Wie spielt man live mit Click?

  • Ich benutze in meiner aktuelle Band den Click optisch. Live wie auch beim Proben.
    Der Grund dafür liegt nicht daran, dass ich das Tempo nicht halten kann oder wir komplexe Samples benutzen.
    Es geht in erster Linie um Anfänge aber auch darum die ganze Bande zu zügeln. Wir haben Nummer zwischen 120 und 160 bpm, es wäre also fatal das Tempo einer 160bpm Nummer mit in die Ballade zu ziehen oder umgekehrt. Gerade live zieht der ein oder andere Saitenspieler gern im Tempo an, um dem entgegen zu wirken ist der Click, gerade optisch, recht hilfreich. Das geht im übrigen ohne zu schleppen oder merklich zu bremsen oder die ganze Zeit das Metronom anzugaffen. Welche Stelle in Songs sich zum "alle einfangen" anbietet ohne aufzufallen, findet man am besten beim Proben raus


    Im Ohr benutze ich den Click nur ganz leise, oftmals ungünstig bei vielen Bühnenmonitorsituationen. Deshalb spiele ich "fast" nur nach optischen Click.
    Bevor ich mit Click auf die Bühne gehen würde, würde ich das spielen damit üben. Wenn man den Click nicht zu 100% beherrscht kann das einen raus bringen und daneben gehen.

    Zum Thema Groove. Genau damit einige Songs ihren Groove behalten nutze ich das Metro.. Viele Songs grooven einfach nicht wenn man 2-3 bpm neben dem für den Song passendem Tempo liegt.
    Ich verbringe Stunden mit der Band um das optimale Tempo für jede Nummer zu finden.


    Wenn man den Cick nutzt empfehle ich generell ihn nicht zu ernst zu nehmen, es sein denn man muss den Schlag genau bei 1:20 haben. Es klingt leblos wenn der Click dominiert.
    Click ist generell nichts schlechtes aber man muss üben, wie alles andere. Mit der Zeit verinnerlicht man die Songgeschwindigkeiten und alles geht von selbst - dann ist der Click nur noch zur Not da.

    "Muha, online shoppen bis der Zwegat kommt!"

  • Wir spielen bei uns immer mit Click - den allerdings nur ich im Ohr habe. Die anderen sagen, sie brauchen das nicht und ihnen würde das Schlagzeug zur Orientierung reichen. Ich sage, ich fühle mich mit Click sicherer und wohler - weil ich das jetzt jahrelang so gewohnt bin.


    Ergo: Gewohnheits- und Präferenzensache. Mit Click ist man sicher unflexibler, dafür kommt man bei kleineren geistigen und motorischen Aussetzern schnell wieder ins Tempo rein (oder gar nicht erst raus).

  • Da sind für den Anfänger ja schon ein paar riskante und verwirrende Meinungen dabei. hier mal meine 5 cent:


    Eine Band einzufangen oder zu bremsen ist sicher manchmal nötig - komischerweise bedarf das einiger Erfahrung im Umgang mit dem Klick - wer diese Erfahrung hat, dürfte das Klick aber zu diesem Zwecke eigentlich nicht mehr benötigen. Andernfalls ist das Risiko, dass - gerade bei schnelleren Stücken - die "Eins" verloren geht: Sich da wieder auf die richtige zu einigen, kann daneben gehen - wenn nur der Drummer das optische Klick hat, ist's am risikolosesten.


    Aus meiner Sicht gibt es für Klick auf der Bühne nur eine Rechtfertigung: mitlaufende Loops oder Playbacks. Bei diesen ist das richtige Tempo die "conditio sine qua non".


    Wer Schwankungen vermeiden will, kann aber auch mit Klick noch seine blauen Wunder erleben - einmal vom Klick weggeschwankt (weil zu leise, dropout in der Leitung oder whatsoever...) und schon fangen die "Schwankungen" erst richtig an, auffällig zu werden - es gibt nix übleres, als innerhalb eines Taktes wieder runterzubremsen - das fällt dem Laien intuitiv auf - da bleibt jedes Tanzbein stehen!


