Fatale DRUMTUNING- bzw. EQUIPMENTFEHLER die man leicht vermeiden kann und sollte!

  • Mitunter gibt es Fehler, gar haarsträubende Fehler die uns erfahreneren unmöglich erscheinen, die aber doch gemacht werden. Gerade bei den Rookies oder ganz jungen. Bis man diese Fehler selbst vor Augen hat, klopft man im Gepräch oder am Telefon oft die einem selbst viel logischer erscheinenden Fehlerquellen ab und gibt mitunter Ferndiagnosen die womöglich völlig falsch sind...


    Analog dem Arzt, der auf die telefonische Patienten-Anfrage "ich glaube ich habe eine Magendarmgrippe, ich muß dauernd würgen und der Bauch tut sehr weh" stilles Wasser zum Ausgleich des Flüssigkeitsverlusts empfiehlt, nicht ahnend das jener Patient vorher in suizidal-Stimmung 300 Stahlnägel gefressen hat, das aber (die wesentliche Info) leider nicht erwähnte.


    In loser Reihenfolge hier ein paar No-No´s die in Sachen Drumsound, Falschanwendung von Drumequipment, suboptimaler Drumaufbau etc. recht fatale Konsequenzen haben können. Diese Rubrik gehört mitnichten zu (Sch)lachzeug, da es hier keinesfalls darum geht, sich über andere lustig zu machen. Sondern darzustellen, welche Fehler menschlich sind, wenn man noch nicht so viele Jahre dabei ist... und das auch wir erfahreneren manchmal erklärungstechnisch vorbeischrammen. Weil für uns die Rookie-Phase schon so (nahezu unerinnerbar) weit zurückliegt. Und doch haben wir mit Sicherheit ähnliche Fehler gemacht.


    Es geht hier somit allenfalls sekundär um spaßige Dinge.
    Primär aber um das effektivere! Ausschließen von Fehlern - zum Wohle besseren Sounds oder effektiverer Problemlösungen.
    Es zeigt auch meine Fehler - insbesondere die Tagesformschwankungen. :) Auch daraus kann man vielleicht profitieren - und sei es nur in der Erkenntnis "das hätte ich nicht gemacht".


    Um dem interessierten Leser etwas die Spannung zu erhalten, beschreibt die Überschrift zunächst nur den IST-Zustand. Die PROBLEMURSACHE und -Lösung ist dann unten im Abschluß dickgedruckt.


    "Die schlechteste Snare der Welt"
    Netter, junger Drumschüler berichtet immer wieder mal (in sporadischen Abständen), vom Snare-Sound seiner XXXX Snare, den er nicht mehr mag. Dazu auch die Vermutung ob der Kessel beschädigt sein könnte und diese eventuell Auswirkung auf den Sound haben könnte. Als Beleg nennt er auch einen stark verbogenen Snare Strainer, den er seit dem letzten Gig entdeckte.


    Bei solchen Themen mit hohem "Unzufriedenheitsfaktor" des Besitzers empfehle ich immer, das Zeug sofort bei mir vorbeizubringen. Mitunter lassen sich aber Schüler und Kollegen dann doch Wochenlang Zeit und werkeln lieber selbst daran herum...


    Eines Tages (da eine wichtige Aufnahme ansteht) verirrt sich jene Snare doch zu mir. Eine 14" Holzsnare Snare eines namhaften japanischen Herstellers, die einer Serie der (gehobenen) Einstiegsklasse entstammt. Da die Snare vom Schüler von ihm noch für Aufnahmen benötigt wird und kaum Zeit ist aufgrund diverser Terminverpflichtungen meinerseits (er sie aber auch nicht hier lassen kann) soll alles recht schnell gehen.


