Unterrichtsgebühren - zwischen Markt, Moral und Sachzwängen

  • Natürlich sollte man nicht alles als gegeben hinnehmen ich gebe aber zu Bedenken, dass das Umfeld (geographisch, Konkurrenz, Kundenstruktur, etc. pp.) für jeden Schlagzeuglehrer anders ausschaut und sich daher keine reproduzierbare Best-Practice herausbilden kann.

  • ich finde grade der Vergleich mit Web-Designer, Grafiker oder Steuerberater ist an der Stelle (un)passend. Denn auch hier wird viel "nebenbei für andere für kleines Geld" gemacht, weil man ja hobbymäßig bissi was in den Bereichen drauf hatte.


    Es geht hier in keinster Weise um eine Diskussion Hobby vs. Berufsmusiker.
    Zudem schrieb ich ja, das meine Verweise auf andere Berufe sich darauf bezogen, das man viele der bei Musikern typischen Rechtfertigungsmuster für niedrige Honorare in solchen Berufsgruppen niemals anführen würde.
    Mir kann niemand ernsthaft erzählen, die Honorare an privaten Musikschulen für Lehrkräfte seinen oft so niedrig, weil so viele Hobbymusiker Unterricht für kleines Geld anbieten.
    Hast du jemals von einem Webdesigner die Aussage gehört, ich darf gar nicht mehr für eine Website verlangen, weil sonst sich ja sonst nicht mehr jeder eine Website von mir leisten kann?
    Hast du jemals von einem Grafiker gehört, das ein Stundensatz von 18€ super ist? Von Musikern höre ich aber solche Sätze...


    Diese Ablehnung der Herstellung von Vergleichen zu anderen freien/selbständigen Berufen bzw. auch die Formulierung einer Gewinnerzielungsabsicht im Bereich der Kunst und Musik, erinnert mich immer wieder an diese unsägliche Diskussion im Zusammenhang mit dem Thema Raubkopien und illegale Downloads, in der man als Musiker oft genug zu hören bekommt, das man doch Kunst wegen der Kunst macht und es ja nahezu eine Frechheit ist, das man dafür auch noch Geld sehen will.
    Musiker/Musiklehrer ist ein stinknormaler Beruf, für den grundsätzlich erst mal die gleichen Voraussetzungen gelten wie für alle anderen Berufe.
    Es gibt keinen gesellschaftlichen Auftrag für Musiker, das sie die Kinder für kleines Geld unterrichten, weil es sonst vielleicht keinen Musikunterricht mehr gibt.


    Erst kürzlich habe ich auf einem Flyer, der in meine Hände fiel, lesen dürfen, das jemand eine private Musikschule eröffnet hat und als geniales Geschäftskonzept erst mal alle wenigen "Errungenschaften" in seinen AGBs über Bord geworfen hat, indem er in den Ferien durchunterrichtet, durch Verschulden des Schülers ausgefallene Stunden nachgibt und zudem auch noch alle marktüblichen Gebühren unterbot.
    Um dem ganzen die Krone aufzusetzen bietet er in dem Flyer auch noch Unterricht zuhause an und fährt bis zu 30km weit zum Schüler ohne Mehrkosten.
    Natürlich wird er viele Schüler haben, denn preislich als auch servicemässig ein unglaubliches Angebot.
    Aber auch ein unglaublich unwirtschaftliches, selbstausbeuterisches Angebot, das auf Dauer nur in eine Richtung führt...
    Ich bin mir sicher, das diese Person NICHT rechnen kann bzw. niemals ernsthaft überlegt hat, was er da unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten tut.
    Und genau WEGEN solcher Vorkomnisse hab ich das überhaupt angesprochen. Es wird zu oft über die Konsequenz dieses Handelns nicht nachgedacht, noch wird solchen Leuten gegenüber dieses Thema angesprochen.
    Ich mach das aber und sag auch mal ungefragt zu jemandem, das er zu solchen Honoraren nicht arbeiten sollte und zwar in seinem eigenen Interesse.