    Grundsätzlich kann man mit Klick sehr wohl gut grooven - manche brauchen diesen "Tropf" sogar dazu... Jedenfalls ist es nur dann möglich, wenn der Rest der Band auch ein gutes Timing mitbringt - groove besteht zum großen Teil auch aus der richtigen "Verzahnung" der Rhythmusgruppe. Wenn der Basser immer davonläuft und der Drummer groovt wie de Sau, klingt es trotzdem Banane.


    Es gibt ein interesantes Interview mit Curt Cress in einer älteren Ausgabe vom "Sticks". Er erklärt, dass diese Suche nach Klick-"timing" (oder was die Leute darunter verstehen) von ausländischen Produzenten immer als "die deutsche Krankheit" entlarvt wurde. Er selber habe das nur mitgemacht, weil man das so von ihm verlangt hatte... 8)

  • Ich habe angefangen mit Click zu proben und auch live zu spielen nachdem ich ein Interview mit Michael Dorge gelesen habe.
    Aus mehreren Gründen spielt er mit Click:


    1. Er sieht (s)eine Rolle/Aufgabe als Drummer innerhalb einer Band darin, die Band im "richtigen" Tempo in einen Song hinein zu bringen und dieses Tempo (sofern das Arrangement keine Änderungen vorsieht) auch mehr oder weniger konstant durchzuhalten und der Band dadurch die Basis zu geben.
    2. Der Click ist jeden Abend gleich schnell. Adrenalin, Alkohol oder sonstige Pegel/Emotionen der Musiker schwanken. Ein Song wird dann gerne mal zu schnell oder auch zu langsam gespielt. Ein Click gibt der Band die Sicherheit den Song so zu spielen wie sie es gerne hätte. Was natürlich bedeutet, dass Bands
    die genau diese Schwankungen gerne "nutzen" eben auch auf einen Click verzichten können/sollen/müssen.
    3. Dorge hat aus seinen "ohne-Click-Zeiten" die Tendenz ausgemacht alle Songs tempotechnisch näher aneinander (in Richtung 110-120 BPM) zu rücken. Sehr langsame Songs (zb 70 BPM) werden dann über die Gigs später zu 80 BPM Songs und Up-Tempo-Nummern mit 190 BPM spielt man am Ende vielleicht sogar nur noch mit 175 BPM.
    Die "Unterschiede" zwischen den Songs gehen zunehmend zurück. Es wirkt eben anders, wenn ich die schnellen Songs auch wirklich schnell spiele und die langsamen Balladen auch wirklich langsam performe. Ketzerische gesagt: Am Ende spiel ich Tanzmucke mit 115 BPM und jeder kann tanzen.


    Es gibt sicherlich Genres, Songs, Musiker, Trommler, Tänzer etc. die eben ohne Click sehr gut zu recht kommen oder sogar mit Konzepten arbeiten/ auf Konzepten basieren, die gar keinen Click erlauben oder wo ganz bewusst drauf verzichtet wird.
    Es gibt aus meiner Sicht hier nicht die eine richtige Antwort/Wahrheit. Es kommt mal wieder drauf an.


    Ich persönlich spiele einige Songs komplett mit Click, einige komplett ohne und bei einigen nutze ich den Click nur zum Einzählen. Je nachdem was ich denke was dem Song am besten tut.


    my 2 cents...

  • Moin!


    Die Entscheidung, mit oder ohne Metronom zu spielen hängt für mich ganz stark von der Musik ab.


    Wenn ich einen Jazz- oder Songwriter-Gig spiele, dann möchte ich mich in die Musik fallen lassen, interagieren und nicht einem Metronom hörig sein - übrigens auch, wenn ich solche Musik aufnehme!


