Eigene Songs erarbeiten

  • Hallo liebe Drummergemeinde!


    Bin neu hier. Meine Vorstellung folgt noch - versprochen -.


    Ich bin zurzeit viel auf der Seite "freedrumlessons.com". Dort kann man sich die Playalongs auch von deren Schlagzeugern gespielt anschauen. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass die nur improvisiern. Nun meine Frage: Wie erarbeitet Ihr euch EIGENE Songs? Spielt ihr nur am drumset oder hört ihr euch den song immer wieder Stückweise an und nehmt in auseinander und schreib euch die Sachen auf? Legt ihr erst den Hauptgroove fest und hört dann auf die feinen nuancen des songs, die ihr z.B. mit Toms oder Becken usw. noch unterstreicht?


    Hab nämlich das Problem, das ich manchmal meine total unkreativ zu sein. Dann aber denk ich mir ich müsste nur mal anfangen zuerst mehr zu schreiben und nicht zu hoffen, dass mir das einfach so zufliegt.


    Wär toll, wenn ihr mir helfen könnt.


    Viele Grüße Mario

  • Also, wenn ich mit meiner Band Songs erarbeite, funktioniert es meistens so, dass ein Grundgerüst aufgebaut wird, auf die wir dann alle erstmal improvisieren und ich dann tüfftle, was passt, was passt nicht, man hat ja nach ein paar Jahren ein gewisses "Groove-Vokabular", aus dem man schöpfen kann, wenn das sitzt, dann kommt halt immer mehr dazu, evtl. enstehen auch schon die "Main-Fills", also die wirklich zum Song gehören, die nicht nur im Hintergrund sind. Der Rest ensteht nach dem Text, d.h. wenn der Song schon fertig ist, kommen Anpassung wie Akzente auf den Crashes, kleine Fills uswusf.


    Wenn ich improvisiere, kenne ich meistens die Stücke und weiß den Ablauf und betonte Stellen. Dann spiele ich meistens einen Groove, der IMHO zum Song passt, und in Stellen, in denen nicht gesungen wird, kommt evtl. auch mal ein Fills, sonst ist das eigentlich alles so, wie es kommt. :D
    Am besten lässt man sich von der Musik beeinflussen, also voll auf die Musik einlassen, dann kommt schon was.

    "Freibier für alle, der letzte zahlt!"
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  • Gegenfragen:
    Wie lange spielst du schon?
    Was meinst du mit eigenen Songs erarbeiten? In der Band, oder einen Drumtrack zum Playalong erarbeiten?


    Ich meine, das Zauberwort heißt Vokabular - wenn du ausreichend viele Grooves/Fills in petto hast, kannst du auch ausdrücken, was du ausdrücken willst. Das heißt einmal, das Feeling des Song bedienen zu können, aber auch Kicks mitzuspielen. Und das alles eben, ohne es vorher üben zu müssen, sondern aus der Kalten. Dann kannst du auch improvisieren, so wie das die Herren auf der Website wohl auch machen (könnten) - klar haben die sich vorher was überlegt und die Form aufgeschrieben/gemerkt, aber wenns um das Spielen ganzer Songs geht, ohne dass Noten fest vorgegeben sind, wird eben allgemein improvisiert.


    Leider war das alles relativ wenig hilfreich. Deshalb: ich höre mir die Form an und schreibe sie mir auf, wenns schnell gehen muss. Dabei höre ich auf vorgegebene Übergänge, also zum Beispiel Kicks, überleitende Gitarrenriffs etc. Außerdem schau ich mir die Dynamik an: gibt es ein Solo, wo ich den Solisten unterstützen kann? Gibt es eine leise Stelle (zum Beispiel häufig vor dem letzten Refrain), wo ich vielleicht einfach die Fresse halte? Und so weiter. Weil die meisten Popsongs ja viele Passagen wiederholen (Strophen, Refrains), kann ich während des Hörens schon mitwippen, und hab dann nach ein paar Durchgängen eine Drumspur im Kopf, inklusive Kicks, grundlegenden Fills, Form, Grundgrooves. Alles weitere, wie kleine Variationen des Grooves, kommen dann einfach so. Auch Fills sind eigentlich immer improvisiert (wenn denn nicht vorgeschrieben), je nach Laune. Dafür allerdings brauchst du oben erwähntes Vokabular, und das gern möglichst umfangreich.


    Viel Spaß,
    Matti

  • Da gibt höchstens noch hinzuzufügen, dass es Bands gibt, bei denen du auch mit einfacherem Vokabular zurechtkommst.
    Der Unterschied zwischen zum Beispiel Incubus und 50 Cent ist gigantisch.

    Ich bin ein Smiley :D

  • Moin!


    Ich denke, dass sowas mit der Zeit kommt und jeder seinen eigenen Weg für sowas findet.


