Leise Snare trotz Powerplay?

  • ausgekoppelt aus: Adoro Custom Drums News



    Hi Stefan,


    diesen Thread und Deine Website hab ich mir mal durchgelesen, und trotzdem kann ich mir immer noch nicht vorstellen, dass kleinere Kessel leiser klingen. Dass eine entsprechend gefertigte Trommel auch leise gespielt noch voll und schön klingt - logisch. Aber dass sich mein Problem einer im Vergleich zum restlichen Set zu lauten Snare-Drum durch kleinere Maße lösen ließe, liest sich zu schön, um wahr zu sein. Daher nun eine Schilderung meines Problems:


    Zur Zeit spiele ich eine Mapex Black Panther 12x7 Ahorn-Snare. Also auch nicht gerade ein Goliath, mit einer dazu noch eher dünnen Kesselwand. Da ich Rimshots mit einigermaßen viel Schmackes spiele und sehr dicke Stöcke benutze (ProMark DC3S), sticht aber die Lautstärke der Snare zu sehr aus dem Gesamtkontext der ganzen Band heraus. Eine kleine Verbesserung habe ich durch den Wechsel von Ambassador- auf ein Emperor-X-Schlagfell erreicht, aber meine Kleine Trommel ist unter hiesigen Tontechnikern immer noch als "Snare des Todes" bekannt. Der Klang ist tatsächlich großartig, nur eben zu laut.


    Die restlichen Trommeln klingen passend zur Musik, wenn ich sie voll anschlage, daher möchte ich nicht generell leiser spielen (abgesehen davon, dass es mir dann keinen Spaß mehr machen würde). Auch das Feeling - und vor allem der Tom-Sound - der Marching-Sticks haben es mir sehr angetan; wenn ich zwischendurch mal ein Paar 2B in die Hand nehme, fühlt sich das an wie Essstäbchen. Entsprechend glücklich wäre ich also, wenn es eine Snare gäbe, die fortissimo angeschlagen nur forte klingt. Dass der geringere Durchmesser aber dazu taugen soll, einen solchen Effekt herbeizuführen, erstaunt mich angesichts meiner eigenen Erfahrungen nun sehr. Weshalb sollte eine 12x6er von Adoro also viel leiser sein als eine 12x7er von Mapex? Gibt es eine Lösung für mein Problem?


    An all die wohlmeinenden Kollegen, die mich nun davon überzeugen möchten, meine Spielweise zu ändern oder doch andere Stöcke zu nehmen: Wenn das eine Option für mich wäre, hätte ich es längst gemacht. Ich spiele nur aus einem einzigen Grund Schlagzeug, und zwar weil ich Spaß haben möchte. Für meine physische Art zu spielen bekomme ich ab und an auch Komplimente von Zuhörern, die sich dadurch unterhalten fühlen. Da ich weder technisch versiert noch sonstwie raffiniert spielen kann, könnte ich den Leuten außer einem ordentlichen Wumms auch gar nichts anderes bieten. Ich bin auch nicht so gut, dass ich die gleiche Power bei weniger Körpereinsatz rüberbringen könnte. Ich brauche also wirklich eine leise Snare.


    .

  • hi Crudpats...


    hehe.. also, das "leise" Wunderschlagzeug habe ich leider nicht. Gestern hab ich gerade den Beweis dafür gehört, denn ein Laie hatte auf dem sonst sehr leisen Set so eingedroschen, dass ein großer Teil des Publikums -teils wegen dem Lärm, teils wegen dem schlechten Spiel- gingen....


    Ich muss etwas weiter ausholen, um zu erklären, was ich (anders) mache:


    bis Ende der 50er Jahre war das Schlagzeug mit Abstand das lauteste Instrument in der Band, durch die Amplifikation aber gelang es in Zugzwang, und damit wurde es dann immer weiter auf Lautstärke getrimmt, damit man sich gegen lärmende Amps im Proberaum und auf der Festivalbühne durchsetzen kann.
    Was wir nun anders machen, ist, dass wir die Instrumente eben nicht mehr auf Lautstärke trimmen, sondern auf Klang. Ziel ist: schon bei leisem Spiel soll das Instrument schnell und sauber intonieren. Dadurch wird es ideal zum Spielen mit Besen, Rods, aber auch mit Sticks hat man einen sehr angenehmen Klang schon bei geringer Lautstärke. Das Schlagzeug ist also nicht einfach magisch leiser, sondern es klingt, leise gespielt, eben hervorragend.


