Unterrichtsgebühren - zwischen Markt, Moral und Sachzwängen

  • dies ist ein freies Land, hier herrscht Vertragsfreiheit.


    Klar. Man darf aber trotzdem Leute darauf hinweisen, wenn sie unsinnige Verträge schliessen oder Vertragsbedingungen ersinnen.
    Und wie hier in dem Thread schon mehrmals angesprochen, ist es mehr als sinnvoll, Kollegen mal darauf hinzuweisen, welche wirtschaftlichen Folgen bestimmte Verhaltensweisen oder Geschäftskonstrukte haben.
    Erschreckenderweise herrscht ja beim Berufsstand Musiker zuweilen eine starke Neigung zum Zahlenanalphabetismus oder Dyskalkulie.

  • Danke für die zahlreichen Antworten. Habt mir sehr weitergeholfen...


    Ich werde mich darum kümmern die Vertragsverhältnisse, Bedingungen usw. zu klären.
    Außerdem werde ich den Punkt Bezahlung nocheinmal mit meinem Lehrer besprechen.
    poignersson hat denke ich einen guten Ansatz beschrieben.
    Und vor allem am Anfang muss ich sowieso erstmal schauen ob ich überhaupt geeignet bin als Schlagzeuglehrer.



    Zum Thema Professionalität noch kurz:
    Der Unterricht meines Lehrers ist wirklich gut!
    Ich hatte wie gesagt 9 Jahre in der örtlichen Musikschule unterricht, bis ich zu ihm gewechselt bin.
    Seit dem, würde ich behaupten, habe ich mich viel besser weiterentwickelt...
    Der relativ günstige Preis von 50€ +Unterricht in den Ferien ist wie ich finde etwas was ihn von anderen Lehrern abhebt und ich sehe das positiv.
    Die Musikschule verlangt monatlich 60€.


  • Kosten hab ich keine außer dass ich 20 min mit dem Fahrrad in den Raum düsen muss.


    Oh, dh du verdienst also dann in 80 Minuten 8Euro? Oder sind das gar 20Minuten pro Strecke? Das hab ich wohl nicht bedacht ;)


    Unabhängig davon, wieviel der Lehrer dadran verdient, 8Euro/Stunde ist für einen 17jährigen viel Geld. Kannst ja versuchen noch mehr rauszuholen. Am Besten wäre es natürlich, wenn du eine Alternative hättest bei der du mehr oder ähnlich viel verdienst. Es mag zwar unfair sein, wenn der Lehrer mehr Geld einheimst, aber solang lcs hierbei mehr Geld verdient als bei anderen Nebenjobs, ist es eine win-win Situation (wirtschaftlich gesehen). Aber lass dir die Anfahrt auch mal bezahlen :)

  • Zum Thema Professionalität noch kurz:
    Der Unterricht meines Lehrers ist wirklich gut!


    Hier verstehst du den Begriff Professionalität völlig falsch.
    Zur Professionalität gehört eben insbesondere, das man seinen Beruf so betriebt, das man gewinnorientiert arbeitet. Sonst gilt so was auch als Liebhaberei.
    Business ist halt Teil der Professionalität. Jemand kann der grösste Trommler der Welt und beste Lehrer überhaupt sein.
    Wenn er aber seinen Unterricht oder seine spielerische Tätigkeit unter üblichen Tarifen anbietet, handelt er unprofessionel.
    Seinen "selbstlosen" Verzicht auf Einkommen und Freizeit wird er halt eines Tages bezahlen müssen.
    entweder mit der Gesundheit oder Altersarmut.
    Ich bin mir sicher, das alle seine Schüler und deren Eltern später für ihn aus Dankbarkeit für seinen Selbstverzicht sammeln werden, wenn er im Alter verarmt in seiner 30 qm Wohnung sitzt... (Ironie aus)

  • Hallo Ihr Lieben,


    ich wollte mal von einer neuen Sau berichten, die hier an der ein oder anderen Schule und anscheinend im bdpm
    durchs Dorf getrieben wird:


    Preisgarantie für Bestandskunden


    D.h. in der Praxis, das ein Schüler immer nur den Preis zahlt, der bei seiner
    Anmeldung gegolten hat.
    Eventuelle Preiserhöhungen kommen nur bei Neukunden zum tragen.


