Zwei Faktoren spielen bei der Betrachtung dieses Themas eine wichtige Rolle. Erstens ist Popularmusik im weitesten Sinne auf den Gesang ausgerichtet. Der Pop- oder Rocksong ist musikalische Begleitung einer Geschichte, die vom Sänger erzählt wird. Die menschliche Stimme ist das wirkungsvollste und unmittelbarste Kommunikationsinstrument. Somit findet die Identifikation zunächst mit dem Sänger statt und damit ist er die wichtigste Person in der Band. Um zu erkennen, ob eine Band erfolgreich wird oder nicht, braucht man wenige Sekunden, nämlich bis der Gesang einsetzt.
Dass natürlich die Band auch extrem wichtig ist, ist klar. Man muss sich allerdings mal ansehen, welche Rolle die hier angesprochenen Drummer in den Bands eigentlich haben. Neben bestimmten spielerischen Attributen sind es meistens Persönlichkeitsmerkmale, die sie für eine Band wichtig werden lassen. Es gibt zig Drummer, die bei Dream Theater spielen könnten. (Der keyboarder wurde übrigens schon öfter ausgewchselt.) Es gibt aber niemanden, der mit der Energie von MP die ganze Geschichte auch organisatorisch und wirtschaftlich vorantreibt.
Eine Band wie Nine Inch Nails dagegen kann keinen Drummer gebrauchen, der mehr tut als trommeln, denn der Chef ist Trent Reznor, egal wie toll der Drummer spielt. Und somit konnte auch der grandiose Josh Freese ausgewechselt werden.
Ganz zu schweigen von der Masse der Studioproduktionen, bei denen Mietmusiker gebucht werden, die zwar grandios sind, für das Außenbild der Band aber vollkommen egal. Den durchschnittlichen Musikkonsumenten interessiert es schlicht nicht, welche Musiker ihren Lieblingssänger begleiten, solange sie es perfekt tun. Schade aber wahr.
Bei "gewachsenen" Bands haben die einzelnen Bandmitglieder persönlich eine wichtigere Position, was natürlich auch kein Garant ist für personelle Beständigkeit. Tatsache ist: der Verlust des Sängers hat für fast alle Bands die schwerwiegendsten Konsequenzen.
lg
max