    Bei Pop/Rock-Konzerten (z.B. Coverjobs) ist ein Metronom m. E. wichtig, da diese Musik andere Parameter erfordert und viele Stücke in einem festen Tempo einfach am besten "funktionieren" (...und glaubt mir, es gibt nichts schlimmeres als ein schleppendes "Black Velvet" oder ein gehetztes "Hold the line" ;-))


    Keep it up.
    Flow

  • Den Klick sollte man nicht verteufeln, es kommt auf persönliche Präferenzen an und für Menschen wie mich ist der Gold wert. Allerdings nur wenn ich ihn höre. Mit dem Blinklicht kann ich absolut NICHTS anfangen. Zur Klicklautstärke: Mein Metronom bringt nicht so viel Output das es mir das Gehör wegblasen könnte, gleichzeitig dämpfen meine alten Sony in ear Kopfhörer gerade genug das mir die Peaks der Snare und Becken aufnehmen. Fange ich an den Klick deutlicher war zu nehmen, weis ich das ich daneben bin. Ob das dann korrigiert wird, kommt auf die Stelle im Lied an. Durch das hörbare klicken habe ich zumindest eine Geschwindigkeitsvorgabe und werde nicht langsamer. Ich kann auch mit laufendem (leisem) Klick unabhängig von diesem spielen allerdings mit Einschränkungen. Für mich der ausschliesslich mit schnellen 4/4 zu tun hat ist das Metronom angenehm, aber nicht zwingend Timing vorgebend.


    Mit Klick spielen zu können sollte aber für jeden ernsthaften Schlagzeuger möglich sein. Ob man es mag oder nicht.

    :!: Schlagzeug Lieber Bettelstudent als ohne dw!


    Suche Band, oder Musiker im "Studentenmilieu" die gern und viel auftreten und 'nen Drummer suchen, Proberaum vorhanden. Wenn ihr jemanden (in Dresden) kennt der mich gebrauchen könnte, dann lasst es mich bitte wissen. Ideal wäre eine Kombo die dem Gitarrenrock im Stile von Refused oder The (International) Noise Conspiracy frönt.

  • Super Beitrag! Den könnte man als Standard-Kommentar in jeden Live-Click-Thread posten, und dann is Ruhe... Mir persönlich gefällt natürlich die Curt-Cress-Geschichte am besten... :D


    Mit Klick spielen zu können sollte aber für jeden ernsthaften Schlagzeuger möglich sein. Ob man es mag oder nicht.

    Das ist natürlich wahr, aber genauso wahr ist die Aussage, wenn man "mit" durch "ohne" ersetzt. Von Loops und Playbacks mal abgesehen besteht aus meiner Sicht der Sinn des intensiven Trainings mit dem Metronom darin, ein so gutes Timing zu bekommen, dass ich den Click live eben nicht mehr brauche. Als Drummer bin ich dann der Click für die Band.


    .

    Einmal editiert, zuletzt von crudpats ()

  • Weil hier einige meinen, sie verstehen nicht, warum man mit Klick spielen soll hier meine Ausführung.


    Bei unserer Band (Rammsteincover) würde es gar nicht ohne klick gehen, da wir keinen Keyboarder haben und somit das ganze Arrangement samplemäßig abspielen und da nicht immer ein Loop ect vorhanden ist muss das Arrangement trotzdem weiterlaufen.


    ABER


    Als ich angefangen hab mit Klick zu spielen tat ich mir am Anfang sehr sehr schwer. Hatte kein InEar sondern nur ne Monitorbox. Das Problem daran liegt, das man Anfangs versucht wirklich mit dem Klick zu spielen und auf den Klick zu hören. Ein perfekter Klick-Spieler hört den Klick eben nicht, da er genau auf dem Klick sitzt. Das kann, wenn man soweit ist, etwas zu Verwirrung sorgen, da man die Befürchtung hat, das vielleicht der Klick zu leise ist.
    Man kann das bisserl mit Autofahren vergleichen. Ein Neuling konzentriert sich absolut aufs Autofahren (Alphafahrer) wobei ein Routenierter nebenbei noch Telefonieren (ob legal oder nicht ;)), Autoradio bedienen ect kann.
    Das selbe gilt für den Klick-Spieler. Wenn man dann so gefestigt ist, das man nicht mehr "direkt" auf den Klick hört, kann man sich dann auf das konzentrieren, was man hinter dem Schlagzeug macht und ich kann euch nur sagen, das ist fantastisch, da man absolut sattelfest wird. Studioaufnahmen werden so für ein Drummer zum Kinderspiel (Klickmäßig).


