Wie viele Schlagzeugmarken braucht die Welt?

  • Zugegeben war dieser Thread in seiner Überschrift vielleicht schon etwas zu weitfassend, deshalb geb ich nochmal meine Meinung in etwas differenzierter Form zum Besten. Leider kann man sich auch dabei nicht ganz kurz fassen...


    Generell bin ich begeistert von der Vielzahl und Vielfältigkeit der Drumanbieter. Je größer das Angebot, um so besser für uns Drummer. Den Rest regelt der Markt von allein.


    Meine persönliche Meinung zum Markt unterteile ich grob in drei Segmente:



    1. Einsteigersegment


    Hier gibt es leider viel zu viele Billigst-/Hausmarken- u. No-Name-Anbieter. Ein komplettes Set für um die 200 eur, welches zudem noch eine Weltreise von Asien nach Europa hinter sich hat, kann nichts taugen. Auch die Herstellungsbedingungen sind vermutlich aufgrund der Niedrigstlohnkosten ethisch von keinem Zentraleuropäer, der sich oder seinem Kind ein Drumset kaufen möchte, zu vertreten. Was man bekommt, ist zu 95% Schrott und die Freude bei einem jungen Menschen über den anfänglichen optischen Eindruck eines Schlagzeugs kann schnell in Frust umschlagen, wenn die ersten Schrauben abbrechen oder durchdrehen, denn sowas wird früher oder später unweigerlich passieren. Oder die Billigfelle, die den Herstellern ein enormes Sparpotential bieten, gehen kaputt. Wenn man dann mal einen neuen Satz gekauft hat, ist man schon fast wieder einen Hunderter mehr los und wer Fortschritte an einem solchen "Instrument" macht, will schnell was besseres.


    Schon steht man wieder vor dem vielseits bekannten Problem, daß auf diese Art alles zweimal gekauft wird und der Erkenntnis, daß man sich das erste hätte sparen können. Bleibt zu hoffen, daß aus dem entstandenen Frust nich der Spaß am Trommeln ganz verloren geht. Den einzigen logischen Zweck erweisen diese Sets in dem Nirvana Video "Smells like Teenspirit", wo ein solches am Ende geschrottet wird. Das wiederum ist eine bedenkliche Art mit der Achtung gegenüber den armen Menschen umzugehen, die für die Herstellung dieser Produkte ausgebeutet werden. Es wäre also wünschenswert, wenn diese Produkte vom Markt verschwinden, was sie aber nicht tun werden, da es immer Leute geben wird, die der Versuchung nicht widerstehen können das billigste vom Billigen zu kaufen, weil sie keine Ahnung haben oder sich einfach nichts anderes leisten können.


    Ein Einsteigerset unter 400 - 500 eur ist einfach nicht zu empfehlen. Und hier rate ich persönlich zu den etablierten Marken, die zwar auch mit einfachen Hardwareteilen ausgestattet sind, aber in der Entwicklung von der langjährigen Erfahrung und Produktion von hochpreisigen Schlagzeugen auch für das Niedrigpreissegment profitieren. (Sonor 505/507, Yamaha Gigmaker, Tama Imperialstar, Pearl Forum, Mapex)



    2. Mittelklasse


    Ich bin beeindruckt von dem, was die etablierten Firmen in dem Bereich von 1.000 - 2.000 eur heute an Preis-Leistung bieten. Auch hier profitiert der Kunde von abgespeckten Versionen hochpreisigerer Entwicklungen. (Wie wäre sonst z.B. das Yamaha Stage Custom Nouveau mit y.e.s.s. Tomaufhängung u. Hook Lug Böckchen möglich gewesen? Schade nur, daß es mit den Böckchen inzwischen nicht mehr angeboten wird.) Den neueren Marken kann ich in diesem Segment nicht so viel abgewinnen, weil sie meines Erachtens nach im Hardwarebereich den größeren qualitativ hinterherhinken oder eben nur auswechselbare Einheits-Zulieferteile verwenden (rims etc.). Erstaunlich ist, daß sich dennoch einige davon zu halten scheinen, obwohl kleine technische Forschritte (ich sage bewuß nicht Innovationen, denn die gibt es, wie wir jetzt ja alle wissen, bei akkustischen Schlagzeugen nicht mehr) bieten meistens nur größere (z.B. Tama Starcast-Aufhängung o. Pearl I.S.S.). Das macht dann vielleicht das Image einer neuen Marke aus, was dann eben die bekannte Geschmackskomponente anspricht und durch einen prominenten Endorser aufgebaut wird (die Liaison von Bertram Engel u.a. mit RMV ist glaub ich auch schon wieder vorbei, wobei das auch mit dem deutschen Vertrieb zusammenzuhängen scheint, der die Marke inzwischen nicht mehr im Programm hat - Kurzlebigkeit eben).


