Ich brauche dringend den Rat von ein paar Profis

  • Zunächst an die Truppe hier im Forum. Ich habe ganz großen Respekt vor den meisten Schlagzeugern hier. Der Professionelligkeitsgrad ist schon enorm. Besonders gefällt mir, dass die jüngeren sich mit Techniken auseinander setzen, die das Schlagzeugspiel in den letzten Jahren enorm nach vorne gebracht und interessant gemacht hat. Es ist mir eine Freude, meinen Rat auch und gerade bei den jüngeren Trommlern ein zu holen. Aber nicht nur Die, sondern meine Bitte richtet sich auch an die Lehrer und älteren Semester hier.


    Kurz zur Ausgangssituation. Ich bin im fortgeschrittenen Alter, 50 um genauer zu sein. Ich habe mit 6 Jahren angefangen zu trommeln. Indianertrommel, Kinderschlagzeug mit Papierfellen, Kinderschlagzeug mit Plastikfellen, mit 12 eine Tama-Snare von meinem Vater erbettelt und die Nachbarn zur Verzweiflung gebracht.


    Die typische 70er Jahre Schlagzeugerkarriere: Mit 14 bekam ich ein Sonor-Set (ich meine es hieß Sonic o.Ä. Silber Sparkle ),damit im Jugendheim mit einem Gitarristen und Bassisten psychodellic -im warsten Sinne des Wortes- und leichte Coverversionen von damals üblich Glamrock Bands, sowie die üblichen 178 Minütigen HeyJoeWildThing Sessions, gespielt. Gelernt habe ich nie. Ich habe mich hingesetzt und gespielt und es lief, sogar sehr gut (besonders die Sessions).


    Schlagzeugnoten habe ich tatsächlich damals schon gesehen, behandelten aber vorwiegend Schlager der 50er Jahre und sahen lustig aus. Rudiment habe ich erst viel später gehört, war ein Spitzname von einem Kollegen.


    Nach vier Jahren: Hochzeit, kleine Wohnung, Schlagzeug verkauft, Kind (Nein es war nicht der Grund) und immer wenn der Blues kam, an das Gefühl der Stöcke in den Händen, gedacht.


    2003 dann endlich mit einem E-Drum eine Firmenband gegründet. Das ging voll daneben. Ich nenne es mal: Musikalische Kommunikationsdefizite.


    Ich bin der Meinung, dass ein Schlagzeug einen immer verfolgt. So eine Art Fluch. Als Neuanfang und Erinnerungen kommen wieder hoch. Ich war und bin ein gnadenloser LZ Fan. Ich kann mich erinnern, wie ich damals versucht habe Black Dog zu spielen. Ich und nicht nur ich, wie von anderen Schlagzeugern damals erfuhr, haben ihn verflucht den Bonham den John Bonzo Bonham, (ich weiß der Name wird nicht mehr allzu gerne gehört). Ich habe wirklich, ernsthaft geglaubt er spielt die Snare auf der 1 und 3 und den Bass irgendwo dazwischen. Genau so erging es mir mit The Ocean (kennt das noch jemand?). Ich habe es zum verrecken nicht hin gekriegt. Radar Love hat mich ähnlich geärgert wie, darf ich es schreiben?, Ballrooooom Blitz.


    Nun mit dem Alter kommt der Altersstarrsinn. Puh, jetzt kommt Ihr: Mit dem Alter wird man nicht dümmer im günstigsten Fall klüger und intellektueller. Jedoch leiden andere Fähigkeiten schon spürbar. Glaubt ihr, dass es möglich ist einen gewissen Standard -besonders die von mir angesprochen Liedchen- noch zu erreichen? Oder muss ich mich den den Rest meines Lebens mit schnöden Blues, sturen 4teln und 8teln begnügen. Ich denke ihr wisst, was ich meine. Bitte eine ehrliche Meinung.