  • Zitat

    Als Musiker muss man sich darüber im Klaren sein, dass man sich mit keiner anderen Berufsgruppe vergleichen kann.


    Das scheint mir in dieser Betrachtung doch nicht unerheblich zu sein. Wenn die Argumentation lautet, daß andere Selbständige ja ganz andere Summen verlangen (und auch bekommen), sollte man nicht außer acht lassen, daß Musik eben auch nicht den gleichen Stellenwert hat wie z.B Medizin, Architektur o.ä.


    Musik ist nice to have - mehr nicht. Wenn ich krank bin, muß ich zum Doc - der hoffentlich ordentlich ausgebildet ist. Der Nutzen liegt hier auf der Hand. Beim Hausbau ist es ähnlich. Musik dagegen bekomme ich an jeder Ecke. Das ist keine Fertigkeit, ohne die das öffentliche Leben zusammenbrechen würde...


    Von daher scheint es mir Vermessen, so ein Anspruchsdenken zu haben. Musikstudium hin oder her - die Fähigkeit Musik zu machen, befriedigt zunächst mal den Ausführenden. Alles, was darüber hinaus an Benefit kommt (Geld, Groupies...) ist super, aber nicht "einklagbar"



    Grüße


    Olli

  • Am Fakt: Kunde als Zahlender kommst Du aber nicht vorbei....


    Wirklich sehr pfiffig, nur leider am Topic vorbei.
    Der Kunde ist nicht Gegenstand der Diskussion und die Tatsache, das ich zu Bedingungen arbeite, die weit besser sind als das, was im allgemeinen als Faktum präsentiert wird, zeigt, das das Gedankenkonstrukt, es ist so weil es so sein muss, in sich nicht stimmt.


    Ich zitiere einfach auch mal sinngemäss Aussagen verschiedener Eltern oder auch Erwachsener in meinem Unterricht, die sich mal zum Thema Gebühren geäussert haben:
    "Hier ist es zwar deutlich teurer als bei der Schule xyz, aber wir finden es auch viel besser".
    Auch das gibt es, was viel zu oft als realitätsfern abgetan wird.


    Wie ich schon schrieb, wer klare Forderungen stellt, wird mit diesen Forderungen nicht den gesammten Markt bedienen können und auch nicht jeden Job, jeden Schüler kriegen.
    Aber wenn er ein stimmiges Produkt anbietet, wird auch der eine oder andere Kunde bereit sein, einen entsprechenden Preis zu zahlen.
    Eine reine "der billigste Preis garantiert Erfolg" Diskussion ist ein Zeitphänomen. Auch der Kunde merkt ab und an, das eben nicht alles gleich ist und man nur auf den Preis schauen darf.
    Natürlich nicht jeder Kunde sieht das, aber muss man wirklich jede Kundenklientel bedienen können?


    Erst kürzlich hatte ich einen "Wechsler", der auch schon mal eine Probestunde bei mir hatte. Der war aber zuerst zur "billigeren" Musikschule gegangen.
    Ein Jahr später kam er dann doch zu mir. Es kann also auch anders laufen...

  • Musik ist nice to have - mehr nicht. Wenn ich krank bin, muß ich zum Doc - der hoffentlich ordentlich ausgebildet ist. Der Nutzen liegt hier auf der Hand. Beim Hausbau ist es ähnlich. Musik dagegen bekomme ich an jeder Ecke. Das ist keine Fertigkeit, ohne die das öffentliche Leben zusammenbrechen würde...