    Ein wirkliches Image kann ich aber auch nur bei wenigen neuen in diesm Preissegment erkennen (Mapex vielleicht, PDP hat es Dank der Mutter DW geschafft). Neulich hab ich Werbung für ein Set von Adams (dem Kesselpaukenhersteller) gesehen. Ich bin sicher, der Markt selber wird dafür sorgen, daß es nicht sonderlich häufig verkauft wird. Wahrscheinlich müssen sie es einfach im Programm haben und anbieten können oder es ist einfach so leicht, ein Set aus X-beliebigen Zulieferteilen zusammenzuschrauben und den Markennamen aufs Bassdrumfell drucken zu lassen. Das und das einpacken in Kartons machen die Chinesen mit Links. Aber sowas braucht kein Mensch. Daran ist zu sehen, daß es vermutlich mehr Marken als Hersteller gibt. Ich glaube auch ein noch so prominenter Endorser könnte dieser Marke zu keinem coolen Image verhelfen, so gut die Kesselpauken von Adams auch sein mögen.


    Beeindruckend finde ich den Feldzug von Gretsch. Klar ist es nicht der Feldzug von Gretsch selber, sondern der eines der größten Musikinstrumentekonzerne, der die Rechte an dem traditionsbehafteten Markennamen besitzt. Klar kommen auch hier die meisten (oder sogar alles außer der Top of the Line Klasse) Teile aus Asien. Aber die Qualität stimmt, das Image wird gut gepflegt. War Gretsch Anfang der ´90er noch mit dem Ruf behaftet "Super Kessel aber littige Hardware", so hat man z.B. mit einem Renown Maple heutzutage ein super solides, geschmackvolles Set mit etwas Vintage Flair zum angemessenen Preis. Das macht vielleicht sogar mehr Freude, als ein original überteuertes Vintage Kit, welches vielleicht noch restauriert werden muß oder schon ist, weil es sonst (zumindest die Hardware) zu zerfallen droht. Manchmal passen auch die neuen Felle nicht auf die alten Kessel oder ähnliche Kompromisse, die man mit Vintagezeug machen muß (wäre vielleich mal Thema für nen extra Thread;).


    Änlich wie mit Gretsch ist es zur Zeit ja mit Ludwig u. Premier. Sie waren in den ´90ern hierzulande fast wie verschwunden und Dank des Vintage-Booms und der heutigen Technoligie lassen sich zeitgemäße Qualität mit Markenimage verwirklichen. Mit Slingerland war der Versuch nicht so erfolgreich (es gab ihn schon in den ´90ern mit Gregg Bissonette als Schubrakete) und auf das Comeback von Rogers warte ich noch. Der Rechteinhaber von den kultigen North Drums könnte bestimmt auch noch was anfangen.


    Seltsamerweise sind Remo Drums, die eine Zeit lang in den ´90ern recht verbreitet waren, trotz der Marktmacht, die man bei Remo vermuten mag, ziemlich verschwunden (obwohl es sie offiziell auf der Website noch gibt). Sie verwendeten damals ein alternatives Kesselmaterial zu Holz (Holz/Harzgemisch o.ä., sollte besonders feuchtigkeitsunempfindlich sein). Aber mit Terry Bozzio´s Weggang waren auch irgendwie die Drums verschwunden (oder umgekehrt?).