    Gibts das noch irgendwo?


    Ich find das aus mehreren Gründen Schwachsinn.
    Zum einen berauben sich die Schulinhaber des wirtschaftlichen Spielraums, da ja eine evtl. notwendige Gebührenerhöhung dann erst nach
    langer Zeit überhaupt Wirkung zeigt, zum anderen haben dann ja auch die Lehrkräfte keinerleih Chance auf Lohnerhöhung bei langjährigen Schülern.
    Meine Fluktuation ist z.B. extrem niedrig, das wäre für mich echt doof! :D


    Die Schulen finden das natürlich ein "tolles Werbeargument" und "Service" 8|


    lg
    Christian

  • Davon hab ich noch nichts gehört, wäre aber nur ein weiteres Kapitel absurder Geschäftsideen, die irgendwo immer nur auf Reduktion des eigenen Einkommens setzen.
    Dieses Musikervolk ist einfach ein betriebswirtschaftlicher Supergau... :whistling:

  • Es ist immer wieder erschreckend, was sich Privatlehrer oder Schulen einfallen lassen, um sich selber mit besseren Bedingungen bewerben zu können.
    Und dann auch noch oft mit der Begründung, dass das in der Region nicht anders machbar sei, weil es eben alle so machen.
    Das führt Schritt für Schritt zu Unterrichtsbedingungen, die für die Lehrenden nicht tragbar sind.


    Als Beispiele, neben der Preisgarantie, fallen mir spontan ein:
    "Keine Unterrichtsgebühren in den Ferien!"
    "Billiger als an den Musikschulen!"
    "Ausgefallene Stunden werden nicht abgerechnet!"
    "Keine Kündigungsfristen!"


    Hab ich alles schon irgendwo gelesen und jedesmal den Kopf geschüttelt.
    Warum das alles in meinen Verträgen geregelt ist, musste ich glücklicherweise nur selten erklären oder rechtfertigen. 95% meiner Schüler hatten aber sowieso kein Problem mit meinen Vertragsbedingungen und ließen sich dadurch auch nicht abschrecken.
    Das Argument, dass dann keiner mehr kommt um sich anzumelden, kann ich nicht nachvollziehen. Und es gibt hier in der Gegend auch genug Leute, deren Unterrichtsbedingungen für Schüler weitaus günstiger ausfallen als meine.


    Als Werbegag könnte man ja auch mal eine "Tiefpreisgarantie" geben. Wer in der Region einen billigeren Lehrer findet, der bekommt den Unterricht zum selben Preis. Vorausgesetzt, dieser macht das ebenso hauptberuflich, hat ein Diplom in der Tasche und ein paar Jahre Berufserfahrung. (Obwohl ich mir da auch nicht so ganz sicher wäre, ob sich da nicht auch einer finden würde... Lieber doch nicht!)

    "If you don't feel it, don't play it." James Jamerson


  • Das ist leider manchmal unausweichlich.
    Ich zB lasse jetzt komplett über die VHS abrechnen, die haben leicht höhere Preise (3/30min und 4,50/45min höher) und das war schwer, das ein paar Eltern klar zu machen.
    Denn ob der offensichtlichen Vorteile (Versicherung über VHS, Möglichkeit von VHS Konzerten etc.) waren zwei Eltern nicht davon zu überzeugen.
    Für meinen Fall habe ich mich dann entschieden, lieber den alten Tarif zu übernehmen, was immernoch eine anständige Bezahlung ist, als zwei Schüler zu verlieren.



    Die Ferien sind immer so eine Sache, für viele unverständlich, warum sie da zahlen sollen.
    Man könnte es nun "einpreisen" und die Stunden entsprechend teurer machen, das wäre zumindest die offensichtlichere und transparentere Lösung.
    Meine VHS bietet immer Semesterkurse von 17 Stunden an, die abgerechnet werden. Das kommt dann auf die Schulwochen in etwa.
    Wenn ich zugegen bin, biete ich meistens noch extra Stunden während den Ferien an, wird auch immer gerne in Anspruch genommen.


