Unterrichtsgebühren - zwischen Markt, Moral und Sachzwängen

  • Nur um eines klar zu stellen: Ich habe keinen Unterschied zwischen Lehrern an Musikschulen oder Privatlehrern gemacht. Ich bin ja selber beides in einer Person.
    Mit Wald- und Wiesenlehrern meinte ich die, die das Unterrichten nebenbei betreiben, selber aber womöglich nie einen kompetenten Lehrer gehabt haben.
    Bei der Lehrerwahl muss man eben gut schauen, wer da konkret unterrichtet - egal ob privat oder an einer Musikschule. Und es ist leider auch nicht damit getan, sich am Preis zu orientieren. (Billig muss nicht schlecht bedeuten, teuer auch nicht zwangsläufig gut!)

    "If you don't feel it, don't play it." James Jamerson


  • Ich hab ja schon während meines Musikstudiums an der Hochschule immer gestänkert, das ich es absolut unerträglich finde, das an der Musikhochschule zum Thema Business & Co null Information/Wissen vermittelt wird.
    Da werden angeblich Profi-Musiker ausgebildet, die teilweise nach dem Studium noch nie was von der GVL, noch von USt, Berufshaftpflicht oder KSK gehört haben...
    Deshalb kenne ich auch zu viele Musiker, die mindestens einmal im Leben eine so richtig schmerzhafte Erfahrung mit dem FA gemacht und die mit 40 Jahren noch nie eine einzige Anmeldung bei der GVL gemacht haben 8|



    das ist leider wahr... ich weiss nicht, wie das mittlerweile an den staatlichen hochschulen gehandhabt wird, aber da haben die privaten institute meines wissens viel früher entsprechende kurse im self-management angeboten.


    man könnte fast meinen, die hochschulen wollten die leute in der hinsicht ein bissle dumm halten ...

  • man könnte fast meinen, die hochschulen wollten die leute in der hinsicht ein bissle dumm halten ...


    Meines Erachtens viel schlimmer: die fahren immer noch ihr verkacktes Kunstding ohne Rücksicht auf die später scheiternden Existenzen.
    Ist eigentlich völlig unverantwortlich, das dieses Thema komplett aussen vor gelassen wird...


  • Meines Erachtens viel schlimmer: die fahren immer noch ihr verkacktes Kunstding ohne Rücksicht auf die später scheiternden Existenzen.
    Ist eigentlich völlig unverantwortlich, das dieses Thema komplett aussen vor gelassen wird...



    das blöde ist nur, dass du während des studiums - ok, dass ICH während des studiums mir darüber keinen allzu grossen kopf gemacht habe ... bis sich nach dem abschluss die krankenkasse mit
    dem tarif für selbständige gemeldet hat ... da ist mir erst mal das grinsen aus dem gesicht gefallen, und ich hab das telefon glühen lassen, um von ehemaligen studienkollegen daraufhin zu
    erfahren, dass es sowas wie die KSK gibt ...


    da brauchst du dich auch nicht zu wundern, wenn das unternehmerische denken so unterentwickelt ist ...


    für fotografen gibt es zumindest mal eine broschüre mit honorarempfehlungen von der MFM (mittelstandsgesellschaft für fotomarketing), welche auch regelmässig aktualisiert wird. ob diese broschüre
    in zeiten wo geil- und doofmarkt digitale spiegelreflexkameras fürn appel und n ei verticken noch das papier wert ist, auf dem sie gedruckt wird ist fraglich, aber es gibt sie immerhin.

  • Nein. Noch besser wirds übrigens wenn man von 100,-Euro einkommen 80,- Euro Betriebskosten hat. Dann wäre die Erhöhung um 50 ,-Euro ein Zuwachs von 250%. Bei solchen Einnahmen/Ausgaben Relationen würde ich mir auch deutlich mehr Kopp machen.


    Vom Prinzip her ist das natürlich richtig. Nur wenn ich auf 1000,- pro Monat 10 % mehr aushandle, habe ich am Monatsende 1100,-. Das zählt erstmal für mich. Was das dann im Jahresabschluss in % bedeudet, ist zu dem Zeitpunkt für mich erstmal nicht interessant und auch nicht wirklich absehbar, weil bedingt variabel...mein Betriebskostenanteil liegt jedenfalls doch eher unter 50% - lohnt sich halt derzeit nicht ;)

  • Redrum, bleib doch mal cool, ist doch schön wenn du einen tollen, billigen Privatlehrer hast, das haben doch jetzt auch alle verstanden.