    3.Oberklasse


    Hier ist die Vielzahl der Anbieter vielleicht am interessantesten, denn es wird nicht unbedingt ein Preiskampf ausgefochten und das macht den Weg für Qualität und Entwicklung frei. Interessant dann eben auch nur für diejenigen, die es sich leisten können. Bei ausschließlich allen alteingesessenen, namhaften Firmen ist das Angebot im oberen Preissegment qualitativ jedem Zweifel erhaben. Wofür man sich hier entscheidet, ist reine Geschmackssache. Einige nicht so alteingesessenen Firmen tummeln sich allerding oberhalb der 3.000 Eurogrenze, bei denen ich mich frage mit welcher Berechtigung? Oftmals sind nur die Kessel (aus welchem Material auch immer) aus der eigenen Herstellung und eigens konstruierte Hardware, Tomaufhängungen etc. findet man nicht. Da muß dann das 0815 rims-System und einfache L-Halter ausrechen. Ich finde aber ab einer gewissen Preisklasse sind auch kompfortabel zu betätigende Schrauben, die sich wie Butter drehen lassen (Sonor mit den gummierten Rändelschrauben ist da sehr weit vorn) nicht zu verachten. Es reicht nicht einfach nur ein Exote zu sein.


    Als ich Mitte der ´80er den Drummer von Frank Zappa (Chad Wackerman) auf einem für mich damals etwas merkwürdig aussehenden Set mit dem unscheinbaren Namen Drum Workshop spielen sah, dachte ich, das hat er sich wohl extra bauen lassen. Und so ähnlich war es auch. Vielleicht gab DW irgendwann den Startschuß für Custom Drums. Was nun genau Custom ist, darüber kann man ja streiten, jedenfalls baut DW nur auf Bestellung bzw. nur Unikate (vom neuen Bambusset mal abgesehen). Ich fand die ersten Kisten gar nicht so toll, und die vielgelobte Hardware von damals hat ganz schön schnell mal angefangen zu rosten. Aber mit der Platzierung ihrer Marke in fast jedem zweiten Musikvideo aus den ´90ern haben sie sich ein grandioses Image aufgebaut und der Hype war da. Ich glaube davon leben sie in erster Linie, wenn die Qualität und die Entwicklungen inzwischen neben dem Stück Indivitualität bestimmt bemerkenswert sind und ihren Reiz
    haben. Viele Nachahmer haben sich ähnliches vorgenommen, aber keiner hat es so weit gebracht.


    Eine Marke, der ich etwas mehr zugetraut hätte, ist Ayotte. Sie kamen Ende der ´80er mit edlen dünnen Kesseln mit Verstärkungsringen a la Vintage Drums und den neuartigen Ankerböckchen. Später haben sie die Woodhoops etabliert, viele Customwünsche erfüllt und sich ein cooles Image aufgebaut - kanadisches Maple etc.. Alles zu seinem Preis versteht sich. Bei der Hardware muß man allerdings bis heute auf Fremdanbieter zurückgreifen. Aber das Konzept, schon sehr früh einen Internetconfigurator und weltweites Bestellsytem übers Netz, für das sie als besonders innovative und fortschrittliche Website damals (vor ca. 10 Jahren) einen Internetaward erhielten, einzuführen, ging anscheinend nicht auf und ist längst wieder eingestellt. Das merkwürdige derzeitige Vertriebssystem scheint auch nicht sonderlich förderlich. Trotz eines riesigen und prominenten Artist Rosters sind sie in den Geschäften kaum präsent. Immerhin steht auf der Seite unter News eine Meldung aus dem Januar 2009, die vermeldet, daß sie mit dem Bau von Drums weitermachen.
    Sie kamen ebenfalls nicht daran vorbei, mit der Velvet Serie eine etwas günstigere Schiene zu fahren. Beschreibung auf der Internetseite: "Velvet drums feature a more efficient construction technique that lowers the cost without sacrificing sound and performance." Will vermutlich heißen: Bestimmte Teile werden in Billiglohnländern produziert. Mitbegründer und Namensgeber der Firma Ray Ayotte ist ja offensichtlich längst ausgestiegen und war zumindest zwischenzeitlich mit einer anderen Marke (Taye), die den Mid- u. Lowpreisektor bedient, am Satrt.