    Die beiden letzten Punkte sind wirtschaftlich natürlich völlig Banane, das ist offensichtlich.
    Außer natürlich, man ist nicht auf das Geld angewiesen, aber selbst da denke ich, kann man an besseren Stellen den Samariter raushängen lassen.


    Grüße,

  • Wer glaubt, sich durch Dumpingpreise einen Vorteil zu verschaffen, denkt sowieso viel zu kurz.
    Wenn der Unterricht stimmt, hat man nicht das geringste Problem, Schüler zu bekommen und sie zu halten. Auch nicht zu seriösen Vertragsbedingungen und vernünftigen Gebühren.
    Auch wenn ich es auf der einen Seite bedaure, das die Unterrichtsgebühren eine gewisse Höhe erlangt haben, aber ich muss halt auch meine Miete zahlen...

  • Yttar, das lässt sich durchaus vermeiden. Man muss nur zu seinen Entscheidungen und seiner Leistung stehen.
    Dann kündigen halt zwei Schüler. Na und?
    Dafür kommen ja dann irgendwann neu.


    Meiner Erfahrung nach hat noch keine Schule an der ich tätg bin durch Preiserhöhungen Ihre Schülerzahl reduziert.
    Es gibt etwas Fluktuation, klar, aber das wars.


    Auch das Zahlen in den Ferien ist einfach zu vermitteln.
    Jeder Fabrikarbeiter bekommt im Urlaub sein Gehalt weiter, um seine Miete zahlen zu können.
    Da gibts sogar oft Urlaubsgeld obendrauf.
    Und eingepreist ist das ja immer, egal ob der Arbeiter Waschmaschinen, Autos oder sonstwas herstellt.


    Das mit den Extrastunden in den Ferien gibt man auf, wenn man mal dringend Erholung braucht, die man sonst gar nicht mehr bekommt.


    lg

  • Unabhängig vom betrachteten Markt:
    - Keine Unterrichtsgebühr in den Ferien
    Wieso sollte ich für keine Leistung Geld zahlen?


    - Ausgefallene Stunden werden nicht bezahlt
    Kommt drauf an ob diese wegen dem Lehrer oder dem Schüler ausfallen.
    Wenn der Lehrer eine Stunde absagt, wieso sollte ich dafür zahlen?


    - Keine Kündigungsfristen
    Es ist nunmal Trend, die Kündigungsfristen - primär im Kundeninteresse - zu verkürzen.
    Bei sehr günstigem Preis ist dann aber oft auch die Vertragslaufzeit bzw. die Kündigungsfrist länger.


    Ich finde diese "Änderungen" letzten Endes völlig legitim. Der Anbieter muss seine Preise eben "anders" kalkulieren, wenn er kürzere Kündigungsfristen anbietet, sich ausgefallene Stunden nicht bezahlen lässt und in den Ferien keine Zahlungseingänge seiner Kunden hat. --> Die einzelne Stunde wird dann teurer. Unterm Strich könnte dann dieselbe Summe stehen.


    Ob der Kunde dann zu Anbieter A geht, der mit einem großen Werbebanner "Bei mir zahlen Sie keine Ferien. Aber dafür 3 Euro mehr pro Stunde." wirbt oder zu Anbieter B dessen Werbebanner mit "Bei mir zahlen Sie 3 Euro pro Stunde weniger. Dafür müssen Sie auch nicht stattfindende Stunden bezahlen." versucht den Kunden anzulocken ist glaube ich schwer einzuschätzen.

  • Die Ferien sind immer so eine Sache, für viele unverständlich, warum sie da zahlen sollen.
    Man könnte es nun "einpreisen" und die Stunden entsprechend teurer machen, das wäre zumindest die offensichtlichere und transparentere Lösung.