    Interessant ist auch bei unserer Rammsteincover Band gibt es einen Song wo ich vergessen hatte im Arrangement den Klick zu aktivieren (Klick kommt vom Ableton Live in einen Kopfhörerverstärker und dann ins meine Ultimate Ear InEar-Monitor).
    Der Sample starte, alles super. Wir ziehen den Song durch ohne das ich bemerkt habe, das der Klick eigendlich fehlt, da ich mir dachte, ich spiel exakt auf Klick. Ein Erfolgserlebnis für den Drummer :).


    Fazit: Klick spielen zahlt sich aus, wenn man es kann. Nur der Weg dorthin ist halt net so einfach und Bedarf sehr viel Ehrgeiz.


    Hoffe ich konnte bisserl helfen


    Dimmun

    Steve Miller: Ich hab es nicht gelesen.
    scarlet_fade: Nein, du hast es nicht gelesen, du hast es geschrieben...


    Mein Zeugs

  • Als ich noch aktiv in mehreren Metalbands gespielt habe, habe ich live eigentlich immer mit Click gespielt. Ganz einfach weil da viele Songparts am Limit dessen komponiert waren, was uns damals spielerisch möglich war (DB auf 214 + Gitarrensolo usw)
    Da funkt dir live das Adrenalin dazwischen und du willst schneller anfangen, schon geht dir die Kondition aus oder der Gitarrist kommt mit den Fingern nicht hinterher. Mit meiner Rockband lasse ichs live auch weg aber auch weil mich das ganze Gespiele mit Click sehr timingsicher gemacht hat, ist also wirklich zu empfehlen. Hier also die kostengünstige Variante:
    Metronom an Hihat befestigen (Geht mit Rhythmwatch o.Ä. plus Adapter den man kaufen kann), Inear Kopfhörer rein (Nicht mal die superteuren, welche die man für mp3-Player kaufen kann reichen) und dann noch isolierende Kopfhörer drüber damit dir Live nicht die Ohren platzen. Musst halt in dem Fall Preis und Optik abwägen, mir hats nichts ausgemacht mit den dicken Mickeymäusen auf den Ohren, andere findens blöd. Is Geschmackssache.

  • 2. Der Click ist jeden Abend gleich schnell. Adrenalin, Alkohol oder sonstige Pegel/Emotionen der Musiker schwanken. Ein Song wird dann gerne mal zu schnell oder auch zu langsam gespielt. Ein Click gibt der Band die Sicherheit den Song so zu spielen wie sie es gerne hätte. Was natürlich bedeutet, dass Bands
    die genau diese Schwankungen gerne "nutzen" eben auch auf einen Click verzichten können/sollen/müssen.

    Das war der Aspekt, den ich vorhin noch hinschreiben wollte - aber dann musste ich meinen Sohnemann in den Kindergarten fahren ;)


    Auch hier: keine zwingende Logik: natürlich kann man Sicherheit und Spiel ohne Schwankungen auch ohne Klick erzeugen - wenn man's kann.


    Es gibt aber eine so große Vielfalt an Spielsituationen, dass sich allgemeine Aussagen hier - wie immer - verbieten.


    Meine Erfahrung z.B. mit vielen Gala-/Party-/Cover-Bands ist, dass im Proberaum über den letzten Gig genörgelt wurde, weil das eine oder andere Lied im (angeblich) falschen Tempo eingezählt wurde. Also gut, man notiert sich dann eben das korrekte Tempo und zählt es live nach Metronomvorgabe ein - und alle gucken böse. Warum? Weil ihr Adrenalinpegel das Stück auf diesem Tempo unbequem findet, z.B. zu langsam. Das Ergebnis ist, dass ein Gitarrist eine einfache Rhythmuslinie hackig und holpernd spielt, weil er es gerne schneller hätte - es groovt nicht, und man kann es als Drummer nur noch retten, indem man eben auch anzieht. In vielen Bands, in denen ich z.B. als Telefonmusiker aushelfe, lasse ich auch bewußt die anderen einzählen, weil ich die Stücke garnicht, oder nur aus dem Radio kenne :whistling: Da hilft es, sich erstmal ein paar Takte durchzumogeln, bis man erkennt "Ach! Das war dieses...." Leider erlebe ich gerade dann häufig, dass die Stücke in völlig falschen Tempi eingezählt werden.(Selbst in diesen Fällen erntet man als Drummer Beschwerden - das ist das Los des Timekeepers - daher die Verantwortung besser nur im Notfall deligieren)

    Songparts am Limit dessen komponiert waren, was uns damals spielerisch möglich war

    Das passt hier genau rein: mit Adrenalin ist die Leistungsfähigkeit oft höher - es gehen viele Dinge schneller - sie klingen dann aber oft nicht besser - und Kondition ist wieder ein anderes Thema - das spricht aber weniger für Klick "an sich" sondern besagt nur, dass man Songs im richtigen Tempo spielen sollte.


    Zitat von »Pressroll«
    Mit Klick spielen zu können sollte aber für jeden ernsthaften Schlagzeuger möglich sein. Ob man es mag oder nicht.


    Das ist natürlich wahr, aber genauso wahr ist die Aussage, wenn man "mit" durch "ohne" ersetzt.

    Sign! :thumbup:

  • Ich spiele im Proberaum seit vielen Jahren nun schon mit Click (manchmal natürlich auch ohne).


    In einer meiner früheren Bands habe ich bei den Proben immer als einziger mit Click gespielt. Meine Musiker haben sich tempomäßig ausschliesslich an mir orientiert (oder am Alkoholpegel). Je nach Stimmung funzte das anfangs mal mehr mal weniger gut. Nach monatelangem Üben im Proberaum zum Click lief es eigentlich recht rund. Bei unserem ersten Konzert habe ich auch mit Click spielen wollen und bin nach wenigen Takten des ersten Liedes am Adrenalin und an meinen Mitmusikern (und wohl auch an mir selbst) gescheitert -> meine Kollegen sind mir jedenfalls gnadenlos davongezogen. Beim zweiten Lied habe ich das Metronom 5bpm schneller gemacht -> ohne Erfolg, meine Band hat tempomäßig gemacht was sie wollte. Den Rest des Konzertes habe ich ohne Click gespielt, alle weiteren Gigs ebenfalls.


    In meiner neuen Band hat die Mehrheit bei den Proben seit Anbeginn einen Click im Ohr. Kürzlich haben meine Bandkollegen (mich ausgeschlossen) einmal testweise auf den Click verzichtet. Das Resultat war eine Achterbahnfahrt.


    Mein Fazit: Sofern nicht alle meine Bandkollegen beim Gig mit Click spielen wollen, würde ich definitv aus Mangel an Erfahrung darauf verzichten. Selbst mit viel Erfahrung ist es wohl situationsabhängig, ob es mit Click funktioniert oder nicht. Ohne Metronomerfahrung würde ich vollends davon abraten beim Konzert mit Metronom zu spielen.

  • Also bei den Proben habe ich bisher immer nur mit Click (Korg MA-30) eingezählt und dann ab und zu mal raufgeguckt (war gemutet). Hat auch gut geklappt.