    Ich glaube, daß eine Firma ab einer gewissen Größe nicht nur von den Oberklasseprodukten existieren kann, weil die Qualität, die der Kunde zu Recht erwartet, zunehmend unbezahlbar wird. Das ist bei DW mit PDP nicht anders. Geschickterweise hat DW mit PDP eine günstigere eigene Marke geschaffen, die am Image von DW selbst nicht kratzen kann. Gespannt sein kann man auch, wie sich z.B. Orange County Drum & Percussion in dieser Richtung entwickeln wird (wird da z.B. auch mal ein günstiges Einsteigerset kommen?). Firmen, die mit günstigen aber guten Produkten genügend Umsatz machen, können auch in Entwicklung teurer Instrumente investieren, was der gesamten Produkpalette wiederum zugutekommt. Die unterschiedlichen Segmente, brauchen sich also gegenseitig. Nur so kann auf Dauer ein ausgewogenes Preis-Leistungsverhältnis entstehen. Die großen alteingesessenen sind da natürlich klar im Vorteil.


    Die echten Individualisten wie Handschuh, Highwood usw. haben es sicher schwer, bleiben aber hoffentlich trotz der Vielzahl der Mitbewerber dem Markt erhalten. Sie bauen echte Unikate, nichts von der Stange. Das kann man mit nichts vergleichen und birgt echte Handwerkskunst in sich. Für den Alltag und rotzige Clubs ist so ein edles Instrument schon fast zu schade. Eher was für die Exklusive Highend-Studioausstattung. Da es meist recht kleine Betriebe sind, hängt das Schicksal dieser Firmen oft an wenigen oder einzelnen Fachkräften.



    Vielen Dank für die Aufmerksamkeit! :rolleyes:

  • Hallo.


    Ich finde dieses undurchschaubare Durcheinander der grossen Firmen absolut kontraproduktiv.


    -War es vor 15 Jahren noch möglich das Sonor ein Einsteiger-Set in Deutschland gebaut hat, so ist das heute nicht mehr möglich (?).
    -DW lässt seine Hardware irgendwo in Asien herstellen.
    -Alle möglichen längst verschwundenen Marken tauchen hier und da mal wieder auf (Trixon in England, Rodger hab ich auch schon irgendwo erblickt...)


    Innovative Produkte??
    Ich sehe kaum was.


    Ein Beispiel:
    In einer der letzten DP wurde von der Namm Show berichtet: Die Becken Hersteller scheinen in derart grossen Nöten zu sein, das jeder halbwegs "Gewinn" versprechender Endorser, mit irgendwelchen überflüssigen Signature Becken geehrt wird. Der Gipfel, dieses ganzen von Nike und Adidas abgeschauten Marketing Schwindels, ist diese Becken Serie von Paiste für diesen geschminkten Heini von Knipp Kopp oder wie die heißen.
    Produkte die niemand braucht. Null Innovation.


    Was mich aber am meisten ärgert ist die Fa. Sonor. Ich habe hier einige alte Ständer von denen, leicht gebaut und super funktional. Halten seid 30 Jahren und sind dauernt unterwegs. Nun aber lassen Sie Ihre leichte Hardware in Asien bauen. Das Zeug bricht mir teilweise im Unterrichtsraum schon auseinander. Diese Firma ist leider auf dem besten Wege Ihren guten Ruf komplett zu verspielen.


    Alles was ich sehe (bei den grossen Firmen) ist: Marketing und ehemalige BWL Studenten die das Ruder übernommen haben.
    Traurig.


    Gruss
    Holger

  • @ Stockverlierer2:
    Was hast du denn für eine Serie von neuen Stativen von Sonor? ICh habe auch ein paar, bunt gemischt, 200er/400er und ein 600er. Die 200er sind unstrittig, die sind absolut nicht der bringer. Aber ab den 400ern? Find ich absolut in Ordnung und sind auch stabil. Ich schlepp die auch mit mir seit nem Jahr mit mir rum und bin auch nicht zimperlich mit denen. Die halten einiges und stehen stabil.

