Guten Abend die Herren!
Ich hab über die Suche im Bezug auf Praktika nur was zu welchen bei Trommelbauern, Musikläden, Tonstudien, etc. gefunden - nich wirklich was zu "Schlagzeuglehrer" an sich.
Jetzt ist es so, dass ich vor 2 Wochen mein BOGY (Berufsorientierung an Gymnasien) bei meinem Schlagzeuglehrer gemacht hab. Zu der ganzen Geschichte muss man nen ausführlichen Bericht abgeben.
Wär super, wenn jemand Interesse hätte, sich das Ganze mal durchzulesen und vielleicht das ein oder anderen dazu zu sagen. Zitiert ist der eigentliche Hauptteil in dem beschrieben wird, wie das so als Lehrer abläuft, wie ne Stunde funktioniert etc.. Wenn jemand Kommentare dazu hat, ob man dies oder jenes anders schreiben/gar nicht schreiben sollte oder könnte - nur her damit!
Vielen Dank schon mal, hier kommt das Teil:
ZitatAlles anzeigenAblauf und Form der Erkundung
Meine Betreuung erfolgte durch meinen Schlagzeuglehrer. Er war auf der Swiss Jazz School in Bern und arbeitet seit 1975 hauptberuflich als Musiker. Dieses Jahr feiert seine Schlagzeugschule ****** **-jähriges Jubiläum. Sie ist die größte private Musikschule *********.
Im Vorfeld erklärte er mir, dass er mich „einfach unterrichten“ lassen werde. Schon vor einigen Monaten ließ er mich eine Probestunde unterrichten, da er zukünftig Interesse in mir als 2.-Lehrer habe. Daher bekam mein Schlagzeuglehrer aus meiner Praktikumswoche wahrscheinlich ebenfalls ein positives Ergebnis.
Nicht zuletzt weil es aufgrund der Grippewelle zu einigen Schülerausfällen kam und wir dadurch zu einigen „Freistunden“ kamen, in denen wir ausgiebig über manche Schüler und das Unterrichten redeten oder einfach über die Musikwelt diskutierten. Dadurch bekam ich auch interessante Einblicke in die Entwicklung dieser und in das Leben eines Vollzeitmusikers.
Beschreibung der Erkundungsstelle
Aufgrund der Priorität des eigentlichen Unterricht-Gebens bei einer Schlagzeugschule wird im Folgenden eine Einzelstunde exemplarisch beschrieben.
Die Stundenvorbereitung
Im Vorfeld gilt es eine Anzahl verschiedener Vorbereitung zu treffen: zunächst sollte ein ausführliches (allgemeines) Unterrichtskonzept erstellt werden, damit das Unterrichtswesen mit einem roten Faden abläuft. Dieses Konzept kann vorab auf alle Schüler übertragen werden. Geschwindigkeit und Vertiefungen – also die Prioritätensetzung der einzelnen Themen sollte allerdings individuell nach Schüler erfolgen. Nicht zuletzt ist dies von Alter, Talent und Fleiß des jeweiligen Schülers abhängig.
Des Weiteren stellt man vor der Stunde eine grobe Einteilung auf. Wie steigt man ein? Wie und wann werden die Hausaufgaben des Schülers „kontrolliert“? Wie und wann führt man gegebenenfalls in ein neues Thema über? Was für Hausaufgaben bekommt der Schüler für die nächste Stunde?
Sind diese Schritte routiniert und benötigen nur noch kurze Gedankengänge, reichen fastwenige Sekunden aus, eine Unterrichtsstunde vorzubereiten.
Eine genauere Beschreibung verdient hierbei noch das Buch, mit dem in den ersten Jahren hauptsächlich gearbeitet wird. Es trägt den Namen Syncopation und ist bei jedem Übungsabschnitt mit dem gleichen Aufbau versehen. Hierbei wird so vorgegangen, dass zunächst 15-28 Einzelübungen folgen, welche in 5-12 Zeilen „Exercise“ alle eng hintereinander vorkommen. Zunächst beschäftigt man sich mit den Einzelübungen einzeln, danach mit den Einzelübungen hintereinander, später mit einzelnen Zeilen der „Exercise“ und zuletzt allen Zeilen der „Exercise“ hintereinander. Beherrscht der Schüler dies alles, kann der einzelne Themenkomplex als abgeschlossen betrachtet werden.
Hinzuzufügen ist allerdings noch, dass die Übungen selten so gemacht werden, wie sie eigentlich in „Syncopation“ stehen. Vielmehr werden die einzelnen Übungen auf bestimmte andere Anwendungsbereiche übertragen, sodass z.B. nur eine Hand die eigentliche Übung des Buches spielt und die anderen Gliedmaßen etwas Anderes spielen.
Die Stunde an sich
Wenn der Schüler den Raum betritt, beginnt die eigentlich Stunde. Mit einer freundlichen Begrüßung kann man dem Schüler schon mal eine gute Atmosphäre vermitteln um ein angenehmes Lernen herzustellen.
Falls es aufgrund der Schüleranzahl nicht wirklich möglich ist, sich den Stand des Einzelnen direkt ins Gedächtnis zu rufen, ist dies mit einem Blick ins Hausaufgabenheft getan. Um einen eindeutigen Überblick zu schaffen und zu erhalten werden darin die Fortschritte bzw. Hausaufgaben mit Datum festgehalten.
Ist man also mit dem jeweiligen Stand des Schülers vertraut, kann der eigentliche Unterricht beginnen. Dies beginnt meist mit einem kurzen Warmspielen. Hierfür kann beispielsweise das Zusammenspiel (es werden z.B. drei Takte Beat/Rhythmus zusammen gespielt und ein Takt abwechselnd mit einem Fill-in/Break improvisiert) oder eine Hausaufgabe, die der Schüler gut beherrscht genutzt werden. Somit schafft man einen Übergang zur weiteren Kontrolle der Hausaufgaben.
Hierbei spielt man zusammen mit dem Schüler die einzelnen Hausaufgaben durch, weist auf etwaige Fehler und Probleme hin und hilft dem Schüler, diese zu bewältigen. Die Bewältigung kann mit einer Reduzierung des Tempos, einem Rückgriff auf schon behandelten Stoff, einer erneuten Erklärung oder dem eigenen Vorspielen erfolgen. Nachdem der Schüler die Aufgabe bewältigt und auch einige Male hintereinander fehlerfrei spielen kann, wird anschließend im aktuellen Stoff weiter fortgeschritten.
Wenn ein neues Thema angeschnitten wird, baut man am besten „Brücken“ zu vergangenen Themen auf, um dem Schüler den Einstieg zu erleichten. Falls sich weitere Probleme erweisen, wird wie oben beschrieben vorgegangen.
Je nach Erfolg und Anzahl der Fehler (siehe hierzu auch Stundenvorbereitung) erschließt sich Menge der weiteren Hausaufgabe. Diese wird im Hausaufgabenheft notiert und gegebenenfalls mit einer schriftlichen Erklärung versehen.
Die Stundennachbereitung
In den meisten Fällen, die ich erlebt habe, wartet der nächste Schüler bereits als der vorherige den Raum verlässt. Sollte dies nicht der Fall sein, kann man sich die Vorbereitung erleichtern indem man sich Gedanken über den weiteren Unterrichtsverlauf macht. Dies ist jedoch auch nur bei einer relativ kleinen Schülerzahl möglich.
Anforderungen an den Lehrer
Wegen meiner schon vorhandenen Erfahrung konnte sich mein Lehrer mit Kritik direkt ziemlich zurückhalten.
Zunächst erklärte er mir gewissermaßen die Grundzüge der Pädagogik und wie man den Schülern in den meisten Fällen „über den Berg helfen“ kann (siehe Die Stunde an sich). Außerdem merkte ich recht schnell, dass es einer Menge Konzentration (selbstverständlich auch erst mal das technische Können) bedarf, selber beim Spielen keine Fehler zu machen und gleichzeitig die Fehler der Schüler, bezüglich Rhythmik, Spielfluss, Timing, Technik, Dynamik und Haltung, zu erkennen und anschließend zu bearbeiten. Auch ist es wichtig, durch deutliches Einzählen und eine klare Unterrichtsstruktur eine bestimmte Autorität zu zeigen.
In Verbindung damit gilt es auch, ein selbstbewusstes Erscheinungsbild zu liefern und – wie oben schon mit der „freundlichen Begrüßung“ angedeutet – einen bestimmten Draht zum Schüler herzustellen und somit Vertrauen zu schaffen.
Ferner ist eine Menge Geduld notwenig. Zum einen mit den einzelnen Schülern in der Unterrichtssituation: es muss eine ständige ansprechende Bereitschaft vorhanden sein, sich den Problemen des Schülers zu widmen und diesem freundlich entgegen zu kommen. Zum anderen im Alltag: Stunde für Stunde, Woche für Woche, Monat für Monat – ja sogar Jahr für Jahr muss man den „Kunden“ gegenüber stets freundlich sein und immer den gleichen Stoff vermitteln, vermitteln wollen. So kann aus lockerer Routine schnell ein grauer Alltag werden, in dem sich ein bestimmter Ablauf ständig wiederholt – wenn auch mit anderen Schülern.
Letztendlich kann man also sagen, dass man als professioneller Schlagzeugerlehrer eine Menge Qualifikation und Know-how mitbringen muss. Nicht nur um den Schülern einen angenehmen und erfolgreichen Unterricht zu vermitteln, sondern auch um sich selbst diszipliniert und konzentriert zu halten.
P.S.: So im Nachhinein sieht das dann doch nach wesentlich mehr aus... Verschiebung ("notfalls" auch in den Müll) kann ich nachvollziehen!
P.P.S.: Betrachtet es vielleicht unter dem Aspekt, dass das nächste Woche mal der Politik-Lehrer aufm Schreibtisch liegen hat und ne Note drunter setzen muss