Ahoi Drummerkollegen,
Ja seit Montag um 12 Uhr bin ich wieder in der Heimat. Sonnenbrand im Nacken, blaue Flecken am Leib und wenige Stellen die nicht schmerzen... aber trotzdem glücklich
Ich versuche einfach mal in meinen 2-3 Tage alten Erinnerungen zu kramen und ein paar meiner Eindrücke mit euch zu teilen.
Freitag:
Am Donnerstag ging es von der Insel Usedom los ins entlegene Roitzschjora, genauer auf das dortige alte Flugplatzgelände, dass mal wieder den Schauplatz für das With Full Force Festival darstellen sollte. Nachdem die erste Nacht im Zelt überstanden und die ersten paar alkoholischen Erfrischungsgetränke eingenommen sind, ging es am Freiatg um 15 Uhr zu MYRA. Vor dem Festival nur mal kurz bei myspace reingehört - solide, moderne Metalcore-Kost aus unseren Landen. Dieser Eindruck hat sich auch im Hardbowl-Zelt bestätigt. Leider haben die Jungs mit der Technik zu kämpfen. 3 Songs vor Schluss spielen die 5 Leipziger einene Song komplett ohne Mikrofonierung - der komplette Abnahmepark ausgefallen - bitter - aber Myra nehmens mit Humor und ziehen ihr Ding durch. Alles in allem hat sich mein Eindruck bestätigt. Solide - würde ich mir wieder angucken.
Weiter gehts mit den CRUSHING CASPARS aus meiner derzeitigen Heimatstadt Rostock. Ja was soll ich sagen... die Caspars machen trotz neuem Line-Up nach wie vor eine gute Figur und haben für mich keineswegs ihre fantastische Live-Präsenz verloren. Hits wie "Viva la Rostock", "Baltic sea for life" oder der Abschlussknüller "Eye for an eye" kommen knackig auf den Punkt und die Gesänge aus tausenden Kehlen lässt den Gig nach 35 Minuten mit Gänsehaut und vielen glücklichen Gesichtern enden, top! Zeitgleich beginnen die Käseköppe von LEGION OF THE DAMNED auf der Mainstage mit ihrem Live-Programm. Vor ein, zwei Jahren bei Kreator im Vorprogramm gesehen und begeistert, wollte ich mir das Ganze auch nicht entgehen lassen. Letztendlich hab ich mir den Gig dann aber vom schattigen Getränkestand aus angschaut. Der Grund: eine wenig motivierte, recht langweilige Show, ein Sound wie er grottiger kaum sein konnte die unglaubliche Hitze, die die Sonne gegen 18 Uhr noch produziert hat. Schade aber verschmerzbar. Nach einem kurzen Zwischenstop auf dem Zeltplatz um den Wasserhaushalt wieder auf Vordermann zu bringen, geht's erneut zur Tent-Stage um MAROON zu gucken. Dass die Jungs ne geile Live-Kapelle sind, weiß ich spätestens seit ihrem Auftritt beim 2007'er WFF. Und auch dieses mal machen Maroon keine Gefangenen. Viel Action vor und auf der Bühne lässt auch vergessen, dass die 5 Thüringer nicht immer ganz 100%ig sauber spielen und der Sound auch nicht sooo Bombe ist. Neue Hits wie "Stay Brutal" oder das unglaublich geile "Schatten" von der kürzlich erschienenen Knaller-CD "Order" machen das Set aus älteren Live-Klassikern wie "Wake up In hell" (den Maroon Micheal Jackson widmen) oder "Reach the sun" zu einem echten Genuss. Danach sollten für mich eigentlich ComeBack Kid folgen aber mein bequemer Camping-Stuhl und ein gutes Stück Fleisch zwingen mich dazu, doch beim Zelt zu verweilen und noch n paar Pilsetten zu schlürfen. Denn als nächstes stehen DIE MÄCHTIGEN KASSIERER auf den Brettern des Hardbowls. Man kann von der Band halten was man will, den Humor lieben oder hassen aber mir zaubern die gut gepflegten Herren an dem Abend doch des öfteren die Lachfalten ins Gesicht. Das Set besticht durch Klassiker wie "Ich töte meinen Nachbarn und verprügel seine Leiche", "Blumenkohl am Pillemann, oder auch "Das Schlimmste ist, wenn das Bier alle ist." Insgesamt ein sehr heiterer Auftritt einer heiteren Kapelle und vielen kaputten Stimmen. Eine dreiviertel Stunde später entern SOULFLY die Bühne. Naja... nichts was mich unglaublich vom Hocker reißt. Zu oft gesehen, zu oft gehört... mittlerweile hat Max ja nun schon 2 Sepultura Coverbands. War okay, muss man aber nicht haben (auch wenns aus Drummersicht natürlich immer sehens- bzw. hörenswert ist, ohne Frage). In der Knüppelnacht schaffe ich dann lediglich nur noch PESTILENCE. Joa handwerklich gute Deathmetal-Kost zu der ich noch ein letztes mal die Rübe kreisen ließ, nett!
