Das Audix D6 verbiegt den Frequenzgang des Signal übrigens noch bedeutend stärker als das D112. Das ist geschickt gemacht und klingt weniger rücksichtslos, als es aussieht:
(entschuldigt bitte die miese Grafik, ich habe nur dieses pdf)
Ich kann das Mikrofon sehr einfach einrichten, denn wenn ich es zwischen Mezzoforte- und Forte-Bereich des Fells auf den Schwingungsknoten richte, bekomme ich den Schlegel-Klang sehr druckvoll und habe trotzdem genügend Fell und Obertöne, was insgesamt sehr lebendig klingt. (Merke: Bei mir haben Resonanzfelle keine Löcher und das Mikrofon steht vor der Trommel. Der Hörer hält ja auch nicht seinen Kopf in die Bassdrum.)
Mit dem D112 hatte ich besonders Live oft einen guten Sound. Ich finde allerdings, dass es zu recht aus der Mode gekommen ist, weil mir der Trend zu detailreicheren, offeneren Klängen gut gefällt. Bei Aufnahmen ist meine persönliche Erfahrung, dass es weniger variabel ist als das D6. Ein EV RE20 ist eine gute (aber teurere) Alternative zu beiden, die allerdings ganz anders funktioniert und sich ausserdem hervorragend für Blasinstrumente und Sprache eignet. Seit viele Produzenten eine gewisse Vorliebe für besonders tiefe Frequenzen entdeckt haben ist allerdings auch das RE20 ein klein wenig seltener im Einsatz. In diesem Fall finde ich aber: zu Unrecht, denn es bildet große Trommeln sehr natürlich und ehrlich ab, ohne zu dröhnen. Für die ganz tiefen Frequenzen, stelle ich eher in leicht größerem Abstand zusätzlich ein AKG C414 vor die Trommel, dessen Phase invertiert wird. Dies bildet Bässe auf eine Art und Weise ab, die kein dynamisches Mikrofon leistet.
Man sieht also: es gibt eigentlich keinen Grund, ein bestimmtes Mikrofon einem anderen grundsätzlich vorzuziehen. Es ist immer zielführend, die Eigenschaften des Werkzeugs mit dem man arbeitet möglichst genau zu kennen und genauso gezielt einzusetzen wie sein Gehör.
D112 Frequenzverlauf:
EV RE20 Frequentverlauf: