Folgendes Szenario:
Der Schlagzeuger trommelt wie verrückt, so dass der arme Keyboarder den Sänger nicht mehr auf seiner Monitorbox hört.
Im Idealfall (wenn die Band über einen eigenen Monitormixer verfügt) muss er sich "nur" die Kehle aus dem Hals schreien, um über diesen Missstand zu informieren. Mit "Monitormixer" sei sowohl das technische Gerät, als auch der bedienende Mensch bezeichnet.
Im Normalfall sieht es wohl eher so aus:
- Winken wie wild, um den FoH-Mixer (in diesem Fall der Mensch) zu informieren
- Zeigen auf den Sänger
- mit anschließendem Daumen nach oben
Soll heißen: "Ey Mixer, Sänger muss lauter!!!"
Der FoH-Mixer denkt: "Ja stimmt, heute ist unser Sänger ganz gut drauf" oder "Ja genau, der Sänger ist heute nicht ganz intonationssicher und müsste höher singen" und widmet sich wieder anderen Aufgaben.
Nachdem das wilde Fuchteln mit den Armen nun um Vogel-zeigen, Scheibenwischer und sonstige Gesten ergänzt wird, denkt sich der FoH-Mixer: "Hä? Was meint er denn nun schon wieder?" Denkpause. "Ach, ok, ich hab's verstanden..." Auxweg mit Sänger anheben - nun aber viel zu laut - aber egal, Hauptsache man hört überhaupt was...
Kommt das einem bekannt vor? Es gibt eine perfekte, wenn auch nicht ganz billige Lösung:
Die US-Firma AVIOM hat ein System entwickelt, mit dem sich jeder einzelne Musiker und Sänger selber sein eigenes Monitorsignal mixen kann. Und das funktioniert (vereinfacht erklärt) folgendermaßen:
Bis zu 16 Audiosignale werden, bevor sie in die Stagebox und damit zum FoH-Pult geschickt werden, von einem Gerät abgegriffen (AD-Wandler), welches die 16 Kanäle in einen digitalen Datenstrom umwandelt.
Nun werden diese Signale über handelsübliche RJ45-Netzwerkkabel an die Musiker verteilt. Dies kann entweder in Reihe von Musiker zu Musiker oder aber mit einem separaten Gerät sternförmig von o.g. AD-Wandler geschehen.
Jeder Musiker verfügt nun über einen eigenen kleinen Mixer, der als DA-Wandler funktioniert. Das durch jeden Musiker gemischte Signal wird über einen analogen Audio-Ausgang entweder an eine aktive Monitorbox oder - was noch besser ist - an ein adäquates In-Ear-Monitoringsystem geschickt.
Ich habe das ganze in einer kleinen Abhandlung beschrieben, die hier zu finden ist:
http://eickermusik.de/empfehlu…--studio/aviom/index.html
AVIOM ist ein innovativer Vorreiter eines solchen Systems, aber es gibt noch einige weitere vergleichbare - wenn auch sehr kompromissbehaftete - Lösungen.
Mittlerweile ist aber auch die Firma Roland auf die Idee gekommen, mit ihrem hauseigenen Audio-Datensignal ("REAC" genannt) ein vergleichbares System anzubieten. Es nennt sich "m48" und bietet noch einige Zusatzfeatures, wie z.B. Limiter und ein Ambiance-Mic.
Aber - meine Güte - wieso ist noch keiner auf die Idee gekommen, einen Audio-Eingang einzubauen, um das eigene Instrumentensignal direkt an seinem Platz in den digitalen Datenstrom einzuspeisen? Aber mich fragt ja keiner...
Was habt ihr für Erfahrungen mit Monitoring? Kennt ihr das AVIOM? Wie findet ihr es?
Gruß Michael