vorzeigbares Video brauchen, mit dem obigen Ergebnis.
Was ich für alle sehr konstruktiv, inspiruerend und lehrreich finden würde, wenn Du uns noch etwas knoreteres zur Konzeption mitteilst.
Also "Drehbuch" bzw. Kameraeinstellungen über die eventuell vorher konzeptionell gesprochen wurde.
Ich liebe zum Beispiel die Close-Ups auf Bass- und Gitarren-Griffbretter bei Läufen. Und davon macht Euer Video ja auch reichlich Gebrauch. Super!
Ok, ich werde mal versuchen mir etwas in die Karten schauen zu lassen.
Vorab: Ein richtiges Konzept gab es nicht. Mein Ziel war mit einfachen Mitteln und wenig Aufwand ein vorzeigbares Video zu machen. Als lag der Gedanke nahe die Band einfach im Proberaum zu filmen.
Bei näherer Betrachtung wurden da aber einige Probleme offensichtlich: Der Proberaum ist mit 1,95m so niedrig, dass es nicht gut aussehen würde, wenn unser Bassist fast an die Decke stößt. Außerdem wären die Platzverhältnisse insgesamt extrem eng und die Optik wäre auch nicht der Bringer mit dem ganzen Gerümpel was da rumsteht.
Also sagte ich mir, "film' doch unterm Vordach vor der Garage" und damit es zumindest neutral aussieht, habe ich je 12m Stoff schwarz und weiß bei Ikea gekauft. Nach dem Lesen und Anschauen verschiedener Beleuchtungstutorials bin ich in den Baumarkt und hab mir drei 500W-Baustrahler geholt, sowie zwei 200W vom Papa.
Mit dem Schlagzeug musste ich Kompromisse eingehen, denn ich konnte ja nicht Filmen und gleichzeitig Spielen. Deshalb sind die Drums im Proberaum gefilmt, da ich mir den Umbau sparen konnte und die Nachbarn draußen verschont blieben. Dieser Fakt musste eben mit geschickten Schnitten kaschiert werden, damit man möglichst wenig merkt, dass Band und Drums nie zusammen zu sehen sind.
Das einzige Konzept, dass ich hatte war, dass ich die ruhigen Passagen vor weißem Hintergrund, die harten Passagen vor schwarzen Hintergrund machen wollte. Alles andere war reine Improvisation.
Am Tag des Drehs habe ich den Stoff in 6m-Bahnen geschnitten, gebügelt und mit Nieten zum Aufhängen versehen, was eine tierische Fummelarbeit war. Der Stoff wurde dann auf 4 Meter vor die Garage gehängt und je einen Meter seitlich befestigt (also "U"-Form). Damit er von Boden bis Decke ging, wurde er doppelt genommen. Für die Decke hatte ich noch schwarze Stoffreste geschenkt bekommen.
Vor dem Vordach wurde als Sicht- (Passanten!) und Lichtschutz eine Tischtennisplatte und weitere Stoffreste platziert. Somit hatten wir ein mickriges Areal von 4 x 5 Meter auf dem wir Drehen konnten.
Die Beleuchtung sah so aus: Ein Hauptlicht, dass links von der Kamera stand, ein Aufhelllicht, dass rechts von der Kamera stand und ein Kantenlicht von hinten oben, dass an der Decke angeschraubt war. Für das Aufhelllicht hatte ich einen 50x75cm großen Holzrahmen gebaut, in den ich weißes Butterbrotpapier mit Reisnägeln gespannt hatte und mit einem Mikroständer vor dem Licht befestigt hatte. Dadurch wurde das Licht weicher und warf keinen sichtbaren Schatten. Das ist die klassische Dreipunkt-Beleuchtung wie man sie überall nachlesen kann. Wichtig war in dem Zusammenhang der manuelle Weißabgleich, da die Baulampen doch ein sehr warmes Lichtspektrum abstrahlen, was man am besten gleich über die Kamera korrigiert.