    Nun denn, dann belasse ich die Leute, die hier damit professionell ihr Geld verdienen in ihrer Selbstherrlichkeit und ihrem Glauben, jede andre Unterrichtsform sei nur reine Zeitverschwendung und letztendlich würden doch sowieso nur alle mit ihren durch falsch-vermittelte Technik verursachten Handgelenksschmerzen zum teuren Profi rennen um sich ihre Wundermedizin abzuholen.


    Und tschüss.

  • Nein. Noch besser wirds übrigens wenn man von 100,-Euro einkommen 80,- Euro Betriebskosten hat. Dann wäre die Erhöhung um 50 ,-Euro ein Zuwachs von 250%. Bei solchen Einnahmen/Ausgaben Relationen würde ich mir auch deutlich mehr Kopp machen.


    Vom Prinzip her ist das natürlich richtig. Nur wenn ich auf 1000,- pro Monat 10 % mehr aushandle, habe ich am Monatsende 1100,-. Das zählt erstmal für mich. Was das dann im Jahresabschluss in % bedeudet, ist zu dem Zeitpunkt für mich erstmal nicht interessant und auch nicht wirklich absehbar, weil bedingt variabel...mein Betriebskostenanteil liegt jedenfalls doch eher unter 50% - lohnt sich halt derzeit nicht


    Ich habe bewusst dieses extreme Beispiel gewählt, um zu verdeutlichen, das deine mathematische Grundthese nicht stimmt.
    Hast du bei 100€ Einnahmen nur 10% Betriebsausgaben, also 10€, schaffst es aber dein Honorar um 10% zu erhöhen, so steigert sich dein Gewinn aber nicht um 10% sondern schon um 11%.
    Das heisst, das deine Grundthese nicht stimmte, das man zur Erzielung eines doppelten Einkommens, die Einnahmen verdoppeln müsst. Sobald die Betriebskosten nur etwas höher sind als die 10%, die du angeführt hast, sieht die Rechnung immer noch mehr in Richtung meines Rechenbeispiels aus.
    Gewöhnlich betragen die Betriebskosten eines Freiberuflers auch nicht 10% seines Umsatzes sondern eher mind. 30% davon, immer vorausgesetzt, er bezieht auch wirklich lle seine Unkosten mit ein und rechnet sich nix schön. Da sieht die Rechnung eben auch schon ganz anders aus.
    Lange Rede kurzer Sinn, deine Rechenweise entspricht nicht mathematischen Grundsätzen ;)

  • Hochschulen sind eben leider heute noch schlimm.
    Guck sich mal einer den Didaktik-Anteil in der Gymnasial-Lehrer-Ausbildung an oder gar eines Hochschullehrers.
    Viele Fakultäten lassen eben ihre Kunden nach der fachlichen Qualifizierung absolut alleine. Von einer Berufsvorbereitung kann keine Rede sein...

  • Es ist doch im Endeffekt vollkommen egal ob man als Musiklehrer tätig ist oder Fliesen legt oder Mauern baut oder Versicherungen verscherbelt oder am Straßenstrich steht.


    Es gibt eine ziemlich simpel Formel: Wenn du deine Kosten nicht kennst dann kannst du auch keinen Gewinn machen.


    Und an der Formel scheitern die meisten, gleich in welchem Genre die beheimatet sind.

    Wenn man das Knie sieht, ist die Bassdrum zu klein!


  • Diese Antwort von Dir halte ich persönlich allerdings für eine Frechheit!


    Wobei er damit allerdings Deine "Unterstellung" als Tatsache bestätigt ...


    ... aber das führt jetzt zu weit.


    Beste Grüße, S.

  • Und an der Formel scheitern die meisten, gleich in welchem Genre die beheimatet sind.


    Das ist leider flächendecken die traurige Wahrheit: Sei es die Meisterausbildung im Handwerk, eine IHK- oderf andersweitig staatlich geprüfte Ausbildung (z.B. Fachinformatiker, Bürokaufmann, usw.) oder eben die Ausbildung zum Musiklehrer: wenn man tatsächlich ein wenig kaufmännisches Handwerkszeug vermittelt bekommt, hab man ein Riesen-Schwein gehabt.