Samstag:
Ein Auszug aus Bodo's Krawallhütten Fred:
"Ich erinner mich noch als wärs gestern gewesen. Da macht man am Vortag extra nicht ganz so lange, steht rechtzeitig auf, geht zeitig ins Hardbowl-Zelt und dann das: WARTE...! DAS SCHLAGZEUG IST WEDER VON DW NOCH HAT ES GRÜNE HARDWARE Dann seh ich meine Kumpels, ein paar Blicke verraten alles. Callejon spielen nicht; der Trommler hat sich wohl nen Arm gebrochen. Ganz ganz bittere Pille. Danach braucht ich erstmal n paar Pils aufm Zeltplatz ;)"
Nach einer leichten alkohlischen Fehldosierung zur Mittagszeit meinerseits, gepaart mit Müdigkeit und Enttäuschung hau ich mich erstmal in die Koje und verpenne den Nachmittag und verpasse darum auch All Shall Perish und die Suicidal Tendencies. Nicht all zu bitter auch wenn All Shall Perish laut einiger Berichte eine absolute Granate gewesen sein sollen. Naja dann gehts aber zu BRING ME THE HORIZON. Wieder sone Band aus extrem schmächtigen, trendig frisierten, ziemlich spackigen Typen, mit der ich eigentlich auch musikalisch nicht so viel anfangen kann, jedenfalls von dem was ich so kenne. Auch wenn es wie gesagt nicht zu 100% mein Fahrwasser ist, machen die Briten eine sehr geil, intensive Show und wirken was die Performance angeht wie ganz alte Hasen, auch wenn keiner von ihnen die 20 Jahre lange überschritten haben dürfte. Durchaus ne starke Liveband von der man sich wohl doch mal ne ganze CD anhören sollte. (zur Kritik am Image der Band usw. sei euch diese wirklich gut geschriebene Review von metal.de empfohlen). Doch weiter im Programm auf der Tentstage. Vor der Bühne versammelt sich ein bunter Mob HardcoreFans zu dem auch ich mich Geselle, denn nach BMTH besteigen WALLS OF JERICHO die Bühne und ich bin ich Pit-Laune. Vom ersten bis zum letzten Song geht in der Grube gewaltig die Post ab, man steckt Ellenbogen ein und teilt mit dem ganzen Körper wieder aus. Frontfrau Candace Kucsulain und ihre Mitstreiter haben die Meute von Anfang an im Griff und die Leute fressen ihr aus der Hand. Sehr gelunger Gig mit fettem Sound, geiler Show und sehr viel Spaß und Energie - stark! Mit ein paar blauen Flecken mehr aber nicht minder glücklich freu ich mich schon auf AMON AMARTH. Die Vikinger fahren diesmal keine Schiffsatrappen, geschweigedenn Showkämpfer auf wie 2007, sondern dekorieren die Bühne "bloß" mit dem Cover-Backdrop der aktuellen Scheibe "Twilight of the thundergod". Mit entsprechendem Titeltrack hauen die Schweden dann auch gleich nen richtigen Knüller in die Gesichter ihrer Anhänger. Der Sound ist dabei aber irgendwie mäßig, und das Zusammenspiel der sonst sehr souveränen agierenden Langbärte eher durchwachsen. Ob es nur daran oder auch an der nach wie vor unmenschlichen Hitze liegt weiß ich nicht, aber so ganz will der Funke zum Publikum nicht überspringen. Nichts desto trotz macht der Gig Spaß und die Pyroeffekte machen im Zusammenspiel mit Nackenbrechern wie "Pursuit of vikings", dem stampfenden "Victorious March" und dem obligatorischen "Death in Fire" ordentlich was her. Die letzte Band des Abends und ein würdiger Headliner ist dann HATEBREED. Auf dem WFF seit Jahren die Pit-Könige schlechthin. Das Gelände ist unüberschaubar voll und sobald die Amis auf die Bühne kommen gibts kein Halten mehr. Der Sound kommt sauber, trocken und unglaublich fett aus den Boxen, Jamie Jasta und Co sind agil, motiviert und haben sichtlich Spaß an der Musik und an dem, was diese bei ihren Fans auslöst. Wirklich ganz ganz großes Hardcore-Kino mit einer Unzahl an Hits und einer ganz großen Portion Spaß auf und vor der Bühne. Standesgemäßer Abschluss eines unterhaltsamen Tages.