    Danke, dass ihr euch die Zeit genommen habt, meinen Gehirnerguss zu lesen!

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  • Glaubt ihr, dass es möglich ist einen gewissen Standard -besonders die von mir angesprochen Liedchen- noch zu erreichen?


    Von mir gibt es dafür ein klares Ja, du bist ja kein kpl. Neueinsteiger, wenn du dich hinsetzt, Zeit in sinnvolles Üben investierst wird das auch etwas bringen. Ich bin ja im gleichen Alter, habe sicherlich mehr Routine als du, kann aber deshalb auch nicht alles. Üben hilft - nur ein DB-Monster werde ich nicht mehr, da habe ich mich mit abgefunden ;)

  • Ja, ich denke man kann auch noch mit 50 einiges erreichen. Ich habe auch erst mit über 40 wieder angefangen und war früher kompletter Autodidakt ohne Plan. Ich habe mir einen guten Lehrer genommen, habe jetzt seit knapp 2 1/2 Jahren Unterricht und bin besser als je zuvor. Ich denke um einen Lernbeschleuniger (Lehrer) wird man in gehobeneren Altersstufen nicht drumherum komen. Man hat sich so viel Quatsch angeeignet, ist weniger aufnahme- und umsetzungsfähig als ein jüngerer Drummer, so dass man jemanden braucht, der einen sagt, worauf zu achten ist.
    Ich spiele seit einem 3/4 Jahr in einer Prog-Metal-Band, die fürchterlich kompliziertes Zeug machen wollen. Am Anfang dachte ich, dass ich es nie lernen werde schöne Odd-Grooves sauber zu overriden und auch grooven zu lassen. Mittlerweile geht das ganz gut. (Quod erat demonstandum)
    OK, mit fast 44 bin ich natürlich im Verleich auch noch recht jung .... :D

  • Hallo Akkue !


    Ich habe Deine Zeilen mit Genuss gelesen! Mir geht es in vielen Bereichen genauso wie Dir! Eine langjährige Basis ist vorhanden, aber irgendwie kommt man nicht wirklich weiter! Ja, die tasächliche Lernfähigkeit hat mit dem Alter drastisch abgenommen.


    Wie ich damit umgehe? Ich übe mit Augenmaß und ich baue auf das auf auf was ich kann und habe! Ich weiß, dass ich bestimmte Techniken nicht mehr erlernen werde! Darum konzentriere ich mich auf das was ich kann und versuche es zu verbessern oder zu perfektionieren.


    Meine Bands sind zufrieden mit mir! Ich noch nicht und so wird es bleiben :D


    <>< Daniel


    Edit: Du hast nach dem Rat von Profis gefragt. Dann hätte ich gar nicht scheiben dürfen!

  • Glaubt ihr, dass es möglich ist einen gewissen Standard -besonders die von mir angesprochen Liedchen- noch zu erreichen?


    Klar, warum nicht? Hängt doch nur von Deinem Eifer ab :thumbup:. Auch ich tat mich als Wiedereinsteiger mit 42 schwer, und trotzdem habe ich mich rangewagt an Themen, die ich selbst mit 18 nicht gut spielen konnte. Aber ich habe auch gar nicht die Ansprüche, damit Karriere zu machen. Dem Spaß tut es aber keinen Abbruch. ;)


    Nur warum Du hier ausdrücklich den Rat von Drummer-Profis suchst, verstehe ich nicht so ganz. Gerade ältere Wiedereinsteiger oder Hobby-Drummer müssten sich doch in Deine Situation reinversetzen können. Oder gilt für Dich schon jemand als Profi, der saubere 16tel mit den Füßen spielt...?? ;)

  • Auf jeden Fall!
    Einer meiner Schüler ist sogar schon 57 und der trommelt mittlerweile sehr ordentlich in seiner Band, mit der er auch zuweilen auftritt.
    Wenn man Spass an etwas hat, ist es nie zu spät ;)
    Also Stöcke raus und üben! ^^

  • Ich bin zwar kein Profi, antworte trotzdem.