    Das ist alles nur eine Vermittlungsfrage. Wie du schon richtig erklärst, bedeutet die andere Variante nur, das die Schüler jeden Monat einen anderen und vor allem deutlich höheren Satz zahlen müssten.
    ein vernünftiger Musikschulvertrag/Lehrervertrag stellt dies auch klar, das es sich um eine Jahresgebühr in 12 zahlbaren Raten handelt, die für den Kunden zu festen kalkulierbaren Kosten führt.
    Es ist auch eine Frage der Verwaltung. Es ist völlig unverhältnismäßig, für jeden Schüler einer Musikschule jeden Monat eine individuelle Rechnung zu erstellen, diese einzutreiben und dann noch das ganze Rechnungsprüfungsprozedere durchzuführen. Dafür brauch man dann eine Vollzeitkraft, die nur Abrechnung macht. Das würde die Kosten für den Unterricht nochmals ordentlich in die Höhe treiben.
    Das Gezeter der Eltern/Schüler möchte ich auch mal hören, wenn sie in einem Monat vielleicht 120€ bezahlen, im nächsten 40, dann wieder 80€. Da blickt doch erst recht keiner mehr durch.
    Selbst ein Privatlehrer mit vielleicht 20-30 Schülern dreht dann schnell mal hinsichtlich der Abrechnung am Rad.

  • Unabhängig vom betrachteten Markt:
    - Keine Unterrichtsgebühr in den Ferien
    Wieso sollte ich für keine Leistung Geld zahlen?


    Dem ist ja so, weil das Konstrukt nicht heisst: ich zahle für keine Leistung, sondern meine zahlungen werden auf 12 gleichbleibende raten verteilt. Glaub mir, das ist eigentlich im Interesse aller besser.
    Stell dir mal vor, eine Familie hat 2 Kinder in der Musikschule.
    Beim gängigen Konstrukt zahlen sie für die Kinder im Monat für 30 Minuten Unterricht z.B. 120€.
    Bei deiner präferierten Variante müssten sie plötzlich in einem Monat, der 5 Unterrichtstage hat (die gibt es) 360€ in diesem Monat bezahlen. Hast du jetzt das Problem erkannt?
    Das ist überhaupt nicht im Interesse der Eltern/Schüler!


    - Ausgefallene Stunden werden nicht bezahlt
    Kommt drauf an ob diese wegen dem Lehrer oder dem Schüler ausfallen.
    Wenn der Lehrer eine Stunde absagt, wieso sollte ich dafür zahlen?


    Das von Dir genannte Szenario existiert nicht. Es gibt nur die regelung, das stunden, die der Schüler absagt, nicht rückerstattet werden. Das ist übrigens gängige Praxis in sehr vielen Branchen. Du kriegst auch im Fitnesstudio keinen Gebühren zurück, wenn du nicht oder nur selten hingehst.

    - Keine Kündigungsfristen
    Es ist nunmal Trend, die Kündigungsfristen - primär im Kundeninteresse - zu verkürzen.
    Bei sehr günstigem Preis ist dann aber oft auch die Vertragslaufzeit bzw. die Kündigungsfrist länger.


    Muss man jede bescheuerte Entwicklung mitmachen, nur weil es welche gibt, die dies tun? Ein vernünftiger Unternehmer im Bereich Musikschulen sollte schnell begreifen, das er sich selbst damit überhaupt keinen Wettbewerbsvorteil verschafft. Ich habe noch nie gehört, das jemand zur Musikschule xyz gegangen wäre, weil dort die Kündigungsfristen kürzer seien. Das ist ein Aspekt, der bei einem Instrumentalunterrichtsvertrag recht irrelevant ist, wie eigentlich auch diese elende Dumping Geschichte. Ich unterrichte z.B. an 2 Musikschulen ,die mitunter die höchsten Gebührenstruktur hier in der Gegend haben. Schülermangel? Fehlanzeige! Hohe Fluktuation? Fehlanzeige!
    Warum wohl? Zufriedene Lehrer mit vernünftigen Arbeitsbedingungen und Salär geben auf Dauer sehr wahrscheinlich besseren/engagierteren Unterricht. Der Zusammenhang dürfte einleuchten...


    Ich finde diese "Änderungen" letzten Endes völlig legitim. Der Anbieter muss seine Preise eben "anders" kalkulieren, wenn er kürzere Kündigungsfristen anbietet, sich ausgefallene Stunden nicht bezahlen lässt und in den Ferien keine Zahlungseingänge seiner Kunden hat. --> Die einzelne Stunde wird dann teurer. Unterm Strich könnte dann dieselbe Summe stehen.