    Von daher scheint es mir Vermessen, so ein Anspruchsdenken zu haben. Musikstudium hin oder her - die Fähigkeit Musik zu machen, befriedigt zunächst mal den Ausführenden. Alles, was darüber hinaus an Benefit kommt (Geld, Groupies...) ist super, aber nicht "einklagbar"
    Grüße


    Olli


    Genau das ist aber genau nicht richtig!
    Erstens ist es kein Anspruchsdenken, wenn man darauf hinweist, das man wirtschaftliche Honorare verlangen sollte.
    Wenn du meine Posts gelesen hast, wirst du die Aussage finden, das ich nicht erwarte, das man in ähnlichen Dimensionen verdient wie andere Freiberufler/Selbständige oder die Vergleichsgruppe Lehrer im Zusammenhang mit dem Thema Unterricht.
    Anspruchsdenken wäre, wenn man sagen würde: ich will so viel Geld verdienen wie ein Arzt.
    Hat hier nie irgendwer behauptet.


    Zweitens ist die Behauptung absolut falsch, das der Mensch keine Musik braucht.
    Es ist ein reines Gedankenexperiment, weil es in der Realität nicht ausprobierbar ist, aber wenn von einem auf den anderen Tag alle Musiker ihre Tätigkeit einstellen würden, und es gäbe weder Musikunterricht noch Konzerte, noch sonstige musikalische Veranstaltungen, dann kannst du sicher sein, das sich die Gesellschaft destabilisiert.
    Musik ist eine der ureigenen Ausdrucksformen und Bedürfnisse des Menschen und gibt es länger als Hausbauer und Ärzte.
    Musik ist so wichtig und ein so integrierter Bestandteile der Menschheit, das es eben gar nicht vorstellbar ist, das es sie nicht gäbe.
    Nur deshalb denken so viele Leute, das sie nichts wert ist.


    Genauso ist der Satz, das Musik machen (und meinst du allen ernstes auch Musik unterrichten?) primär eine Selbstbefriedigung des Ausübenden ist?
    Das ist auch Unfug! Für Unterricht ist so eine Aussage schon völlig abwegig und ein Musiker, der primär nur seine Selbstbefriedigung im Blick hat, wird es ein steiniger Weg werden.
    Mich stören alleine wieder die Begriffe wie Benefit und "einklagbar", weil du hier genau diese Diktion in Raubkopiendiskussionen benutzt, die wieder mal unterstellt, das hier doch alles anders sei.
    Zudem redet hier niemand von einem Anspruch einklagen sondern nur von der Forderung nach wirtschaftlicher Kalkulation bei Musikern.
    Aber letztendlich ist dieser Thread auch nur genau ein Spiegel des Problems, wenn solche Denkweisen vorherrschen.
    Musik macht Spass, Musik braucht keiner, also soll man froh sein, wenn es überhaupt was dafür gibt.
    So nährt man natürlich genau diesen Zustand.

  • Ich habe hier vor vielen Jahren auch schon mal einem Kollegen deutlich zu verstehen gegeben, dass seine Preispolitik nicht vertretbar sei. Er warb auf seinem Flyer auch mit Schlagwörtern wie:


    "Praxisnaher Unterricht ohne viele Noten" und
    "billiger als an Musikschulen!"


    Er meinte damals zu mir, er könne gerade günstige Preise anbieten, da er mit Unterstützung vom Arbeitsamt dabei ist, eine Ich-AG zu gründen. Das, was er vom Amt an Kohle bekam, könne er ja vom Unterrichtstarif abziehen...
    Ich meinte zu ihm, dass er damit erstens all seinen Kollegen ins Knie f... und vor allem auch sich selbst. Was, wenn das Amt nicht mehr zahlt? Dann müsste er auf einen Schlag seinen Tarif drastisch anheben, was sicherlich zur Folge hätte, dass viele der Schüler abspringen. Aber davon wollte er nichts wissen.
    Inzwischen hat sich das aber von selber reguliert. Ich habe mehr als genug Schüler, die meine AGBs akzeptieren und komme mit drei Unterrichtstagen ganz gut hin. Er unterrichtet immer noch für einen schlechten Kurs und ist dabei trotzdem nicht ausgelastet.