    Ich hab auch erst mit 37 richtig Schlagzeuglernen begonnen. Richtig heißt für mich mit Lehrer, das tun was er sagt, und regelmäßig das Üben was er mir aufträgt. Natürlich spiele ich auch immer wieder einfach so umher (Solieren :D :rolleyes: ), spiel zu Songs und Playalongs, mit meiner Band (aber selten und mit nur einem Auftritt pro Jahr), oder fetzt mit meinem Freund und Gitarristen einfach nur rum.


    Als Teenager wäre nie eine Schlagzeuger aus mir geworden (bin ich auch heute noch nicht, aber auf dem Wege dahin =) ), da es mir an so wichtigen Dingen wie Disziplin, Übungseifer, Zuhören, Durchhaltevermögen usw. zum Lernen gefehlt hat.Heute hab ich diese Eigenschaften (mehr oder weniger) und merke meine Fortschritte wenn ich brav übe, auch bin ich viel Selbstkritischer, und ich weis was ich kann und was nicht. Die meisten Teenager, denen ich so beim öffentlichen Üben in Musikgeschäften zuhören darf, überschätzen sich alle komplett und total.
    (Hiermit fordere ich ein Doublebassverbot für alle, die nicht mindestens 5 Jahre unter Aufsicht DB gelernt haben!! X( )Wäre bei mir in dem Alter genauso gewesen. Heute bin ich ein bißchen klüger =) , zumindest was die Eigenwahrnehmung/Können betrifft.


    Also gilt für Alte das gleiche wie für Junge: Lehrer nehmen, zu Hören, üben und die 3 D´s: Disziplin, Disziplin, Disziplin!! :)



    Viel Spaß und Mut! Ach ja, den Spaß nicht vergessen!



    stiegl

    Denk mal nach!


    Und, heute schon geübt? =)





    Meins

  • Mit dem Alter wird man nicht dümmer


    .......... mit zunehmendem Alter werde ich mir exakt dieser scheinbar unumstößlichen Tatsache zunehmends unsicherer ...... aber vielleicht ist das ja bereits die Altersweisheit :-). Sagen wir es so: Der Vorteil der Jugend: Die Gelegenheiten, Scheiße zu bauen, sind einfach noch nicht so reichhaltig und bereits temporär etwas begrenzter.


    Zum Thema: Hau rein. Wenn Du Lust hast hast, mach es. Körperlich ist man mit 50 zwar schon etwas über den Jordan, aber zum Drummen reichts. Es kommt immer drauf an, wie ernsthaft man es etwas betreibt und welche Mühe man bereit sist, in etwas zu investieren. Ich seh da keine Probleme, den nötigen Biss vorausgesetzt. Fang einfach an und sieh zu, wie weit dich deine Faszination und Begeisterung trägt.


    Aber was auch stimmt: wenn man sich derartige Fragen stellt, ist man vielleicht bereits etwas auf dem absteigenden Ast. Wer etwas will, macht einfach ohne sich Fragen zu stellen, ob es Sinn macht (auch wiederum ein Vorteil der Jugend). Ich jedenfalls bin froh, dass ich in meinen jüngeren Jahren so verrückt war, die ganzen Stunden zu investieren, wenn ich es heute nochmal machen müsste, um mir verscheidene Dinge beizubringen, ich muss gestehen, ich könnte Sinn für diesen Irrsinn heute nicht mehr aufbringen, nicht umringt von den ganzen sonstigen Forderungen des Tages.