    Unterm Strich ja, aber wie ich oben ausführte führt dies zu Effekten, die niemandem dienen.
    Aber wie du schon Eingangs schriebst, siehst du das nur allgemein und da hast du sicherlich recht.
    Aber jeder Ökonom wird dir bestätigen, das jede branche ihren eigenen Markt mit eigenen Gesetzten, Notwendigkeiten und Gepflogenheiten hat. Die sind auch nicht nur willkürlich gewählt.

  • Die Punkte, die ich oben aufgeführt habe, habe ich unkommentiert gelassen, weshalb es hier wohl zu Missverständnissen geführt hat. Ich bin davon ausgegangen, dass klar ist, warum es Bezahlung in den Ferien gibt etc...


    Das Unfassbare ist daran, dass die Lehrer/ Schulen, die mit so etwas werben, so offensichtlich keine Ahnung davon haben, warum die Vertragsbedingungen bei anderen so sind. Das wird manchmal deutlich an ihren Erklärungen, wo z.B. auch das hier gefallene Argument "Keine Leistung (in den Ferien) = keine Bezahlung" gerne mal auftaucht.
    Am besten ist es dann noch, wenn sie ihre Beiträge dann anhand der Beiträge anderer berechnen, die sich die Ferien durchbezahlen lassen, nur dann eben die Zahlungen während der Ferien auslassen...


    Und natürlich meinte ich auch Stunden, die vom Schüler abgesagt oder versäumt wurden. Da gibt es klare Regelungen, die für alle in Ordnung sind. Ich z.B. biete, wenn der Schüler bis 48 Std. vor dem Unterricht absagt, 3 Ersatztermine an. Das funktioniert für mich organisatorisch (ich kann dann versuchen, meinen Stundenplan umzubauen, auch wenn es manchmal nicht einfach ist) und ist auch für die Schüler fair. Nur wenn z.B. einem dann 2 Stunden vor dem Unterricht einfällt, dass er heute ein Fußballspiel hat und nicht kommen kann, bin am Ende nicht ich der Gelackmeierte.


    Mir ging es aber im Wesentlichen nicht um genau diese Punkte (denn die sind für mich eine Selbstverständlichkeit), sondern darum, wie naiv die Vertrags- und Preisgestaltung von manchen Kollegen vorgenommen wird. Statt zu hinterfragen, warum das bei anderen so ist, wird mit Vorteilen geworben, die mich schon fast an Stammtischparolen erinnern (siehe die Punkte, die ich weiter oben aufgezählt habe).

    "If you don't feel it, don't play it." James Jamerson

  • Derzeit unterrichte ich ALLE meine Schüler nach Vereinbarung - jeder von ihnen hat zwar einen festen Termin, doch kommt es auch mal zu Absagen seitens der Schüler. Auch in den Ferien kommen Termine zustande, insofern das von beiden Seiten aus möglich ist. Es wird also jede Leistung bezahlt, unmittelbar nachdem sie erhalten wurde.


    Ich möchte meine Konditionen ab August 2011 umstellen und habe mir da mal ein paar Gedanken gemacht. Für die Eltern wird das erstmal nicht nachvollziehbar sein, schätze ich...


    Von Aug. 2011 bis Juli 2012 habe ich das mal ausgerechnet. Angenommen, ich gebe ab dem besagten Monat in den Ferien keinen Unterricht mehr. Dann komme ich auf insgesamt 40 Unterrichtseinheiten (52 Dienstage minus 12 Dienstage, die auf Grund von Ferien ausfallen). 40 Unterrichtseinheiten werden definitiv gegeben, aber auch nur diese bezahlt. Im Vergleich zu vorher ändert sich in diesem Fall nur, dass ich weniger arbeite und in Folge dessen der Kunde weniger bezahlt. 40 x 12 Euro (45 Minuten) sind 480 Euro im Jahr, die aber auch - seitens des Schülers - zu 100% in Dienstleistung investiert werden.