    Wodurch das Schlagzeug so leise spielbar wird, sind viele Faktoren. Je mehr Luft bewegt wird, umso träger wird das Instrument, daher bevorzuge ich kleine und flache Kesselmaße bei den Toms. Weitere Faktoren: Kesselstärke, Gratungen, Stimmung.


    Zu deiner konkreten Frage nun: natürlich kann man eine 12er Snare unheimlich knallen lassen. Wer so dicke Sticks wie du spielt, hat dafür die besten Voraussetzungen... Generell gilt aber folgende physikalische Gesetzmäßigkeit:


    1. Bei selben Schalldruck: Hohe Frequenzen setzen sich besser durch als tiefe
    2. auf den gleichen Ton gestimmt, ist ein größeres Instrument lauter (mehr Schalldruck) als ein kleineres


    Beides einleuchtend. Jeder weiss, das kleine Instrumente (Splashes, Schellenkranz) sich sehr gut durchsetzen. Allerdings, platt mit dem Dezibelmeter gemessen, sind diese Instrumente sehr viel leiser als weniger durchsetzungsstarke, größere Instrumente. Das kann man sich zu Nutze machen. Also, kleine Instrumente bauen, die aber nicht höher klingen, sondern eben so, wie die großen. Dann gilt ja wieder: kleiner = weniger Schalldruck.


    Noch ein Einschub: Lautstärke und Schalldruck sind NICHT das selbe. Lautstärke ist eine sehr subjektive Sache. So kann ein Geräusch, welches wir als Angenehm empfinden, wesentlich lauter sein, bis wir es als zu laut empfinden als ein unangenehmes Geräusch.


    Bei unseren 12er Snares nun kombiniere ich das Wissen. Durch den dünnen und tieferen Kessel hat sie einen tiefen Grundton, vergleichbar mit einer 14er. Sauber gearbeitete Gratungen und Snarebed ermöglichen eine entsprechend tiefe Stimmung. Ein gut arbeitendes Snarebed und exzelente Snarewires sorgen ausserdem für eine sensible Ansprache, beste Vorraussetzung für ein leises Snarespiel.


    tja... und nun das große Aber... natürlich sind dem ganzen physikaische Grenzen gesetzt. Ob so eine Snare dann wirklich leiser ist oder nicht, das habe ich festgestellt, wird sehr oft sehr subjektiv beurteilt. Das Thema ist sicher kontrovers, ich gebe dabei aber auch zu bedenken, dass ja auch der Raum, die Spielweise und das subjektive Empfinden das Wahrnehmen beeinflusst. Dazu kommt, dass viele Zeitgenossen nicht gerade nuonciert hören, das ist sehr frustrierend.. ich bin als Drummer, Produzent und Tontechniker tätig gewesen und habe durch meine ca. 20jährige Recording-Erfahrung ein relativ geschultes Ohr, was mir nicht immer bewusst ist. Jeder erfahrene Drummer, der schon mal einen Schlagzeuganfänger beim Schlagzeugkauf beraten hat, wird nachvollziehen können, wie schmerzlich wenig Unterschied so ein Novize zwischen einem Einsteigerset und einem highend-Set hört. Und da Lautstärke eben eine subjektive größe ist, kann man dem Thema nur bedingt mit einem Dezibelmeter auf den Leib rücken.


    Du merkst... ich winde mich ein wenig. Ich kann ein Instrument bauen, welches leise spielbar ist und im Set gut ballanciert ist. Wenn das Instrument dabei noch sehr ausgewogen klingt, wird das zusätzlich als angenehm, also weniger laut, empfunden. Ich hab es mal zusammengefasst mit dem Satz: ein akustisches Schlagzeug mit den Klang eines abgenommenen, ausgewogenen Drumsets. Ob es dann tatsächlich leiser ist, hängt am Ende aber damit zusammen, wie es gestimmt ist (Tonhöhe) und wie es gespielt wird.