Sonntag:
Die ersten beiden Tage haben geschlaucht und trotz Interesse lass ich August Burns Red und The Sorrow links liegen und gucke mir statt dessen DEADLOCK auf der Mainstage an. Klarer Fall von Fehlentscheidung. Ohne böse oder abwertend klingen zu wollen, aber Deadlock sind die mit Abstand langweiligste Band des diesjährigen WFF. Es reicht halt einfach nicht gelegentlich ein Bein auf den Monitor zu stellen und n bisschen die Haare zu schütteln. Goldkehlchen Sabine Weniger singt für meinen Geschmack zwar wirklich gut und auf jeden Fall besser als erwartet - doch weder ihre Optik noch ihre Stimme machen die schwache Gesamt-Performance der Band wett. Die stark gelichteten Reihen die sich nicht mal bis zum Wellenbrecher erstrecken, lassen sich zwar zu ner kleinen Wall of Death überreden - aber diese kommt, wie auch der spärliche Applaus eher aus Solidarität als aus purer Begeisterung. Naja wieder vor der Sonne ins Zelt geflüchtet und BACKFIRE geguckt. Der Holland-Fünfer zockt Hardkern der alten Schule. Schnörkellos und solide. Aber nichts was man sich noch 10 mal angucken müsste. Ganz im Gegensatz zu PARKWAY DRIVE. Die Australier kommen mit dem Fahrrad auf die Mainstage getrudelt, die bereits mit sehr schönen Backdrops gespickt ist und mir ein leichtes Schmunzeln ins Gesicht zaubern. Der sympathische Eindruck setzt sich während des gesamten Gigs fort. Geil knackig aufn Punkt gespielt, mit gut getimeten Breakdowns, herrlichen Tapping-Einlagen der beiden Saitenartisten, ein agiler Frontmann und ne geil klingende Pearl-Hütte mit Ben Gordon an den Trommeln. Der Mob vor der Bühne dankt es mit unzähligen Pits und viel viel Applaus. Auch ich mach da keine Ausnahme. Nach erneutem Bühnenumbau sollte dann eines meiner fest eingeplanten Highlights folgen. IGNITE. Extrem hohe Erwartungen hatte ich an die Jungs aus Orange County. Leider wurden sie nicht zu 100% erfüllt. Ignite spielen 3 Jahre nach dem letzten Release immernoch ein Set ohne Überraschungen, was aber trotzdem mit klasse Hits aus der eben immernoch aktuellen Scheibe "Our darkest days" und dem Vorgänger "A place called home" gespickt ist. Es ist ein Wechselbad der Gefühle. Einerseits ist die Band ausm Amiland sehr sympathisch, die Ansagen von Sänger Zoltan „Zoli“ Téglás haben im Gegensatz zu vielen anderen auf diesem Festival einen Sinn und eine Message ohne dabei aufdringlich zu wirken. Andererseits nervt der ziemlich schlechte Sound (ja auch das Schlagzeug klingt einfach nur grausam) und die Tatsache, dass sowohl Saitenzupfer, als auch Trommler die Songs teilweise doch krass abändern, was gelegentlich das ganze Feeling der Stücke nimmt, schade. Dass Schreihals Zoli stimmliche Probleme hat, liegt neben der scheinbar nicht einwandfrei funktionierenden Technik auch an seinem durch Krebs geschwächten Körper (ob er noch gegen den Krebs ankämpft oder ihn bereits besiegt hat (hab ich aus seinem leichten Genuschel so rausgehört - vllt weiß da jemand mehr) weiß ich nicht aber ich hoffe einfach mal auf zweiteres). Naja ein schönes Gesicht entstellt ja bekanntlich nichts und so machen mir Ignite trotz der merklichen Schwächen ne Menge Spaß und ich hoffe stark, dass bald ne neue Scheibe der Jungs an den Start geht, die dann in Bestform auch wieder live präsentiert wird.
Zu guter Letzt spielen noch DOWN und MOTÖRHEAD, welche ich mir jedoch nicht mehr antue. Down ist einfach nicht meine Musik und auch Motörhead ist einfach keine Band die mich vom Hocker reißt. Klar haben sie ihre Kulthits und klar ist Mikkey Dee ne wirklich geile Sau hinter der Schießbude aber es war Sonntag Abend und ja... da war mir n letztes Pils und was zu essen mit den Kumpels doch mehr Wert. Außerdem weiß ja jeder, dass Motörhead die lauteste Band der Welt sind und so verwundert es mich nicht, dass wir dank unserer hervorragenden Zelt-Platz-Lage trotzdem den Gig halbwegs mitbekommen. Okay ich hab sein Schlagzeug-Solo verpasst... naja.
Meine Güte... soviel schreiben ist verdammt anstrengend und ich hoffe, dass sich meine Rechtschreibfehler in Grenzen halten. Nach'm Aufstehen les ich nochmal drüber - ist also erstmal die Rough-Version Vielleicht war ja noch jemand von euch da und teilt seine Erfahrungen mit uns/mir/euch, bla. Zu den Drummern muss ich sagen... es gab niemanden bei dem ich gesagt hätte: "Boah ist der grottig!" Klar spielt der ein oder andere n bisschen besser aufn Punkt, zieht die Fills sauberer ums Kit oder spielt generell einfach abwechslungsreicher aber alles in allem durchweg ordentliche bis geniale Leistungen von den Männern hinter den Töpfen.
Danke für die Aufmerksamkeit
Torsten