    Erster Check:
    Die Snare hat ein doppellagiges am Rand verklebtes Fell mit Coating und ist auch noch mit viel!!! Gaffa und Tempos auf Schlagfellseite ausgerüstet. Dieses ist noch dazu recht lasch "gestimmt". Auf Resofellseite hat der Schüler noch ein doppelt oder dreifach gefaltetes Papierstück (bzw. sehr dünne Pappe) unter den Teppich geschoben um das Teppich-Nachrascheln zu reduzieren (da gibt es viel bessere Methoden). Das Resonanzfell sieht aus wie neu. Es ist auch offensichtlich höher gestimmt als das Schlagfell. Es hat keine Beschädigung und ist deutlich besser erhalten als das Schlagfell, dass schon einige Spielspuren aufweist.


    DIese Snare klingt nicht schlecht - sie klingt super-schlecht und ist die schlechteste Snare die ich jemals gehört habe. Dies ist keine Übertreibung. Keine Obertöne, keine definierbare Tonhöhe. Kein hörbarer Kesselton-Anteil am Klangergebnis. Gerade letzteres ist verblüffend. Sie klingt tief-diffus, obertonarm und so als lege man 20 Blatt Papier auf eine Snare oder auf ein Standtom das verstimmt ist und haue dann auf diese 20 Seiten.


    Aufgrund des Zeitdrucks schnell den kaputten Strainer inspiziert und Kesselaußen und Kesselinnenseite ge-checkt. Keine Beschädigung des Holzes/Kessels sichtbar. Nur der Strainer ist deutlich sichtbar beschädigt bzw. verbogen. Die müßte tief gefallen sein oder einen recht heftigen "Impuls" abbekommen haben. Insofern hat der Schüler nicht ganz unrecht. Der Snare ist etwas zugestoßen.


    Da ich keine Zeit für das Entfernen von Gaffa verschwenden will und ich dieses super-dicke Fell für eine derartige Snare für völlig! ungeeignet halte, auch das Höherstimmen keine hörbare Klang-Verbesserung bewirkt und noch wichtiger: ich somit eine womöglich vorliegende nicht-sichtbare Beschädigung des Schlagfells nicht 100% ausschließen kann, ziehe ich nach Rücksprache ein einschichtiges Coated-Fell auf. Inspiziere hierbei den Kessel und die Gratung auf Schlagfellseite sehr deutlich. Keine Mängel.


    Trotz des nun einschichtigen Coated-Fells aber immer noch grottenübler-Sound. Völlig egal ob Teppich in "ON"- oder "OFF"-Position.


    Somit nun im nächsten Schritt das Schlag-Fell deutlich höher gestimmt - prinzipiell DIE narrensichere METHODE um Schrottsnares im Ton etwas besseren Snares anzunähern, da in höheren Tonlagen sich die Material- und Serienunterschiede klangtechnisch massiv annähern. Es wird nicht besser. Es wird nun aber immerhin offensichtlicher, dass mit den "Resonanzen" etwas nicht stimmt.


    Snare herumgedreht. Kessel durch das Resonanzfell inspiziert. Ich hatte bei dem Aufziehen das Schlagfells ja schon genau geschaut - keine Beschädigung gefunden. Will nun beim Blick durch das Resonanzfell nochmal nach innen schauen, ob ich womöglich doch einen Kessel-TOTALSCHADEN übersehen habe... denke kurz "jetzt doch noch mal das Reso kontrollieren das wird doch nicht etwa womöglich ein Schlagfell.... ?"


    Und genau in dem Moment!!!! wo ich das Reso inspiziere um zu schauen, welche Typenbezeichnung es hat sagt der Schüler "ich habe da mal vor einiger Zeit ein Tom-Schlagfell aufgezogen, aber das ist ja wurscht, ist ja nur für die Snare auf Resonanzfellseite"


    Ein als "Batter"-Head gekennzeichnetes Fell "lacht mir entgegen"


    Ich kläre den Schüler auf, dass Snare-Resofelle deutlich dünner sind/sein müssen und Schlagfelle auf Snare-Resonanzseite ein absolutes "NIEMALS" ist.


    Ich ziehe ein offizielles Snare-Resofell auf. Stimme 45 Sekunden und erhalte (gemessen an der Preisklasse) einen tollen Snaresound.