    Aber das soll nicht heißen, dass ich nicht auch immer wieder mal ins Schleudern komme, was für ein Honorar denn nun wirklich angemessen ist. Ist es beim Unterrichten noch ziemlich klar, da ich mich da schon festgelegt habe und Schüler das entweder akzeptieren können, oder nicht, so ist es immer wieder schwierig, wenn ich als Drummer gebucht werde.


    Vor Jahren - damals habe ich noch studiert - hatte ich mal eine Anfrage für ein Theaterstück. Ich hatte damals ein angemessenes Honorar aufgerufen (Proben, Fahrten, Übernachtungen, Vorstellungen...). Darauf meldete sich der Intendant und meinte, er könne meine Honorarvorstellungen gut verstehen und würde mir das auch gerne bezahlen. Nur bekäme er für das Geld auch ein 8-köpfiges Polnisches Ensemble und könne deshalb so viel Geld nicht durchsetzen.Ich weiß nicht, wer den Job gespielt hat - ich jedenfalls nicht.


    Ich erlebe es auch oft, dass z.B. Chorleiter auf der Suche nach Begleitbands sich sehr wohl bewusst sind, was es für einen Unterschied macht, ob die Band aus Profis besteht (die auch professionelle Gagen fordern), oder aus Amateuren, die für ein kleines Taschengeld bereitwillig ihre Zeit für Proben und Aufführungen zur Verfügung stellen. Da leider oft das Geld für die Profis nicht da ist, werden diese dann halt nur für die "ganz besonderen Anlässe" gebucht - wenn überhaupt.


    Dennoch gilt auch bei mir immer wieder die im "Ratgeber Frei" erwähnte Fragestellung: Bringt es Spaß, Ehre oder Geld? Ich nehme dann auch gelegentlich "Taschengeldjobs" an, wenn ich an dem Wochenende nichts besseres zu tun habe. Allerdings immer unter dem Vorbehalt, dass ich einen solchen Job nicht halten kann, wenn dann noch ein "richtig bezahlter" reinkommt.
    Und ich bedenke dabei auch immer, was in der Zeit sonst noch so ansteht und ob ich das Wochenende nicht auch besser zum Ausruhen freihalten sollte.


    Was übrigens an dem Vergleich mit anderen Berufen (Webdesigner z.B.) auch hakt ist der Fakt, dass z.B. ein Webdesign einmal akut anfällt. Beim Unterricht jedoch geht es um eine kontinuierliche Arbeit und um ebensolche Zahlungen. Ein Klempner muss kommen, wenn ein Notfall besteht - und da steht der Preis halt fest. Ein Musiker oder Musikunterricht ist immer eher ein Luxusgut, auf das man notfalls auch verzichten kann.

    "If you don't feel it, don't play it." James Jamerson

  • Ein Musiker oder Musikunterricht ist immer eher ein Luxusgut, auf das man notfalls auch verzichten kann.


    Was aber eben auch kein Argument dafür ist, es für ganz wenig Geld anzubieten.
    Ansonsten kann ich mich deinen Ausführungen nur anschliessen. Deckt sich mit der von mir gelebten Realität.
    Und selbst mit deinen schon besseren Unterrichtsgebühren erlebst du ja auch schon, das man da leicht ins Schlingern geraten kann.
    Die Ratgeber freie Definition zur Entscheidungsfindung des Honorars finde ich auch grundsätzlich nicht verkehrt und halte ich in vieler Hinsicht auch so ein.

  • Zitat

    Zweitens ist die Behauptung absolut falsch, das der Mensch keine Musik braucht


    Natürlich ist für gewisse Leute Musik wichtig - aber für mindestens ebesoviele mehr als nebensächlich. Selbst wenn der Mensch an sich ohne Musik nicht überleben kann, heißt das nicht, daß die Sache institutionalisiert oder kommerzialisiert werden kann. Wie man in der Musik oder auch der Kunst im allgemeinen sehen kann, sind hier zumindest in der Popularmusik meistens die Amateure die Treiber bzw. Entwickler von Neuen Sachen. Oder hat z.B Elvis Musik studiert?


    Auch in der Reproduktion (Konzerte) gibt es 1001 richtig gute Amateur/Semi-Pro Bands. Da werden höchst qualifizierte Leute einfach nicht gebraucht. Schön wenn es sie gibt, aber kein K.O. Kriterium wenn nicht.



    Zitat

    Genauso ist der Satz, das Musik machen (und meinst du allen ernstes auch Musik unterrichten?) primär eine Selbstbefriedigung des Ausübenden ist?



    Dabei bleibe ich. Musikmachen dient primär der eigenen Erfüllung. Wer Schlagzeugspielen lernt, nur um damit Geld zu verdienen, macht grundsätzlich etwas falsch. Von Selbstbefriedigung war nicht die Rede. Auch nicht von der Unterrichtsschiene. Das ist eine andere Geschichte.




    Zitat

    Musik macht Spass, Musik braucht keiner, also soll man froh sein, wenn es überhaupt was dafür gibt


    Korrekt :)

  • Das größte Problem ist ja: wie bekomme ich das beste Honorar, welches sich bei meiner Qualifikation erreichen läßt? Das ist eine betriebswirtschaftliche Fragestellung, und die unterscheidet nicht zwischen Musiker und anderen 'Gewerbetreibenden'. Jeder, der mit den ihm gegebenen Fähigkeiten Geld verdienen möchte, muß sich einige Fragen stellen (oder, anders ausgedrückt, ein 'Geschäftskonzept' erarbeiten). Das beinhaltet: wen will ich bedienen, und wenn ich den bediene, wieviel muß ich verlangen, um überleben zu können (Rücklagen für Steuern, Abgaben, Krankheit dürfen nicht vergessen werden!!). Da muß man schon ordentlich rumrechnen und auch über einiges an Fach- und Branchenwissen haben, um was sinnvolles auf die Beine zu stellen. Ich denke, daß ist es, was Drumdidi sagen will. Er hat's so gemacht und fährt gut damit.


    Folgende Überlegung ist hier noch anzuführen: Die Relation Entgelt/Qualifikation läßt sich mit Marktmitteln gut überprüfen:


    - Wenn Du teuer bist, aber im Verhältnis zu wenig qualifiziert, hast Du keine Arbeit
    - Wenn Du billig bist, aber im Verhältnis zu sehr qualifiziert, hast Du zuviel Arbeit und musst rödeln (d.h. die wichtigen Sachen werden nicht erledigt, die vermeintlich dringlichen schon -> uneffizient)


    Fazit: das Verhältnis zwischen Entgelt und Qualifikation ist dann ausgewogen, wenn man davon leben kann, ohne sich totzurödeln. Wobei zu sagen ist, daß billig und unqualifiziert eine Kombination ist, die nur sehr kurzfristig funktioniert. Professionelles Arbeiten soll aber zu Nachhaltigkeit führen, daher ist diese Kombination nicht empfehlenswert.


    Desweiteren: zum Thema 'teuer'
    - muß denn den jeder Balg aus der Nachbarschaft unbedingt mit 5 Jahren schon Geige/Schlagzeug/Dudelsack lernen, nur weil seine Eltern was kompensieren? Ich meine: Nein. Wenn jemand ein Instrument wirklich lernen will, wird er Mittel und Wege finden, dies zu finanzieren. Führt dazu, daß die 'soziale' Argumentation vollkommen wegbricht, was auch sinnvoll ist. Es gibt nämlich immer Einen, der kein Geld hat und trotzdem eine bestimmte Leistung haben möchte ...


    Die Musikschulen kalkulieren da anders: die bekommen Ihren Ertrag aus der Menge der Schüler, nicht der Quälität des Angebots. Insofern ist Vorsicht geboten, wenn man sich mit der Stundensatz-Kalulation an der Musikschule orientiert. Die haben einfach ein anderes betriebswirtschaftliches Modell als der freie Lehrer! Das kann man seinen Schülern (oder deren Eltern) auch so sagen, wenn man über die Honorare spricht.


    Achtung: alle Aussagen setzen gedanklich voraus, daß sauber kalkuliert und wirtschaftlich gehandelt wird, ohne den Kunden abzuzocken. Reicht, wenn daß die Bahn- und Telekom-Manager machen, müssen wir nicht auch noch damit anfangen, finde ich!


    Beste Grüße, S.

  • Am Fakt: Kunde als Zahlender kommst Du aber nicht vorbei


    Darum geht's ja auch gar nicht: die Frage ist, wieviel zahlt der Kunde und kann ich davon leben?
    Und wenn nicht, was muß ich ändern? Und wo kann ich was ändern?


    Beste Grüße, S.

  • Wer Schlagzeugspielen lernt, nur um damit Geld zu verdienen, macht grundsätzlich etwas falsch.


    Das gilt für alle Berufe, die besondere Qualifikationen erfordern, wie z.B, Grafiker, Informatiker, usw. genauso.
    Wenn Du mit möglichst wenig Aufwand zu Geld kommen möchtest, solltest Du keinen Beruf ergreifen, der spezielle Fertigkeiten erfordert, geschweige denn, dessen Ausübung darin besteht, individuelle und nicht kopierbare Leistungen zu erschaffen. Frag mal Autoren, Therapeuten, Programmierer ...
    Es geht wohl vielmehr darum, mit einer bestimmten Fähigkeit seinen Lebensunterhalt verdienen zu können und das auch noch mit Freude an der Arbeit zu tun.


    Beste Grüßße, S.

  • Was aber eben auch kein Argument dafür ist, es für ganz wenig Geld anzubieten.


    Sollte es auch nicht sein. Vielleicht hätte ich schreiben sollen "...auf das notfalls auch verzichtet wird."

    Zitat

    Und selbst mit deinen schon besseren Unterrichtsgebühren erlebst du ja auch schon, das man da leicht ins Schlingern geraten kann.


    Beim Unterrichtshonorar und den Unterrichtsbedingungen gerate ich nicht ins Schlingern, denn die stehen ja fest und ich weiß auch, dass sie noch an der Unterkante kalkuliert sind. Das Schlingern setzt ein, wenn Konzert-, Workshop- oder Studiogagen ausgehandelt werden müssen.

    "If you don't feel it, don't play it." James Jamerson

  • Unterrichtsgebühren : Städt. Musikschulen werden von Städten und
    Kommunen finanziell unterstützt (Tendenz gegen NUll). Haushaltslage
    schlecht - Sparmaßnahmen - Gebührenerhöhung. Es geht vornehmlich um
    Personalkosten, Gewinnerzielungsabsichten gegen Null. Resultat :
    Sukzessiver Übergang zu (billigeren) Honorarverträgen.



    Private Musikschulen haben also hier die Orientierungsmöglichkeit. Sie
    haben einerseits einen größeren Kostenapparat(Mieten, Steuer),
    andererseits auch klare Gewinnerzielungsabsicht. Die Honorare liegen
    deshalb nochmals eher tiefer.




    Der Privatlehrer muss eben kalkulieren....






    Der "materielle Wert" dieser Arbeit ist eher relativ und richtet(e)
    sich nach vergleichbaren, tariflich geschützten Berufsgruppen.









    Gagen: Hier ist es eigentlich oftmals einfacher. Wer ein Stadion vollmacht, kann ordentlich Gage verlangen. In einem kleinen Laden
    hängt es vom Umsatz ab und lässt sich einigermaßen nachvollziehen.


    Wer auf Betriebsfeiern von der Deutschen Bank spielt, kann spekulieren...




    Was ist es in Geld eigentlich wert, wenn 2 Leute eine Nacht lang
    aufpassen, dass keiner der 30 Patienten auf ihrer Station stirbt,
    nachdem sie zuvor dafür sorgten, dass jeder ausgiebig isst und trinkt
    und ggf. die Windeln gewechselt haben?