    self-destructive

  • das überangebot an einsteiger- und mittelklasse sets ist natürlich in erster linie durch den asiatischen markt entstanden. mittlerweile gibts auch in taiwan und china fabriken die sauber kessel fertigen können. das hat natürlich zwei seiten: geld ist hier für europäische firmen nur noch zu verdienen, wenn man die günstigeren produkte eben selber in asien fertigen läßt. oder eben asiatische oem produkte verbaut. gerade was die hardware serien angeht - da kommt mittlerweile doch eigentlich alles aus taiwan. andererseits profitiert der kunde letztlich massiv davon, da er heute zum einsteigerpreis produkte erhält, welche vor zehn jahren schon als semi-pro galten. die kessel der ersten starclassic performer drums beispielsweises sind sicher nicht besser gewesen als die einer gretsch catalina club serie. die kits haben damals allerdings viermal soviel gekostet. das ist schon sehr krass.
    zudem bekommt man von gretsch, pdp und konsorten mittlerweile auch amtliche maple kits zu wirklich gutem kurs. dies läßt die traditionslinien der hersteller im abverkauf sicher stark zurück gehen. dass heißt letztlich: ohne gute aufstellung im einsteiger und mittelklassebereich, kann heute eine in dem letzten jahrzehnten expandierte traditionfirma schnell dicht machen. nicht nur premier und ludwig standen deshalb schon öfter vorm aus, auch sonor hätte es da mal fast getroffen.
    die keller custom bauer konkurrenz macht es den etablierten firmen sicher auch nicht leicht. ein kleiner custom bauer, der das schlagzeug bauen vielleicht gar noch eher als nebeneinnahme betreibt, kann hier letztlich zu ganz anderen kursen verkaufen als ein großer und schwerfälliger betrieb wie sonor oder dw. meines erachtens entfremdet die internationalisierung schon die preise, unsere kaufgewohnheit orientiert sich letztlich nicht am deutsche sondern am taiwanischen lohnniveau. andererseits sind sonor, dw und co auch längst keine coolen traditionsbetriebe mehr, sondern recht große unternehmen, welche in erster linie mit einsteiger und mittelklasse produkten ihre kassen füllen. unter umständen ist ein entkoppeln der bereiche des massenprodukts und der traditionsprodukte da nicht der schlechteste weg. pearl hats vorgemacht und ihrer toplinie wieder custom anstrich gegeben. sonor hat mit dem sq2 hier auch deutlich statement gesetzt. high end produkte finden sicher weiter auch ihre liebhaber. der druchschnittsdrummer jedoch, der eher semi pro unterwegs ist, aber auch manch profi, welcher vor allem arbeitszeugs braucht, wird sich wahrscheinlich auch wegen knapper kasse, eher in der mittelklasse umschauen...

  • Ein ganz großer Vorteil für den Verbraucher ist, daß das Preisdiktat der großen Firmen gebrochen wurde/wird.
    Bis die große Drum-Flut aus Fernost begann, waren die Drumset Preise hier stabil hoch, es gab nur recht wenige Modelle und alles was man unter 1500 DM (750 €) kaufen konnte, war mehr oder weniger Müll.
    Man muß sich das mal vorstellen, die Bassdrum meines alten Pearl MMX hat mal 1200 DM (600 €) gekostet! Für einen, wenn auch handwerklich einwandfreien, und lackierten Holzkessel mit 4mm Wandstärke!!! Stolzer Preis für ein, recht simples, gebogenes Sperrholzteil, oder? Ein Weinfass wäre wahrscheinlich sogar billiger.
    Wenn das in Handarbeit hergestellt worden wäre, und von Hand beigeschliffen, gefräst und lackiert (wie bei einigen echten Custom-Produzenten - z.B.Troyan, Handschuh), hätte der Preis vllt noch eine Berechtigung, aber im Laufe der Jahre ist doch vieles am Trommelbau maschinisiert/computerisiert worden, d.h. vieles ist für die Firmen billiger in der Herstellung geworden, der Preis wurde aber weiter hochgehalten.
    Jetzt zeigen die Asiaten (Pearl, Tama und Yamaha gehören imo nicht dazu), welche Qualität zu kleinem Preis möglich ist und alle anderen Firmen versuchen diese "Verräter" aus dem Rennen zu kicken (z.B. mit Platzierung schlechter Tests in einschlägigen Zeitschriften, etc.), oder sie für sich finanziell nutzbar zu machen (die Vielzahl der "Brandings" beweist es).
    Aber ich denke, viele Hunde sind des Hasen Tod, und der Markt wird noch härter umkämpft werden, bis die ersten "großen" Namen (nicht ganz unschuldig an dieser Entwicklung - z.B. durch fehlende Innovationen) auf der Strecke bleiben.
    Die Kehrseite der Medaille ist natürlich eine hohe Arbeitslosigkeit, wenn einige Firmen nicht durchhalten - aber die gibt es wegen der hohen, immer noch steigenden Maschinisierung, auch in vielen anderen Bereichen, sowieso früher oder später.
    Aber für den Verbraucher sieht es momentan im Drumsektor doch wirklich gut aus.