    Bei mir ist es so, das ich die Songs in Guitar Pro Tab-form bekomme. Dort bastel ich mir dann meine Parts und lerne sie anschließend. Das Meiste steht dadurch dann schon und man limitiert sich nicht selber durch sein können. Mann kann natürlich auch ein bissel mehr experimentieren. Beim späteren Zusammenspielen kommen dann meist dann noch ein Paar kleine Änderung, wie z.B. kleine Fills oder Akzente mit zu, die vorher noch nicht geplant waren.


    Gruß Ole

    Wie viele Tyrannosaurier sind eigentlich in einem Liter Benzin?


    Zeug
    Band

  • Der Unterschied zwischen zum Beispiel Incubus und 50 Cent ist gigantisch.


    Stimmt.
    Hip Hop ordentlich mit der Bude zu bedienen ist sauschwer.

    "Welches Pumporgan des Menschen ist hauptsachlich für den Blutumlauf verantwortlich?" - "Die Milz!"
    (siehe: Wildecker Milzbuben mit ihrem Hit Milzilein, Milzinfarkt oder Doppelmilz)


    "Ob-La-Di, Ob-La-Da, life goes on, brah"

  • Hiho,


    gute Frage erstmal :)
    In meinen Bands hab ich bis jetzt fast alle Songs selbst geschrieben (Ausser bei Squealer)
    Allermeistens ist das auch nicht im Proberaum geschehen, sondern aufgeteilt, zu Hause am Rechner.
    Jeder hat dem anderen was zugeschickt und dann im Guitar Pro oder Cubase gearbeitet, danach ans Instrument und
    die Feinheiten ausklamüsert.
    Sinn macht wie in allen Fällen auf jeden Fall aktives Zuhören.
    Wenn du viel viel Musik hörst und eben auch nicht nur im Hintergrund sondern auch aktiv, dann kriegst du relativ schnell raus, was
    strophentypisch, refraintypisch etc ist. Welche Fills funktionieren usw. Wichtig ist, dass du "songdienlich" spielst, um das große böse Wort mal zu benutzen.
    Viele Drummer spielen sich gern zu sehr in den Vordergrund und vergessen, dass sie ein Begleitinstrument, oder besser ein Fundamentinstrument bedienen.
    Das bedeutet, wenn z.B. ein Gitarrenriff steht, schau dir an, wo die Betonungen sind, unterstreich das mit Bassdrums anstatt die Lücken zu füllen und dann im Endeffekt
    leere Gitarren und leere Bassdrums zu haben.
    Auch gut sind live DVDs, einfach mal die Band ausblenden und schauen was der Drummer macht. Rausschreiben, selbst benutzen.
    Und vor allem nie Angst davor haben dass jemand schonmal was gespielt hat und Du deswegen nicht mehr originell bist. Denk einfach gleich es ist schon
    sowieso alles gespielt worden aber du kannst es immer wieder neu aneinanderhängen.
    Wenn Du bei Fills Ideenlos bist, ist Benny Grebs "Language of Drumming" DVD sehr empfehlenswert. Aber das ist sie sowieso, egal um was es geht :)
    LG
    Raijin

  • drum-herum


    Vielen Dank für die tolle Antwort. Ich spiele seit ca. acht Jahren. Mein Problem ist, dass ich meine sehr unkreativ zu sein. Das glaube ich ist aber reine Einstellunssache bei mir. Bin elender Perfektionist. Mit "erarbeiten" meine ich im Moment drumtracks für Playalongs. Ich möchte nämlich nicht die Originalnoten downloaden und das dann nachspielen. Ich möchte mich in meiner Kreativität fordern und weiterbringen.
    Hast du Tipps, wie man sich am besten solch "Vokabular" draufschafft?


    Gruß Mario

  • Tja, das ist so ein Problem.


    Da du ja schon ne Weile spielst, solltest du wohl mit allen Grund-16tel-Grooves etc vertraut sein. Deshalb nur ein paar Stichworte:


    Hör dir Sachen an mit Grooves, die du noch nie gespielt hast. Da wären zum Beispiel etliche Progmetal-Sachen, wie Textures oder Periphery zum Beispiel, die haben ne ganz eigene Art Grooves. Tool wieder ganz anders. Von mir aus sogar Dream Theater. Wenn man DT noch nicht gehört und nachvollzogen hat, wirkt das alles wahnsinnig innovativ, und man schafft sich Verständnis für krumme Sachen. Allgemein Mucke mit Polyrhythmik. Gavin Harrisons DVDs, obwohl die etwas technischer sind. Allgemein bieten sich Sachen an, die dein Gehirn nicht sofort verarbeiten kann. Indem man sich durch Hören und Nachvollziehen Verständnis schafft, erweitert man auch seinen Horizont. Such dir richtig schwere Sachen (NICHT in Sachen Geschwindigkeit!), dann fällt dir alles andere bald viel leichter, und du kannst frei mit dem Gelernten umgehen.


