Erfahrungsbericht MILLENIUM MPS-600

  • So, einer musste es ja tun.
    Ich habe seit gestern das, von Thomann als Profiset betitelte, Millenium MPS-600.
    Mir war vor dem Kauf klar, dass man das mit dem "Pro" bei der Marke nicht so ernst nehmen darf. Ich habe mir das Ding für Homerecordingzwecke und zum Rumdaddeln geholt - nicht um es über die Bühnen dieser Welt zu schleifen.


    Das Rack:
    Das Aufbauen gestaltete sich recht hakelig, da bei den Verbindungsmuffen immer 4 Schrauben gelöst werden müssen, damit man die (recht dünnwandigen) Rohre hineinbekommt. Mein "echtes" Schlagzeug hängt an einem Gibraltar-Rack, da liegen Welten dazwischen. Andererseits macht das Ding aufgebaut einen durchaus stabilen Eindruck. Fazit: stationär eingesetzt völlig ok - Roadtauglich: Nein.


    Das Modul:
    Ein leichtes Plastikding mit einem schwer zu erreichenden Kopfhöhreranschluss und dem billigsten ON/Off-Schalter in der Geschichte der Drummodule. Das LCD-Feld ist seitlich schwer einsehbar.
    Aber auch hier funktioniert immerhin alles.
    Ein echtes Ärgernis sind hingegen die Kabellängen der Verbindungskabel zwischen Pads und Modul: Wer hier einen anderen, als den von Thomann in der Anleitung gezeigten Aufbau haben will (zB. das Modul an der rechten Seite), der kommt so gerade eben hin - bzw. uU. gerade eben nicht mehr. Für ein Becken werde ich mir wohl ein extra Stereokabel besorgen müssen, da mir die entscheidenden Zentimeter fehlen.


    Die Pads:
    Ich kann mit Gummipads leben - und als solche sind die Milleniumpads völlig ok.


    Die Fußmaschine:
    liegt noch in ihrer Verpackung, da ich gleich meine DoFuMa angeschlossen habe.



    Soweit der äussere Eindruck, kommen wir zu den inneren Werten:


    Der Sound:
    … war mir relativ egal, da ich mit dem Set einen Soundgenerator in Logic ansteuere. Getestet habe ich die moduleigenen Sounds natürlich trotzdem. Das Ergebnis ist eher nicht so berauschend: unlebendige, eher billig wirkende Sounds, Maschinengewehreffekt etc.. Zum schnellen Mitspielen zu einer CD und zu Übungszwecken sicher ausreichend, aber nichts, dass ich auf einer Aufnahme oder vor Publikum hören möchte. Nicht mal die TR 808 und - 909-Sounds haben sie richtig hinbekommen. Die Abstoppfunktion der Becken bewirkt genau das: einen plötzlichen Stopp des gerade gespielten Sounds und klingt unglaubwürdig (leider wird das Abstoppen auch nicht an den Rechner übertragen). Die Latenzzeiten sind für mich komplett ok. Sie kommen mir subjektiv besser als bei dem DTXPress II vor.


    Ansprechverhalten etc:
    Vorab: ich habe als Vergleich nur mal das DTXPress II besessen. Gemessen daran macht sich das MPS-600 … so Mittel. Die Becken sind ok, die Toms bei normalem Rockdrumming auch - aber bei feinen Ghostnotes auf der Snare könnte das Pad sensibler sein. Vielleicht bekommt man hier mit langem Herumspielen an den Sensitivity- und Threshhold-Werten noch eine Verbesserung hin, gestern habe ich -trotz einer halben Stunde Herumprobiererei nichts wirklich Befriedigendes hinbekommen. Abgesehen davon scheint sich das Modul manchmal bei schnellen Presswirbeln zu verschlucken. - Sprich: es werden einzelne Noten ausgelassen. Das klingt alles negativer als es ist: im Ganzen kann man durchaus auf dem Ding spielen, aber es ist durchaus noch Luft nach oben für Verbesserungen. Ein echtes Ärgernis und absolut nicht mehr im Bereich des Tolerierbaren ist hingegen das HiHat-Pedal: Das Ding hat eine deutlich merkbare Verzögerung beim Öffnen und Schliessen und ist damit schlichtweg nicht zu gebrauchen. EDIT: Hat sich teilweise geklärt - siehe die Postings unten.