    See

    "Pommes/currywurst hat einfach seine eigenen Gesetze."
    (c) by frint / 2008


    "Es macht so viel Spaß, ein Mann zu sein, das können sich Frauen gar nicht
    vorstellen!" (c) by Lippe / 2006

  • Wenn Du nicht allzuweit weg wohnst, komm`doch einfach vorbei, dann bring`ich Dir " Black Dog" und " The Ocean" bei, schenke Dir Playalongs ( ohne Drums) für diese Lieder und noch anderen nützlichen LZ- Krimskrams. Umsonst, kostet nix! Ich finde, Altersstarrsinn muss unterstützt werden! Wir können uns dann auch stundenlang über den Drummer unterhalten, dessen Namen nicht mehr gerne gehört wird, und mal kucken, was der so für Sets gespielt hat....Du bist herzlich willkommen, wie gesagt, auch wenn Du nix im Laden kaufst.

  • Zitat

    Du bist herzlich willkommen, wie gesagt, auch wenn Du nix im Laden kaufst.


    Wie lange habe ich sowas in unserer Republik schon nicht mehr gehört. Post of the month!
    Prima und nachahmenswert!


  • Wie lange habe ich sowas in unserer Republik schon nicht mehr gehört. Post of the month!
    Prima und nachahmenswert!


    Gemach: Er hat ihn schließlich noch nicht spielen gehört ^^

    "Pommes/currywurst hat einfach seine eigenen Gesetze."
    (c) by frint / 2008


    "Es macht so viel Spaß, ein Mann zu sein, das können sich Frauen gar nicht
    vorstellen!" (c) by Lippe / 2006

  • verdingst

    "Pommes/currywurst hat einfach seine eigenen Gesetze."
    (c) by frint / 2008


    "Es macht so viel Spaß, ein Mann zu sein, das können sich Frauen gar nicht
    vorstellen!" (c) by Lippe / 2006

  • Ich bin weder Profi noch sonderlich alt, aber finde deine Einstellung, werter Akkue, ULTRAKLASSE.
    Wenn du Lust drauf hast, dann solltest du das unbedingt machen - bevor es (vorsicht, nicht zu fatalistisch sehen!) irgendwann zu spät ist.
    :thumbup:

  • Schöne Aussage - m.E sollte man sich seber nicht so unter Druck setzen und das bringen müssen was die ganzen "pros" heute so vorlegen, wichtig ist es selber Spaß´daran zu haben was man macht, seinen eignen Stil zu haben und die Sachen lernen die man will .


    Respekt übrigens zu deinen DIY - Berichten - ich les die immer wieder gerne

  • *** gähn ***
    Du glaubst doch nicht im Ernst, daß Du allein bist, oder? ;)
    Der Graf hat's auch auf den Punkt gebracht. :thumbup:


    Siehe auch hier (Vorsicht, "Eigenreklame" von mir):
    R.a.l.f. und seine zwei Vintage Royal STAR Schlagzeuge


    Natürlich spielst Du heute anders als früher. Besser? Schlechter? Anders!
    Ballroom Blitz und Radar Love gehörten auch zu meinen Übungszielen (inkl. Befriedigung,
    es hinbekommen zu haben). Noten von beiden kann ich Dir schicken.


    Ich hoffe, "es" läßt Dich nicht wieder los!


    Gruß - R.


    PS: bin auch kein Profi.

  • Ich bin auch Wiedereinsteiger. in der Jugend 2-3 Jahre recht planlos herumgetrommelt, vor zwei Jahren mit 45 wieder eingestiegen. Und ich war überrascht, wieviel da noch geht (solange man nicht blasten möchte).
    Eine interessante Erfahrung für mich war es auch zu merken, wieviel Lerndisziplin man noch aufbringen kann. Und damit kommen auch wieder die Fortschritte.
    Auch war es sehr sinnvoll einen Lehrer dabeizunehmen, das beschleunigt den Prozess doch ein wenig. Mit ein wenig Glück findest Du eine Band, in der Du Dich austoben kannst...


    Also das gleiche Votum wie das der Vorposter, da geht immer noch was, reinhauen und Spaß haben. :thumbup:

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