    Also: wer bisher laut spielt, weil das Instrument sonst nicht sauber und voll klingt, spielt mit einem Set aus der Worship serie sicher wesentlich Leiser. Wer sich vom Klang aber nicht in der Spielweise beeinflussen lässt, wird nur nuoncen leiser sein.... da die Instrumente aber auch sehr gut klingen, ist das nicht ganz so schlimm :)

    Einmal editiert, zuletzt von madmarian ()

  • @crudpats


    Vielleicht hilft ja auch eine größere Snare, eher tief gestimmt, obertongedämpft und nicht aus Metall. Die werden wohl eher als nicht so laut wahr genommen. Ob Dir das Spaß macht ist natürlich eine andere Sache.


    P.S. Ich hätte natürlich als Mitmusiker oder Tonmensch auch keinen Bock mit einem Trommler zu arbeiten, der auf Teufel komm raus immer nur reinhauen kann. (Ich habe den roten Text gelesen)

  • Zitat

    Vielleicht hilft ja auch eine größere Snare, eher tief gestimmt, obertongedämpft und nicht aus Metall. Die werden wohl eher als nicht so laut wahr genommen.


    zwei doofe, ein gedanke.


    frequenz ist das stichwort.

    Satellite of Love

  • @crudpats


    Vielleicht hilft ja auch eine größere Snare, eher tief gestimmt, obertongedämpft und nicht aus Metall. Die werden wohl eher als nicht so laut wahr genommen. Ob Dir das Spaß macht ist natürlich eine andere Sache.


    P.S. Ich hätte natürlich als Mitmusiker oder Tonmensch auch keinen Bock mit einem Trommler zu arbeiten, der auf Teufel komm raus immer nur reinhauen kann. (Ich habe den roten Text gelesen)

    zwei doofe, ein gedanke.


    frequenz ist das stichwort.


    3 doofe. :D
    ich würde bei solch einer vorgabe ausserdem zu einem möglichst dünnen kessel tendieren (keller 6ply: ~4,5mm wanddicke, keller 8ply: ~6mm wanddicke).
    kessel dünn -> wird leichter zum schwingen angeregt -> kann mehr schlagenergie aufnehmen -> weniger output.

  • Ich kann mich den Vorrednern nur anschliessen...Tuning ist das schlüsselwort. Ich selbst bevorzuge eher tiefe Tunings...laut ist es trotzdem...meine Mitmusiker empfinden das aber als wesentlich angenehmer.
    Der ander punkt ist flexibilität, dh. benutz leichtere Stöcke!!! Ich kann verstehen das man mit einem bestimmten Stockmodell verheiratet ist aber man ist ja nicht allein in der band und im endeffekt kommt es auf den Gesamtsound an. Du würdest es ja auch nicht auf dauer tolerieren wenn euer Gitarrist seinen 100 W Röhrenamp auf 10 spielt weil "nur" dann der amp den Sound seiner träume hat oder???
    Da das Schlagzeug ein akustisches Instrument ist gibt es natürlich nicht die Möglichkeit ein fettes Rockdrumming in Jazzbesenlautstärke abzuliefern, aber durch eine überlegte Stockwahl,tuning und die dementsprechende Fellkombination kann man den Gesamtpegel doch um einiges erträglicher machen.
    Ein weiterer Punkt ist die Raumakustik da es Räume gibt die lauter klingen als andere (Dämmung etc.). Man muss halt den gesunden Mittelweg finden. :thumbup:

  • Noch ein kleiner Tipp zum leiser Spielen, gerade als Heavy Hitter: Die Snare ein wenig zu sich kippen. Je grader (parallel zum Boden) die Snare ist, und je besser man dadurch einen Rimshot spielen kann desto lauter sind die Dinger!


    Zumindest ist mein subjektives Empfinden so, aber immerhin hat das bei allen Snares (egal welchem Durchmessers oder Materials) den gleichen Effekt bemerkt...!?

    Wehret den Anfängen: keine Macht dem Jazz!

  • Noch ein kleiner Tipp zum leiser Spielen, gerade als Heavy Hitter: Die Snare ein wenig zu sich kippen. Je grader (parallel zum Boden) die Snare ist, und je besser man dadurch einen Rimshot spielen kann desto lauter sind die Dinger!


