reverb plugin

  • hallo zusammen.


    Ich habe aus dem recordingseminar fred mal die bricasti impulse runtergeladen. Dazu habe ich mir das freeware plugin sir1 runtergeladen. Taugt das was? Gibts da was besseres für umme?


    Was für generelle Punkte sind für die Anwendung von Hallplugins wichtig? Ich würde gerne mal aus Spass an unseren aktuellen rohdemos rumschrauben und eben auch gerne etwas mehr räumlichkeit und "Dicke" reinbringen, weiss aber generell nicht so richtig in welchen "breiten" man für welches instrument die regler so fährt. dieses sir plugin hat auch noch einen grafischen eq mit dem man unerwünschte frequenzen trimmen kann, nur welche und wann? ich weiss, hören und so...:) aber ein kleiner ansatz wäre hilfreich, ich habe das gefühl ich schiess mir mit dem hall mehr kaputt und mach den sound zwar räumlicher aber insgesamt wirkt dann alles zu "weit weg" und nicht mehr dick.


    Die Impulsantworten von diesem bricasti hall sind ja schon unendlich viele...dann noch die ganzen einstellmöglichkeiten...puh


    vielleicht hat ja jemand lust so was mal in grundzügen zu erklären.

  • Ich versuchs mal:
    Das Empfinden für die Entfernung einer Klangquelle wird von mehreren Parametern gestreuert, die da wären:
    1. Die Lautstärke. Je weiter weg etwas ist, desto leiser.
    2. Das Frequenzsprektrum. Je weiter weg etwas ist, desto weniger hohe Frequenzen und teilweise auch Bässe hört man.
    3. Verzögerung des Signals. Sitz ich direkt vor der Schallquelle, krieg ich den Schall mehr oder weniger sofort ab. Ist die Quelle aber 30 Meter von mir entfernt, brauch der Schall schon eine Zehntel-Sekunde um zu mir zugelangen.
    4. Verhältnis Direktklang gegen Raumklang/Reflektionen. Das ist auch wo Hallplugins ansetzen. Sitz ich wieder direkt vor der Schallquelle, ist der Anteil des Schalls, der direkt ohne Umwege zu mir fliegt deutlich früher, "eq-d",sowie lauter,(siehe 1.,2. und 3.) bei mir, als der Anteil des Schalls, der erst über Umwege, sprich Reflexionen zu mir kommt. Bin ich weiter von der Schallquelle entfernt relativiert sich dieses Verhältnis oder kehrt sich sogar um, ich höre viel Raumklang/Reflektionen und wenig direkt Schall.


    Wie macht man sich das jetzt in einem Mix zu Nutze?


    Sachen die im Vordergrund sein sollen(wie Gesang, Snare, Bassdrum), brauchen keinen großen Raumanteil/Hallanteil, denn das rückt sie in den Hintergrund. Ja wie? Ich hör doch den Hall bei den Profiaufnahmen aufm Gesang. Richtig. Will man diese Vordergründigen Klangquellen größer, breiter, fetter klingen lassen, muss man das Hallsignal vom Direktsignal entkoppeln. Dies erreicht man u.a., indem man mit Predelay arbeitet. Dieser Parameter des Hallplugins verzögert das Hallsignal zum Direktsignal. Ab einer gewissen Delay-Zeit,ca. 30ms, hört man das.
    Bedeutet tut das, dass man das Direktsignal sofort hört, die Reflektionen aber erst ca 100 Meter zurücklegen müssen, bis sie an unser Ohr kommen. Unser Gehirn folgert daraus, dass die Schallquelle ganz in der Nähe ist.
    Ein anderer Ansatz ist, der allerdings nur begrenzt* mit Impulsantoworthallplugins funktioniert ist, den Anteil der Earlyreflections zu erhöen. Das ist der Anteil der Reflexionen, die früh um Ohr ankommen. Sie stehen im Gegensatz zum restlichen Hallsignal, das später als die earlyreflections am Ohr ankommt. Viele Earlyrefletions bedeutet dann also kleiner Raum, wenige -> großer Raum.
    *(hier kann man den Anteil der Earlyreflections nur durch andere Impulsantworten verändern, das sind die Peaks am Anfang der Impulsantwort, die aus der Hallfahne rauspieksen.)