    Gehe ich von einer Einheit von 4 Unterrchtstagen im Monat aus und lasse mir die Ferien durchbezahlen, um auf einen monatlichen Beitrag zu kommen, rechne ich mit 48 Stunden (logisch: 12 (Monate) mal 4 (Einheiten)). 48 x 12 Euro sind 576 Euro im Jahr. Differenz zu vorher (in den Ferien findet zwar kein Unterricht statt, er wird aber auch nicht bezahlt): 96 Euro. 96 Euro durch 12 sind 8, dem Kunden gehen also durch diese neue Bezahlungsweise im Jahr theoretisch 8 Unterrichtseinheiten verloren. Oder: 576 Euro durch die gegebenen Unterrichtseinheiten von oben (sprich: 40) sind 14,40 Euro Beitrag für 45 Minuten (statt 12 Euro).


    Es käme also aufs gleiche heraus, ob ich mir das komplette Jahr (also auch die Ferien) mit einer Einheit von 4 Stunden in der Woche und einer Entgeltung von 12 Euro durchbezahlen lasse, oder den Preis um 2,40 Euro erhöhe, aber nach der obigen, ersteren Methode arbeite.


    Was kommt beim Kunden wohl besser an? Ist das überhaupt wichtig, was gut ankommt?


    LG

    2 Mal editiert, zuletzt von kotor.useR ()

  • Deine Rechnungen sind mir schon wieder zu sehr von hinten durch die Brust ins Auge gemacht.
    Zunächst mal sollte man für eine ordentliche Kalkulation ermitteln, wie hoch ein Stundensatz sein muss, damit man aus dem erzielbaren Einkommen die Kosten des Unterrichts als auch die damit beabsichtigte Bestreitung des Lebensunterhaltes realisieren kann.
    Wenn man, wie die meisten Musiker Einkommen aus mehreren Quellen bezieht, muss man für sich einen Schlüssel erstellen, wieviel Zeit man in den Unterricht investiert, wieviel Zeit noch für andere Tätigkeiten bleiben, mit denen man auch Einkünfte erzielen kann, und welches Einkommensziel man erreichen muss, um überhaupt leben zu können bzw. welches man selbst sich vorstellt.
    Also erst mal Kostenaufstellung, was geht übers Jahr raus gegenüber dem, was alles reinkommen muss, damit diese Tätigkeit sinnvoll ist.
    Meine persönliche Meinung, die sich aber auch mit allem deckt, was man in Ratgebern für Freie lesen kann, kommt man als selbständiger mit Stundensätzen unter 20€ nicht gerade weit...
    Für mich war sehr heilsam, solche Modellrechnungen zu machen, die damals z teilweise absurden Schülerzahlen führten, wodurch ich realisierte, das das ja so keinen Sinn macht.


    Das ganze Gerechne mit 4 fiktive Unterrichtszeiten pro Monat macht in vielerlei Hinsicht auch keinen Sinn. Du musst die Zahl der wirklich gegebenen Unterrichtstunden im Jahr mit dem erhalten Honorar in Relation setzen und dann deinen Stundenlohn ermitteln. Das ist eine belastbare Zahl.
    Da ich in ganz jungen Jahren mal ähnlich gearbeitet habe, nur gegebene Stunden bezahlen lassen, hyperflexibel im Dienste des Kunden, weiß ich, das man am Ende des Jahres bei einer solchen Selbstauslieferung an den Kunden niemals auf die imaginären Stundenzahlen kommt, die das "ich zahle die gegebene Stunde" Model verspricht. Das erzielte Einkommen ist zumeist deutlich niedriger.
    Aus einen Fehlstundentabellen aus den Musikschulen kann ich ersehen, das nahezu jeder Schüler mal im laufe eines Jahres mind. 1 mal fehlt, manche auch deutlich häufiger und das, obwohl sie die Stunde bezahlen müssen.
    Würde ich all die Stunden von meinem Honorar abziehen, die da im Laufe von 12 Monaten auflaufen, müsste ich noch mehr unterrichten, um auf das gleiche Honorar zu kommen. Aber wie heisst es so schön: die Zeit ist endlich.
    Zudem gewinne ich dadurch gar nix, weil die ausgefallenen Stunden mir selbst nicht wirklich für eigene Aktivitäten oder Freizeit zur Verfügung stehen. Ganz oft ist das nur verlorene Zeit. Das war auch oft nicht anders, als ich noch privat unterrichtet habe. Drumsandbeats versucht dann ja wohl immer, seine Unterrichtszeiten umzuorganisieren. Bei meiner Schülerzahl wäre mir das echt zu viel logistische Transaktion jede Woche, die zumeist auch nicht so erfolgsgekrönt sein dürfte, wenn ich alleine an de Verlegetermine, wenn ich mal nicht kann, oder Nachholstunden, wenn ich mal krank war, denke. Was das immer für ein Hickhack ist, die heutzutage multipel rum um die Uhr verplanten Kids unter einen Hut zu bringen...