Die HDV-Kamera hatte ich auf Progressive-Frames sprich Vollbilder umgestellt (1080p25). Damit vermeidet man den billigen "Videolook" (auch "Soaplook" genannt), den man typischerweise von Videokameras und billigen Fernsehproduktionen kennt. Theoretisch bräuchte man noch einen 35mm-Adapter, um die Tiefenschärfe zu begrenzen damit es perfekt wird, aber dafür reichen meine finanziellen Mittel einfach nicht aus.
Um doch noch etwas Tiefenschärfe zu erzeugen habe ich die Kamera auf eine sehr kurze Shutterzeit (1/1000 Sekunde) eingestellt. Das erzeugt als Nebeneffekt diesen ultrascharfen, abgehackt-ruckeligen Bildstil, wie man ihn aus Filmen wie "Soldat James Ryan" oder oben erwähnten Panteravideos kennt. Die 1500W-Beleuchtung war aber dafür Pflicht. Mit normaler Beleuchtung wäre das nicht möglich gewesen, da eine 1/1000 sek. nur sehr wenig Licht auf den Sensor fallen lässt.
Eine kleine Nebelmaschine sollte etwas Atmosphäre bringen in den langweiligen Hintergrund bringen.
Das Playback hatte ich auf meinem Laptop parat. Ich hatte den Song ganz, dann jeden Teil einzeln sowie einige Teile auch mit doppelter Geschwindigkeit vorbereitet. Dazu immer einen Klick zum Einzählen und späteren Synchronisieren.
Tja, nach knapp zwei Stunden Aufbau ging's los mit dem Filmen.
Als erstes filmte ich jeden einzeln. Schnell stellte sich heraus, dass das Gesamtplayback besser für die Performance war, als die einzelnen Songschnipsel. Gitarre und Bass nahm ich demzufolge jeweils dreimal den kompletten Song auf: Einmal mehr Ganzkörper, einmal Griffbrett und einmal mit möglichst aktiver Kamera (vielBewegung, Zoom etc.). Dann nahm ich noch das Gitarrensolo ein paar Mal auf.
Bei der ersten Zwischensichtung war klar, dass die Shots mit aktiver Kamera am besten aussahen. Auch mit dem Nebel wurde klar, dass man sehr behutsam vorgehen musste, denn bei zuviel sah es recht schnell ganz übel nach 80er-Jahre-Disco-Video aus.
Beim Gesang wurde es richtig schwierig. Die Einzelshots ohne Mikro wirkten extrem öde und sobald Dominik in die Kamera sah, wurde es unpassend. Nach drei misslungenen Versuchen, gab ich die Direktive meistens seitlich an der Kamera vorbei zu schauen und holte Mikro und Ständer aus dem Proberaum. Und siehe da, dass sah schon viiiiiiiel besser aus.
Aber langweilig war der Hintergrund immer noch. Also mussten nochmal die anderen beiden ihre Koffer aufmachen und sich in den Hintergrund stellen. Davon machte ich zwei Takes mit dem eher wilden Kamerabewegungen, welche letztlich sich dann als die besten herausstellten. Diese sieht man auch meistens im Video. Den Rest konnte ich fast komplett in die Tonne kloppen, da Performance und/oder Look einfach mies waren.
Nebenher kam dann noch die Idee mit den Halskameras auf. Also wurde die Kamera mit etwas Schaumstoff und ordentlich Klebeband am Gitarren- bzw. Basshals befestigt. Die Idee war an sich gut, nur leider stellte sich beim Editing heraus, dass es nur gut wirkt, wenn man neben dem statischen Hals auch einen interessanten bewegten Hintergrund hat, was nicht der Fall war. Deshalb der Splitscreen im endgültigen Video.
Anschließend wurden umgebaut und der weiße Hintergrund aufgehangen. Jetzt wurden der Intropart und der Mittelteil jeweils mit Gesang und Gitarre aufgenommen. Ich machte auch ein paar Shots mit extrem langem Shutter (1/6-Sekunde), was man im Gesangsteil im Mittelteil sehen kann. Das ist kein nachträglicher Effekt, sondern so verschmiert gefilmt!