    In der DAW würde ich folgendermaßen arbeiten: Du legst dir 2 Auxkanäle an (heißt das so?), auf einen(I) legst du nen(probiers erstmal mit den Platehalls) Hall mit hohem Predelay, auf den anderen einen Room ohnen Predelay(II). Die Hall Plug-Ins setzt du auf 100% wet, d.h. kein Direktanteil. Dann legst du sends von jedem Kanal, an dem du Hall haben möchtest, zu dem entsprechenden Auxkanal. Jetzt kannst du über die Sendlautstärke den Anteil des Halls steuern.
    Signale die im Vordergrund sein sollen, kriegen jetzt also ein bisschen Hall(I), die anderen Signale, denen ein bisschen Raumklang gut tun würde, kriegen Hall(II).
    Wichtig: nicht übertreiben mit dem Hall, immer nur ganz dezent, so das man es eig gar nicht hört. Es sei denn man will wieder in die 80 Jahre.


    Viel Spaß beim rumprobieren

  • Zitat

    Taugt das was? Gibts da was besseres für umme?

    im freeware bereich gibts momentan nichts besseres.
    ich habe das vergnügen gehabt mit dem original zu arbeiten, ebenso mit einem hardware 480L und einem 960L. für eine absolut natürlich raumnachbildung, wichtig z.B. im klassischen bereich, überzeugen hardwaregeräte letztlich doch noch im detail. grade bei besonders kleinen räumen, da hier die algorithmen unglaublich komplex sind. für alles im pop, rock und metalbereich kannst du ruhigen gewissens auf die impulse zurückgreifen. die sind extrem gut!
    versuch mal eine der plates auf der snare leise zuzumischen. das ganze dann mit nem mittelgroßen raum kombiniert.
    klar klingen paar samples aus der mitgelieferten altiverb library vielleicht noch nen tacken feiner und detaillierter, deiner frage nach zu urteilen kann dich bei richtiger bedienung der bricasti aber wirklich weit bringen.
    der tipp meines vorgängers, per auxsends anzusteuern ist doch nen guter anfang zum ausprobieren :)

  • hey!
    Schonmal vielen Dank für die ganzen Antworten. Ich mach das eigentlich im moment so, dass ich mir für die unterschiedlichen halltypen einzelne effektkanäle anlege und die per send auf die jeweiligen gruppen route. sprich alle Cleanen Gitarren kommen in die Gruppe Gitarre Clean und da fahr ich dann über Send den Hall dazu.


    Vielleicht mag ja jemand noch ein zwei dinge zu ein paar konkreten fragen sagen:


    1. Muss/Sollte man die Reverb Time/Length bei diesen Faltungshall-Geräten nicht anrühren oder kann man da dran drehen? Ich habe das Gefühl in dem Moment wo ich die Länge kürzer mache schneidet das plug in einfach ab, was sehr unnatürlich klingt. Sprich: Ist die Reverb Time durch die Impulsantwort eigtl. fest vorgegeben?