    "Die schlechteste Snare der Welt" Oder warum ein zu dickes (Schlag)Fell niemals auf die Resoseite der Snare gehört.


    edits: only Rechtschreibung. Sonst nix verändert.

  • eine nette Geschichte und leider nur allzu nah an der Wahrheit. Ein ähnlicher Fehler oder "MIssdenke" in dem Zusammenhang scheint mir zu sein,
    dass abgenudelte Schlagfelle von Toms gerne mal auf die Resonanzseite aufgezogen werden "weil mans da ja nicht sieht und ist ja noch kein Loch drin"...

  • Du solltest Schriftsteller werden! Über die ganze Seite Spannung aufgebaut und drei Sätze vor Schluß weiß man immer noch nicht wer der Mörder, ähh, der Übeltäter ist! Schöne knappe Pointe, das Buch würd ich mir kaufen!
    * 10 min Standing ovation*


    Find ich super den Thread!


    So wer traut sich nach dieser astreinen Vorlage hier was reinzuschreiben?


    Tut mir Leid, ich kann hier glaub ich nix sinnvolles erzählen, bin auf die Weisheitsalmosen der anderen Drummer angewiesen.


    Edit meint ich tippe zu langsam

  • Du solltest Schriftsteller werden! Über die ganze Seite Spannung aufgebaut und drei Sätze vor Schluß weiß man immer noch nicht wer der Mörder, ähh, der Übeltäter ist! Schöne knappe Pointe, das Buch würd ich mir kaufen!
    * 10 min Standing ovation*


    Find ich super den Thread!


    Hhi, ganz richtig. Mir ist es bei meiner ersten Snare auch so ähnlich gegangen. :)


    Gerne werde ja auch die Basstrommeln verkehrt aufgestellt - das heißt die Beine der Trommel zeigen zum Spieler, nicht zum Puplikum. Dann wundert sich der Benützer gerne über eine rutschende Basstrommel.


    Weiter schreiben bitte!! Du kannst das so gut!


    Danke, stiegl.

    Denk mal nach!


    Und, heute schon geübt? =)





    Meins

  • Die beste Snaregeschichte eines Schülers (allerdings nicht von mir) ist folgende: ein Schüler klagt über schlechten Snaresound, per Ferndiagnose wurde da auch kurz versucht Abhilfe zu schaffen. Was genau dann geschah, weiß ich nicht. Jedenfalls gab dieser Schüler irgendwann das trommeln auf und reichte uns ein Foto seines Drumsets ein, mit dessen Hilfe er das gute Stück zu veräussern gedachte. Auf den ersten Blick sah alles zwar schlimm aus (nicht erkennbare spielerische Fortschritte erklärten sich beim schon Anblick des Aufbaus im Nachhinein von selbst) aber der Clou war, dass der Snareständer mit der Korbseite auf dem Boden stand und die Trommel mit dem Resofell auf den Füssen des Ständers auflag. Wir haben selten so gelacht...


    ...als Lehrer übrigens unmöglich, darauf zu kommen.


    lg
    max

  • Sehr guter Beitrag !
    Gerade Schul-Sets werden oft malträtiert und die Schüler reklamieren dann sofort ein neues Instrument.
    Ich habe schon öfters solche Sets oder Snares aufgemotzt. Manchmal hilft schon eine anständge Stimmung der Felle.
    Ab und zu ist ein Fell- oder Teppichwechsel nötig und das Ding klingt wieder zufriedenstellend - ohne grossen
    finanziellen Aufwand.
    Als ich mit 12 Jahren mangels Kohle mein erstes Set selber baute, habe ich recht viel gelernt über Funktion und
    Sound der Trommeln, obschon diese "$chiessbude" eher rudimentär war, aber sie musste eben auf einen Fahrrad-
    Anhänger passen.

    ol'pete

  • Man darf es nicht pauschalisieren...