  • Was übrigens an dem Vergleich mit anderen Berufen (Webdesigner z.B.) auch hakt ist der Fakt, dass z.B. ein Webdesign einmal akut anfällt


    Das stimmt nicht. Selbst bei ausgewiesenen Projektarbeiten ist es so, daß man den Kunden im Nachgang zu betreuen hat und Verbesserungen oder Erweiterungen durchführt. Es ist hier ein langfristiger Prozeß im Gange, der die Honorarfrage immer wieder aufwirft. Abgesehen davon will man ja, daß der Kunde sein nächstes Projekt nicht woanders macht. Musiker bzw. Musiklehrer lassen sich von der geschäftlichen Seite her sehr gut mit anderen Berufen vergleichen, sofern diese nicht über eine Gebührenordnung verfügen (wie z.B. Anwälte, Notare oder Steuerberater) oder deren Abrechnung durch andere Instanzen erfolgt (z.B. Ärzte)


    Beste Grüße, S.

  • Kannst Du mir (bzw. Dir) diese Frage beantworten?


    .


    Für mich: Das muss ich, schließlich will ich mich und meine Familie von meinen Honoraren ernähren.
    Problematisch dabei ist, daß man sich diese Fragen (oder das "Geschäftskonzept") immer wieder vornehmen und neu überprüfen muß.
    Niemand hat eine allwissende Glaskugel zuhause, mit der alle Einflußgrößen und Entwicklungen abgesehen werden können. Daher muß man sich auf Annahmen stützen und diese immer wieder mit den gemachten Erfahrungen revidieren. Ich mach das jetzt über 10 Jahren, und es klappt mal besser, mal schlechter. Fest steht, daß man mit zunehmender Erfahrung die Anforderungen besser einzuschätzen lernt, und manchmal muss man halt Nachverhandeln oder ein Projekt nicht durchführen, wenn's zuwenig bringt. Das ist nicht leicht.


    Für Dich:
    - wieviel zahlt der Kunde -> kommt auf den Durchschnitt in der Gegend, Deine Qualifikation und wieviel der Kunden davon sieht, sowie auf dessen Brieftasche an.
    - kann ich davon leben: Einnahmen - (Ausgaben + Rücklagen) = Ertrag, sollte > 0 sein
    - was kann ich ändern/wo kann ich was ändern:
    1. Kunde: nachverhandeln oder nicht bedienen (d.h. statt dessen einen anderen, lukrativeren Kunden suchen)
    2. eigene Wirtschaftlichkeit: sind die Kosten, die ich verursache, tatsächlich notwendig oder geht's auch billiger?


    das war jetzt recht grob und ohne jeglichen Anspruch auf Vollständigkeit. Wem noch mehr einfällt: nur her damit


    Beste Grüße, S.

  • Der Privatlehrer muss eben kalkulieren....


    Die interessante Frage ist ja: _wie_ macht er das, und kann er davon langfristig leben?
    Wichtig ist aber in Deinem Post, daß, wie bereits beschrieben, Musikschulen ein _wesentlich_ anderes Geschäftsmodell fahren als ein freier Lehrer/Musiker.

  • Das stimmt nicht. Selbst bei ausgewiesenen Projektarbeiten ist es so, daß man den Kunden im Nachgang zu betreuen hat und Verbesserungen oder Erweiterungen durchführt. Es ist hier ein langfristiger Prozeß im Gange, der die Honorarfrage immer wieder aufwirft.


    Gut, der Vergleich hinkt etwas. Was ich meinte ist, dass man anders zum Musiklehrer kommt, als zum Webdesigner. Beim Webdesigner besteht meist dann doch eher ein akuter Bedarfsfall (z.B. für die neue Firma XY muss jetzt schleunigst ein Corporate Design her), wohingegen beim Musikunterricht meist kein akuter Handlungsbedarf besteht. Man will halt gerne mal Schlagzeug spielen lernen, aber ob man heute oder morgen damit anfängt...

    "If you don't feel it, don't play it." James Jamerson

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