    Mit kaufmännischen Handwerkszeug meine ich hier nicht die Kalkulation von Aufträgen oder so, ich meine genau das, worum es hier geht: wie verkaufe ich meine qualifizierte Leistung so, daß ich davon leben kann und mich nicht totrödeln muß? ... ich glaube, ich wiederhol' mich ...


    Beste Grüße, S.


  • Ich habe bewusst dieses extreme Beispiel gewählt, um zu verdeutlichen, das deine mathematische Grundthese nicht stimmt.
    Hast du bei 100€ Einnahmen nur 10% Betriebsausgaben, also 10€, schaffst es aber dein Honorar um 10% zu erhöhen, so steigert sich dein Gewinn aber nicht um 10% sondern schon um 11%.
    Das heisst, das deine Grundthese nicht stimmte, das man zur Erzielung eines doppelten Einkommens, die Einnahmen verdoppeln müsst. Sobald die Betriebskosten nur etwas höher sind als die 10%, die du angeführt hast, sieht die Rechnung immer noch mehr in Richtung meines Rechenbeispiels aus.
    Gewöhnlich betragen die Betriebskosten eines Freiberuflers auch nicht 10% seines Umsatzes sondern eher mind. 30% davon, immer vorausgesetzt, er bezieht auch wirklich lle seine Unkosten mit ein und rechnet sich nix schön. Da sieht die Rechnung eben auch schon ganz anders aus.
    Lange Rede kurzer Sinn, deine Rechenweise entspricht nicht mathematischen Grundsätzen ;)

    Mathematische Grundsätze können aber auch schonmal realitätsverzerrend wirken. Denn die vermeintlich zu erwartende Analogie lässt sich aus Deinem Ursprunsbeispiel nicht ableiten.


    PRAXISnahes Rechenbeispiel (es geht um die Relationen, die gleich bleiben)


    Einnahme 1.000.000 Ausgaben 300.000 (gemäß Deiner statistisch ableitbaren Prognose) = 700.000
    10% Erhöhung = 1.100.000, Ausgaben 300.000 = 800.000
    Nettozuwachs von 700.000 auf 800.000 ca. 14%
    Die Differenz zwischen Bruttoerhöhung und tatsächlichem Zuwachs beträgt also im Rahmen von realistisch nachvollziebaren Parametern 4%. Ok, das bedeutet natürlich den prozentualen Anstieg betreffend einen 40%igen Zuwachs, bleibt aber wohl in "absoluten Zahlen" gesehen vernachlässigbar.
    Was bleiben eigentlich von diesen 4 %, wenn man die entsprechend steigenden Beiträge zu Kranken-Pflege und Rentenversicherung mit einbezieht? Steuern? Schonmal durchkalkuliert?
    Wie gesagt, das Beispiel funktioniert auch bei 100.000 oder 21.678.


    Dein Ursprunsbeispiel empfinde ich da eher als betriebswirtschaftliche Trickrechnung-verblüffend aber eben in der Praxis (zumindest in meiner) nicht anwendbar. Einen Auftraggeber mal eben so aus dem Nichts mit einer 50% Erhöhungsforderung zu konfrontieren, dürfte wohl eher im Bereich des Unüblichen liegen, genauso wie die Tatsache, dass mir ein Job 50% Ausgaben verursacht..


    Da ich aber prinzipiell auch absolut gegen zu niedrige Honorare bin, sollte man auch nochmal auf die Kostenfaktoren aufmerksam machen, die nicht als Betriebsausgaben abzugsfähig sind.


    Was also tun, wenn z.B. eine Musikschule trotz "anständiger " Schülergebühren nur kleine Honorare zahlt. Man kann ja mal kurz durchrechnen und eventuell vor Ort einen Raum anmieten........vielleicht findet sich ja noch ein Kollege, der ebenfalls unzufrieden ist. Wo man entsprechende Handzettel verteilen kann, weiss man ja.


    So, ich geh jetzt erstmal ne Runde mit meiner Yacht fahren.


    Und falls garnix läuft, ein möglicher Plan B : Reiche Witwe mit 67

  • Ich hab nicht alles gelesen, aber mir stellt sich dei Frage, warum nimmt ein Musiklehrer nicht immer so viel wie Leute zahlen?


    Das ist doch überall so. Wenn Metallica 70€ für ne Karte nehmen kann, und es genug Leute gibt, die das bezahlen, ist das doch okay.
    Also ich meine das schönste Rechenexempel hilft doch nicht, weil darin niemals die Marktsituation berücksichtigt ist, oder?