    Klar gibt es Neu-Trommler, die keine Ahnung haben und ein Set nach eigenen Vorstellungen aufbauen. Manchmal auch sehr kreativ.
    Auf der anderen Seite gibt es Frischlinge, die einfach noch kein Gehör für ein "richtig" gestimmtes Set haben.


    Viele Kids wollen keine Obertöne an der Snare... da kommt dann schonmal eine ganze Rolle Gaffa auf/in/über die Snare.
    Und das geraschel der Snare beim treten der Bassdrum ist auch nicht erwünscht!


    Ich hab auch schon oft erlebt, das Neulinge einen Meinl HCS Satz dem Masterwork Troy Set vorziehen..


    Das "Problem" dabei ist einfach das noch nicht vorhandene Gehör für's Detail.


    Ich hab früher auch meine Snare abgeklebt und Meinl Meteor geliebt ;)


    Aber irgendwann kommt ein Punkt im Trommlerleben, wo eine Snare nich genug "knallen" kann und die Becken nicht lang genug klingen können...


    Habt Verständnis und betet! :D

  • Hihi, nach längerem spielen ohne Crash Becken ist mir auch plötzlich aufgefallen, dass meine Crashs scheisse klingen^^

    (19:45:39) _kaotical_: ich wollte schon immermal in irgendwessen signatur
    (01:13:44) seppel: unglücklich sein hat eine ganz besondere qualität. hält länger an als glücklich sein. das muss man auch mal positiv sehen.
    (21:32:33) Drummingguitaris: gube, hast du brüste? wenn ja, hoffe ich dass du ein mann bist

  • ol'pete, du hast nicht rein zufällig ein Foto davon?! :thumbup:

    "Man muss das Grundgesetz vor seinen Vätern schützen und die Verfassung vor ihren Schützern."
    "Der Faschismus ist eine Spielart der freien Marktwirtschaft."
    Wolfgang Neuss

  • Da kann ich nur sagen,. bin ich froh, dass ich damals, nach dem Erhalt einer Snare, um die Gratungen mal kurz zu inspizieren sofort über das "Evans G2" - Logo gestolpert bin, JA, auf der Resoseite ;) Sonst hätt ich wohl auch erstmal geflucht, denn das wäre sicher nicht das erste gewesen, wohin ich gekuckt hätte, wenn sie übel geklungen hätte... aber nach dieser Erfahrung wäre es das Erste ;)


    Fazit: Bei technischen Geräten z.B. also doch immer erst sehen, ob der Netzstecker wirklich drin ist ;)

    Wer beim Üben gut klingt, wird nicht besser. - Sinngemäß nach Jojo Mayer



    Meine Spielsachen

  • ich hatte mal nen schüler, der einige monate ohne eigenes set spielen musste und dann eines tages voller stolz berichten konnten, dass seine eltern ganz billig ein schlagzeug für ihn gekauft haben. aber er könne es nicht so gut einstellen. also nächsten unterricht bei ihm zu hause vereinbart ... und was mich da erwartet hat, hätte ich mir in meinen tollsten albträumen nicht vorstellen können ... versifftes 50er jahre set mit ebenso versifften naturfellen, quitschender und schwergängiger hardware und völlig festgerosteten spannschrauben an der bassdrum schlagfellseite ... fellwechsel unmöglich ... deponiert war das ganze elend in einem kalten und feuchten kellerraum


    der schüler ist dann leider auch nicht mehr wirklich lange bei seinem hobby "trommeln" geblieben ... aber geiz ist halt geil :cursing:


    grüssle

  • Och, ich kann noch von eigenen Jugendsünden berichten (garantiert über 25 Jahre her):


    1. Ich habe mir mal ein Crash mit Schraubstock und Plastikhammer auf links gebogen, weil ich so gerne ein China haben wollte
    2. Ich habe anfangs aus "Furcht vor Obertönen" die Toms randvoll mit Styroporflocken aufgefüllt


    Natürlich die üblichen Jugendsünden: Gaffa Inferno, Bassdrum bis zur Oberkannte mit Textilien abfüllen,...

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