    Aber ich habe die Sorge, dass ich mein Mini-Click auf der Bühne nicht richtig sehen kann.

  • In meiner alten Pop-Rock-Band haben wir mit Click gespielt. Grund dafür, waren endlose Diskussionen über das richtige Tempo. Massgebend dafür verantwortlich war die inflationär
    gebrauchte Ansicht, dass der Drummer allein für das richtige Timing verantwortlich ist. Ich muss gestehen, dass ich vor dem Kauf eines Metronoms, noch nie mit einem solchen Gerät
    geübt, und darum ein miserables Timing hatte. Allerdings war dies bei den "Mitmusikern" auch der Fall. Wir haben seither bei Proben und Konzerten immer das Click eingesetzt, wobei alle
    ausser der Bassist, (Sänger/Rhythmusgitarrist, Leadgitarrist, Keyboarder und ich) dieses benutzt haben. Die Diskussionen waren auf jeden Fall im Nu verstummt, weil 1. ich gemerkt habe,
    dass ich mehr und gezielter üben musste und 2. dies für alle anderen auch der Fall war, da ihr Timing nicht besser war als meins.


    Ich muss sagen, im Grossen und Ganzen hat das ganz gut geklapptt. Allerdings habe ich auch das Gefühl, dass das zusammenSPIEL unter dem Einsatz des Clicks geleidet hat.
    Seit dem Ausstieg aus dieser Band, geniesse ich es darum sehr, ohne Click zu trommeln. Es haben sich mir neue Spielräume im Dynamikbereich eröffnet. Mit Click kann man nicht einfach
    so, einen abrupten Tempowechsel innerhalb eines Songs vornehmen. Ich mag es sehr, wenn man hört, dass eine Band miteinander kommuniziert und das Tempo gedrosselt oder angezogen wird.
    Das ist meines Erachtens ein wesentlicher Teil des Musikmachens.


    Ein weiterer Negativpunkt ist, dass ich es als sehr Mühsam empfunden habe, diesen Technikkram an Konzerten aufzubauen, zumal ich wenig Erfahrung in diesen Dingen habe.
    Nachdem ich endlich das Schlagzeug aufgestellt hatte, musste ich noch den Verstärker anschliessen, Clickpegel anpassen, Ersatzkabel bereitstellen e.t.c. Man verspielt sich ausserdem
    viel Kredit bei den Mischern, wenn man endlos lange über das richtige Verhältnis zwischen Click und Monitorlevel diskutiert. Und Stress mit den Mischern ist nie gut.


    Dazu kommt, dass mehr Glieder in der Kette, die Fehleranfälligkeit erhöhen. Dies ist vor Allem dann der Fall, wenn man als Schlagzeuger den Clicktrack
    für die Mitmusiker verwaltet. Fliessende Songübergänge zu spielen sind ebenfalls Mühsam, da man schnell noch das nächste programmierte Songtempo anwählen muss.
    Wackelkontakte, plötzliche Tempoveränderungen (wenn sich das Click wie eine verkratzte CD anhört) und falsch programmierte Tempi können den Spass arg verderben
    und Band, sowie Publikum sehr irritieren.


    Darum meine Devise, lass den Schnickschnack weg und übe (deine Mitmusiker auch) mehr allein zum Click.
    Falls du es trotzdem machen willst, habe ich mit der Tama Rhythm Watch, No Name Kopfhörern (kleine Stöpsel) und einem Fischer Amp (muss aber nicht sein) gut Erfahrungen gemacht.


    Meinen einzigen Auslandgig habe ich in Berlin mit MP3-Clicktracks auf dem Handy gespielt. Sieht blöd aus, ist sehr unpraktisch, was die Funktionalität betrifft und man ist sich nie sicher, ob
    man bei allfälligen Telefonaten, den Rufton hören kann. :huh: Die Begeisterung über unsere Darbietung, hielt sich beim Publikum auf jeden Fall in Grenzen. ;)
    Du siehst, die Diskussion über das richtige Tempo kann schnell zum Wahn werden und sonderbare Blüten tragen. Eine schlechte Band bleibt auch mit Clicktrack Scheisse.
    Das hat mich meine Erfahrung gelehrt.