    Zumindest ist mein subjektives Empfinden so, aber immerhin hat das bei allen Snares (egal welchem Durchmessers oder Materials) den gleichen Effekt bemerkt...!?


    Da kommt es aber doch eher auf den Unterschied "Hinterm Kit / Vor dem Kit" an, glaub ich.


    Bin selber auch gerade dabei mein Setup flacher zu gestalten und ich denk mir auch jedesmal dass die Schnarre lauter geworden ist. Bandkollegen und zuhörer behaupten was Anderes. Allerdings sind die Rimshots (ungewollt ;) ) um einiges mehr geworden weil ich noch ned ganz an den Winkel gewohnt bin, und die sind bei mir natürlich um einiges lauter als ein normaler Schlag auf die Schnarre...



    Grüße
    Funkbrother

  • Vielleicht hilft ja auch eine größere Snare, eher tief gestimmt, obertongedämpft und nicht aus Metall.


    Das passt aber nicht zu dem, was der Stefan geschrieben hat...


    Zitat

    P.S. Ich hätte natürlich als Mitmusiker oder Tonmensch auch keinen Bock mit einem Trommler zu arbeiten, der auf Teufel komm raus immer nur reinhauen kann. (Ich habe den roten Text gelesen)


    Klar: So, wie ich das beschrieben habe, klingt es schon arg beschränkt und grenzwertig. Ich versuche aber gar nicht, auf Teufel komm raus laut zu spielen. Es ist vielmehr so, dass ich geübt habe, mit entspannten Bewegungsabläufen viel Power aus dem Instrument zu holen - so, wie man das eigentlich machen soll, oder? Wenn ich mir andere Trommler, und zwar nicht nur aus dem Rock-Bereich, angucke, dann sehe ich bei denen das gleiche. Nur spielen die prominenten Kollegen in Venues, wo das egal ist. Sobald der Sound hauptsächlich aus der PA kommt, gibt es schließlich kein Problem mehr.


    Mit leichteren Stöcken wäre ich zwar insgesamt leiser, aber das Missverhältnis zwischen Snare und den anderen Trommeln bliebe erhalten, wenn es nicht gar schlimmer wäre. Die Marching-Sticks spiele ich wegen des satten und auch lauten Tom-Sounds; auf der Snare klingen sie sogar etwas dumpfer und damit subjektiv angenehmer als dünnere Sticks (siehe Stefan zum Thema Lautstärke/Schalldruck). Dennis Chambers hat mal in auf ner Messe in Frankfurt eindrucksvoll demonstriert, dass dünne Sticks bei Rimshots genauso laut sind wie richtig fette.


    Stefan:
    Ganz herzlichen Dank, dass Du Dir so viel Mühe gemacht hast, meine Frage derart ausführlich zu beantworten! Jetzt bin ich doch wieder um einiges schlauer und habe eine Grundlage, auf der ich ein paar Experimente machen kann. Gibt es denn in der Gegend Köln/Ruhrgebiet Läden, in denen man Deine Trommeln testen kann?


    .

  • hi Crud, so derbe gesellen wie du... und ein Adoro? hmm :-))


    Momentan gibt es die Sets nur über den Custom Drum Shop, in Köln und Umgebung habe ich aber einige Kunden. Z.B. Crisis hier aus dem Forum. Vielleicht lässt der dich mal eine Runde drehen, ist ein ganz netter. Wenn es weitere Geschäfte gibt, werde ich die online unter "Händler" aufführen (den menüpunkt gibt es dann..) Und nun genug davon, solche Anfragen gehören eigentlich per PM gestellt.

  • hey, wollte mal eben was zu den sticks sagen (nich hauen, erst lesen!)



    wenn du dünnere sitcks nimmst, die aber nen dicken tip haben, und da tennis-schläger griff band drum machst, fühlt sich das an wie ein dicker stick. aber da du mit denen nicht mehr mit so viel masse haust, müsste es leiser werden...glaub ich jedenfalls. tennisschlägerband kostet ca. 5 euro, bei mir hat eine packung für 5 Paar zildjian 5B sticks gereicht. ich denke das wäre bei dir nicht anders, außerd du nimmst zwei lagen.



    cheers!

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