Moin! Kurze Vorgeschichte: Ich habe über 10 Jahre pausiert und erst neulich wieder angefangen zu spielen. Neben dem Akustikset habe ich auch mein altes E-Drum-Setup wieder rausgesucht und aufgebaut: Ein alter Simmons ADT (Drum-To-MIDI-Konverter) in Verbindung mit einem Hardware-Sampler aus den 90ern. Ich habe recht bald angefangen, mich mit aktuellen E-Drums zu beschäftigen. In die Auswahl kamen zunächst Roland, DDrum und die verlockende Alternative, zeitgemäß mit einem Software-Sampler auf dem PC zu arbeiten.
Neben realistisch spielbaren Sounds war für mich das Thema Latenz enorm wichtig. Und da es kaum handfeste Vergleiche gibt, habe ich ein paar Vergleichsmessungen angestellt.
Die Roland-Module TD-12 und TD-20 kamen für mich eigentlich schon recht früh nicht mehr in Frage, da ich von den Sounds, speziell den Toms-Sounds, im Gegensatz zum DDrum 4, sehr enttäuscht war (10 Jahre später immer noch machine guns?). Dennoch habe ich eine Gelegenheit gefunden, ein Roland TD-12 in den Vergleich mit einzubeziehen.
Zunächst wurden DDrum 4 und TD-12 direkt angespielt. Danach hat sich jedes Modul jeweils selbst über MIDI angespielt (MIDI Out → MIDI In). Und zum Schluss hat das DDrum 4 das TD-12 über MIDI an-getriggert und umgekehrt. Ich war auch neugierig, wie sich der alte Simmons ADT in Bezug auf die Trigger-Geschwindigkeit schlägt.
Der PC wurde mit dem DDrum 4 und dem Simmons ADT angesteuert. Als Software kam BFD2 zum Einsatz. Das angeschlossene Audio-Interface ist ein Terratec Phase X24 mit Firewire. Bei dem PC handelt es sich um einen Laptop mit Core2Duo CPU 2.53GHz, 4GB DDR3 RAM, SSD Festplatte und Windows XP Pro.
Hier nun die Ergebnisse.
Der Test hat mir gezeigt, dass das DDrum 4 mit 2.4ms verdammt flink ist. Das TD-12, das knapp 10 Jahre später auf den Markt gekommen ist, fällt mit knapp 4ms schon etwas ab. Bemerkenswert finde ich, dass das TD-12 direkt angespielt nicht schneller ist, als ein DDrum 4, das sich selbst über den Umweg MIDI anspielt.
Der ca. 20 Jahre alte Simmons ADT braucht als reine MIDI Maschine über eine Millisekunde länger als das DDrum 4, ist aber immer noch eine Millisekunde schneller als das aktuelle Roland TD-12. Das hat mich wirklich verwundert. Denn der Simmons ADT ist kein stupides Interface, dass sich etwa Geschwindigkeit erkauft, in dem es eine rudimentäre und veraltete Triggersignalauswertung durchführt. Der ADT sampled die Hüllkurven der Triggersignale („Learn-Funktion“), um Crosstalkprobleme so in den Griff zu bekommen. Die dabei automatisch ermittelte Scan-Time lag bei 2ms, die auch in den Einstellungen des TD-12 zu finden war. Von daher war es für mich schon sehr verwunderlich, dass das TD-12 hier langsamer ist, als der alte Simmons ADT.
In erster Linie hat der Test mich allerdings von dem Antriggern eines Drum-Software-Samplers abgehalten. Hier frage ich mich, wo der PC denn soviel Zeit vertrödelt?
Beispiel: DDrum 4 braucht knapp 4ms, wenn es sich selbst über den Umweg MIDI ansteuert. Wenn das DDrum 4 dagegen den PC über MIDI anspielt, wächst die Latenz von 4ms auf 12ms. Das sind 8ms mehr! Der Puffer des Audio-Interface (Terratec Phase X24) war auf 88 Samples eingestellt und der interne Puffer von BFD auf 32 Samples. Das sind 120 Samples @44.1kHz und somit etwa 2,7ms. Wenn man die 2,7ms auf die 4ms addiert, die das DDrum 4 braucht, wenn es sich selbst über MIDI ansteuert, dann bleiben dort immer noch 5,3ms auf der Strecke. Nur wo? Ist die Hardware- und Betriebssystemstruktur eines PCs, bzw. Macs überhaupt für latenzarmes Triggern geeignet? Denn 12ms sind schon eine sehr unschöne Hausnummer. Und die 12ms sind in Verbindung mit dem flinken DDrum 4 als Trigger-Interface. Wenn man das TD-12 nehmen würde, käme man schon auf über 14ms! Man könnte das Phase X24 durch ein RME Fireface ersetzen, aber auch dann gewinnt man nicht mal 2ms. Wie man es dreht und wendet, eine PC-Lösung braucht scheinbar immer über 10ms. Ein enormer Unterschied zu den 2.4ms des DDrum 4. Und auch ein TD-12 ist mit knapp 4ms wesentlich schneller als jeder PC.
Zuvor hatte ich gedacht dass MIDI der Flaschenhals sein könnte. Pro MIDI Note werden glaube ich etwas über 4 Bytes übertragen. Das macht bei der Schnittstellengeschwindigkeit von MIDI (31,25 kBaud) etwas über 1ms pro Note, wenn ich mich nicht irre. Wenn man sich anguckt, wie viel Zeit der PC vertrödelt, wirkt MIDI schon fast zügig dagegen
Es wurden übrigens für jede Konfiguration mehrere Messungen vorgenommen und der Durchschnitt gebildet. Es waren geringfügige Schwankungen in allen Konstellationen vorhanden, die sich allerdings sehr konstant und stabil dargestellt haben.
Viele Grüsse.