  • Der Gitarrist, der Drummer, der Bassist, der Keyboarder, ... die sind alle für das Tempo verantwortlich. Ganz genau. Du meinst ja nicht, dass der Schlagzeuger die alleinige Aufgabe hat? Nee, glaube ich nicht. ;) Hoffe ich nicht...


    Natürlich ist nicht nur allein der Schlagzeuger fürs Tempo verantwortlich. Aber meines Erachtens hat diese Aufgabe für den Schlagzeuger höhere Priorität, als für alle anderen in der Band.


    Wenn ich halbwegs gescheite Musiker hab, die auch mal ein bisschen für sich zu Hause üben und denen ein Metronom nicht ganz fremd ist, dann seh ich da kein Problem. Immerhin festigt sich ja auch das Zusammenspiel der Band mit jeder Probe und mit jedem Gig. Acht ich dann von anfang an noch darauf entsprechend mit Click zu spielen, wird das mit der Zeit schön tight und wird auch auf jeden Fall grooven.


    lg
    Nils

    {brigens> Ein Kezboard/Treiber ist v;llig [berfl[ssig! :D

  • Ich möchte meine Antwort noch Ergänzen.


    Ich spiele zwar in der Rammsteincover deshalb mit Click, weil sich es bei dieser Musikrichtung (gerade im Cover bereich) wunderbar anbietet. Mit der 2ten Band, wo ausschließlich nur eigene Songs geschrieben werden, wird das Ganze dann ohne Click gemacht. Das gute an der Sache ist, das mit Anfang der 2ten Band ich schon so gut in der Time war (durch das jahrelange Rammsteincover-Click Spiel ;)) das ich natürlich in der 2ten Band absolut davon profitiert dh selbst wenn man in keiner Cover Band spielt, wo man den Click so wunderbar einsetzen kann, kann ich nur den Rat weitergeben trotz allem wenigstens für sich alleine mal ne Rammstein oder sonstigen simplen geradlinigen Song herzunehmen und diesen mit Click üben. Es zahlt sich sicherlich aus.



    dimmun

    Steve Miller: Ich hab es nicht gelesen.
    scarlet_fade: Nein, du hast es nicht gelesen, du hast es geschrieben...


    Mein Zeugs

  • Hallo,


    was man braucht: Metronom, Kopfhörer, Können, Erfahrung.


    Bei meinen Versuchen meinte die Kritik, dass ich das mit dem Click live lassen sollte. Lieber ein bisschen Dynamik im Tempo als gar keine Dynamik.


    Grüße
    Jürgen

  • Ich bin auch jemand, der Temposchwankungen durchaus nicht gleich schlimm findet - Musik hat ja auch was mit "lebendig sein" zu tun.
    Klick benutze ich trotzdem:
    1. optisch zum Einzählen (hilft, das Songtempo zu finden - auch und gerade bei Coverbands)
    2. akustisch, wenn er denn durchklicken muss (beim Nutzen von elektronischer Unterstützung oder Halbplayback)
    3. gar nicht, wenn die band timingsicher ist und super zusammenspielt (das erreicht man durch viiiieeel Zusammenspielen ;o)))


    Dabei hilft die Tama Rhythm Watch oder ein Kabel vom Keyboard/Sequenzer in meinen Monitor-Mischer.


    Lernen kann man das Klick-Spieln durch viiieeel Üben, damit spielen und wenn man den Klick kaum noch wahrnimmt, dann hat man ihn in sein Spiel integriert, bzw. verinnerlicht.

    “If you end up with a boring miserable life because you listened to your mom, your dad, your teacher, your priest, or some guy on television telling you how to do your shit, then you deserve it.”
    Frank Zappa (1940-1993)

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