    Oder Fusion und Jazz; letztens kam zum Beispiel der Tip Nik Bärtsch's Ronin, der Drummer spielt auch sehr innovativ wie ich finde. Weckl. Die Gospelchops-Leute.


    Ne andere Möglichkeit ist es, sich mit Rudiments auseinanderzusetzen und mit denen einfach rumzuspielen. Beispielsweise nen Paradiddle nehmen und den am Set verteilen, ohne jetzt primär darauf zu achten, dass es im ersten Moment Sinn ergibt. Hör drauf, was sich für interessante Möglichkeiten ergeben. Das geht sogar am Pad - spiel drauflos und schau ob sich nicht neue Akzente ergeben, an die du vielleicht noch nicht gedacht hast.


    Da gibts so viel. Ich kenne ja dein Niveau nicht. Vielleicht kannst du alle "normalen" Sachen gut vom Blatt spielen, aber sie nicht frei verwenden? Dann hilft es, sich neues Zeug draufzuschaffen, damit das Alte simpel scheint.


    Zu Kreativität im allgemeinen: Geh mal spazieren. Ohne Scheiss. Wenn dein Kopf voll ist mit anderen Dingen, oder du dauernd 8h Fließband schrubbst, brauche ich zumindest eine Weile, um wieder die Birne frei zu haben für Kreativität.


    Und ein letztes: es muss nicht immer kreativ und innovativ sein. Spiel es geil, das ist viel mehr wert. Schau dir Gadd bei Clapton an: da ist überhaupt nichts neues (warum auch!), aber es ist saugeil gespielt. Darum gehts.

  • Wenn wir nen Song erarbeiten, spiel ich zur Grundidee erstmal was dazu, wenn der Song dann letztlich angenommen wird, sprich: Man verwirft die Idee nicht, wird er geprobt und dann probiere ich einfach immer so lange rum, bis ich happy bin, das kann schon mal sein, dass das Wochen dauert, weil einem vielleicht auch erst beim 145. mal spielen DIE Idee kommt ;)


    Schau also erst, dass Du den Song verinnerlicht hast und ihn als Ganzes begreifst, und nicht in Abschnitten denkst, sondern eben den Song als kompletten siehst, dann fallen Dir schon Sachen ein.


    Viel Spaß damit ;)

    Wer beim Üben gut klingt, wird nicht besser. - Sinngemäß nach Jojo Mayer



    Meine Spielsachen

  • drum-herum


    Es ist tatsächlich so wie du sagst. Ich geh seit acht Jahren in eine sehr gute Musikschule mit gutem Lehrer. Wir spielen auch viel Zeugs von Claus Hessler nach. Andere Dinge, die auch schwierig sind spiel ich im Gegensatz zu den Hessler-Geschichten meistens vom Blatt. Mein Lehrer hat mir auch nahe gelegt selbst zu unterrichten. Meine Technik meinte er, ist mehr als gut. Soll keine Angeberei sein aber ich möche für euch so viele Faktoren wie möglich auschließen, um des Pudels Kern zu treffen. Es liegt bei mir glaub ich echt an der Kreativität.


    Naja, vielleicht könnt ihr mir noch weiterhelfen. Aber schonmal danke für die vielen tollen Tipps bis hier her.


    Mille Grazie, wie wir Italiener zu sagen pflegen

  • meine kreativität kommt daher, dass ich so ziemlich auf jedes konzert bei uns im ort und in näherer umgebung gehe, ich glaube, dass es 1000 mal besser ist, kreativität vom zuhören zu 'erlernen', ich persönlich hasse noten, ich bewundere leute, die ein blatt noten bekommen und dann das lied runterspielen, meine lerntechnik ist einfach, dass ich mir den song 100 mal anhöre und dann dazu spiele und nach und nach die fills raushöre. persönlich glaube ich, dass es viel wichtiger ist auf seine ohren und auch auf sein 'herz' zu hören, mehr mit der musik zu leben, vielleicht kommt daher auch meine abneigung zu noten, da sie mir einfach etwas zu starres repräsentieren.


    wie gesagt, kreativität durch zuhören, ich glaube, dass es wichtig ist, einfach viel musik zu hören, egal welche musikrichtung, man kann sicher überall etwas herausnehmen und woanders einbauen.


    just my 2 cents


  • Bei mir ist es so, das ich die Songs in Guitar Pro Tab-form bekomme. Dort bastel ich mir dann meine Parts und lerne sie anschließend. Das Meiste steht dadurch dann schon und man limitiert sich nicht selber durch sein können. Mann kann natürlich auch ein bissel mehr experimentieren. Beim späteren Zusammenspielen kommen dann meist dann noch ein Paar kleine Änderung, wie z.B. kleine Fills oder Akzente mit zu, die vorher noch nicht geplant waren.


    genau so mach ich's auch:)


    1:1 genau in der reihenfolge:D

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