    In beide Richtungen natürlich:
    Wenn ich 40 Euro die Stunde nehme, und jetzt hab ich aber eben mein "kaufmännisches Handwerkszeug", wie es hier genannt wird, bekommen, und stelle fest, ich bruache aber 45 Euro. Aber sobald ich auf 45 Euro erhöhe laufen mir die Schüler weg. Dann bin ich doch nicht besser dran, nur weil ich jetzt das ganze durchgerechnet habe, oder?


    Andererseits, wenn ich 70 Euro die Stunde nehme, weil ich den Leuten eben gut klar machen kann, dass meine mega krassen Fertigkeiten diesen Preis mehr als nur rechtfertigen (nichts andere tut man wenn man Werbung macht, egal ob Praktiker, Saturn, oder sonst wer), und die Leute mir abnehmen, sie würden ein gutes Geschäft machen, und es gibt tatsächlich Leute, die das bezahlen, dann senke ich mein Honorar doch nicht, bloß weil das kaufmännische Handwerkszeug mir sagt, dass ich aber eigentlich mit 40 Euro auskommen würde, oder?


    Sollte man als jemand, der was verkauft nicht immer genau so viel für seine Dienstleistung oder sein Produkt nehmen, wie die Leute zu zahlen bereit sind?
    Tankstellen könenn das doch auch, warum sollten Musiklehrer das nicht auch können?


    Und wenn manche Leute sich dann keinen Untericht leisten können, dann muss halt der Staat entscheiden, ob Musikuntericht subventionierenswert ist (ist er auf jeden Fall eher als Milch und Landwirtschaft...und da sind auch Milliarden für übrig) oder eben nicht. Und wenn zu wenige bereit sind den Preis zu zahlen, muss man halt runter.


    Also wie gesagt ich habe absolut keine Ahnung von der Materie, aber ich mach das zb bei meinen Nachhilfeschülern so. Solange ich mehr anfragen als Termine habe, erhöhe ich die Preise.

    Diplomatie ist die Kunst mit eintausend Worten zu verschweigen, was man mit einem sagen könnte.


    Real- ( ;) ) Satire vom Feinsten gibt es hier

  • Hi,


    der Sinn des Threads liegt ja einfach darin, sich mal auszurechnen, wieviel ich zum Leben brauche und um alle meine Ausgaben zudecken, dann zu überlegen, wieviel ich für eine Stunde nehmen muss, um das erreichen zu können. Es geht nicht darum, als Schlagzeuglehrer reich zu werden oder darum, die billigeren Lehrer zu verteufeln.


    Wenn ich bei der Kalkulation rauskriege, dass ich in der Woche bei meinem festgelegten Preis 70 Leute unterrichten muss und meine Kosten sind noch nicht drin oder nur so gerade eben, läuft etwas grundsätzlich falsch!Dann muss ich etwas ändern. Entweder Preise erhöhen, oder aufhören oder so weitermachen und mich auf die Altersarmut freuen, wenn ich nicht vorher sogar schon durch einen blöden Zufall berufsunfähig werde. Darum geht es hier!


    Drumdidi versucht lediglich, darauf mal aufmerksam zu machen. Das sind Dinge, die für die Kunden vielleicht nicht wichtig sind, aber es für uns sein sollten.


    LG


    MATZ: Das mit dem imaginären Lehrer hat wohl nicht hingehauen. Vielleicht solltest Du da mal einen kundenorientierten Thread zu starten.

  • Prinzipiell ist ein gewisser Markt ja durchaus in Ordnung. Wer neu ist kann/ darf/ soll ja gerne niedrigere Preise nehmen. Aber es müssen Preise sein, die die Kosten und eine Existenz sichern. Hier kommen wir auch dazu, was Trommeln mit Kinder satt bekommen zu tun hat: Wer professionell Trommelunterricht gibt und Familie hat, muss von dem Geld auch ebendiese ernähren. Und das geht nur, wenn die Preise ein gewisses Niveau haben.
    Es überrascht mich ehrlich gesagt nicht, dass die Mitglieder des DF, die noch nicht mal auf eigenen Füßen stehen diesen Zusammenhang nicht sehen und hier am vehementesten was von Markt schreien.


    Grüße, Philip

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