    Wie ich dir ja schon ma per PM schrieb, halte ich das ganzjährige Unterrichten aus mehreren Gründen nicht für sinnvoll.
    Es ist einfach pädagogisch nicht sinnvoll, weil auch der Schüler eine Pause braucht und es ist für den Lehrer nicht sinnvoll, da er nie Zeit hat, mal abzuspannen, sich neue Gedanken zu machen, Energie zu tanken.
    Ich weiß, das man in jungen Jahren viele Dinge noch nicht so wahrnimmt, aber wenn man älter wird, merkt man ziemlich deutlich, das man auch mal ne Pause braucht, wenn man nicht ausbrennen will.
    Nicht ohne Grund gibt es die "Erfindung" Ferien und Urlaub....


    Was deine konkrete frage angeht, würde ich tatsächlich dir vorschlagen, egal ob du jetzt auf Stundenbasis weiter unterrichtest oder auf ein Durchzahlungsmodel umstellst, nicht mehr in Ferien zu unterrichten.
    Für die Schüler, die dann abspringen, werden andere kommen. Sei dir gewiss.
    Was dein Honorar angeht, setzte entweder einen monatlichen Betrag fest, der dir als durchgehende Bezahlung genehm scheint und führe dies vielleicht bei Neukunden ein.
    Bestandskunden bekommen halt eine Erhöhung für die Einzelstunden und kriegen in den Ferien keine mehr. So kannst du bei diesen Schülern bei weniger Arbeit dein Einkommen halten und nebenbei deinen Stundensatz erhöhen.
    Das ist meist der Weg, der mit den wenigsten Konflikten geht. Einzelstundenzahler auf ein Monotahonorar umzustellen, stelle ich mir sehr schwierig vor.


    Unter einer rein ökonomischen Betrachtunsweise ist doch zudem genau der Aspekt, das man ein kalkulierbares, regelmässiges Einkommen erzielen kann, der Vorteil des Unterrichtens gegenüber anderer Einkunftsquellen als Musiker.
    Gerade diesen Vorteil aufzugeben, halte ich für unsinnig, da dafür am Ende des Tages die Honorare für Unterricht einfach zu niedrig sind.
    Durch Unterrichten ist noch kein Musiker wirklich reich geworden...



    Nachtrag: Das ich hier und heute zu dieser Uhrzeit posten kann, ist z.B auch so etwas. Normalerweise hätte ich heute 14 Schüler zu unterrichten. Da aber Karneval ist, fällt der heute aus. Ich krieg mein Geld trotzdem und erfreue mich
    am schönen Wetter. Und meine Schüler am morgigen Tag kriegen einen gut ausgeruhten und wohlgelaunten Lehrer zu Gesicht :D

    2 Mal editiert, zuletzt von drumdidi ()

  • Noch ein paar GEdanken zum Themenkomplex Kündigungsfristen/Nurgehaltenestundenbezahlen etc.


    All diese Sachen gehen eigentlich nur, wenn man nicht vollzeit unterrichtet.