Inzwischen waren gute sechs Stunden vergangen und alle waren schon ziemlich mit ihrer Energie am Ende. Aber eines fehlte ja noch.... die Drums!
Also wurden ruckzuck Licht, Kamera und schwarzer Hintergrund in den Keller verfrachtet. Das Licht wurde wieder 3-Punkt-mässig aufgebaut.
Ich schnappte mir die Stöcke, stopfte die Inears rein und dann gings auch gleich los. Wir machten vier Takes: vorne, rechts, links und ein paar bewegte Shots samt Nahaufnahmen.
Leider ist keiner der anderen Jungs ein halbwegs begabter Kameramann, so dass ich im Editing viel zu tun hatte, die unheimlich statischen Aufnahmen etwas an den hektischen Stil der restlichen Bilder anzugleichen.
Außerdem war der schwarze Stoff nur hinter mir befestigt, so dass man bei den seitlichen Shots jede Menge Proberaum mit Mischpult, Regalen, Kabeln usw. sehen konnte. Im Editing machte das viel Arbeit nachträglich. Hier muss ich beim nächsten Mal sorgfältiger drauf achten, da zehn Minuten ein korrekter Kulissenaufbau stundenlanges Editieren ersparen können.
Ich hatte letztlich knapp zwei Stunden Material zusammen. Nach einer Einarbeitung von 1-2 Tagen und zig Tutorials fühlte ich mich halbwegs fit für den Schnitt. Mit Harddiskrecording/Sequencern kenne ich mich aus, von daher war das jetzt nicht soviel anders ob man Midi/Audio- oder Video/Audio-Spuren hat. Urlaubsvideos hatte ich schon ein paar geschnitten.
Jeder brauchbare Take bekam eine Videospur. Da ich fast nur Takes hatte, die den kompletten Song umfassten, war das Synchronisieren recht einfach. Am Ende hatte ich 16 Videospuren aus denen ich "schöpfen" konnte.
Dann begann die mühevolle Kleinarbeit, den passenden Take und Schnittrhythmus zu finden. Für den Rohschnitt brauchte ich ca. 3 volle Tage. Anschließend war Feinschliff und Effektkram dran. Ich musste z.B. etliche künstliche Zooms machen, weil Teile von der Decke, den Seitenwänden oder dem Fliesenboden zu sehen waren. Bei den Drumshots musste ich künstliche Wackler einbauen, den hässlichen Hintergrund entweder rauszoomen oder unscharf machen.
Nachdem ich den Feinschliff auch zu 95% durch hatte, ging es daran Helligkeit, Kontrast und Farbe auf die einzelnen Songteile abzustimmen. Die weißen Teile sollten richtig strahlen. Die Strophen sollten sehr düster, kalt aussehen, die Refrains dafür eher natürlich, mit leicht warmer Farbgebung. Nach etlichen Versuchen kam ich dann meiner Vorstellung schon recht nahe.
Diese relativ fertige Version durften dann diverse Leute (Laien wie Profis) begutachten. Letztlich kamen fast so viele unterschiedliche Meinungen wie Leute dabei heraus. Der Vorschlag, es sollte neben der Band noch eine Rahmenhandlung geben, konnte ich nur verwerfen, da das den Aufwand einfach deutlich gesprengt hätte. Zudem habe ich die Befürchtung, dass man da recht schnell in die unfreiwillig komische Richtung driftet, da ja keiner von uns Schauspieler ist. Instrument halten? Ja! Schauspielern? Naja...
Als Kompromiss schnitt ich noch einen Anfang aus Schnipseln, die ich ursprünglich mal für das Video vorgesehen hatte, die aber stilistisch nicht zum Song passten. Vorbild war eine "The Ring"-ähnliche Sequenz, die das Thema des Songs "Chase" widerspielen sollte. Zumindest laut meiner Freundin ist das sehr gelungen, denn sie hat ein "The Ring"-Trauma und möchte unser Video jetzt nicht mehr sehen...
Für das nächste Video habe ich auf jeden Fall eine Menge gelernt und hoffe, dass ich mich noch steigern kann.