  • Hammu: Die Frage dabei ist: Bleibt dabei die Qualität bestehen, oder wird alles zwar billiger aber auch immer schlechter ?!


    Ich vermute nämlich, dass es so ähnlich laufen wird wie im PC-Markt, da halten Notebooks und Komplettrechner zum Teil nur ihre 2-3 Jahre, danach kann man die Dinger wegschmeissen weil die "Höchsthaltbarkeitsdauer" der Teile erreicht ist. Nicht, dass die Teile dann (von der Leistung) unbedingt so veraltet wären, sie fallen einfach auseinander->Mainboard im Arsch, Onboard-Grafik gibt den Geist auf, Tastatur hinüber (bei Notebooks), etc...
    Bei Schlagzeugen wird das dann so aussehen, dass entweder die Gewinde der Böckchen reissen, oder die Kessel fleddern irgendwann auseinander weil der Kleber halt, um Geld zu sparen, nur noch in homöopathischen Mengen aufgetragen wird...


    Früher war das hingegen egal: Die Margen waren hoch, aber es wurde dafür auch nicht gekleckert sondern geklotzt! Die Sets waren teuer, dafür hielten sie im allgemeinen auch recht lange. Außerdem war die Situation für die Firma auch eine andere: Es wurden insgesamt weniger Sets hergestellt, dafür waren mehr Leute in den Bau involviert (Arbeitsplatzsicherung!): die hatten 50% Marge pro Set, dafür wurden auch nur 50000 pro Jahr verkauft. Heute wird vllt. die 10-Fache Menge verkauft, jedoch bei vielleicht 5% Marge... Dafür wurden früher aber auch 100 Leute beschäftigt, heute dafür nur noch 20!


    Da frage ich mich ob der Preisverfall wirklich so vorteilhaft ist?! Betriebswirtschaftlich ja, Volkswirtschaftlich wohl eher weniger...


    Und Qualität hat auch heute noch seinen Preis, z.B. eine Verchromung die viele Jahre hält ist halt aufwendiger als eine "Verblendung" von Billigstahl im "Hauptsache billig"-Verfahren.

    Wehret den Anfängen: keine Macht dem Jazz!

  • Zitat

    Jetzt zeigen die Asiaten (Pearl, Tama und Yamaha gehören imo nicht dazu), welche Qualität zu kleinem Preis möglich ist und alle anderen Firmen versuchen diese "Verräter" aus dem Rennen zu kicken (z.B. mit Platzierung schlechter Tests in einschlägigen Zeitschriften, etc.), oder sie für sich finanziell nutzbar zu machen (die Vielzahl der "Brandings" beweist es).


    Hammu, ich schätze sehr vieles an Dir. Das vorneweg.


    Obiges Zitat allerdings macht mir sehr unruhig. Ich würde sehr gerne wissen worauf Du derartige Aussagen gründest, die mich sinnbildich an eine versehentliche MG-Salve in die Reihe unbeteiligter "erinnern". Sorry, sau-blöder Vergleich! Aber dieses Bild habe ich vor Augen.


    Weder würde ich solch ein Vorgehen diversen Redaktionen unterstellen...


    ... (ich wüßte auch nicht welche Firma Ware anderer Hersteller für Reviews zum Test bzw. lancieren schlechter Tests einschickt?)


    ... noch und das ist vielleicht ebenso wichtig: noch den Firmen die nicht zum "Verräterkreis" gehören (bei Dir als "die anderen Firmen" bezeichnet).


    Ich weiß nachweislich von namhaften Firmen, die auch mit der ein oder anderen der ganz "günstigen" (ich vermeide das Wort billig) asiatischen No-Namer über Produktionskooperationen gesprochen haben, sich aber nach Prüfung der Produktionsweise und Zustände vor Ort DAGEGEN ENTSCHIEDEN haben. Aufgrund diverser hier nicht näher auszuführender Mängel.