    Es gibt ja auch einige Schulen an denen gibt es sog. 10er-Karten, d.h. der Schüler kauft 10 Unterrichtseinheiten, die dann nach
    absprache gehalten werden. Meiner Erfahrung aus mehrern Instituten nach führen diese Modelle zu einer deutlich höheren bereitschaft, den Unterricht aus verschiedenen Gründen auch mal abzusagen.
    Das bedeutet für den Lehrer zweierlei:


    Zum einen kann es sein, das ich einen "Slot" nicht für 10 Einheiten, sondern auch mal für 20 frei haltten muss.
    Zum anderen der von Didi beschriebene Effekt, das eben de facto viel weniger gehaltene Stunden sind als theoretisch möglich.


    Hier ist es, abgesehen von den möglichen 10er-Karten auch so, das alle Stunden nachgeholt werden, auch die vom Schüler abgesagten.
    Das Schülerfehlstunden entfallen gibt es hier nur an den kommunalen Instituten.


    Aber freigibiges Nachholen geht eben auch nur, wenn der Lehrer UND die Schule dafür Kapazitäten hat.
    Ich unterrichte z.B. 5 Tage, d.h nachholen geht nur an den Wochenenden oder in den Ferien.
    Eine gut gehende Schule hat aber auch eine Raumauslastung von 80% oder darüber.
    Da dann noch eine Lücke zu finden, in der der Raum frei ist wird dann gar nicht so einfach.


    Wenn man natürlich zuhause unterrichten kann, vielleicht noch in einem bereits bezahlten Haus, das schon
    Generationen der Familie gehört ist das natürlich einfacher.


    Und zur Höhe des Unterrichtshonorars:
    Ich hab ja nun Familie ( :) ) und wir müssen im Laufe des nächsten Jahres umziehen, weil wir ein Zimmer für den Kleinen brauchen.
    Eine 4-Zimmer-Wohnung kostet in Nbg in einer einigermaßen vernünftigen Gegend schnell bei 1000 EUro warm. Eher drüber.
    Versuch das mal in 12 Euro häpchen zu verdienen.....

  • Ich bezahle 50 Euro für 60 Minuten.
    Bei mir ist es jedoch so, dass ich flexibel bin in den Unterrichtszeiten.
    Ich kann auch mal eine Stunde ausfallen lassen, und bezahle nichts dafür.
    Ich kenne aber auch Lehrer, die nehmen 14 Euro pro Stunde. Und die nehmen auch nix für eine ausgefallene Stunde. Das sind allerdings Studenten, bzw. Schüler.
    Die wohnen zu Hause, zahlen keine Miete, keine Nebenkosten und kein Essen. Vor allem aber auch keine Steuern ;)

    Neid ist die aufrichtigste Form von Anerkennung!

  • Ich bezahle 50 Euro für 60 Minuten.
    Bei mir ist es jedoch so, dass ich flexibel bin in den Unterrichtszeiten.
    Ich kann auch mal eine Stunde ausfallen lassen, und bezahle nichts dafür.
    Ich kenne aber auch Lehrer, die nehmen 14 Euro pro Stunde. Und die nehmen auch nix für eine ausgefallene Stunde. Das sind allerdings Studenten, bzw. Schüler.
    Die wohnen zu Hause, zahlen keine Miete, keine Nebenkosten und kein Essen. Vor allem aber auch keine Steuern ;)


    So mache ich das (2. Option). Ich fahr zum Schüler, wir haben feste Termine, aber wenn mal was ausfällt gibts wenn vereinbar einen Nachholtermin, und wenns nicht zustande kommt, kostets auch nichts.
    Aus den 14/60 mache ich allerdings 7/30 oder 10/45. Eine Stunde ist recht viel Zeit, könnte mir vorstellen, dass wenn ich das mache, nach 45min nichts mehr zum lernen da ist für die Einheit. (man will ja auch, dass der Schüler zuhause übt)

  • Ich kann in allem nur Drumdidi beipflichten.


    Ich kenne Musikschulinhaber, die die Ferien durcharbeiten und das auch von ihren Lehrern verlangen. Wenn man das über Jahre hinweg beobachtet, stellt man zweierlei Fluktuationen fest: zum ersten: viele Lehrer machen das nicht lange mit. Zum zweiten: Lebenspartnerinnen solcher Selbstausbeuter machen auch nicht lange mit.


    Es lohnt sich nicht, zu dumpen. Nie! Nie! Nie! Nie!

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!