DIY: Nieten ins Ridebecken

  • Hallo,


    ich habe die Osterfeiertage genutzt, um einige meiner Rides mit Nieten zu versehen. Da ich dazu schon einige SMs bekommen habe, habe ich den Prozess dokumentiert. Ich bin über Ostern bei meinen Eltern und in Papas Garage gibt es alles, was man sich an Werkzeug nur vorstellen kann :)



    Ausgangspunkt:
    Man braucht Nieten und ein Becken. Ich nehme sehr gerne Messingnieten, z.B. die von Bosphorus oder Istanbul Agop. Leider hab ich noch in keinem Baumarkt diese Art "Splintnieten" gefunden.


    Nieten fügen dem Ridesound eine Dimension hinzu, und man sollte sich vorher überlegen, zu welchen Becken das passt oder auch nicht. Versuche mit einer Badezimmerstöpselkette oder aufgeklebten Münzen können da recht schnell helfen. Letztendlich bleibt es aber Geschmacksache. Ich mag es, eher trockene Rides mit Nieten zu versehen. Hier, ist es ein 22er Bosphorus Turk Thin, welches ich vor kurzem von chris_beam erworben habe.



    Schritt 1 - Überlegen
    Man sollte sich vorher überlegen, welche Anordnung von Nieten man gerne hätte. Typische Muster sind Cluster von mehreren Nieten an der gleichen Stelle oder eine Streuung der Nieten im größeren Abstand. Das läßt sich vorher mit aufgeklebten Nieten/Münzen recht gut ausprobieren. Hier hab ich mich für eine breite Streuung entschieden.



    Schritt 2 - Positionsbestimmung
    Man sollte die Nieten so positionieren, dass sie nachher beim Spielen nicht stören, d.h. im Normalfall sollten sich die Nieten gegenüber der regulären Spielfläche befinden. Da ein (handgehämmertes) Becken meist keine uniforme Gewichtsverteilung hat wird es sich immer in einer gewissen Ausrichtung auf dem Beckenständer positionieren. Balanciert man das Becken auf einem Finger, so erkennt man schon, welcher Bereich am Becken am schwersten ist und sich nach unten dreht. Auf einem Beckenständer kann man dies dann nochmal verifizieren und den Bereich gegenüber grob markieren.





    Ich mag es, wenn die Nieten zwischen "11 Uhr und 3 Uhr" liegen, d.h mit einer Tendenz nach rechts.



    Schritt 3 - Bohrlöcher anzeichnen
    Nieten, die weiter am Rand sitzen, haben einen stärkeren Effekt, da die Kante stärker vibriert als der mittlere Bereich eines Beckens. Auch hier sollte man vorher etwas experimentieren. Ich habe mich hier für eine Position nahe an der Kante entschieden. Zu beachten ist, dass a) man mindestens 2.5 cm Abstand von der Kante einhält und b) mehrere Nieten nie im gleichen Abstand von der Kante eingebracht werden sollten, um keine Spannungslinie zu erzeugen.





    Schritt 4 - Ankörnen
    Die Bohrposition ankörnen, auf eine feste Unterlage achten. Am besten geht das zu zweit, einer hält ( und fotografiert :) ), der andere (Papa) körnt.




    Schritt 5 - Bohren
    Normale Nieten erfordern ein 4mm Bohrloch. Beim Bohren darauf achten, dass der Bohrer richtig scharf ist. Es empfiehlt sich auch, mit ca. 2mm vorzubohren. Ich nutze auch immer Bohrmilch zur Kühlung, damit die Reibungshitze keinen negativen Effekt auf die Spannung im Metall hat. Nach dem Bohren sollte man entgraten. Auch dieser Schritt geht zu zweit besser.




    Schritt 6 - Nieten einsetzen
    DIe Nieten einsetzen und die Splinte im 90 Grad Winkel umbiegen. Am einfachsten geht das, in dem man einen großen Schraubenzieher auf die Niete legt und mit einem Hammer sanft drauf haut. Mit einer Zange lassen sich die gebogenen Splinte dann etwas begradigen.




    Hier sieht man, wie ein Splint schon begradigt wurde und der andere noch nicht.




    Schritt 7 - Fertig
    Das war es schon. Eigentlich keine große Sache, wenn man ein paar Kleinigkeiten beachtet. Man sollte auch nicht viele Löcher auf einmal bohren, sondern nach jeder Niete das Becken anspielen, um zu sehen, wie viele Nieten man benötigt, um den gewünschten Sound zu erhalten. Nieten machen neben dem Sizzle-Effekt den Sound auch etwas trockener, da die Niete etwas dämpft. Mein 22er Bos Turk klingt mit 4 Nieten jetzt so, wie es mir gefällt :)






    Ergebnis - Soundfiles


    Leider hab ich vorerst nur ein schlechtes Video, aufgenommen mit einer Laptop-Kamera. Dabei gehen die schönen warmen Untertöne verloren, die auf dem "vorher" MP3 vorhanden sind. Aber es reicht, um einen Eindruck zu bekommen:


    Vorher: MP3 von Cymbalsonly.com
    Nachher: Video




    Viel Spaß beim Nachmachen!


    Enzi

  • Super! Sehr schön dokumentiert und veranschaulicht.
    Weiter so.
    Aja, das Becken sieht ja zum Auffressen aus. Sehr schönes Gerät. Und jetzt spreche ich sicher im Namen aller Mitleser : Wir wollen Soundfiles :)

    Die Wahrheit gleicht einem nassen Handtuch. Dir selbst nützt sie nichts, aber du kannst sie jemand anderem um den Kopf schlagen.

  • auch noch eine kleine Anmerkung von mir, wenn man nicht über eine ballige Auflage verfügt, dann ist es sicherer von unten anzuzeichnen und zu körnen, natürlich dann auch von dieser Seite bohren.


    ...für diese Arbeiten ist auch nicht verkehrt, noch über eine dritte oder vierte Hand zu verfügen - das garantiert, daß beim Körnen nix hohl liegt und verbogen/verdellt werden könnte.


    An den Bohrungen beidseitig ganz leicht von Hand den Grat nehmen, ist zwar keine Garantie, daß es nicht zum Riß kommt, aber eine gute Voraussetzung für verminderte Kerbwirkung.



    Edit:
    Punkte 2+3 hat Enzi schon beschrieben, ich habs überlesen - sorry.

    ..."meine" Musik: Jazz (Big Band bis Free), brasil. Musik, Avantgarde, hin+wieder Klassik ->am Drumset, an den Percussions, am Schlagwerk

  • ...Werde mich allerdings eher nicht trauen ein Becken zu "verbessern", egal ob mit Nieten ...


    ist wirklich kein Problem, wenn man weiß, was man macht...
    Aber ich habe auch zuerst mit einem alten Zyn probiert, bevor ich mir ein Paiste-Dixie und eines meiner alten Aveden vorgenommen habe.

    ..."meine" Musik: Jazz (Big Band bis Free), brasil. Musik, Avantgarde, hin+wieder Klassik ->am Drumset, an den Percussions, am Schlagwerk

  • pfein!
    ähnelt schon fast ner doktorarbeit...
    super ergebniss, die nieten verhalten sich schön dienlich und dominieren nicht den gesammt sound :!:
    ...wobei ich ja auf den sound von stöcker mit kleinem kopf stehe...

  • Enzi, danke für die Anregung. Danke dafür.
    Ich hab hier noch ein "Ride" rumliegen, das werde ich mal bei dem Ride dezent ausprobieren.
    Viel verlieren kann man bei dem Teil überhaupt nicht. ;)

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