    Die Pointe ist, dass mir in einem Fall diese Info einer der "Verräter" selbst offenbart hat - also nicht eine der klassischen Drumfirmen, die mit ihnen zunächst eine Kooperation suchte und dann nach Sichtung der Gegebenheiten und Produktionsqualitätvor Ort absprang - sondern einer der No-namer selbst der das zugab, dass ein großer wegen der Mängel absprang.


    Ich behaupte keinesfalls, dass alle kleinen mies wären. Ich wäge für mich recht unaufgeregt diverse Vor- und manche Nachteile auf dem Markt durch die Vielzahl neuer Firmen (und teilweise eben auch Brands) ab. Einzelne leisten beachtliches - andere bieten nix für wenig Geld. Neue Firmen sind prinzipiell für mich auch immer zunächst mal interessant und wecken Neugier.


    "Nur" sind obengenannte 2 Statements von Dir mehr als "weit aus dem Fenster gelehnt"... und mehr als gewagt. Da würde ich gerne einen Nachweis sehen, oder zumindest nochmal nachhaken wollen, WIE? Du das meinst... ???

  • .........
    "Nur" sind obengenannte 2 Statements von Dir mehr als "weit aus dem Fenster gelehnt"... und mehr als gewagt. Da würde ich gerne einen Nachweis sehen, oder zumindest nochmal nachhaken wollen, WIE? Du das meinst... ???


    Ok, vllt hast du Recht und alles ist nicht so schlimm, wie ich es schrieb (ich habe ja als reiner Hobby-User leider keinen Zugang zu irgendwelchen firmeninternen Akten diesbzgl. und somit auch keine Beweise).


    Siehe mein Statement einfach als niedergeschriebenen Frust über diesen ganzen "Branding" Beschi.. (und das nicht nur im Drummingbereich).
    Heute weiß doch auch bei anderen Sachen niemand wirklich, wer hinter einem Produkt steht. Da werden irgendwelche alten Markennamen (Dual, Grundig etc.) von dubiosen Firmen aufgekauft, um den eigenen Kram etwas zu schönen und teurer verkaufen zu können.
    Und da freue ich mich über jede Firma aus Fernost, die sich traut, etwas unter eigenem Namen anzubieten. Um so mehr, wenn sich im Nachhinein auch eine gute Qualität herausstellt (Basix Custom, Peace Snares).
    Und die Tests in den sogenannten "Fachzeitschriften" sind doch auch nicht wirklich ernst zu nehmen. Ich habe no nie einen totalen Verriss in einer Zeitschrift gelesen (weder in Drum, noch in Computer oder HiFi Zeitschriften).
    Alles ist gut und auch seinen, manchmal überhöhten Preis wert - Friede, Freude, Eierkuchen.
    Und ein "Marken" Drumset der unteren Qualitätsklasse wird in den Tests immer wertiger dargestellt, als das quasi baugleiche "Fernost"- NoName-Set, auch wenn dieses oft viel preiswerter angeboten wird (das ist ähnlich wie bei einschlägigen Autovergleichstests: VW ist in solchen Tests immer ein wenig wertiger dargestellt, als ausländische Produkte - auch wenn die Praxis oft das Gegenteil beweist).
    Man muß leider immer zwischen den Zeilen lesen, wie in einem Reiseprospekt - aber das ist anstrengend und nicht jeder kann das.
    Und dazu dann immer noch diese fadenscheinigen Argumente für hohe Preise: muß ja teuer sein, da handgemacht (z.B. bei Becken); muß ja teuer sein, ist doch von Sonor, Ludwig etc. (und das bei den billigst Kisten aus Fernost, die nur ausversehen einen Aufkleber von der Markenfirma tragen, aber ansonsten nicht im Geringsten etwas mit der Qualität, die diese Firmen berühmt gemacht haben, gemein haben); usw.


    So wie wir als Kunden beschi.... werden und das sogar ab und zu mitbekommen, kann man doch nur einen gewissen Hang zu Verschwörungstheorien aufbauen, oder?

    2 Mal editiert, zuletzt von Hammu ()

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!