    Fazit:
    Ein mal mehr: You'll get what you pay for.
    Im Groben wusste ich, was mich erwartet und bin (bis auf das HiHat-Problem) einigermaßen zufrieden. Man muss viele Abstriche machen - aber dafür zahlt man auch deutlich weniger als bei der Konkurrenz.




    Mich hat an dem Set vor allem das zweite Becken und das Extra-Tom gereizt. Gäbe es beim DTXPress oder einem "kleinen" Roland mehr Eingänge, so hätte ich auch vermutlich ein anderes Set gekauft. Ich werde mich jetzt ans Nachrüsten von Hihat und Snare machen. Dazu noch zwei Fragen in die Runde: habt ihr irgendwelche Empfehlungen, was Snarepads angeht (Mesh muss nicht sein, 2-Zonen ja, sensibles Ansprechverhalten auch)?
    Gleiches gilt für ein kompatibles HiHat-Pedal - wobei mir hier eine reine Pedallösung ohne Maschine lieber wäre.

  • Hi,


    guter und realistischer Bericht. -you´ll get what you pay for - völlig korrekt-


    Ich fürchte, Dein HiHat Problem kommt aus dem Modul. Das Pedal ist doch nur Tipptaster und Potentiometer, da können eigentlich keine Verzögerungen entstehen. Schließ doch mal einen einfachen Tipptaster - auf/zu - am Modul an, dann sollt das Schließen der HiHat ohne Zeitverzögerung erfolgen. Wenn nicht, liegt´s am Modul.


    Edit sacht, das geht auch mit ´nem Klinkenkabel, Du mußt da Pin und Masse kurzschließen, ist ja der gleiche Effekt wie ein geschlossener Tipptaster.

  • Danke für den Tipp! :thumbup: Hab's gerade mal getestet - und es liegt definitiv am Pedal. Habe das Problem jetzt in den Griff bekommen, in dem ich den Weg, den der Metallwinkel zurücklegt bevor er auf den Taster trifft, minimiert habe.
    Jetzt macht das Pedal ohne Verzögerung was es soll. Allerdings ist das Spielgefühl eher schwammig - es fehlt der Punkt an dem man beim Treten merkt, dass man in den Bereich kommt, der soundmäßig Auswirkungen hat.
    Das DTXPress-Pedal war da deutlich besser. Läuft das eigentlich mit Fremdmodulen?

    Ich fürchte, Dein HiHat Problem kommt aus dem Modul. Das Pedal ist doch nur Tipptaster und Potentiometer, da können eigentlich keine Verzögerungen entstehen. Schließ doch mal einen einfachen Tipptaster - auf/zu - am Modul an, dann sollt das Schließen der HiHat ohne Zeitverzögerung erfolgen. Wenn nicht, liegt´s am Modul.

  • Mahlzeit,


    also die Yamaha Pedale sind nicht mit Roland kompatibel, weil die mit anderen Widerständen arbeiten. Bei Deinem Modul weiss ich das jetzt natürlich nicht. Kannst Du´s nicht einfach ausprobieren ??


    Und setzt doch für ein anderes Spielgefühl eine stärkere Feder ein, wenn das geht, dann hast Du zumindest mehr Widerstand.

  • Unterstützt das Millenium MPS-600 Modul denn überhaupt Dualtrigger-Pads? (also pro Pad zwei Piezosensoren - Fell/Rand)
    Zumindest auf der Snare wäre das ja schon sinnvoll, um das Geld für ein Diablo-Pad auszugeben. Nicht, dass du im Nachinein das Pad garnicht im vollen Umfang nutzen kannst.....


    Edit: etwas deutlicher formuliert, Sinn ist der gleiche.


    LG
    Biervampir

  • Unterstützt das Millenium MPS-600 Modul denn überhaupt Dualtrigger-Pads?

    Jepp, tut es.


    Der nette Mann bei DrumTec war sich zwar auch nicht ganz sicher, ob generell bei dem Milleniumding nun die Pads oder das Modul die grösste Schwachstelle ist, aber nötigenfalls werde ich mir noch ein kleines Roland-Modul dazu holen und das MPS-Modul nur für Crashes/Splashes einsetzen. Jaja, "hätte er mal gleich das Richtige gekauft" - ich weiss. :wacko:
    … Andererseits käme ein einzelnes Modul mit genügend Anschlüssen für viel Geraffel immer noch teurer.

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