    2. Gibt es bestimmte Frequenzen die man generell aus dem Hall rausdrehen sollte? Ich habe das jetzt mal im tiefen bereich gemacht, um tiefes dröhnen zu vermeiden


    3. Ist es sinnvoll für gitarren, tom, snare, etc. jeweils hallräume zu bauen oder macht man lieber einen einzigen gesamtraum für den mix auf dem master out und vielleicht noch einen kleinen für snare oder so?


    beste grüße und vielen dank für eure geduld schonmal.


    ach ja, für interessierte: hier das sir-plugin (VST) und nochmal der Link zu den Impulsantworten bei Gearslutz


    ich werd vielleicht gleich mal einen schnipsel mix hochladen...mal gucken was sich jetzt so biegen lässt. ein 5.1 terratec system ist zum mischen sicher auch nicht die beste alternative

  • zu 1. wenn du in SIR die Reverb Time verkürzt, erhältst du das, was man auch gated reverb nennt. Das hallsignal wird einfach abgeschnitten. Mit Stretch und envelope kannst du vlt was machen weiß aber nicht wies klingt. Primär ist die Reverb Time also von deinem geladenen Impuls abhängig, ja.


    zu2. tiefe Frequenzen sind erstmal ganz gut, um sie aus dem Hall rauszuhalten. Auch zischende Höhen kann man rausnehmen wenn sie stören. Wobei bei einem langsamen Song ein bisschen Hall auf der Bassdrum bspw. fett rüberkommen kann.


    zu3. ich arbeite meistens mit 4 Hallauxwegen. 2 plates, jeweils für snare und gesang, sowie 2 verschieden große rooms. Wobei natürlich die Snare sowie der Gesang auch room Hall abbekommen dürfen. Ich würd nicht mit zu vielen verschieden Hallräumen arbeiten, sonst passt mMn nicht mehr alles zusammen, die gewünschte Räumlichkeit wird übertrieben und wirkt unnatürlich. Aber wie immer: gut ist was gefällt.

  • ich hab jetzt hier mal einen mix gemacht. Ich würde mich über jegliche kommentare bezüglich mix, eq, kompressor, grobe fehler und grausamkeiten und natürlich insbesondere der räume/hall geschichten freuen. Der Gesang am anfang ist nicht besonders gut und war ein kurzer testschnipsel, es sind sicherlich auch nicht alle sachen ganz tight, darum solls jetzt hier aber erstmal primär nicht gehen. zum abhören musste leider mein stinknormales 5.1 system sowie wohnzimmer und autoanlage reichen, daher sicher nicht optimal.


    Kurz zur Übersicht:


    Auf der Snare hab ich einen Plate Hall aus dem Bricasti Set, SnarePlateB, Tiefe und Hohe Frequenzen (Bis 100 Hz, ab 6 kHz) mit dem EQ abgesenkt und Klingelfrequenz in der Snare (700 Hz) noch etwas rausgedreht


    Dann noch einen Raumhall Center Room. auch lowcut bis 100 Hz und mit flacher flanke absenkung ab 6-7kHz. Raumhall auf alle gruppen zugemischt, unterschiedlich stark.


    http://soundcloud.com/restlesswtal/lost-the-moment_premix

  • Die Gitarre am Anfang finde ich sehr schön (auch den Raum) - im Stück ist sie dann aber zu laut und sollte vom Panning etwas mehr raus aus der Mitte, weil sie sonst dem Sänger "seinen" Raum klaut. Die Solo-Git könnte ein Delay vertragen...


    Bei den Drums fehlt mir Druck und Direktheit - das geht im Moment alles sehr im Hintergrund verloren - hast Du bei den Overheads im Mittenbereich sehr ausgerümpelt? Es klingt HIFI-mässig - soll heissen: es fehlen mir Mitten bei den Drums und es fehlt auch ein Raum für die Drums.

  • hey, vielen dank schonmal für das feedback, damit kann man ja schonmal ne ganze menge anfangen.
    die oh's hab ich eigtl. garnicht ausgedünnt, zumindest nicht im mittenbereich. mal sehen was sich da noch machen lässt. delay auf der solo gitarre werde ich auch mal ausprobieren.


    hat sonst noch jemand ein paar sinnvolle tipps oder no go's entdeckt, die einem beim ersten durchhören spontan auffallen würden oder stören?
    Ein paar Recordingexperten schwirren hier ja doch noch rum ;)

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